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[Bd. 4 S. 94]
Wilhelm Raabe, 1831 - 1910, von Hermann Pongs

Wilhelm Raabe.
[104a]      Wilhelm Raabe
im letzten Lebensjahr, 1910.

[Bildquelle: Prof. Dr. Fritz Limmer, Darmstadt.]
Wilhelm Raabe, der größte Erzähler des niedersächsischen Stammes im vorigen Jahrhundert, nimmt in seinem langen Leben den ganzen Stromlauf des Bürgerjahrhunderts mit allen Zuflüssen, Wirbeln und Untiefen in sich auf und gibt ihm eine eigne Gestalt. Seine Geburtsstunde fällt noch ins erste Drittel des Jahrhunderts, wenige Jahre vor dem Weltkrieg schließt er die Augen.

Die Harzlandschaft ist seine Heimat, Holzminden, Wolfenbüttel, Braunschweig, ostfälischer Boden. Fälische Züge, Schwere, Verschlossenheit, Innerlichkeit, scheinen seiner hellen, starken nordischen Seele eingemischt, soweit sich in der Bürgerwelt, die seine Lebensform prägt, die Urschicht der Rasse noch erkennen läßt. Bürgerlich gerichtet und geordnet ist diese Welt bis auf den Grund, im engen Gehäuse altererbter Sitte, Beamtenehre und Untertanentugend. Sohn des Holzmindener Postmeisters und Steuereinnehmers ist der Vater, selbst als Justizamtmann im braunschweigischen Dienst; Tochter des Holzmindener Stadtkämmerers ist die Mutter. In Holzminden an der Weser, einem Städtchen von dreitausend Einwohnern, im weiten sicheren Kreis der Sippe, hat Wilhelm Raabe die frühe, entscheidende Kindheit verlebt, wahrhaft, wie er selber es einmal ausdrückt, "im Zusammenhang der Dinge", und das heißt: in dem Urgefüge von Familie, Landschaft, Stamm und Geschichte.

In solchem gewachsenen Zusammenhang ungestört auszureifen aber war ihm nicht vergönnt. Schicksal des Beamtensohns: der Vater wird versetzt in ein entlegenes Landstädtchen, der Sohn, zehnjährig jetzt, muß sehen, wie er in der neuen Schule zurechtkommt, keine höhere Schule, eine einfache Stadtschule, in der er verwildert. Und nach drei Jahren verliert er dann den Vater. Die Mutter zieht nach Wolfenbüttel in den Kreis der mütterlichen Sippe, eine gedrückte, bittere Zeit, in der der Vierzehnjährige wieder neben Elfjährige auf die Schulbank muß. Es gibt ihm einen Knick fürs Leben, er wächst auf als der Sohn ohne Vater, sich selbst überlassen und der mütterlichen Liebe, die ihn verständnisvoll umhegt, aber nicht lenkt; eben in jener Zeit, in der in Deutschland eine erste Bürgerrevolution gemacht wird. Der Eigenbrötler bildet sich heraus, der es durchsetzt, daß er die verhaßte Schule verläßt, mit achtzehn Jahren nach Magdeburg in den Buchhandel geht und dann doch vier Jahre später wieder bei der Mutter erscheint, ohne einen Abschluß, ohne einen sicheren Beruf, ein greifbares Ziel. Die Mutter spürt wohl, daß hier ein Charakter sich den Weg zu suchen beginnt. Die Wolfenbüttler [95] Bürgerschaft spürt es nicht, sie läßt es den jungen Raabe entgelten, daß er den Normalweg des Bürgers nicht gehen kann. Ihm selber schlägt das innerlich zum Guten aus. Er gewinnt den Blick für die andre, die unbürgerliche Seite des Daseins, und der stille Entschluß setzt sich fest in seiner Seele: freier Schriftsteller zu werden. Es ist die Verlockung der Zeit: das Genie, das die bürgerliche Enge durchbricht, die Bindungen, auch die der inneren Urbilder, aufhebt, sich in die abgründigen Rätsel der Menschenseele stürzt; der Lockruf des jungen Deutschland, dieser Generation ohne Väter. In der dämonischen Gestalt des Velten Andres hat der ganz alte Raabe vielleicht am meisten von dem festgehalten, was damals zuerst seine Seele mit fremdem Schauer anrühren mochte: das Verführerische des Genialen und die Tragik des Ungebundenen und Entwurzelten. Viel zu groß waren die bürgerlichen Gegengewichte seiner eigenen Seele, die mütterlichen Bindungen: Kindbett, Familie, Heimat, Stamm, Volk, Geschichte. Er bereitet sich vor auf die Universität, legt den Grund zu einer lockeren, aber vielgestaltigen Bildung und wählt sich nach einem Jahr (1854) zum Studium die Stadt, die den äußersten Gegensatz bildet zur mütterlichen, sippengebundenen Welt: die Großstadt Berlin.

Ansichtskarte, Sperlingsgasse Nr. 11.
Ansichtskarte: Sperlingsgasse Nr. 11
(Spreestraße, Alt-Berlin),
Wohnhaus des Dichters Raabe.
[Bildarchiv Scriptorium.]
Dort schreibt er die Chronik der Sperlingsgasse. Ein Dreiundzwanzigjähriger wählt die Maske des alten Mannes und den Decknamen Corvinus. So verrät sich die Scheu, offen zu zeigen, wer er ist und was er fühlt. Ist es die Verschlossenheit seines Stammes, die jeder Selbstdarstellung widerstrebt? Ist es die Scheu des Jünglings, den keine Vaterzucht zur Unbekümmertheit gestählt hat? Ist es der kleinbürgerliche Biedermann, dem es widerstrebt, sich aus dem Gefüge seines Standes ins Unbekannte zu begeben, oder die Zartheit des dichterischen Gemüts, das zu seinem Gebilde den Abstand halten will, ohne schon zur Objektivität gereift zu sein? Der Erstling, der Raabe berühmt gemacht hat, enthält in ungewissem Umriß bereits die ganze Raabewelt in ihrer hintergründigen Symbolik des Einfachen und in der Verflochtenheit der Seelenschichten. Was man mit einem Spottwort später "Biedermeier" genannt hat, ist ganz darin: das Bürgerlich-Biedere, das sich ins Kleine verwinkelt, das in den Alltag hineinverklärte Wunderbare aus den geheimnisvollen Weiten der Romantik in die Enge der bürgerlichen Welt verpflanzt, das sentimentale Zurückgewendetsein ins Vergangene, mit der elegischen Klage des enttäuschten Idealisten. Aber alles das ist nur die Oberfläche, ebenso wie die Tagebuchform, die Icherzählung die subjektive Manier. Tiefer ist dieser junge Dichter getragen vom wirklichen Grund der Dinge. Er spürt hinter den Winkelschicksalen seiner Sperlingsgasse den ganzen Volkskörper, und der Blick in die Geschichte zurück wird ihm ein Blick ins Wesen, wie es war und ist und wird. Hinter der Idylle des Biedermeiers gewahrt er das verzerrte Gesicht eines geknebelten Volks: mit der Not der Auswanderer greift er uns ans Herz; mit der Tragik des Vaters, der in den Befreiungskriegen beide Söhne verlor und sich nicht freuen kann in der Restaurationszeit an der Totentafel in der Kirche. Niedersächsische Härte begegnet uns hier zum erstenmal: "Gottlob, [96] die Tafel ist verbrannt! Mutter, ich konnt sie nicht mehr ansehen." So tief innen ist in Raabe selbst die Allgegenwart sich widerstreitender Lebenskräfte, daß er sich aufteilt an zwei gegensätzliche Gestalten: den sanften, elegischen Helden in der großväterlichen Maske und den jungen, skurrilen, genialischen Zeichner, den mutter- und vaterlosen, der das Leben durchabenteuert: "Kann Deutschland nicht finden, rutsch allweil drauf rum."

