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Die Danziger Rede

des Reichsaußenministers v. Ribbentrop
am 24. Oktober 1939

o. O., o. V., 1939.
Dieses Digitalisat sowie Faksimile Scans © 2005-2019 by The Scriptorium.
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Da die Originalausgabe dieser Rede mit der Zeit sehr selten geworden und kaum irgendwo mehr aufzutreiben ist, haben wir hier zu Dokumentarzwecken Scans unseres Originals eingefügt; durch Anclicken der kleinen Abbildungen kommen Sie zu Scans in lesbarer Größe.


Titelblatt
Meine Volksgenossen!

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Schon lange ist es her, als ich vom Parteigenossen Forster zum erstenmal eingeladen wurde, in der damals sogenannten "Freien", in Wirklichkeit aber schwer bedrückten Stadt Danzig zu sprechen. Mehrere Male mußte wegen außenpolitischer Vorgänge, über deren Mangel wir in den letzten Jahren ja nicht gerade zu klagen hatten, meine Reise verschoben werden, bis eines Tagen dann doch mein lang gehegter Wunsch, Danzig kennenzulernen, über Nacht in Erfüllung ging, und zwar in einer unvorhergesehenen Weise in Erfüllung ging: Ich konnte den Einzug des Führers in das befreite Danzig miterleben! Unvergeßlich wird es mir immer sein, wie unser Führer als siegreicher Feldherr aus Polen kommend in Ihrer schönen Stadt seinen Einzug hielt und von der Danziger Jugend mit glänzenden Augen und von Ihnen allen mit einem Jubel und einer Begeisterung ohnegleichen begrüßt wurde. Nach über 20 Jahren größter Schwierigkeiten und schwerster Unterdrückung ist Danzig nun wirklich frei geworden. Für diese große und endgültige Lösung der Danzig- und Korridorfrage, die als eins der schwersten und perfidesten allen Unrechts von Versailles auf dem deutschen Volk lastete, gilt dem Führer unser heißer Dank!

Der heutige Tag, der 24. Oktober, ist in der Geschichte Danzigs besonders denkwürdig. Es ist der Tag, an dem der Parteigenosse Forster im Jahre 1930 in Danzig eintraf und die endgültige Gründung des "Gau Danzig" der NSDAP. vornahm. Die alten Parteigenossen, die heute hier anwesend sind, kennen die erste Etappe dieses Kampfes der Gewinnung Danzigs für die nationalsozialistische Bewegung, der von der Parteileitung im Reich als der Kampf auf einem deutschen Außenposten immer mit besonderem Interesse und besonderer Wärme verfolgt wurde. Die Machtübernahme im Reich am 30. Januar 1933 bedeutete auch für den Gau Danzig einen neuen Aufschwung, indem die Ideen Adolf Hitlers sich nun tagtäglich mehr durchsetzten und bald ganz Danzig erfassen sollten.

Die zweite Etappe des nationalsozialistischen Kampfes war gekennzeichnet durch die Losung "Rückkehr zum Reich!" Dieser Zeitraum von 6½ Jahren war für die Danziger Führung außerordentlich schwierig. Sie hatte die Aufgabe, einerseits das Deutschtum in Danzig gegen den dauernden wirtschaftlichen und politischen Druck der Polen zu erhalten und immer mehr für das Ideengut des Führers zu gewinnen, und andererseits entsprechend der vom Reich verfolgten Politik der Verständigung mit den Polen ein erträgliches Verhältnis zum damaligen polnischen Staate aufrechtzuerhalten. Es würde heute abend im Rahmen dieser Kundgebung zu weit führen, auf die vielen Schwierigkeiten, Rückschläge, Kompromisse, Krisen und Schlimmeres, an denen die Geschichte Danzigs innerhalb der sechseinhalb Jahre übervoll ist, näher einzugehen. Eins aber möchte ich heute abend doch sagen: Danzig und seine Führung haben sich in dieser Zeit geradezu als vorbildliche Kämpfer des Führers gezeigt, und - als der zuständige Minister, für den Danzig immer eine Art außenpolitisches Schmerzenskind war, darf ich dies wohl sagen - so manches diplomatische Glanzstück fertiggebracht. Hin und her geworfen zwischen der selbstverständlichen Loyalität gegenüber der Verständigungspolitik des Reiches mit Polen, dem dauernden Druck Polens, seine ihm im Friedensvertrag eingeräumten Rechte wirtschaftlicher und politischer Art weiter auszubauen, den Beschlüssen weltfremder, unfähiger, ja oft böswilliger
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Völkerbundsinstanzen, gegen die der Danziger Senatspräsident Greiser einen dauernden schweren und aufopferungsvollen Kampf zu führen hatte, und gegenüber den inneren marxistischen Feinden, die nach der Machtergreifung das Feld ihrer Tätigkeit zum Teil nach Danzig verlegt hatten, war es bestimmt nicht immer leicht, den richtigen Weg zu finden. Es ist ein Gebot der Fairheit, bei dieser Gelegenheit auf die gerechte und superiore Amtsführung des letzten Völkerbundskommissars, des Schweizer Professors Burckhardt, hinzuweisen, der immer bestrebt war, einen gerechten Ausgleich der Interessen herbeizuführen, und dessen Tätigkeit eine rühmliche Ausnahme im Vergleich zu manchen seiner Vorgänger darstellt.

Das große Verdienst der nationalsozialistischen Führung in Danzig und damit des Gauleiters Parteigenossen Forster ist es aber, daß er es fertigbrachte, trotz dieser manchmal fast unüberwindlich scheinenden Schwierigkeiten Danzig rein deutsch zu erhalten und dem Führer damit die Heimholung der Stadt ins Reich erleichtert zu haben. Besonders in den kritischen Tagen und Wochen dieses Jahres hat sich Parteigenosse Forster auf diesem schweren Vorposten bewährt. Seine Ruhe, seine Zuversicht und sein unbeirrbarer Optimismus haben sich nicht nur auf die Partei, sondern auf ganz Danzig übertragen und waren damit entscheidend für die Kaltblütigkeit, die ausgezeichnete Haltung und Disziplin seiner Bevölkerung. Die tapfere Haltung der SS-Heimwehren, ihr Einsatz bei dem Kampf um die Westernplatte [sic], um die polnische Post, bei den Kämpfen an der Grenze um Zoppot, an der Erstürmung von Dirschau und bei sonstigen Kampfhandlungen sind Ruhmestaten, die heute unlösbar mit der Geschichte der Befreiung deutschen Bodens von polnischer Unterdrückung verbunden sind. Danzig hat mit der Heimkehr zum Reich lange warten müssen, es mußte viel Geduld haben, aber eine um so herrlichere Zeit wird nun für diese schöne Ostseestadt im großdeutschen Reiche anbrechen.

Niemals aber wird Danzig je wieder vom Reich getrennt werden!

Wen ich soeben von dem heutigen Tage als dem denkwürdigen Tag der Gaugründung in Danzig sprach, so hat dieses Datum aber auch in anderer Hinsicht noch eine besondere Bedeutung. Der englische Premierminister Chamberlain hat in seiner letzten Rede vor dem englischen Parlament versucht, Danzig zum Sündenbock für den Ausbruch des deutsch-polnischen Krieges zu stempeln, indem er in echt britischer Überheblichkeit und in sprichwörtlicher Unkenntnis englischer Minister über die wahren Verhältnisse in dieser Stadt behauptete, die Stadt Danzig und damit Deutschland und nicht Polen sei verantwortlich für die Zuspitzung der Beziehungen zwischen Deutschland und Polen im August und für den heutigen Kriegszustand. Dieser bewußt falschen englischen Behauptung gegenüber halte ich es für nötig, gerade vor Ihnen, meine Danziger Volksgenossen, nochmals einen kurzen Abriß der Zusammenhänge zu geben, durch die dem Führer wider seinen seit Jahren bekundeten Willen des Ausgleichs mit den Polen dieser Krieg im wahrsten Sinne des Wortes aufgezwungen wurde.

