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Holocaust in Dresden

Artikel aus The Barnes Review, Feb. 1995, S. 3-13.
The Barnes Review, 645 Pennsylvania Ave SE, Suite 100, Washington D.C. 20003, USA.
Von George Fowler, Redakteur von TBR;
Übersetzt von Martin Freiburg mit freundlicher Genehmigung von TBR.
Übersetzung und Digitalisat © 2002-2019 by The Scriptorium.
PDF PDF zum Herunterladen © 2016 by The Scriptorium,
plus Zusatzartikel: PDF PDF zum Herunterladen © 2019 by The Scriptorium.


Ein halbes Jahrhundert ist seit dem 13.-14. Februar 1945 vergangen, als über Nacht eines der größten Zentren der Kunst und Kultur in Europa - eine Stadt, die zu einem Lazarett für deutsche, amerikanische und britische Verwundete geworden war, in der viele Tausende alliierte Kriegsgefangene untergebracht waren und die zu einem Zufluchtsort für die Flüchtlinge wurde, die vor der Roten Armee flüchteten - durch Bombenangriffe praktisch ausradiert wurde. Aber die Täter einer der großen Schandtaten der Geschichte
Dresden
sollten die Lorbeeren des glorreichen Sieges ernten, anstatt einen Platz auf der Anklagebank als Kriegsverbrecher.


Teil 1
Vorspiel zum Holocaust

Nach nahezu drei Jahren unablässigen alliierten Luftkrieges gegen Deutschlands zivile Bevölkerung nahmen am 30. März 1942 die Pläne für die Zerstörung der offenen Stadt Dresden Gestalt an, die zur Einäscherung von mindestens 135.000 Menschen führten. Doch die Saat eines solchen unmenschlichen Hasses war in der Nr.10 Downing Street und im Weißen Haus schon viel früher auf fruchtbaren Boden gefallen.

Am obengenannten Datum richtete Professor F.A. Lindemann, später Lord Cherwell, Wissenschaftsassistent des Prime Ministers und jüdischer Flüchtling aus Deutschland, einen schicksalhaften Bericht an Winston Churchill. In seinem Buch Bomber Command stellte Max Hastings fest, daß "Cherwells Bericht die endgültige Rationalisierung für das Programm lieferte, das Bomber Command unternahm, und von da an an die Pläne für die Bombenoffensive angeheftet wurde."

Die Wegweiser zur Bombardierung der Zivilbevölkerung
Die ursprünglichen Wegweiser, die Bomber Command zu der Flächenbombardierung von Deutschlands Stadtbevölkerung führten: F.A. Lindemann (links) und Winston Churchill (rechts). Zwischen ihnen stehen Air Chief Marshal Sir Charles Portal und Erster Seelord Sir Dudley Pound.
Lindemann schätzte, daß pro 40 Tonnen Bomben, die auf "bebaute Gebiete" fielen, "4.000 bis 8.000 Menschen heimatlos werden würden". Dieser Bericht an den Prime Minister stellte fest: "Im Jahre 1938 lebten über 22 Millionen Deutsche in 58 Städten von über 100.000 Einwohnern, die mit moderner Ausrüstung leicht zu finden und zu treffen sein sollten." Hastings schloß daraus, daß Lindemann "hoffte, eine Nation von Flüchtlingen zu schaffen, und zweifellos eine Menge von Leichen unter den Trümmern, obwohl er zu vornehm war, das so deutlich auszudrücken."

Es gab natürlich Diskussionen und Unstimmigkeiten betreffs der strategischen und taktischen Methoden der Bombardierung Deutschlands. Aber Lindemanns Bericht wird als grundlegender Text hinter der Bombardierung von zivilen Zielen im großen Maßstab angesehen. Vor der Absendung des Berichtes an Churchill, enthielt eine Anweisung des Luftministeriums an das Bomber Command von Vizeluftmarschall Sir Norman Bottomly am 14. Februar 1942 die folgende Valentinsbotschaft: "Sie werden entsprechend ermächtigt, Ihre Streitkräfte ohne Einschränkung zu verwenden... [Operationen] sollten nun gerichtet sein auf die Moral der zivilen Bevölkerung des Feindes und im besonderen der Industriearbeiter."

Während Churchill zu Besuch im Weißen Haus war, wurde am 22. Februar entschieden, daß Luftmarschall Arthur Harris seinen Posten als Vorsitzender der RAF-Delegation in Washington (ein Amt, das er im neutralen Amerika seit Anfang Juni 1941 bekleidete) aufgeben würde, um dem Bomber Command vorzustehen. Diese schicksalhafte Entscheidung würde Harris an die Seite eines Prime Minister mit verwandten Instinkten stellen in einem der kostspieligsten und gräßlichsten Unternehmen in der Geschichte des Westens.