Federzeichnung von Raabe.
[96]      Federzeichnung
von Raabe aus der Handschrift des Romans "Die Leute aus dem Walde", 1862.
Raabe selber weiß sich zu schützen gegen sein anderes dämonisches Ich. Den Erstling in der Tasche, kehrt er ins Mutterhaus zurück und gibt dem freien Schriftstellertum ein Gegengewicht in den Sippen- und Stammtischbindungen seiner Mutterstadt, mit all ihrer gesellig-verwinkelten Biedermeierei. Die Gefahr ist groß, daß er ein Vielschreiber wird wie andre, für die bequemen Familienblätter des in seinen Urbildern gekappten Kleinbürgertums. Allzu leicht sprudelt die epische Quelle, das unerschöpfliche Fabuliertalent. Junge Mädchen vor allem geraten ihm ins Süßliche und Süße. Was hilft dagegen eine Gestalt gelegentlich wie Weitenweber, der Redakteur, mit dem nüchternen Zynismus des echten Raabe, des existenzgläubigen? Oder daß einmal ein zürnendes Vaterlandswort hindurchblitzt durch das Biedermeiergeschwätz der Bösenberg und Genossen. Selbst der immer wache Geschichtssinn Raabes, jetzt durch Quellenforschung vertieft, befriedigt sich in kunstvollen kleinen Novellenspannungen, wie die Zeitschriften sie lieben. Aber Raabe selber wieder spürt die Gefahr, er begibt sich auf Reisen. Das Jahr 1859 ist Raabes Reisejahr. Es führt ihn zu allen mittel- und süddeutschen Stämmen: den Obersachsen in Leipzig und Dresden, den Sudetendeutschen in Prag, den Österreichern in Wien und Linz, zu den Bayern, den Franken, den Schwaben, den Rheinländern. Es ist ein Einschnitt für ihn, dem der Italienreise Goethes vergleichbar; nur mit der ganz andern, entgegengesetzten Wirkung: daß Goethe sich zur Form, zur Bewußtheit, zur Klassik erlöst fühlt, während Raabe jetzt unbewußt mit allen Seelenschichten hineinwächst ins Volk, in die deutsche Gemeinschaft unterhalb aller biedermeierlichen Vereinsmeierei. Zugleich wird seiner von der Reise geweiteten Seele noch ein besonderes Glück zuteil: der Weltimpuls der Schillerbegeisterung trägt ihn dem Traum eines einigen Deutschland zu, und im nächsten Jahr ergreift ihn die politische Bewegung selbst und entführt den Tatscheuen auf die Tagung des Nationalvereins in Koburg. Alles, was er in beiden Jahren erlebt, ist unverlierbar eingegangen in den schöpferischen [97] Grund seiner Seele, treibt verwandelnd nach Jahrzehnten noch Werke hervor: den Dräumling als Spiegel der Schillerbegeisterung 1870, Gutmanns Reisen mit der Koburger Tagung 1892.

Das unmittelbare Ergebnis des politischen Aufschwungs ist der Briefroman Nach dem großen Kriege. Lyrik faßt hier das Ethos zusammen: "Ans Werk, ans Werk mit Herz und Hand, zu bauen das Haus, das Vaterland!" Es sind die Jahre nach den Befreiungskriegen, die Jahre der Enttäuschung, in die Raabe Enttäuschungen und Hoffnungen der eignen Zeit hineinarbeitet. Ein großer Impuls, gewendet auf einen

Federzeichnung von Wilhelm Raabe.
[97]      Federzeichnung
von Wilhelm Raabe.
großen Stoff. Immer noch aber ein Werk der Fabulierkunst, die Völker und Individuen in eins verwebt, überwältigt von den Zufällen der Wirklichkeit, die romanhaft geboten werden. Immer noch nicht aus dem letzten sicheren Sinn des Seins.

Auch das hat Raabe selbst am sichersten gespürt: "Kinderbücher" nennt er später alles in der Wolfenbütteler Zeit Geschriebene. Ein hartes Urteil für so viele Werke im unverkennbar echten Raabeton. Dennoch richtig, aus dem Ganzen des Riesenwerks gesehen. Erst im Hungerpastor findet sich der Fabulierer gebunden von innen her durch einen tiefer begriffenen Sinn- und Seinszusammenhang der Welt, wie er dem Manne ziemt, und erst in dieser Gebundenheit kommt Raabes Seele zur Erscheinung, was sein Bestes ist: was man sein Religiöses nennen mag. Der Hungerpastor aber ist bereits in Stuttgart geschrieben. Wieder mag man den Instrinkt des

Wilhelm Raabe mit seiner Braut Bertha Leiste.
[104b]      Wilhelm Raabe
mit seiner Braut Bertha Leiste, 1862.
Dichters bewundern, der sich die Lebensbedingungen selber schafft, unter denen erst sein Bestes wachsen kann. Nachdem er sich durch die Ehe mit einer Wolfenbüttler Beamtentochter doppelt eingefestigt hat in der Heimat, entschließt er sich unmittelbar nach der Hochzeit zur Trennung von der Mutterstadt und zum Umzug nach Stuttgart, ins Land der Schwaben. Der äußere Grund war die besonders freundliche Aufnahme, die er auf seiner Reise dort gefunden hatte, der geistige Schriftstellerkreis, im Hintergrund die große Verlegerstadt. Tiefer und viel folgenschwerer war die innere Entscheidung, die den Niedersachsen zu den Schwaben führte: hier fand er, was seine Seele brauchte: [98] ein Land, das als Ganzes noch im Zusammenhang der Dinge stand, süddeutsch volksgebunden und doch durch die protestantische Freiheit hindurchgegangen wie Raabe selbst, das Land einer naturgewachsenen Kultur, zäh eingewurzelt mit seinen sippenstarken Familienbindungen im mütterlichen Boden und von einem leidenschaftlichen Fernendrang, einem wagenden und doch formstarken Vatergeist, der immer wieder den Lebenswidersprüchen die Einheit abringt in einer dem Klassischen zugewendeten Gestalt. Das Land Schillers, Hegels, Schellings, Hölderlins.