Seitdem der Führer im Jahre 1934 mit dem polnischen Marschall Pilsudski eine Neuorientierung des deutsch-polnischen Verhältnisses vornahm, hat Deutschland Polen niemals einen Zweifel darüber gelassen, daß im Rahmen des neuen freundschaftlichen Verhältnisses früher oder später das Danzig- und Korridorproblem einer Lösung zugeführt werden müßte. Genau vor einem Jahr aber, das heißt also am 24. Oktober 1938, war es, als ich im Auftrage des Führers den ehemaligen polnischen Botschafter Lipski nach Berchtesgaden kommen ließ. Ich unterbreitete ihm unter Hinweis auf den Willen des Führers, das deutsch-polnische Verhältnis auf eine geschichtlich tragbare und endgültige Basis zu stellen, an diesem Tage den bekannten Vorschlag der politischen Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich, während Danzig wirtschaftlich bei Polen bleiben sollte.
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Ferner sollten extraterritoriale Auto- und Eisenbahnverbindungen wechselseitig zwischen den polnischen und deutschen Territorien hergestellt werden. Beide Länder würden dagegen ihre gegenseitigen Grenzen endgültig anerkennen, und der deutsch-polnische Nichtangriffsvertrag von 1934 sollte auf fünfundzwanzig Jahre verlängert werden. Dieser Vorschlag wurde dann am 5. Januar 1939 vom Führer persönlich dem damaligen polnischen Außenminister Beck in meiner Gegenwart und in Gegenwart des Botschafters Moltke und des Botschafters Lipski in Berchtesgaden wiederholt. Der Führer wies bei dieser Gelegenheit noch besonders darauf hin, daß es keinem deutschen Staatsmann vor ihm und wohl auch schwerlich einem nach ihm je wieder möglich sein würde, einen solchen Verzicht auf den Korridor auszusprechen. Am nächsten Tage in München, sowie später am 26. Januar bei meinem Besuch in Warschau wurde dieses Angebot nochmals eingehend zwischen Herrn Beck und mir besprochen. Bei diesen Gelegenheiten wurde von den polnischen Vertretern in keinem Falle dieses Angebot abgelehnt, sondern es wurde unter Hinweis auf gewisse Schwierigkeiten innerpolitischer Art erwidert, daß man dasselbe eingehend prüfen müsse und daß man auch polnischerseits eine endgültige Bereinigung des deutsch-polnischen Verhältnisses erstrebe.

Während dieser Monate nun war, sehr im Widerspruch zu den von Deutschland in freundschaftlichem Geist geführten diplomatischen Verhandlungen und mit den Besuchsaustauschen zwischen Berlin und Warschau, im deutsch-polnischen Verhältnis auf verschiedenen Gebieten nicht die erwartete Entlastung, sondern eine dauernde Versteifung festzustellen. Die Ausbürgerung Deutschstämmiger aus dem damaligen Polen wurde immer intensiver betrieben. Alle deutschen Einsprüche in der deutsch-polnischen Minderheitenkommission blieben nicht nur unbeantwortet, sondern wurden offensichtlich in zunehmendem Maße von dieser Kommission sabotiert. Die Drangsalierung deutscher Volksgenossen in Polen durch örtliche Behörden nahm immer krassere Formen an, und vor allem der polnischen Presse wurde nunmehr in verstärktem Maße von der Regierung freier Lauf gelassen zu einer Hetze gegen das Deutschtum und gegen das Deutsche Reich, die immer unerträglichere Formen annahm. Dies ging so weit, daß deutschfeindliche Demonstrationen vor der Deutschen Botschaft in Warschau an der Tagesordnung waren. Am 21. März 1939 wies ich den damaligen polnischen Botschafter Lipski in Berlin warnend auf diese Dinge hin und erklärte, daß ein neuer Versuch unternommen werden müsse, die deutsch-polnische Politik in das richtige Gleis zu bringen. Ich wiederholte hierbei Herrn Lipski nochmals das bekannte deutsche Angebot zur Lösung des Danzig- und Korridorproblems und ergänzte es noch in einigen Punkten zugunsten polnischer Interessen. Zur gleichen Zeit luden wir den polnischen Außenminister Beck nach Berlin ein, um in gemeinsamer Beratung die Basis für ein umfassendes Vertragswerk, das die deutsch-polnischen Beziehungen ein für allemal klären sollte, sicherzustellen. Ich habe bei dieser Gelegenheit dem polnischen Botschafter nahegelegt, zur Klärung der Situation sofort persönlich nach Warschau zu fahren. Ich wollte im Hinblick auf die merkwürdige polnische Haltung in verschiedenen Fragen vermeiden, daß der Führer den Eindruck erhalte, Polen wolle sich einfach nicht verständigen. Am 26. März überbrachte mir daraufhin der polnische Botschafter Lipski
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eine Aufzeichnung als Antwort auf das deutsche Angebot, die auf eine völlige Ablehnung des großzügigen Führervorschlags hinauslief. Es scheint kaum glaublich, aber dennoch ist es Tatsache, daß mir von dem polnischen Botschafter erklärt wurde, jegliche weitere Verfolgung dieser deutschen Pläne, das heißt betreffend die politische Rückkehr Danzigs zum Reich, bedeute den Krieg mit Polen. Auf meine mehr als erstaunte Erwiderung, daß der deutsche Vorschlag doch zur Herstellung eines dauernden freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden Nationen, nicht aber zur Herbeiführung eines deutsch-polnischen Konfliktes gemacht sei, und daß mir diese Antwort der Warschauer Regierung völlig unverständlich sei, konnte der Botschafter keine Erklärung abgeben. Auf unsere Einladung des Ministers Beck nach Berlin erfolgte dann ebenfalls eine Antwort, die auf eine glatte Absage hinauslief. Wenn mir damals diese erstaunliche polnische Haltung gegenüber diesem einmaligen und großzügigen Angebot des Führers merkwürdig vorkam, so haben wir heute des Rätsels Lösung in der Hand: England steckte dahinter! Heute wissen wir, daß schon damals Garantieverhandlungen mit England im Gange waren. Nur so ist auch die seltsame und geschichtlich gesehen geradezu unfaßbar kurzsichtige Haltung der polnischen Regierung überhaupt zu erklären.

Aber nicht nur auf diplomatischem, sondern auch auf militärischem Gebiet war nunmehr diese völlig veränderte Haltung Polens gegenüber Deutschland zu erkennen. Bereits am 26. März hatte ich Herrn Lipski auf die vorliegenden Meldungen über polnische Truppenzusammenziehungen an den deutschen Grenzen hingewiesen und vor den möglichen Konsequenzen gewarnt. Ich hatte ihm erklärt, daß, wenn diese Dinge in dieser Richtung weiterliefen, in Kürze eine ernste Situation entstehen könnte.