Während der ersten Kapitel des Zweiten Weltkrieges, von Deutschlands Invasion von Polen am 3. September 1939 bis dem Zusammenstoß im Westen im Mai-Juni 1940, als Frankreich kapitulierte und Britannien vom Kontinent getrieben wurde, waren Bombardierungen durch die Kriegsführenden eine Seltenheit. Dies war zum größten Teil die Periode des "Sitzkrieges" und "Langweiligen Krieges", in dem Deutschlands Bombardierung von Warschau vor der Kapitulation Polens den einzigen Hauptvorfall markierte; ein verhältnismäßig mäßiger Angriff, der sich für Deutschland an der Propagandafront als kostspielig herausstellte.

Während des Stillstandes im Westen in den Monaten von 1939-40 befahl Hitler der Luftwaffe nicht, England zu bombardieren (während er andauernd für einen Verhandlungsfrieden mit London arbeitete, der es ihm erlauben würde, sich auf seinen Plan zu konzentrieren, im Osten Land zu gewinnen und die Zerstörung der sowjetischen Bastion des Bolschewismus zu erreichen). Die Königliche Luftwaffe beschränkte ihre Aktionen auf das Abwerfen von Propagandaflugblättern. Die Bombardierung der offenen Stadt Freiburg im Breisgau am 10. Mai 1940 kostete das Leben von 22 Kindern, 13 Frauen, 11 Männern und 11 Soldaten. Ob die Bomber französisch, britisch oder sogar deutsch waren, wurde nie festgestellt, aber die getöteten Zivilisten und das zerstörte Eigentum waren Wirklichkeit und gaben Propagandaminister Goebbels Anlaß zu versprechen, daß die Luftwaffe auf die Zerstörung "mit gleichen Mitteln" antworten würde.

Vier Tage später bombardierten die Deutschen Rotterdam. Von Flugplätzen in Norddeutschland aus waren 100 Heinkel III-Bomber im Begriff, die verbleibenden Widerstandszonen in der Stadt anzugreifen. Jedoch waren Übergabeverhandlungen mit der holländischen Regierung im Gange. Der Angriff, der für 3 Uhr Nachmittags geplant war, wurde nach dem Start für einen Flug, der 100 Minuten bis zum Zielgebiet dauerte, durch Befehl verschoben. Die holländische Regierung zögerte während der Verhandlungssitzungen. Die deutschen Bedingungen wurden schließlich fünf Minuten vor dem Zeitpunkt angenommen, der für den Angriff festgelegt war.

Aber der Rückruf konnte von jenen Bombern nicht mehr empfangen werden, die bereits die holländische Grenze überflogen hatten. Zu jenem Zeitpunkt hatten sie ihre Schleppantennen eingefahren, die den Fernempfang ermöglichten. Ein schnelles Jagdflugzeug wurde gestartet, um die Bomber einzuholen, und von einer deutschen Panzerabteilung bei Rotterdam, die das Signal zum Abbrechen des Bomberangriffes empfangen hatte, wurden Leuchtraketen abgefeuert, um den Angriff abzuwehren, der gerade begann, als die Leuchtraketen nach oben gingen. Das Signal wurde noch rechtzeitig erkannt, um 40 der Heinkels den Angriff abbrechen zu lassen.

Das Hauptwassersystem der Stadt wurde getroffen und ein beträchtliches Feuer entstand in einem Gebiet (keine Brandbomben waren jedoch abgeworfen worden), hauptsächlich wegen Treffern in einer Margarinefabrik, aus der Ströme brennenden Öls flossen. Die Rotterdamer Stadtverwaltung veröffentlichte 1962 Zahlen, die zeigten, daß 980 Menschen bei dem Angriff ums Leben kamen. Die beträchtliche Verwüstung in der Stadt lieferte den alliierten Propagandisten Wasser auf ihre Mühlen und Rotterdam wurde zur größten Greuelgeschichte des Kriegs seit Japans "Massaker von Nanking" in den 1930ern.

David Irving bemerkte in seinem Buch The Destruction of Dresden, das 1963 herauskam, daß "Vierundneunzig Tonnen Bomben abgeworfen wurden... Zum Vergleich wurden während des dreifachen Angriffes am 14. Oktober 1944 nahezu 9.000 Tonnen von Sprengkörpern und Brandbomben auf den Binnenhafen von Duisburg abgeworfen."

Bei der deutschen Bombardierung Englands, die auf die Kapitulation Frankreichs folgte, wurden strategische Ziele ausgesucht und mit einem hohen Grad an Genauigkeit getroffen. Aber in der Nacht vom 24. August 1940 (die hauptsächlichen Ziele in London waren die lebenswichtigen Dock-, Hafen- und Industrie-Gegenden im Ostende) war das Ziel das Öllager bei Thames Haven. Ein Fehler in der Navigation führte zur Bombardierung von Teilen des Ostendes, der City und St. Giles.