Gewiß ist es schwer, das Geheimnis einer Stammesseele zu ergründen. Daß Raabe erst im schwäbischen Raum ganz zu sich selbst gereift ist, macht uns sein Werk offenbar. In den acht Jahren seiner Stuttgarter Zeit sind die drei Werke seiner Mannesmeisterschaft geschrieben, die er selbst zur Trilogie zusammengefaßt hat: Der Hungerpastor, Abu Telfan, Der Schüdderump. In ihnen zum erstenmal ist die Totalität des Weltbilds erreicht, die der Roman als Kunstform fordert. Es ist, als schössen in Raabes Seele jetzt alle ungerichteten Elemente zum Kristall zusammen. Darum nennt er später die Stuttgarter Jahre seine glücklichste Zeit. Er wird sich jetzt der Ganzheit der Welt und seiner Existenz in der Welt bewußt, erfährt das, was er den Zusammenhang der Dinge nennt, bewußt als letzten tiefen, religiösen Sinnzusammenhang alles Seins. Und doch sind die Werke, die jetzt entstehen, Tragödien. Wie ist das möglich?

Indem Raabe die Kraft findet, jetzt aus der Urschicht seines Wesens, aus der religiösen Schicht zu sprechen, aus der Eingefügtheit in den Sinnzusammenhang der Welt, spürt er, daß der Boden schwankt, auf dem er steht, von Gegenkräften zerrissen, und daß die letzte Einheit jenseits jedes Begreifens liegt. Die Fabulierlust weicht dem unerbittlichen Willen, durch das biedermeierlich so abgeglättete Bürgerdasein auf den Grund der Existenz, die echte Wirklichkeit, zu dringen. Und der Grund, auf den er stößt, ist ein Weltzwiespalt. Von vordergründigen Gegensätzen dringt er immer tiefer in die letzte tragische Weltentzweiung vor. Im Hungerpastor ist der ganze Biedermeierraum um zwei Gegencharaktere gebaut: den langsamen deutschen Träumer, mit dem echten, wahren Hunger in der Seele, und den jüdischen Rationalisten, mit dem Hunger nach Geld und Geltung, aus der Rachsucht des Unterdrückten und mit der rastlosen Betriebsamkeit und Anpassungsfähigkeit, die den Erfolg in der entgötterten Welt verbürgt. Unverzerrt sieht Raabe beide nebeneinander im deutschen Raum, so wie der innerliche, politisch ungerichtete Biedermeiermensch neben dem hetzerischen jüdischen Journalismus des Jungen Deutschland steht. Raabe selbst ist natürlich mit allen Sympathien bei Hans Unwirsch, diesem Idealbild des deutschen Jünglings von Jean Paul und der Romantik her. Unzweideutig ist in Moses Freudenstein der alles zersetzende Intellekt, der herzlose Egoismus des entwurzelten Kosmopoliten gegeißelt, die vatermörderliche Kälte des artfremden Blutes. Dennoch bezieht Raabe den Juden ein in das deutsche Schicksal, anders als Freytag, der im Zerrbild Veitel Itzigs den Ostjuden als ein Krebsgebilde ausbrennt. Die Verteidigung des [99] verachteten und angespuckten Judenjungen ist Hans Unwirschs erste Heldentat, und die Freundschaft mit ihm und die bittere Enttäuschung dieser Freundschaft sind wichtige Stationen auf seinem Lebensweg. Verachten kann er ihn zuletzt, unter Schmerzen: ihm entgegenzuwirken, ihm seine Beute zu entreißen, das geht über seine Kraft. Raabe sieht hier weiter und schicksalhafter als Freytag in die deutsche Zukunft: die deutsche Innerlichkeit, mit dem metaphysischen Hunger der Seele, politisch unentwickelt, vermag sich des weltklugen Rationalismus, des westlichen

Federzeichnung von Wilhelm Raabe.
[99]      Federzeichnung von Wilhelm Raabe.
Zivilisationsgeistes nicht zu erwehren, unter dessen Fahne der Aufstieg des Judentums beginnt. Unbeirrbar bleibt der metaphysische Trost, der aus der letzten Tiefe der Existenz aufglänzt: daß das Böse sich selbst zerstört, die in Gottes Frieden eingetiefte Seele alles überwindet.

Vordergründig bleibt dennoch hier die gegensätzliche Sicht, so umfassend Raabe mit ihr die Gegenwartswelt durchdringt. Der zweite große Roman bohrt sich tiefer und leidenschaftlicher hinein in den tragischen Weltgrund des deutschen Schicksalsraums. Die Tragik des Deutschen ohne Deutschland ist es, die die Gestalt Leonhard Hagenbuchers überschattet, die Tragik dessen, der als Vierzigjähriger heimkehrt aus der Kriegsgefangenschaft, mit dem Idealbild Deutschlands in der Seele, und der vergebens anrennt gegen die Verbogenheit und Verderbtheit der Deutschen in der Enge ihrer Kleinstaaterei. Ausbrüche eines elementaren Weltzorns finden sich in diesem Buch, dämonische Tiefenstimmen aus dem Kleinbürgerparadies des Biedermeiers herauf: "Ho, es wird wohl einmal die Stunde [100] kommen, wo der Auktionator auf den Tisch klopft und den ganzen Trödel vor dem ganzen deutschen Volk versteigert. Zwölf Exzellenzen für'n Groschen und die dreizehnte zu! Zwölf Durchlauchten für einen Groschen und die dreizehnte zu!" Aber nicht dem Helden sind diese Worte gegeben, sondern einem "rasenden alten Mann", den übermäßig erlittenes Unrecht toll gemacht. Der Held selber ist unter eine unheroischere Tragik gestellt: daß ihn das Philistertum im eignen Blute lähmt, den Kampf gegen die Philister mit der Brutalität zu führen, die den Sieg oder die Katastrophe verbürgt. Er bleibt der Deutsche ohne Deutschland, der ungerichtete Deutsche ohne Vatergeist, und das heißt hier: ohne jene politische, geschichtsbildende Kraft, die allein vom Geist der Väter her in einem Staatsvolk wächst. Dieser Tragik ist sich Raabe voll bewußt, wenn er sagt: "Sie kommen alle aus Nippenburg, wie sie Namen haben: Luther, Goethe, Jean Paul", und wenn er die berühmte Formel prägt: "Wohin wir blicken, zieht stets und überall der germanische Genius ein Drittel seiner Kraft aus dem Philistertum." (Ist mit Nippenburg, das sich den Namen aus Württemberg geborgt hat, die besondere deutsche Tragik mitgemeint: daß der staatsbegabteste Stamm, der Hohenstaufenstamm, ohne politische Großziele sich ins Biedermeier verwinkelt?) Die Gegenkraft, die Raabe aufruft, ist das Muttertum. "Zu den Müttern", heißt es im Anklang an Goethes Faust. Nur ist auch dieses Muttertum vom Leben gebrochen. Und was die Männer, die das Leben verbogen hat, aus ihm an Seelenkraft gewinnen, ist allein: Geduld, Wunschlosigkeit, Stille: "Sie sitzen still, und still ist es um sie her, sie verlangen nicht mehr." Das ist die tiefste Tragik: daß, wo der Vatergeist in die Irre gegangen ist, auch das lebenspendende Muttertum verdorrt. Flucht aus der Welt wird zum letzten Trost. Weltleid behält das letzte Wort: "Wenn ihr wüßtet, was ich weiß, so würdet ihr viel weinen und wenig lachen."