Deutschland habe bisher nicht einen Soldaten mobilisiert, und ich könnte nur hoffen, man werde in Polen die Unsinnigkeit der jetzigen Haltung einsehen, und den deutschen Vorschlag, sobald sich die Situation beruhigt habe, doch noch in Ruhe prüfen. Am nächsten Tage erhielten wir die Nachricht von den unerhörten Ausschreitungen gegen Deutsche in Bromberg. Ich ließ darauf erneut den polnischen Botschafter kommen und erklärte ihm, daß ich nicht nur mit Bedauern von der Ablehnung der deutschen Vorschläge durch Polen Kenntnis nehmen müsse, sondern daß die Beziehungen der beiden Länder sich auf stark abschüssiger Bahn bewegten. Die Reichsregierung müsse die polnische Regierung für diese unerhörten Vorkommnisse in Bromberg und die höchst bedenkliche Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses, die ausschließlich Polen zur Last fielen, in vollem Umfange verantwortlich machen

Sechs Monate lang wurde so mit einer Langmut ohnegleichen, deren nur ein Adolf Hitler fähig ist, ein Angebot des Ausgleichs an Polen wiederholt, das unter Hintansetzung berechtigter deutscher Ansprüche auf Wiedergutmachung dieses unerträglichsten Unrechts von Versailles lediglich diktiert war von dem ernsten Wunsch des Führers, das deutsch-polnische Verhältnis ein für allemal zu bereinigen und Europa damit den Frieden zu sichern. Als der Führer seinerzeit in seiner Rede dem Reichstag den Inhalt dieses Angebots bekanntgab, habe ich selbst die ungeheure Bewegung erlebt, die durch die deutschen Männer im Reichstag ging: Nur die gewaltige Autorität des Führers konnte das deutsche Volk zu dem in demselben liegenden Verzicht auf uralte territoriale Rechte bewegen.

Nochmals fast weitere sechs Monate hat Deutschland dann zugesehen, wie Polen die Deutschen auswies, terrorisierte - Zehntausende von Flüchtlingen in diesen Monaten geben hiervon den sichtbaren Beweis -
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wie es Danzig drangsalierte, militärisch bedrohte, wirtschaftlich abdrosselte usw. Die Sprache der polnischen Regierung Deutschland gegenüber aber wurde immer aggressiver, bis es zu den bekannten offenen Provokationen und Grenzverletzungen in den letzten Augusttagen kam. Erst nach einer letzten Mahnung Deutschlands durch eine Mitteilung an die polnische Regierung vom 9. August, in der darauf hingewiesen wurde, daß eine wirtschaftliche Abschnürung Danzigs eine sehr ernste Situation herbeiführen müsse - eine Mahnung, die wiederum von der polnischen Regierung mit einer unverschämten Kriegsdrohung beantwortet wurde - und nachdem polnisches Militär nunmehr begann, in Reichsgebiet einzufallen, schlug der Führer zu. Drei Wochen hat dieser Feldzug gedauert, dann brach dieses ganze polnische Staatsgebilde wie ein Kartenhaus zusammen. Das Reich wird nunmehr dafür sorgen, daß in den in seiner Interessesphäre liegenden Gebieten eine den wahren Verhältnissen gerecht werdende Neueinteilung vorgenommen und eine wahre Befriedung eintreten wird. Die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und den Frieden in Osteuropa aber garantieren nunmehr für alle Zukunft die beiden europäischen Großmächte Deutschland und Sowjetrußland!

Das Ziel der deutschen Außenpolitik seit dem 30. Januar 1933 war die Beseitigung des Versailler Vertrages und seiner Folgen. Der Führer war von Anfang an bis zu äußersten bemüht, die nötigen Revisionen auf friedlichem Wege durchzuführen. Dies ist ihm bis auf die Polenfrage auch in vollem Umfange gelungen. Ob es sich um die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die Wiederbesetzung des Rheinlandes, die Wiedereingliederung Österreichs und des Sudetenlandes oder um die Errichtung des Protektorates Böhmen und Mähren handelte - immer hat der Führer das letzte versucht, um auf dem Wege der Verhandlungen diese Fragen, die ja früher oder später doch einmal gelöst werden oder zu schweren Konflikten führen mußten, zu bereinigen. Erst als der Führer sah, daß er auf diesem Wege nicht weiter kam, schritt er zur Tat. Es ist zweifellos eine einmalige geschichtliche Leistung, daß es überhaupt jemand fertigbringen konnte, diese schwierigen, durch den Wahnsinn von Versailles künstlich geschaffenen Probleme ohne einen Tropfen Blut zu einer im großen und ganzen alle befriedigenden Lösung zu führen. Der Führer hat denn auch in den letzten Jahren nichts anderes getan, als die schwersten Folgen, die dieses unsinnigste aller Diktate in der Geschichte je einem Volk bzw. ganz Europa auferlegt hatte, das heißt also die schlimmsten Fehler, die die Staatsmänner der westlichen Demokratien selbst begangen hatten, wiedergutzumachen. Hierbei wurden in keinem einzigen Falle jemals auch nur irgendwelche vitalen Interessen der westlichen Demokratien berührt, geschweige denn in Mitleidenschaft gezogen.

Anstatt aber nun dem Führer dankbar dafür zu sein, daß er seine Staatskunst und seine Willenskraft dafür verwandte, um all die Gedankenlosigkeiten und oft geradezu bodenlosen geschichtlichen Dummheiten von Versailles auf friedlichem Wege wiedergutzumachen, erlebten wir das Schauspiel, daß die Staatsmänner gerade der Länder, die einst für diesen Unsinn verantwortlich waren, sich Deutschland bei jedem einzelnen Revisionsversuch entgegenstellten. Vor allem trifft dies zu auf England. England hat in einer seltsamen Verkennung der natürlichen Dynamik des Deutschen Reiches, der Vitalität des deutschen Volkes und vor allem der Willens- und Gestaltungskraft des Führers in vergangenen Jahren mit einer geradezu einzigartigen Verbissenheit versucht, Deutschland bei jedem
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außenpolitischen Schritt als Widersacher entgegenzutreten. Dies ist um so erstaunlicher, als von deutscher Seite von Anfang an alles nur Erdenkliche versucht wurde, um gerade zu den westlichen Demokratien England und Frankreich in ein vernünftiges Verhältnis zu treten. Ich selbst habe es in allen Einzelheiten miterlebt, mit welch einzigartiger Geduld der Führer immer wieder bemüht war, sowohl mit Frankreich, als auch besonders mit England zu einer dauernden Verständigung zu gelangen. So war zum Beispiel im Sommer 1933 bereits zwischen dem Führer und dem damaligen und jetzigen französischen Ministerpräsidenten Daladier ein persönliches Zusammentreffen vereinbart, bei dessen Gelegenheit das deutsch-französische Verhältnis bereinigt und eine Rüstungsvereinbarung getroffen werden sollte. Der Führer war erfüllt von dem Gedanken der Verständigung mit Frankreich, aber der französische Ministerpräsident sagte im letzten Augenblick ab. Wenige Wochen später war er nicht mehr Ministerpräsident. Die Gründe zu seinem Sturz waren scheinbar innerpolitische. In Paris jedoch pfiffen es die Spatzen von den Dächern, daß niemand anderes als England für den Sturz des französischen Ministerpräsidenten verantwortlich war. England sah zu jener Zeit eine Gefahr in diesem Manne, der als Mann des Volkes und Frontkämpfer vielleicht mit dem Frontkämpfer und Mann des Volkes Adolf Hitler sich verständigen könnte. Deutschland und Frankreich durften nicht zusammenkommen, das konnte die britische Politik, die gewohnheitsmäßig Zwietracht zwischen den beiden Völkern sät und davon profitiert, nicht zulassen. Als ich Herrn Daladier im vorigen Jahr in München an diese Begebenheit des Jahres 1933 erinnerte und ihn darauf hinwies, wie gut es für die Verständigung zwischen den beiden Ländern gewesen wäre, wenn diese Zusammenkunft damals stattgefunden hätte, erwiderte mir Herr Daladier mit einer vielsagenden Geste der Zustimmung: "Wem sagen Sie das!" Viele weitere Versuche der Verständigung mit Frankreich wurden von Deutschland trotzdem in der folgenden Zeit gemacht.

In diesem Zusammenhang muß ich erwähnen, daß bereits im Jahre 1933 in meinem Beisein ein Mitglied der englischen Botschaft in Paris gegen die Franzosen den Vorwurf erhob, daß die französische Regierung wegen der deutschen Aufrüstung noch nicht zum Präventivkrieg geschritten sei. England habe sein möglichstes in dieser Richtung getan, aber die französische Regierung sei nicht zu bewegen gewesen.