Raabes Fühlkraft reicht jetzt so weit in die Tiefe der Zeit hinab, daß ihm ihre schlimmsten untergründigen Gedanken bewußt werden: nach dem Abschluß des Abu Telfan ist es, daß er mit dem Studium der Schopenhauerschen Philosophie beginnt. An der Auseinandersetzung mit ihr gewinnt er den symbolischen Blick, der es wagt, das Weltganze unter ein einziges schreckliches Sinnbild zu stellen: den Pestkarren, Schüdderump genannt. Der Roman, der diesen Titel trägt, der Abschlußband der Trilogie, ist das Meisterwerk der Trilogie geworden. Die vordergründigen Gegensätze, und auch Leonhard Hagenbuchers Auseinandersetzung mit der Biedermeierzeit bleibt vordergründig vor diesem letzten unerbittlich symbolischen Blick, sie verblassen vor dem Ernst, mit dem die Frage nach dem Sinn des Seins in der Welt überhaupt gestellt und bis zum Urleid vorgetrieben wird. Nicht aber im Schopenhauerschen, sondern ganz und gar im Raabeschen Sinn. Denn auch hier geht es nicht darum, daß der Wille zum Leben selber eine blind zerstörerische dämonische Macht sei, sondern es geht, wie immer bei Raabe, um den Zusammenhang der Dinge und um die Urtragik, die aufbricht überall, wo im Menschenleben dieser Zusammenhang erschüttert ist schon bei der Geburt.

[101] Viel großartiger, lebenskräftiger, gesünder sind die Gegengestalten, die Raabe hier geschaffen hat, als alle Figuren im Abu Telfan und auch im Hungerpastor. Symbolische Gestalten für Urkräfte des deutschen Wesens: die Herrin des Lauenhofes, gütig, stark und unverwüstlich wie die Natur, die landgewachsene Verkörperung des mutterrechtlichen, bewahrenden Prinzips gleichsam, und der edle Ritter Karl Eustachius von Glaubigern, der verkörperte männlich-ritterliche Adelsgeist von Urzeiten deutscher Geschichte her. Beide stehen sie, der Westfale und die Ostfälin, wie Schutzgeister um Antonie Häußler, die Heldin, und doch ist hier der Zusammenhang der Dinge erschüttert von Anbeginn, denn Antonie ist die heimatlos Geborene, das uneheliche Kind der Dirne, die auf dem Schinderkarren, dem alten Schüdderump, in die Welt Hineingefahrene, wer weiß welchen Bluts: "das arme, heimatlose Wesen". Und düster ragt über ihr Schicksal hin der Schüdderump. Wie wunderbar blüht die Waise auf unter der Obhut der Herrin des Lauenhofs und des Ritters von Glaubigern, die Spielgefährtin des Junkers Hennig von Lauen. Eines Tages tritt das Gespenst ihrer Herkunft sie an, eine niedrig dämonische Gestalt: ihr Großvater Dietrich Häußler, einstmals Frisör und jetzt Millionär und Kriegsschieber in Wien, in den Adel erhoben als Edler von Haußenbleib. Das Scheinbild einer Heimat zerrinnt, und die Enkelin muß mit ihrem einzigen Blutsverwandten nach Wien, in die Stadt der Bourgeois und der Schieber, die Stadt Ahaliba, die Hauptstadt eines zerfallenden Reichs nach dem Osten hin. Dort in Wien geht Antonie zugrunde, sie wird krank und stirbt an gebrochenem Herzen, an der Komödie, die sie täglich spielen muß, an dem Schicksal, ohne Heimat zu sein. "Sie hat recht, sie hat keine Heimat", erkennt der alte Ritter von Glaubigern. Denn der einzige, der ihr hätte helfen können, der Junker Hennig, den sie liebt, primitiver und oberflächlicher Krautjunker wie er ist, er hat nur Mitleid, keine Liebe für sie. Dem Seelenschicksal, das sich hier vollzieht, ist er nicht gewachsen. Der Schüdderump rollt über Antoniens Leben hinweg. Es triumphiert der Edle von Haußenbleib. "Das ist das Schrecknis in der Welt, schlimmer als der Tod, daß die Kanaille Herr ist und Herr bleibt."

Bis zum bitteren Bodensatz muß der Lebenskelch geleert werden. So fordert es Raabes unerbittlicher Wahrheitssinn in einer Welt, in der der Zusammenhang der Dinge erschüttert ist. Denn wo ist Deutschland? In Krosebeck hinterm Harz, wo der Lauenhof liegt, verwinkelt, zeitlos zurückgeblieben hinter der Zeit? Oder in Wien, der Schieberstadt? Dennoch aber, selber heimatlos zwischen Nord- und Süddeutschland nach 1866, verfälll Raabe keinem Schopenhauerschen Pessimismus. In dem Urleid, in das er hinabdringt, erschließt sich ihm die mystische Widersprüchlichkeit des Lebens als letzter religiöser Sinnzusammenhang. Sinnbild dafür wird im Schüdderump die Kreuzfahrt des alten Ritters von Glaubigern nach Wien; des echten Vaters zu seinem Seelenkinde, das ihm in den Armen stirbt: "Und ganz klar erkannte er plötzlich, inwiefern seine tapfere Fahrt vollkommen mißlungen war und inwiefern dieselbe vollständig ihren Zweck erfüllte." [102] Beides zugleich im selben Atemzug. Hier zum erstenmal schließen sich für Raabe die Widersprüche des Daseins, die noch im Abu Telfan auseinanderklaffen, zur Gewißheit eines Aufeinanderbezogenseins der inneren und äußeren Welt jenseits aller kausalen und rationalen Erwägungen. "Sie fühlten wohl den Boden, den Fels, auf welchem sie standen, unter sich wanken, sie wußten, daß die Wogen um sie her wuchsen, daß das Leben, die Lebendigkeit immer recht behält, sie wußten, daß sie verloren waren, und sie waren doch glücklich und sicher – gerade darum waren sie glücklich und sicher." Es ist die Überwindung Schopenhauers, aus dem tragischen germanischen Weltgefühl, das in diesem Niedersachsen durchbricht als ein Jasagen zum Leben mit seinen Widersprüchen, unter dem härtenden Einfluß, der im schwäbischen Idealismus liegt.

Wenn es aber die besondere Tragik Raabes ist, hineinzuwachsen in den Zusammenhang der Dinge immer dann, wenn er diesen Zusammenhang von Erdbeben der Tiefe erschüttert fühlt, so muß er eben jetzt 1869, nach dem Abschluß des Schüdderump, abermals erfahren, wie dieser wunderbare schwäbische Lebensraum, der seinem Schaffen so fruchtbar geworden war, sich mit Spannungen füllt, die für ihn untragbar werden. Politische Spannungen sind es, zwischen dem Norddeutschen, den es zu Preußen und zu Bismarck zieht, und den partikularistischen süddeutschen Freunden. Der Dichter in seiner tiefen Liebe zu Deutschland und in seiner Angst um Deutschland findet ein alles übergreifendes Symbol, das die Gegensätze aufnimmt und bis in die ganze mystische Widersprüchlichkeit des Daseins zurückvertiefen kann: Des Reiches Krone. In die Geschichte geht er zurück, auf die alte Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die im fünfzehnten Jahrhundert dem Ansturm der Hussiten entrissen wird durch ein Reichsheer der süddeutschen Bürgerschaft unter Führung des Kurfürsten von Brandenburg, das die Krone zurückbringt nach Nürnberg: "Des deutschen Reiches Krone lieget noch in Nürnberg. Wer wird sie wieder zu Ehren bringen in der Welt?" So beschließt der Chronist des fünfzehnten Jahrhunderts seine Geschichte. Es gewinnt einen seherhaften Zug, wenn wir hören, daß Raabe diese Novelle vom Reich geschrieben hat unmittelbar vor dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs, abgeschlossen zehn Tage vor der Emser Depesche. Und der seherhafte Zug bekommt eine erschreckende Tiefe, wenn wir uns in den Doppelsinn versenken, den Raabe seinem Reichssymbol gegeben hat. So erschüttert ist Raabe von der im Schüdderump offenbarten mystischen Widersprüchlichkeit des Seins, daß er hinter dem Wunschbild des äußeren Reichs, das Süddeutschland unter Hohenzollerns Führung zusammennimmt, ein Reich der Seele erschließt jenseits der Zeit, dessen Krone nur zu erringen ist durch einen Umschlag, eine Verwandlung der Seele im furchtbarsten Leid. Die schöne Mechthild, die ihren geliebten Ritter zum Kampf entflammt für des Reiches Krone und die den heimkehrenden Pestkranken dann als mater leprosum zu Tode pflegt, wird im Volksmund selber "des Reiches Kron" genannt. Ein Urbild vom Reich taucht hier aus Raabes [103] geängsteter Seele herauf, das in den Doppelsinn des Symbols äußeres und inneres Heldentum über alle schier unüberbrückbaren Spannungen hinweg in eins zusammensieht. Als hätte er es vorausgespürt, daß mit dem äußeren Reich von 1871 das "Reich" noch nicht gewonnen war; daß die Prüfung vor den Dämonen der Tiefe noch bevorstand.

Überraschend wie Raabes Aufbruch aus der Heimat unmittelbar nach der Hochzeit ins Schwabenland ist seine Heimkehr in die niederdeutsche Heimat. Am 14. Juli 1870 wurde die Emser Depesche bekannt, die den Krieg bedeutete. Am 17. bereits fuhr Raabe mit seiner Familie Hals über Kopf dem Norden zu, mitten in die Mobilmachung hinein. Weshalb? Weil er nicht sicher war, wie sich Süddeutschland stellen würde, weil er fürchtete, die Süddeutschen könnten den Einmarsch der Franzosen zulassen. So bis in den letzten Grund der Existenz war ihm der Zusammenhang der Welt erschüttert, so tief saß der metaphysische Schrecken, hinter allem heldenhaften Ringen um den Sinn in der mystischen Widersprüchlichkeit des Seins. Von hier aus begreift man erst ganz, wie schwer für Raabe die innere Überwindung Schopenhauers gewesen sein muß, wie gefährlich nah dem Vaterlosen der Quietismus der "Frau von der Geduld" selber gewesen sein mag; und die innere Gebrochenheit des Mannes aus dem Tumurkirlande. Das Reich Bismarcks hat Raabe die Heimat zurückgegeben.

Nicht das kleine Wolfenbüttel, sondern die Landeshauptstadt Braunschweig wählt sich Raabe zum Wohnsitz, und dort ist er nun ununterbrochen bis zu seinem Lebensende geblieben, vierzig Jahre lang. Sein Werk wächst ins Breite wie ein Strom der nun langsam einmündet ins Meer. Er wird "der echteste und wahrste, allergrimmigste und allerklügste Reichs-Historiograph". So prägt er selber die Formel, nicht zwar für sich, sondern für den Dichter Lafontaine um seiner Fabeln willen, aber in dem Werk, das am unmittelbarsten und unbekümmertsten der Begeisterung für das neue Reich entsprungen ist, im Dräumling 1870 bis 1871. Die Schillerbegeisterung von 1859 wird hier zum Sinnbild der begeisternden Einheitswoge, die ganz Deutschland überschwillt. Der Nationalstolz, Jahrzehnte gehemmt, bricht unaufhaltsam herauf: "Die Nationen am Tische der Menschheit rücken verlegen zusammen – es wird Platz, und wir werden Platz nehmen, auch ohne Sie zu fragen, mein Herr! Ich sage Ihnen, wir werden uns setzen, und wir haben einen gewaltigen Hunger nach dem Fasten von so manchem Jahrhundert." Man spürt es diesen Worten und diesem ganzen Werke an, wie sehr Raabe jetzt im Bismarckreich seine Heimat, seinen sicheren Grund der Existenz gefunden hat, glaubt gefunden zu haben.

Aber wieder ist es Raabes Tragik, und diesmal ist es die Tragik aller in die Tiefen hinabreichenden Dichter der Zeit, daß eben dieses Reich, dem seine Hingabe gilt, ihn in seiner altbürgerlichen Existenz ganz und gar erschüttert. Denn was jetzt heraufkommt, ist eine neue Zeit. Es ist die Zeit der Industrie, der Maschine und der Massen, die Zeit der Reichtümer häufenden, die Arbeiter entwurzelnden [104] Geldwirtschaft, die Zeit des Fortschritts und der Großmannssucht, denen das Biedermeierdeutschland, das Land des kargen ausgewogenen Bürgerstils, in weniger als einem Jahrzehnt zum Opfer fällt. Es ist die Gründerzeit, gegen die sich Raabe jetzt wendet und nun bis zum Ende seiner Dichterlaufbahn in immer hintergründigeren, unzeitgemäßen Werken wenden muß. Was in Des Reiches Krone vorgeahnt ist, in banger Sorge um die Existenz des Reichs, es tritt nur zu grausam jetzt als schauderhafte Alltagswirklichkeit den Dichter an: die unüberbrückbare Kluft zwischen äußerem Reich und innerem Reich. Und alle alten Seelenwunden brechen in dem vaterlosen, inwärtsgekehrten Dichter auf. Mit doppelter Inbrunst wendet er sich dem Menschen der deutschen Innerlichkeit, dem allem Fortschritt abgekehrten Biedermeiermenschen zu und greift unermüdlich zurück in die Vergangenheit, um dem richtungslosen neuen Reich die Urzüge deutschen Wesens einzubrennen. Bis in den Sprachstil hinein verlangsamt und verschnörkelt er das Tempo der Erzählungen, und je sicherer er im Alter des letzten mystischen Sinns hinter aller Widersprüchlichkeit gewiß ist, um so leichter läßt er sich los in seinen Gestalten und schaltet frei mit den Schicksalen.