Die Verständigung mit England war immer das Fundament der Außenpolitik des Führers. Als außenpolitischer Mitarbeiter des Führers kann ich es vor der Weltöffentlichkeit bekunden, daß seit dem 30. Januar 1933 der Führer nichts, aber auch gar nichts unversucht gelassen hat, um diese Verständigung mit England herbeizuführen. Unzählige Reden, Handlungen, Taten des Führers, unzählige Reisen von mir in seinem Auftrag nach England dienten ausschließlich diesem Zweck. Dabei handelte es sich nicht etwa um vage Ideen, sondern um ganz konkrete Vorschläge, die ich wiederholt dem englischen Premierminister, Außenminister oder sonstigen maßgebendsten Persönlichkeiten des politischen Lebens im Auftrage des Führers unterbreitete. Diese Angebote umfaßten im wesentlichen folgende Punkte:

1. Ein deutsch-englisches Flottenabkommen auf der Basis 35 : 100.
2. Die ewige Unantastbarkeit der zwischen Deutschland und England liegenden Länder Holland, Belgien und Frankreich.
3. Respektierung der britischen Interessen in der Welt durch Deutschland und Respektierung der deutschen Interessen in Osteuropa durch England. Seite 8
4. Ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen den beiden Ländern, wobei Deutschland auf englische Waffenhilfe verzichtete, seinerseits aber bereit war, sowohl seine Flotte als auch eine bestimmte Zahl von Divisionen jederzeit England zur Sicherstellung seines Imperiums zur Verfügung zu stellen.

England hat dies abgelehnt und dem Führer bei jeder Gelegenheit sowohl durch den Mund verantwortlicher britischer Minister, Politiker, Parlamentarier als auch durch die Presse zu verstehen gegeben, daß England auf die Freundschaft Deutschlands keinerlei Wert legt.

Trotzdem hat der Führer seine Bemühungen, die ebenso seiner gefühlsmäßigen Einstellung als auch seiner völkischen Einsicht entsprangen, mit einer beispiellosen Zähigkeit und Hartnäckigkeit fortgesetzt. Und erst nachdem er wieder und wieder bis an die Grenze des Menschenmöglichen gegangen war, mußte er erkennen, daß man in England nicht wolle. Der Führer hat dann allerdings auch die Konsequenz aus dieser englischen Haltung gezogen und nunmehr in nüchterner Erkenntnis der realen politischen Gegebenheiten die deutsche Außenpolitik aufgebaut. Die Länder, deren Interessen denen Deutschlands solidarisch waren, waren hierbei für Deutschland vor allem von Bedeutung. Eine Annäherung an diese wurde gesucht und ihre Freundschaft gefunden.

So ist zwischen Deutschland einerseits und dem italienischen Imperium im Mittelmeer und Japan im Fernen Osten andererseits eine wahre und aufrichtige Freundschaft entstanden, die in der Vergangenheit die gleichgelagerten Interessen der Länder förderte und deren Freundschaft und Zusammenarbeit sich auch in Zukunft als ein wertvoller Garant einer gerechteren und vernünftigeren Weltordnung erweisen wird. Nationalsozialistischer und faschistischer Geist und die persönliche Freundschaft des Führers und des Duce waren für diese Entwicklung ausschlaggebend!

Zu diesen außenpolitischen Freunden Deutschlands ist aber vor kurzem auch Sowjetrußland getreten. Mit dem Abschluß des deutsch-russischen Nichtangriffspaktes und des späteren Freundschaftspaktes ist, wie der Führer in seiner letzten Rede im Reichstag zum Ausdruck brachte, eine grundsätzliche Neuorientierung der deutschen Außenpolitik vorgenommen worden. Es ist nunmehr das frühere traditionell freundschaftliche Verhältnis, das den beiden großen Völkern so viel Glück und Segen gebracht hat, wiederhergestellt und alle Voraussetzungen sind dafür gegeben, daß sich diese Freundschaft weiter vertiefen wird. Die Lebensräume der beiden Mächte in ihren natürlichen Bedürfnissen berühren sich, aber überschneiden sich nicht. Eine territoriale Divergenz zwischen beiden Staaten ist damit für alle Zukunft ausgeschlossen. Die wirtschaftlichen Erfordernisse der beiden Länder ergänzen sich in geradezu idealer Weise. Wir benötigen viele russische Rohstoffe, und die Sowjetunion hat Verwendung für die meisten deutschen Industrieprodukte. Durch umfassende Abmachungen ist dieser Austausch heute bereits im vollen Gange und wird von Jahr zu Jahr gesteigert werden. Den früheren Höchstumsatz werden wir wohl binnen kurzem erreichen. Was die innere Struktur der beiden Staaten anbetrifft, so ist diese zweifellos eine verschiedene. Die Entwicklung der letzten Zeit hat aber gezeigt, daß das nationalsozialistische Deutschland und das sowjetische Rußland, sofern sie ihre gegenseitigen Weltauffassungen respektieren - und dies sind beide Völker fest entschlossen zu tun - sehr wohl in nachbarlicher Freundschaft leben können. Bei meinen Aufenthalten in Moskau wie auch bei meiner Rückkehr nach Deutschland
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habe ich mit freudiger Genugtuung festgestellt, in welchem Ausmaße die natürlichen Voraussetzungen für eine deutsch-russische Freundschaft von alters her in diesen beiden Völkern wurzeln. Sowohl der Nichtangriffspakt als auch der Freundschaftspakt erfreuen sich bereits heute bei beiden Völkern einer ausgesprochenen Popularität. Geradezu erstaunlich ist es daher, auf welch seltsame Erfindungen die englische Propaganda verfällt, um dem englischen Volk die Tragweite der deutsch-russischen Verständigung zu verheimlichen. Nur einige Beispiele:

Als der Führer mich im August nach Moskau entsandte, schrieb die englische Propaganda, daß nunmehr der deutsche Reichsaußenminister in Moskau antichambrieren und dieselben Erfahrungen machen müßte, wie die dort seit Monaten befindliche englische Mission. - Statt dessen: nach 24 Stunden war der Nichtangriffspakt bereits veröffentlicht.
Stalins verhinderter Erstschlag. Hitler erstickt 
die Weltrevolution
Anm. d. Scriptorium:
Und weshalb kam alles anders als geplant? Warum "überfiel" Hitler den "friedlichen" sowjetischen Vertragspartner trotzdem? Dieses wichtige Buch des bekannten russischen Historikers Viktor Suworow gibt Aufschluß über diese Fragen und noch sehr viel mehr!

Dann: während im Kreml noch über den Abschluß des Nichtangriffspaktes verhandelt wurde, schrieb die englische Propaganda, der geplante Pakt würde zwar ein allgemeiner Nichtangriffspakt, er werde aber sicherlich nicht für Polen gelten. - Statt dessen: bedingungsloser Nichtangriffspakt und weitgehende Konsultationsverpflichtung.

Ferner: als die deutschen Truppen siegreich in Polen einrückten, schrieb die englische Propaganda, die russische Armee würde sich sicherlich an den Aktionen gegen Polen nicht beteiligen. - Statt dessen: rückten bereits nach wenigen Tagen die russischen Truppen auf der ganzen Front in Polen ein und besetzten das polnische Gebiet bis zur vereinbarten deutsch-russischen Demarkationslinie.

Nun aber überschlägt sich die englische Propaganda und erklärt, ja die Russen seien nicht etwa im Einverständnis mit den Deutschen vorgerückt, sondern sie marschierten jetzt gegen die deutsche Armee in Polen. - Statt dessen: wieder wenige Tage später wird in Moskau der Grenz- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen.