Als ein Ganzes wächst so sein Werk jetzt herauf, und wir müssen es im Ganzen sehen. Schopenhauer ist überwunden, und es gilt das Wort, das Raabe 1894 schreibt: "Ich meine gerade überall und immer die Unverwüstlichkeit der Welt und des Menschendaseins auf Erden zur Darstellung gebracht zu haben." Den Dank an das Reich und den großen Reichsgründer allerdings vermag er nicht in heldischen Führergestalten darzutun. Was er zu geben hat, ist immer nur der Mensch der unerschütterten bürgerlichen Mitte, der kleine Mensch des Alltags, aus dem sich das Volk zusammensetzt, der Bürger, der auf seine kleine Weise im Zusammenhang der Dinge steht, wenn er es versteht, durch alle Unbill des Schicksals "frei durchzugehen" und den Glauben an die rettende Fülle der Existenz nie aufzugeben, die uns aus jedem noch so rätselhaften Widersinn dieses Daseins plötzlich überschüttet. Unübersehbar ist die Vielfalt der Gestalten, die der Reichshistoriograph so im Laufe dreier Jahrzehnte noch geschaffen hat, an einem Weltbild bauend um den ewigen deutschen Menschen, das noch im seltsamsten Sonderling die Stelle aufzeigt, in der unvergeßlich und unbeirrbar deutsche Innerlichkeit, deutscher Adel aufglänzt und frei durchgeht durch die Torheit der Welt. Vielfältig wechselnd ist der Hintergrund durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart und durch die verschiedenen Landschaften der deutschen Stämme. Dienen muß das alles dem einen Ziel, wie Raabe es zusammengesetzt hat in dem Wort: "Nur diejenigen Kunstwerke haben Anspruch auf Dauer, in denen die Nation sich wiederfindet."

Ein willensmäßiger Nationalismus ist dabei nirgends mehr zu finden in Raabes Werk. "Eine Blume, die sich erschließt, macht keinen Lärm dabei." Dies Eingangswort zu den Alten Nestern wird zum Wesenswort des ins Alter hineinreifenden Raabe-Stils. Unmerklich erschließt sich im Alltag des bürgerlichen Daseins ihm die Blume des ewigen deutschen Wesens in hundertfältiger Gestalt, [105] immer wieder überraschend neu und immer anders, als man denkt. Wer vermutet hinter dem Titel: Deutscher Adel, in einer Geschichte, die den Krieg 1870 bis 1871 selbst zum heroischen Hintergrund hat, daß es hier gar nicht um Helden geht und sogar der sogenannte Held der Geschichte, der Unteroffizier und Kunstmaler Schenck, nur sozusagen pro forma der Held ist und durchaus zurücktritt vor den Augenblicken, in denen sich in spitzweghaft verwinkelten deutschen Philisterseelen auf wunderbare Weise deutscher Adel offenbart: "Der Gott trat aus den Wolken, und die gemeinste, allbekannteste, verbrauchteste Hilfe erwies sich als die ausgiebigste und wirksamste." Butzemann aus Butzemanns Keller, der Leihbibliothekbesitzer Karl Achtermann, Wedehop, das passive Genie, das überall Freunde hat, das sind die Gestalten, um derentwillen diese Geschichte geschrieben ist: "Ein ausgezeichnet Sammelsurium deutschen Volkstums – nennen wir es dreist deutschen Adel." Aus der großen Gestaltenfülle dieses Sammelsuriums heben sich nun doch in Raabes Werk bestimmte unverlierbare Menschenbilder ab, in denen stärker als in andern das Urbild des Raabeschen Deutschen lebt.

Der Jüngling "auf der Schwelle", im Begriff, hinüberzutreten aus der Unbewußtheit der kindlichen Traumwelt in die harte, nüchterne Daseinswirklichkeit – das ist das Thema, dem Raabe die ganze Würde eines Erziehungsromans zuteil werden läßt unter dem rätselhaft bildungsverschnörkelten Titel Prinzessin Fisch. Gemeint ist Goethes Jugendgedicht "Ritterlich befreit ich dann – die Prinzessin Fisch", und bezeichnet soll werden mit diesem Symbol die wunderbare Illusionskraft der jugendlichen Seele, die in ihre innere Traumwelt versenkt allen äußeren Gefahren entrückt ist, bis sie, unter dem Anhauch des Eros gereift, stark genug geworden, den Sündenfall des Wissens, den Hinübertritt in das Ich-Bewußtsein zu ertragen. Dieses Urthema, das viel von Raabes eignem Urerlebnis "Auf der Schwelle" widerspiegeln mag, ist zum Zeitthema erweitert: Ilmenthal, der stille Ort dieser Kindheit, selber wird vom Fortschrittsgeist ergriffen, tritt hinüber aus dem Unschuldzustand der Natur in die Bewußtheit und Sensationslust eines "Luftkurorts". Ein drittes Thema aber überspannt beides, und hier beginnt wieder das Bereich der mystischen Widersprüchlichkeit, dem Raabe seine tiefsten Einsichten entnimmt: beide Entwicklungen fügt er ein dem "Zusammenhang der Dinge". Verschleiernd wieder ist hier Raabes Alterstechnik: zur Redensart humorig entwertet wird das Wort im Mund des Brusebergers dennoch zum Schlüsselwort dieses Erziehungsromans, zum existentiellsten Wort des Buches. Denn der Buchbinder-Altgeselle, genannt der Bruseberger, der Haupterzieher in diesem Erziehungsroman, ist selber ganz und wahrhaft im Zusammenhang der Dinge, und eben darum sieht er voraus, wie unentrinnbar "im Zusammenhang der Dinge" der Fortschrittsgeist die Welt ergreifen und verwandeln muß; so wie der junge Träumer heraustreten muß aus der schirmenden Traumwelt in die harte, nüchterne, bewußte Welt. Auch dieser Schritt aber, der den Urzusammenhang erschüttert und selber dabei einem tieferen Gesetz gehorcht, führt dennoch auf den [106] nötigen Umwegen den Menschen, wenn es an der Zeit ist, in den echten Zusammenhang der Dinge zurück, auch unter dem verändernden Fortschrittsgeist; so ruft es der Bruseberger dem Helden zum Abschied nach auf die Universität: "Hast du für den Augenblick nichts bei uns da unten im Tal und am Kuhstiege zu suchen, so soll dir doch das Beste immerdar aufbewahrt bleiben, wie sich auch der alte Ort immer mehr verneuern mag. Für seinen neuen Zustand gerade gebraucht dich dein Geburtsort ebensosehr wie sein täglich Brot, das frische Wasser und die alte gute Luft. Es wird eine Zeit kommen, da wird man nach deinesgleichen rufen, und dann geht deine Zeit der harten Arbeit, aber auch der neuen Wunder- und Zauberwelt dir bei uns an." Nüchterner, gestählter, gerichteter als der Hungerpastor einst wird dieser Träumer-Jüngling ins Leben entlassen. Raabe selber ist tiefer in den großen Zusammenhang der Dinge eingegangen, unter dem Heimatgefühl des neuen Reiches und im härtenden Kampf gegen den unentrinnbaren Fortschrittsgeist.