Die englischen Propagandastümper sollten sich andere Propagandaobjekte als die deutsch-russische Freundschaft aussuchen. Die deutsch-russischen Beziehungen sind nunmehr aber auf eine klare Basis gestellt, und Deutschland und Sowjetrußland sind entschlossen, ihre freundnachbarlichen Beziehungen immer weiter zu vertiefen.

Was die Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika anbetrifft, so gibt es zwischen diesem Land und Deutschland überhaupt keine denkbare Divergenz. Im Gegenteil, Deutschland ist gerade das Land, das von allen anderen Ländern der Welt die Monroe-Doktrin immer am ehrlichsten geachtet und respektiert hat. Deutschland hat auf dem gesamten amerikanischen Kontinent keinerlei Interessen zu vertreten, es sei denn das Interesse eines möglichst großen Handels mit allen auf diesem Kontinent lebenden Völkern. Es bedarf schon einer geradezu krankhaften Phantasie, um überhaupt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Deutschland irgendeinen Streitpunkt oder eine Frage zu konstruieren, die jemals zu einem Gegensatz zwischen diesen beiden Völkern führen könnte. Der Deutsche hat nichts gegen den Amerikaner, und der Amerikaner hat nichts gegen den Deutschen. Wenn daher die englische Propaganda immer wieder versucht, Zwietracht zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland zu säen, so sind wir Deutsche der festen Überzeugung, daß der gesunde Sinn des wahren Amerikaners allmählich dieses Spiel immer mehr durchschauen und sehen wird, wo seine wahren Interessen liegen, und daß beide Völker auf die Dauer
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aus einer Freundschaft nur gewinnen können. Gerade England aber hätte alle Veranlassung, mit dieser Propaganda außerordentlich vorsichtig zu sein, denn während Deutschland die Monroe-Doktrin immer geachtet hat, bedeutet die Existenz der vielen englischen Kolonien, Besitzungen, Kohlenstationen, Flottenstützpunkte usw. auf dem amerikanischen Kontinent und vor allem diese englische Kriegspropaganda selbst einen dauernden Einbruch in diese Doktrin und können England jederzeit in schwerste Konflikte mit ihr bringen. Dies zeigt bereits die neueste englische Stellungnahme zu den Entschlüssen von Panama.

Meine Volksgenossen! Nunmehr zu den Gegnern und zu Englands Kriegsschuld!

Zunächst Frankreich: Ich glaube, daß heute in der gesamten Weltöffentlichkeit nicht der geringste Zweifel darüber besteht, daß das französische Volk diesen Krieg nicht gewollt, daß das französische Volk lieber heute als morgen Frieden haben möchte, und daß ihm dieser Krieg mit einer Verschlagenheit, einem Zynismus und einer Brutalität sondergleichen von England und seinen Handlangern in Paris und in der französischen Regierung aufgezwungen wurde.

England: Ich habe Ihnen bereits vorhin einen kurzen Überblick über die englische Politik gegen Deutschland seit dem 30. Januar 1933 gegeben und will Ihnen nunmehr heute abend den unwiderlegbaren Beweis erbringen, daß dieser Krieg gegen Deutschland von der jetzigen englischen Regierung seit Jahren heimlich und planmäßig vorbereitet wurde.

Die Münchener Konferenz ist im vorigen Jahr von einem Teil der Welt als das große Friedenswerk des derzeitigen englischen Premierministers Chamberlain gerühmt worden. Nichts ist falscher als das. Vergegenwärtigen wir uns nochmals die Lage, die zu München führte. Die britische Regierung hatte der damaligen tschechoslowakischen Regierung ihre Unterstützung gegen Deutschland in Aussicht gestellt und damit aus diesem Problem, das ohne das Einmischen von England über Nacht gelöst worden wäre, überhaupt erst `eine europäische Krise gemacht. Wenn daher Herr Chamberlain später in München seine Hand zu einer halbwegs vernünftigen Lösung dieses Problems, und zwar im allerletzten Augenblick bot, so hat er damit nichts anderes getan, als seinen eigenen Fehler, durch den er die Krise erst schuf, und durch den er Europa beinahe an den Rand des Krieges gebracht hatte, zum Teil wieder gutzumachen. Warum aber tat er das? Die Antwort gab uns die erste Rede, die Herr Chamberlain nach seiner Rückkehr nach London hielt, und in der er in der einen Hand einen Ölzweig des Friedens heimbrachte, in der anderen aber dem englischen Volk ein gigantisches Aufrüstungsprogramm präsentierte.*** Das heißt also, Herr Chamberlain, der gehofft hatte, Deutschland mit Kriegsdrohungen von seinen berechtigten Forderungen zur Befreiung seiner Sudetendeutschen abzubringen, hat die Drohung lediglich deshalb nicht ausgeführt, weil England rüstungsmäßig nicht fertig war. Chamberlain war also nicht nach München gekommen, um den Krieg zu verhindern, sondern um den von der britischen Regierung beschlossenen Krieg nur zu verschieben.

Daß nun in England bereits seit Jahren eine systematische Hetze in der Öffentlichkeit gegen alles Deutsche getrieben wurde, daß man Vorbereitungen für einen kommenden Krieg nach jeder Richtung hin traf - ich erinnere nur an die von Herrn Chamberlain kürzlich zugegebene, bereits vor zwei Jahren erfolgte Organisation eines Blockadeministeriums - ist bekannt. Im Winter 1938/39 aber steigerte sich diese Hetze in geradezu ungeheuerlicher Weise. Das englische Volk, das im Grunde in Freundschaft mit dem deutschen Volk leben möchte, wurde jetzt ganz
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offen mit allen Mitteln der Propaganda von den englischen Kriegshetzern, und zwar unter Förderung durch die englische Regierung, in eine Haß- und Panikstimmung gegen Deutschland gebracht. Ich könnte Ihnen unzählige Beispiele für diesen systematischen Propagandafeldzug geben.

Soweit die Propaganda! Das Ziel der englischen Regierung mußte es aber nun sein, Großbritannien auch politisch und diplomatisch in einen unüberbrückbaren Gegensatz zu Deutschland zu bringen, der es ihm je nach Lage der Dinge ermöglichen sollte, den Krieg gegen Deutschland zu dem ihr am günstigsten erscheinenden Zeitpunkt zu entfesseln. Dies mußte wiederum in einer solchen Weise geschehen, daß es für die kriegshetzerische britische Regierung vor ihrem eigenen Volk ein Zurück nicht mehr geben konnte, d. h. also, es mußte ein Vorwand gefunden werden, der es der britischen Regierung gestattete, dem englischen Volk gegenüber den Kriegsgrund so zwingend erscheinen zu lassen, daß jeder Engländer ein Zurückweichen als mit dem Ansehen seiner Nation als unvereinbar ansehen sollte. Diesen Zustand suchte Herr Chamberlain herbeizuführen mit der Garantie an Polen. Daß diese Garantie nur ein Vorwand war, ergibt sich weiter eindeutig aus der soeben im britischen Parlament abgegebenen offiziellen Erklärung der britischen Regierung, daß die Garantie sich ausschließlich gegen Deutschland richten sollte. Nicht die Unversehrtheit des polnischen Staates war für England interessant, sondern ausschließlich die Waffenhilfe gegen Deutschland.