Auch das Frauenbild, das Raabe jetzt entwirft, vorbildhaft gegen die verflachende Weltlichkeit der Zeit, nimmt die Züge aus einem tiefer und wissender durchlebten religiösen Gebundensein. Jene heroische Mädchengestalt aus Des Reiches Krone, die aus der schönen Patrizierstochter zur mater leprosum wird unter einem furchtbaren Schicksal, wir begegnen ihrem Urbild wieder in der viel nüchterneren, bürgerlichen Wirklichkeit des neuen Reiches, bis in den Seelengrund jetzt durchleuchtet und auf eine wunderbare Weise durchscheinend gemacht für eine Kraft von innen her, die man heldenhaft und heilig zugleich nennen mag. Es ist die Gestalt der "lutherischen Nonne" Phöbe Hahnemeyer in Raabes Erzählung Unruhige Gäste. Abermals verhüllt der Titel zugleich, was er zu deuten hat. Unruhig sind alle Menschen des weltlichen Säkulums, in Unruhe werden sie alle geworfen, von außen oder von innen, jeder muß sich auf seine Weise zur inneren Ruhe durchfinden. Ruhe strahlt nur Phöbe aus: "die einzige Gewappnete unter alle den Rüstungslosen, die einzige Ruhige unter alle den Aufgeregten". Und doch ist sie in dieser Erzählung die, die am tiefsten und bittersten um die innere Ruhe zu kämpfen hat, weil sie tiefer und fügsamer auf Gottes Schicksalsstimme hört. Eben darum steht sie echter und erfüllter in der Existenz als alle. Ihre Feindin schickt ihr eine altchristliche Bronzelampe, einst einer Phöbe gewidmet, um anzudeuten, daß sie in die frühchristliche Zeit, aber nicht ins neunzehnte Jahrhundert gehöre. Für Raabe ist die Verschmelzung seines höchsten Frauenideals mit der christlichen Karitas ein Bekenntnis, tief heraufgeholt aus dem Zusammenhang der Dinge. Der mittelalterliche Ordo zeichnet sich im protestantischen Grundgefüge unzweideutig ab. Wie Raabe es ausdrückt, durch Frauenmund: "Die Welt hat einen Kern, sie hat einen süßen Kern, nur aber die Zunge oder was sonst zu der gehört, hat nichts damit zu tun, darauf schmeckt man ihn nicht." Dem entgegenzuleben, in Abkehr von der Welt, ist nicht Entsagung, es ist eine eigene Lebensleidenschaft, nach innen, ein "unbewußtes Heldentum", wie es der Frau als Täterin geziemt.

[107] Überraschender noch ist das Gegenbild des Mannes, dem Raabe die vorbildhaften Züge seines deutschen Menschen gibt: die Verherrlichung, scheint es, des Philisters schlechthin, eines dicken, nie aus der Ruhe zu bringenden Mannes, dem um seiner Gefräßigkeit willen von der Schule her der Spitzname: Stopfkuchen anhaftet. Welche Herausforderung allein, einen Roman dieses Titels herauszugeben. Und dazu sagt Raabe selber: "Beim Stopfkuchen habe ich mich am freisten und sichersten über der Welt empfunden." Offenbar ist dem Braunschweiger Philosophen hier eine symbolische Gestalt gelungen, in der er sich selbst am innerlichsten bestätigt findet. Wie Heinrich Schaumann hinter seiner roten Schanze, so sah der alte Raabe von seinem Sitz in Braunschweig auf die Welt. Es gibt einen Zustand des Eingegangenseins in den stummen Grund der Dinge, vor dem alles faustische Drängen der Menschen zur unzulänglichen Betriebsamkeit erstarrt. Das ist die Weisheit Stopfkuchens, des Riesenfaultiers, der wie ein Mammut in die hastige Gegenwart hineinragt und der selber nicht zu denken braucht, weil in ihm die Dinge denken. Daß Raabe in Stopfkuchens unruhigem Schulfreund Eduard den Schatten Leonhard Hagenbuchers aus dem Abu Telfan beschwört, macht den Abstand deutlich, den der alte Raabe unterdes zu jenem tapferen und unausgeglichenen Übergangswerk genommen hat. Was heißt Philistertum, was heißt Nippenburg? Es geht um den ewigen deutschen Menschen!

Der Doppelblick, der immer beides, das Ewige und das Zeitliche, Vordergrund und Hintergrund, umfaßt, gibt dem alten Dichter die innere Freiheit, aus der ein gelassener, liebevoller Humor erwachsen kann. Der Untergrund aber bleibt das Wissen um den Weltzwiespalt; und die eigene dämonische Unausgeglichenheit zwingt den Dichter, dem Mann auf der roten Schanze noch eine Gegengestalt zu geben, die alle Tragik des genialen, aus dem Zusammenhang herausgefallenen Mannes auf sich zieht: Velten Andres in den Akten des Vogelsangs. Ein Vaterloser wie Raabe selbst, mit einer wunderbaren Kindheit in der Vorstadtwildnis des Vogelsangs, aber ein "Narr und Phantast", der von seiner Jugendliebe nicht loskommt; der dämonische Individualist, verfangen in sein Gefühl, der seine geniale Begabung wie ein Spieler verzettelt, nachdem er alles auf die eine Karte, die Jugendgespielin gesetzt, und verloren. Der Mensch ohne Gott, in einer entgotteten Zeit, dem nichts bleibt, als der heroische Blick ins Nichts: "Ich wünsche nüchtern zu sterben, oder, wenn du lieber willst – vollkommen ernüchtert. So eigentumslos als möglich." Von schauerlicher Symbolik die Opferhandlung nach dem Tod der Mutter: er verheizt den ganzen vererbten Biedermeierhausrat, das ganze Erbteil der Kindheit, den ganzen Zusammenhang der Dinge, in den er hineingeboren war. Danach stirbt er, ausgebrannt und mit sich allein, ohne Eigentum an der Welt. "Der Närrischste, aber auch der Tapferste von euch allen." Einer, der die Folgerungen aus dem egoistischen Jahrhundert bis zum letzten zieht. Symbolisch wird alles hier: der Vogelsang, den die neue Zeit zubaut (in Stuttgart, im Schwabenland gelegen, diesem letzten Stück Biedermeierdeutschland im [108] neuen Reich), der verführerische Goethe-Vers, über den Velten nicht hinauskommt: "Sei gefühllos! Ein leichtbewegliches Herz ist ein elend Gut auf der schwankenden Erde" – die endgültige Absage an Goethe, diesen "größten Egoisten", der wie kein anderer das Jahrhundert auf dem Gewissen hat, und die Gestalt des Chronisten dieser "Akten" des Vogelsangs, Oberregierungsrat Krumhardt, Veltens Jugendfreund, der Durchschnittsmensch im Gefüge der bürgerlichen Gesellschaft, dessen Typus allein die Zeit übersteht, die aus dem Zusammenhang gefallen ist.