Mit dieser Garantie, mit der sich England zu sofortigem und zwar unbeschränktem Beistand Polen gegenüber verpflichtete, hat England das jahrhundertealte Fundament seiner kontinentalen Politik verlassen. Während noch im Jahre 1936 sogar der bekannte Deutschenfeind Sir Austen Chamberlain erklärte, England werde keinen Finger rühren wegen des polnischen Korridors, England habe kein Interesse am Korridor, hat nunmehr sein Bruder ausgerechnet für dieses allerschwerste Unrecht, das Versailles Deutschland angetan hat, die englische Waffenhilfe verpfändet. Diese Politik, die zunächst wahnsinnig erscheint, ist nur zu verstehen als ein Ausdruck des konsequenten Willens Großbritanniens, sich unter allen Umständen, und zwar in nicht zu ferner Zeit, einen Vorwand zu einem Losschlagen gegen Deutschland zu verschaffen. Die Folgen dieser von England klar berechneten Politik stellten sich programmäßig ein, und Sie, meine Danziger Volksgenossen, haben sie am eigenen Leibe ja zur Genüge zu spüren bekommen. Die Polen verfielen in einen Taumel des Größenwahnsinns. Wiederum zeigten sich nun die wahren Absichten der englischen Politik. Anstatt Polen, was für die englische Regierung ein leichtes gewesen wäre, zu dem immer noch möglichen Ausgleich zu raten, wissen wir heuten, daßEngland nicht etwa Polen zur Ruhe ermahnte, sondern zu aggressiven Handlungen geradezu aufgestachelt hat.

Ein weiterer Beweis für den absoluten Kriegswillen der britischen Regierung gegen Deutschland sind die Vorgänge in den letzten Tagen unmittelbar vor Ausbruch des Krieges. Der italienische Botschafter in Berlin überbrachte am 2. September eine Botschaft von Mussolini, wonach Italien noch die Möglichkeit zu einer friedlichen Beilegung des polnischen Krieges habe. Die Havas-Agentur vom gleichen Tage veröffentlicht die Zustimmung der französischen Regierung zu diesem italienischen Friedensplan. Während auch Deutschland zustimmte, wurde derselbe noch am Nachmittag durch eine Erklärung des englischen Außenministers Lord Halifax abgelehnt. Daß der englische Premierminister, Herr Chamberlain, die Stirn hat, diese Sabotierung des Mussolini-Plans Deutschland zuzuschieben, ist ein erschütternder Beweis seines schlechten Gewissens.

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Ihr wahres Gesicht und ihren Vernichtungswillen gegenüber dem deutschen Volk aber hat die englische Regierung gezeigt, als sie das großzügige Friedensangebot, das der Führer am 6. Oktober vor dem Reichstag an England machte, ablehnte und durch ihren Sprecher, den britischen Premierminister Chamberlain, mit Beschimpfungen beantworten ließ, die im gesamten deutschen Volk hellste Empörung ausgelöst haben.

Jeder vernünftige Mensch muß sich nun fragen: was ist eigentlich der wahre Grund dieser gewissenlosen, ja an Wahnsinn grenzenden englischen Außenpolitik?

Englische Kriegshetzer behaupten, Deutschland strebe nach der Weltherrschaft. Diese Behauptung ist schon an sich verlogen und dumm, denn jeder Gymnasiast weiß heute, daß es so etwas wie eine Weltherrschaft nicht mehr gibt und wohl auch in Zukunft niemals mehr geben wird, aus einem englischen Munde aber ist diese Behauptung eine Unverschämtheit. Denn: während 46 Millionen Engländer 40 Millionen Quadratkilometer besitzen, das heißt über ein Viertel der gesamten Erdoberfläche verfügen, verfügt Deutschland für seine 80 Millionen nur über eine Fläche von ca. 800.000 Quadratkilometer. Während England 611 Dominien, Kolonien, Protektorate, Reservate und sonstige Schutzstaaten sein eigen nennt, hat Deutschland heute keinerlei Kolonialbesitz. Wenn ich die von England in der Welt beherrschten Völker Namen für Namen Ihnen vorlesen wollte, so würde diese heutige Kundgebung zumindest um eine Stunde verlängert werden müssen. So z. B. stehen in Indien neben 290 Millionen in den verschiedenen Provinzen von Britisch-Indien wohnenden Indern noch 562 indische Fürstentümer unter britischer Herrschaft. Es gibt kein Gebiet der Erde, wo nicht die britische Flagge gegen den Willen der betroffenen Völker weht, wo nicht Gewalttat, Raub und Lüge die Wege des britischen Imperialismus kennzeichnen. Unermeßliche Reichtümer hat Großbritannien so im Verlauf der Jahrhunderte aufgestapelt. Der Vorwurf des Strebens nach Weltherrschaft trifft daher ausschließlich England, Deutschland gegenüber ist er - noch dazu aus englischem Munde - unverschämt oder besser noch einfach lächerlich.

Der Führer hat wiederholt die sehr begrenzten Ziele der deutschen Außenpolitik klar und eindeutig umschrieben. Sie heißen in einem Satz zusammengefaßt: Sicherstellung des Lebens und der Zukunft des deutschen Volkes in seinem natürlichen Lebensraum, der dem deutschen Volksgenossen einen angemessenen Lebensstandard sichert und seine kulturelle Entwicklung ermöglicht. Während die britische Regierung für die kapitalistischen Interessen und den Luxus einer Oberschicht kämpft, die großen Massen der englischen Arbeiter aber tagtäglich um ihre Existenz und soziale Verbesserung ringen, ist das Ziel der nationalsozialistischen deutschen Führung die Sicherung des täglichen Brotes jedes einzelnen seiner 80 Millionen Volksgenossen. Gerade diesem primitivsten Lebensrecht eines Volkes aber stellt sich England entgegen.

Was ist nun das Resultat von sechseinhalb Jahren deutscher Außenpolitik?

Der Prozeß der Konsolidierung des Deutschen Reiches in Europa ist abgeschlossen. Das Unrecht von Versailles ist beseitigt. Deutschland hat durch die Neuregelung im Osten Siedlungsraum für Generationen und ist zur Zeit bemüht, all die deutschen Splittergruppen in Europa, die umgesiedelt werden können, in diesem Raum zu vereinigen. Es schafft damit endgültige, klare völkische Zustände und Grenzen und beseitigt durch diese großzügigen Umsiedlungsaktionen die
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Möglichkeit zukünftiger Konflikte. Die Grenzen des Reiches im Norden, Süden, Osten und Westen sind nunmehr endgültige. Deutschland hat, wie der Führer auch in seiner letzten Reichstagsrede wieder erklärte, an Frankreich und England mit Ausnahme der Rückgabe des ehemaligen deutschen Kolonialbesitzes, d.h. also der selbstverständlichen kolonialen Betätigung, wie sie einer Großmacht zusteht, keine Forderungen. Der Unsinn von Versailles ist beseitigt und in Europa sind stabile Verhältnisse geschaffen. Dies ist das ausschließliche Verdienst des Führers.

Ausgerechnet aber mit Verwirklichung dieses Zustandes, mit dem alle Voraussetzungen für einen europäischen Dauerfrieden gegeben sind, hält die englische Regierung nunmehr den Zeitpunkt für gekommen, um zwischen dem englischen und dem deutschen Volk einen Krieg auf Leben und Tod zu entfachen. Die britische Regierung spielt damit ein gefährliches Spiel mit dem Schicksal ihres Imperiums. Wenn die britische Regierung diese Politik, die man sowohl im Interesse des englischen Volkes als auch der Menschheit an sich schlechthin als verbrecherisch bezeichnen muß, fortsetzt, so wird sie eines Tages als Totengräber des britischen Imperiums in die Geschichte eingehen. Daß diese Entwicklung weder im Interesse des britischen noch des deutschen Volkes liegt, das ist für diese kleine Clique von gewissenlosen Hasardeuren oder engstirnigen Doktrinären, die in einem Dilettantismus ohnegleichen ihr Volk in den Abgrund führt, anscheinend belanglos. Als Anfang September der englische Botschafter das letztemal bei mir war, habe ich ihn mit den Worten verabschiedet, es werde eines Tages von den Chronisten der Weltgeschichte als eine historische Groteske registriert werden, daß England, ohne die geringsten Interessengegensätze mit Deutschland zu haben, ausgerechnet dem Mann den Krieg erklärt hat, der die Verständigung mit England zu einem politischen Glaubensbekenntnis erhoben hatte.

Aber Herr Chamberlain hat es nicht anders gewollt. Aus seiner letzten Rede vor dem englischen Parlament, in der er in einem Gemisch von Naivität, britischer Überheblichkeit und Schulmeisterei das Angebot des Führers ablehnte, möchte ich zur Charakterisierung der ganzen Unwahrhaftigkeit, Heuchelei und Dilettantismus der jetzigen britischen Machthaber nur einen einzigen Punkt herausgreifen, das ist die Behauptung, Deutschland und sein Führer hätten ihr Wort gebrochen, und es sei daher nicht mehr möglich, einem Wort Deutschlands zu vertrauen.

Solche Äußerungen haben wir in der letzten Zeit wiederholt aus dem Munde englischer Schwätzer hören müssen. Diese Schwätzer sind unfähig, irgendeine nützliche Arbeit für die menschliche Gemeinschaft zu leisten. Um so krampfhafter sind sie daher bemüht, aus ihrer Froschperspektive völkerbewegende Ereignisse und Begebenheiten zu kritisieren, deren inneres Gesetz und äußere Gestaltung sie in ihren Spatzenhirnen überhaupt nicht zu fassen vermögen.

Etwas anderes ist es allerdings, wenn der Leiter des britischen Imperiums selbst mit dreister Stirn eine solche Behauptung aufstellt, die nicht nur jeglicher Grundlage entbehrt, sondern an die er zweifellos selbst nicht glaubt. Im Zusammenhang mit den Taten des Führers zur Konsolidierung der europäischen Verhältnisse gerade in dem Munde eines britischen Ministers den Vorwurf des Wortbruches zu hören, ist nicht nur der Gipfel der Heuchelei, sondern viel mehr als das, nämlich eine bodenlose Dummheit. Daß die einmalige historische Persönlichkeit des Führers über solche lächerlichen Angriffe eines britischen Parlamentariers erhaben ist, ist selbstverständlich. Ich kann hier nur die
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Worte des Führers aus seiner letzten Reichstagsrede wiederholen, daß das Urteil über ihn in der Geschichte Gott sei Dank einst nicht von erbärmlichen Skribenten geschrieben wird, sondern durch sein Lebenswerk selbst. Aber hinter diesem britischen Vorwurf eines angeblichen Wortbruches unseres Führers steckt wiederum eine typisch britische Niedertracht und Berechnung. Man will gewissermaßen durch eine Diffamierung des Führers durch das hochehrenswerte britische Parlament das brave und anständige deutsche Volk seiner Führung entfremden. Da haben aber nun die englischen Herren Parlamentarier wiederum einen kapitalen Fehler gemacht. Denn: Das deutsche Volk ist heute Adolf Hitler, und Adolf Hitler ist das deutsche Volk. Der Vorwurf des Wortbruches des Herrn Chamberlain trifft daher jeden einzelnen dieser 80 Millionen Deutscher. Ihr Danziger gehört auch zu diesen 80 Millionen Deutscher, und ich frage euch: Fühlt ihr euch wortbrüchig? Nein! Dann möchte ich mich heute abend zu eurem Sprecher, wie auch zum Sprecher der ganzen 80 Millionen Deutschen machen und Herrn Chamberlain erklären: "Dieses deutsche Volk hat jeden Schritt und jede Tat des Führers zur Befreiung aus den Fesseln des Versailler Vertrages nicht nur gutgeheißen, sondern begeistert begrüßt und verbittet sich ein für allemal eine solche englische Unverschämtheit. Wir bestreiten darüber hinaus Großbritannien als dem Urheber allen Unglücks von Versailles überhaupt das Recht, über irgendeine Handlung Deutschlands und der deutschen Regierung in den letzte Jahren zu 'urteilen'."

Wenn aber von Wortbruch gesprochen wird, so glaube ich, hier als die einmütige Auffassung des deutschen Volkes feststellen zu können, daß der größte Wortbruch aller Zeiten beim Waffenstillstand im Jahre 1919 dem deutschen Volk gegenüber verübt wurde! England war der Anstifter dieses Wortbruches, das haben maßgebendste Engländer selbst zugeben müssen. Daß aber darüber hinaus ein englischer Staatsmann nicht das Recht hat, ja, wenn er klug genug wäre, sich schwer hüten würde, überhaupt den Ausdruck "Wortbruch" in den Mund zu nehmen, dafür will ich Ihnen jetzt nur einige wenige Beispiele aus der jüngsten Geschichte des britischen Imperiums zitieren.

1. Beispiel: Im Londoner Vertrag von 1915 hat England den Italienern für den Fall, daß England und Frankreich nach Kriegsende ihren Besitz in der Türkei, in Asien oder in Afrika erweitern sollten, entsprechende Kompensationen in Vorderasien und Afrika zugesagt. Was aber tat Großbritannien? England hat sein Wort Italien gegenüber auf das schmählichste gebrochen und es mit einigen Dorngebüschen im Wüstengebiet von Jubaland nachträglich abzufinden versucht. Erst die Genialität des Duce - und auch dies wieder in schärfstem Kampf gegen England - hat es dann fertiggebracht, im Jahre 1936 aus eigener Kraft diese Kompensationen für Italien zu schaffen. Dies ist ein eklatanter Wortbruch Großbritanniens!

2. Beispiel: Im Jahre 1915 sicherte die britische Regierung durch den Mund des britischen Oberkommissars in Ägypten den Arabern die Schaffung eines alle arabischen Gebiete umfassenden arabischen Staates einschließlich Palästina zu. Was aber hat Großbritannien getan? Der unabhängige arabische Staat wurde nicht gegründet und der bekannte englische Oberst Lawrence, der die Araber während des Krieges für England gewann und ihnen im Auftrage der englischen Regierung sein Wort verpfändet hatte, quittierte wegen dieses Treu- und Wortbruchs seiner eigenen Regierung seinen Dienst. In diesem Falle
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war der Betrug der englischen Regierung aber noch ein doppelter, denn: Trotz des den Arabern gegebenen Versprechens wurde noch während des Krieges durch die Balfour-Deklaration das arabische Palästina den Juden zugesagt. Mit diesem Versprechen an die Juden beabsichtigte England, einflußreiche Juden für den Eintritt Amerikas in den Krieg gegen Deutschland zu gewinnen. Dies war ein doppelter Wortbruch der britischen Regierung!

3. Beispiel: Während des Weltkrieges hat die britische Regierung am 20. August 1917 den Indern volle Selbstverwaltung und den Status der anderen britischen Dominien zugesichert. Was tat Großbritannien? Auch dieses Wort wurde schmählich gebrochen und Indien ist heute, 20 Jahre nach dem Kriege, unter einem dünnen Mantel nichtssagender Scheinkonzessionen nichts anderes, als was es immer war, nämlich eine britische Kolonie. Dies war ein weiterer englischer Wortbruch!

Vor einigen Tagen hat nun England, wie wir in der Presse lesen, Indien erneut das Versprechen der Selbstverwaltung gemacht. Wir können getrost den Bruch auch dieses Wortes bereits im Voraus registrieren.

4. Beispiel: Das britische Reich ist in Amerika während des Weltkrieges freiwillig ungeheure Schulden für Kriegslieferungen eingegangen mit ganz klaren und präzisen Rückzahlungsversprechungen. Was tat Großbritannien? England hat diesen Schuldenvertrag einfach gebrochen und nicht bezahlt. Es denkt auch in Zukunft nicht daran, diesen Betrag von 10 Milliarden jemals zu bezahlen, aber bereits jetzt ruft es in Amerika schon wieder nach Krediten und Unterstützung, und zwar wiederum zur Lieferung von Kriegsmaterial gegen Deutschland. Gewissenlose Elemente möchten wie im Weltkriege auch heute wieder an solchen Krediten ihr Blutgeld verdienen. Interessant wird aber sein, zu sehen, ob das amerikanische Volk, das die englische Kriegsschuld von damals auf sich nehmen mußte, auch heute wieder gewillt ist, zugunsten einiger Parasiten neue und völlig sinnlose Opfer auf sich zu nehmen und seinen Lebensstandard einzuschränken.