Wilhelm Raabe.
Wilhelm Raabe.
Gemälde von Hanns Fenchner, 1892.
[Die Großen Deutschen im Bild, S. 360.]
Zuletzt das Alter. Niemand wird Raabe ganz verstehen, der nicht dem Alter Ehrfurcht entgegenbringt. Wunderbaren herbstlichen Glanz hat er über das Alter gebreitet. Auf die Gefahr hin, jene Formel abzubrauchen vom "Zusammenhang der Dinge": die Alten sind es für Raabe, die den Zusammenhang in allem verbürgen, indem sie aus ihm leben und um ihn wissen. Wer wird je den alten Ritter von Glaubigern vergessen oder sein bürgerliches Nachbild Fabian Pelzmann, diese reinen Hüter und Beschützer der Jugend? Oder Hanne Allmann und Frau Jane Wahrwolf, Fräulein Julie Kiebitz und Fräulein Dorette Kristeller, Mutter Schubach und Frau Rittmeisterin Sophie Grünhage? Was wäre ein Volksgefüge, in dem nicht Jugend am Alter reift und Alter in der Jugend sich verjüngt? Dem Gebildeten allerdings, dem standesmäßig abgeschlossenen Bürger, droht am ersten ein skeptisches und kühles Alter. Im eignen Alterswerk, in Altershausen, hat Raabe mit Selbsthumor die Gefahr beschworen und aufgehoben mit der Reise des Geheimrats Feyerabend in die Stadt der Kindheit, im Zurücktauchen ins Volksgefüge der Einfachen, und seien sie kindisch geblieben wie Ludchen Bock.

Wir sind am Ende. Auf eine letzte einfache und eindeutige Formel ist Raabe nirgends zu bringen, und der alte Raabe am wenigsten. In jedes Werk hinein ist das ganze Geflecht des Lebens gewoben, mit allen hellen und dunklen Fäden. Der zweiten Auflage des Schüdderump schreibt er ins Vorwort (1894): "Er aber rollt weiter durch die Welt. Es läßt sich daran nichts ändern, Herrschaften. Diese Räder lassen sich nicht aufhalten." Aber über das Schlachtfeld von Hastenbeck (1898) fährt ihm "Gottes Wunderwagen" entgegen und bewährt sich in der größten Not, die wieder einmal Deutschland und deutsche Menschen darin getroffen hat. Und sieghaft steht als Motto über diesem letzten veröffentlichten Buch das Wort des Freiherrn vom Stein: "Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland!" Vaterland Deutschland und Mutter Deutschland – im neuen Reich hat Raabe die Heimat gefunden, die ihm Vater und Mutter ersetzt. Dennoch überwiegt in ihm "das mütterliche Erbteil". So sehr er Schiller und Bismarck verehrend im Herzen trug, keine einzige große geschichteschaffende Führergestalt ist ihm gelungen, nicht vom Vatergeist, sondern aus dem Muttertum ist sein Weltbild geprägt. Die Menschen, die er verherrlicht auf seine stille, unscheinbare Weise, das sind die aus dem Unbewußten lebenden Menschen, die seelenhaften, kindlichen, träumerischen, die nach innen gekehrten, die auf den Ruf der Tiefe hören, die [109] gebundenen, die nicht denken aus dem Verstand, sondern aus dem Zusammenhang der Dinge. Das sind ihm die ewigen deutschen Menschen, die nie dem Geld und dem törichten Fortschrittsgeist verfallen, und diese Menschen findet er durch alle Jahrhunderte zurück als immer die gleiche wunderbare Verwirklichung des deutschen Wesens. Darum geht sein Blick in die Geschichte zurück; gegen den alles zerreibenden Fortschrittsgeist ruft er das Gewesene auf als den Grund alles Wesens. Mütterlichen Lebensgrund spürt er auf um jede Gestalt, die ein deutsches Schicksal trägt, er spürt darum: Kindheit, Heimat, Stammestum und Volkstum. Das ist die Urkraft, die er aller Neuerungssucht entgegensetzt. Am stärksten findet er sie in den Einfachen, Lebenstätigen, Unverbildeten, Bäuerlichen. Grausam geißelt er jede Entartung des Vatergeistes nach dem Überbewußten, Vielwisserischen, Gelehrten und sogenannt Gebildeten hin. Um so schärfer, als er darin den Geist erkennt, der das Jahrhundert entwurzelt, und der ihn selber, den städtischen Bürger mit seinem Bildungsidealismus, entwurzelt hat.

Und hier beginnt überall und hinter allem die Raabesche Tragik: daß der Zusammenhang, um den er kämpft und den er braucht, erschüttert ist und immer mehr erschüttert wird im neuen Reich. Und daß der Ruf: "Zu den Müttern!", den er ausstößt als der Hüter des Reichs, zum Kampfesruf nicht genügt. Den Quietismus der "Lieben Frau von der Geduld" hat er wohl bald hinter sich gelassen ebenso wie den Schopenhauerschen Pessimismus, der die Lebenswurzeln unternagt. Sein tiefstes Heldentum wird das Jasagen zu den unenträtselbaren Widersprüchen des Lebens, mit einem Wirklichkeitssinn, der vor nichts zurückschreckt, und mit einem Lebensglauben, den kein metaphysischer Schrecken lähmt. Die Tiefen, die er sich erbohrt, führen immer hinein in den letzten, erschütterten Existenzgrund der Einzelseele, die vor ihr Schicksal gestellt ist, und durch allen philisterhaften Alltag hindurch legen sie die Grundzüge eines harten, tragischen Heroismus bloß, der sein niedersächsisch-germanisches Erbe ist. Wissend aber um die Unergründlichkeit und die mystische Widersprüchlichkeit des Daseins, verhüllt er immer wieder die Spuren, die er sich ergraben hat, und stellt darüber das schweigende Geheimnis des Lebens wieder her, dem nachzurätseln er dem Leser nur symbolische Verweise da und dorten zurückläßt. Eine letzte Unentschiedenheit und eine letzte Ehrfurcht zugleich, die beide wohl sein biedermeierliches Erbe sind, das Erbe des Vaterlosen in einer Zeit, die die Männer um den großen politischen Sinn betrog und alle Seelenkräfte nach innen lenkte, in das Grundgefüge der Familie, den mütterlichen Lebensraum zurück.

Es ist der Grund, der heute Raabe, den "Unmodernen", zeitgemäßer macht als viele Dichter unserer Gegenwart: das verhüllende Sprechen aus der Erschütterung der Existenz unter dem sicheren Wissen um die wahrhaft echte und erfüllte Existenz im Zusammenhang der Dinge. Das Zeitlich-Bedingte fällt ab, auch in der allzu bildungüberfüllten Sprache, als die äußerlichste seiner Hüllen. Um so großartiger hält stand alles, was hier gesagt und gestaltet ist vom ewigen deutschen Menschen.




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Hg. von Willy Andreas & Wilhelm von Scholz