5. Beispiel: Am 30. September 1938 schloß Herr Chamberlain in München auf sein eigenes Drängen mit dem Führer eine Vereinbarung ab, in der der Wunsch der beiden Völker ausgedrückt ist, niemals wieder Krieg gegeneinander zu führen. Was aber tat Herr Chamberlain? Herr Chamberlain hat dieses Abkommen gebrochen. Denn: er duldete in London bereits wenige Tage nach Abschluß dieser Vereinbarung die wüsteste Kriegshetze gegen Deutschland, er predigte die Aufrüstung mit allen Mitteln, beteiligte sich selbst an der Hetze und erklärte unter Bruch des Münchener Abkommens am 3. September 1939 Deutschland den Krieg.

Diese Beispiele britischer Wortbrüche stammen aus der letzten Zeit. In Wahrheit stehen an jeder Etappe des Aufbaues des britischen Imperiums in den letzten Jahrhunderten unzählige Wortbrüche. Es ist nicht umsonst, daß der Volksmund und zwar gleichermaßen in der ganzen Welt das Wort geprägt hat "perfides Albion"! Schon vor bald zweihundert Jahren hat Friedrich der Große, als er im siebenjährigen Kriege von den Engländern treulos verlassen wurde, folgendes gesagt: "Einem Verbündeten die Treue brechen, Komplotte schmieden, wie sie keiner seiner Feinde ersinnen könnte, mit Eifer auf seinen Untergang hinarbeiten, ihn verraten und verkaufen, ihn sozusagen meucheln, solche Freveltaten, so schwarze und verwerfliche Handlungen - das ist England!"

Folgenschwerer aber als diese Beschuldigung des deutschen Volkes, die aus dem Munde eines britischen Ministers kindisch wirkt, ist die politische Bedeutung der Chamberlainrede. Jedes Wort, das Herr Chamberlain vor dem
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englischen Parlament am 12. Oktober gesagt hat, beweist, daß zwischen der großzügigen und säkularen Einstellung des Führers und dem materialistischen Starrsinn des Herrn Chamberlain eben ein Abgrund klafft. Herr Chamberlain spricht zwar auch vom Frieden, aber dieser Friede heißt: "Zurück zu Versailles und Vernichtung des Nationalsozialismus!" Dieser Friede würde heißen: Verewigung von Zwietracht, Unfrieden und Unordnung in Europa und Vernichtung des deutschen Volkes. Aber da mag Herr Chamberlain sich noch so viel Mühe geben: Diese Zeiten kommen niemals wieder, und die Idee, ein 80-Millionenvolk vernichten zu wollen, ist würdig eines Don Quixote. [Scriptorium merkt an: ...wenig später eines Morgenthau!]

Das historische Friedensangebot des Führers vor dem Reichstag aber hat Herr Chamberlain nicht nur nicht verstanden, sondern er hat in seltener Konsequenz seiner bisherigen falschen Politik gegenüber Deutschland nun wieder gerade den Fehler gemacht, den man nicht machen durfte und vor dem der Führer noch dazu in seiner Rede ausdrücklich gewarnt hat. Er hat nämlich tatsächlich das Angebot des Führers als Schwächezeichen Deutschlands ausgelegt. In gänzlicher Verkennung des hohen ethischen Wertes und der hohen Warte, von der aus der Führer dieses Friedensangebot an England machte, um ein völlig sinnloses Blutvergießen der Völker zu verhindern, hat Herr Chamberlain nunmehr die deutsche Friedenshand endgültig zurückgewiesen. Der englische Premierminister hat damit vor der Welt eine schwere Verantwortung auf sich genommen und gleichzeitig erneut bewiesen, daß, ganz gleich was Deutschland immer tun würde, England diesen Krieg gegen Deutschland eben führen will.

Deutschland nimmt diese britische Kampfansage auf. Das deutsche Volk ist nunmehr entschlossen, diesen ihm von den britischen Kriegshetzern aufgezwungenen Krieg zu führen und nicht eher die Waffen niederzulegen, bis die Sicherheit des Deutschen Reiches in Europa gewährleistet ist und die Garantien dafür geschaffen sind, daß ein solcher Angriff auf das deutsche Volk für alle Zeiten ausgeschlossen ist. Der englische Premierminister proklamiert die Beseitigung der deutschen Regierung. Ich sehe davon ab, die Beseitigung der britischen Regierung und ihrer Hintermänner zu proklamieren, denn ich bin der felsenfesten Überzeugung, daß im weiteren Verlauf der Ereignisse das englische Volk, das wider seinen Willen von den englischen Kriegshetzern in diesen Krieg gegen Deutschland gezwungen wurde, dieses selbst besorgen wird. Das polnische Beispiel hat gezeigt, daß es nicht guttut, Deutschland herauszufordern. Herrn Chamberlain und seinen Mitschuldigen an diesem Kriege werden dann noch die Augen aufgehen. Sie werden dann vielleicht eines Tages Zeit und Muße haben, darüber nachzudenken, ob sie gut beraten waren, als sie das deutsche Friedensangebot als ein Zeichen der Schwäche auslegten und ablehnten und statt dessen Deutschland herausforderten!

Das deutsche Volk, durch den Nationalsozialismus zu einem stählernen Block zusammengeschweißt, steht geschlossen hinter seiner Führung, und vor dem Reich steht heute eine ruhmreiche Armee und Luftwaffe und eine mit jungem Ruhm bedeckte Marine. In vollem Bewußtsein, daß das Recht auf seiner Seite ist und daß es bis zuletzt alles getan hat, um diesen völlig sinnlosen, ihm aufgezwungenen Krieg zu vermeiden, wird Deutschland mit der gewaltigen Wucht seiner ganzen Volkskraft diesen Krieg zu Ende führen. Daß dieses Ende in dem Entscheidungskampf des deutschen Volkes aber nur ein großer deutscher Sieg sein wird, dafür bürgt uns Deutschen unsere eigene Kraft und unser Glaube in den Mann, der für uns das Höchste auf der Welt bedeutet:

Unser Führer!


Scriptorium merkt an:

*** 5[?] Oktober 1938: Neville Chamberlain, London / House of Commons: "One good thing, at any rate, has come out of this emergency through which we have passed. It has thrown a vivid light upon our preparations for defense, on their strength and on their weakness. I should not think we were doing our duty if we had not already ordered that a prompt and thorough inquiry should be made to cover the whole of our preparations, military and civil, in order to see, in the light of what has happened during these hectic days, what further steps may be necessary to make good our deficiencies in the shortest possible time." [Nach: Parliamentary Debates, House of Commons (London: HMSO, 1938) vol. 339, 12th vol. of session 1937-1938, pp. 361-369, 373.]

Und weiter: 13. Oktober 1938: "Chamberlain declares to the House of Commons that 'The Munich Agreement does not permit us to diminish our efforts towards the realization of our military program.'" [Genaue House-of-Commons Quelle unbekannt, zitiert nach http://www.humanitas-international.org/showcase/chronography/timebase/1938tbse.htm]

Und am 3. September 1939 erklärte Chamberlain Deutschland den Krieg. ...zurück...


Scriptorium empfiehlt als weiterführende Literatur:

1) Urkunden zur letzten Phase der deutsch-polnischen Krise

2) Deutschland und Polen im Spiegel amerikanischer Geheimdokumente




Die Danziger Rede
des Reichsaußenministers v. Ribbentrop am 24. Oktober 1939