Die Bombardierung des Zentrums von London führte zu der unmittelbaren Vergeltung der Royal Air Force. In der darauffolgenden Nacht bombardierte sie Berlin, mit geringer Wirkung. Dies empörte Hitler, der einen Befehl gab, der möglicherweise Deutschland den Sieg kostete. Er befahl der Luftwaffe, ihre Angriffe anstatt auf Flugplätze der RAF und Radarstellungen nach London zu lenken. Dies gab dem schwer angeschlagenen Fighter Command eine kurze aber sehr benötigte Frist, sich neu zu gruppieren.

Der unglaublich kostspielige Londoner "Blitz" der Luftwaffe (ganz besonders, was erfahrene Piloten und Mannschaften betraf) dauerte vom 7. September 1940 bis zum 16. Mai 1941. Zahlen der Luftwaffe zeigen, daß in diesem Zeitraum 35.177 Tonnen Bomben in 71 größeren Angriffen auf London und andere Gebiete mit industrieller Konzentration geworfen wurden, wie zum Beispiel Hull, Liverpool und Manchester. Die Briten errechneten, daß bis Ende 1940 13.339 Briten bei den Angriffen getötet wurden.

Der deutsche Angriff, der vom Propagandawert her Rotterdam gleichkam, war die Bombardierung Coventrys im November 1940. Bei der Bombardierung dieser Industriestadt wurde Coventrys Kathedrale nahezu zerstört. Die Bilder ihrer Ruine füllten Amerikas Zeitungen und Wochenschauen. Philip Knightly bemerkte in seinem 1975 erschienenen Buch The First Casualty (der Titel wurde offensichtlich von U.S. Senator Hiram Johnsons Beobachtung übernommen, daß das 'erste Opfer im Krieg die Wahrheit ist'), daß die London Times über die "Schlächterei von Coventry" schrieb, "...das mutwillige Abschlachten durch ein Volk, das vorgibt, zivilisiert zu sein; das, so scheint es, hauptsächlich aus Spaß am Zerstören mordet." Darüber schrieb Knightly: "Coventry war in Wirklichkeit ein rechtmäßiges militärisches Ziel, das für die britische Kriegsanstrengung von zentraler Bedeutung war" und solche Fabriken enthielt wie die Standard Motor Co., die British Piston Ring Co., die Daimler Motorenwerke und die Alvis Flugmotorenfabrik.

Den Engländern war Deutschlands Absicht, Coventry zu bombardieren, bereits im voraus bekannt gewesen, weil sie schon früh Deutschlands Enigma-Chiffrierschlüssel durch ihre Ultra-Entschlüsselungsmaschine dechiffrieren konnten. Aber Churchill verhinderte das Abfangen des Luftwaffenangriffs, weil er befürchtete, daß das den Deutschen verraten würde, daß ihr Signalschlüssel entziffert worden war. Deshalb wurde Coventry zu einer doppelten Täuschung von britischer Seite. Aber das hielt Churchill nicht davon zurück, die "Operation Rachel" anzuordnen. Dies war der Kodename für den Angriff auf Mannheim am 12. Dezember 1940. Auf den direkten Befehl des Prime Ministers sollte er eine Vergeltung für den beträchtlichen Schaden sein, der Coventry zugefügt wurde, und stellt den ersten Fall in den kurzen Annalen des Luftkrieges dar, bei dem eine ganze Stadt absichtlich zum Ziel eines Angriffes gemacht wurde.

England hatte den Krieg mit einer etwas veralteten Bomberkapazität begonnen. Aber bis 1942, und mit Amerikas voller materieller Unterstützung, war Bomber Command eine furchtbare Macht geworden. Harris überredete im Frühjahr 1942 Churchill und Air Staff Sir Charles Portal zu einem Angriff mit 1.000 Bombern. Indem alle menschlichen und materiellen Hilfsquellen mobilisiert wurden, wurden 1.047 Flugzeuge mit großenteils unerfahrenen Besatzungen zusammengefaßt. Als Churchill und Harris über die möglichen Ausfälle diskutierten, sagte der PM (Prime Minister), daß er darauf vorbereitet sei, 100 Flugzeuge zu verlieren.

Hamburg, Deutschlands zweitgrößte Stadt, sollte das Ziel sein. Aber schlechte Wetterverhältnisse bedingten eine Umlenkung auf das zweitrangige Ziel und Deutschlands drittgrößte Stadt, Köln. Der Angriff wurde am 30. Mai ausgeführt und er war erfolgreich. Die Stadt am Rhein brannte und färbte den Himmel tiefrot; die zwei Türme der großen Kathedrale (von denen einer später zerstört werden würde) konnten von den Piloten von oben als deutliche Silhouetten gesehen werden. Der Angriff verursachte eine Verheerung, wie sie seit biblischen Zeiten nicht mehr geschah. Über 12.000 Gebäude wurden völlig oder zum Teil zerstört, 45.000 Menschen waren ohne Behausung. Bemerkenswerterweise wurden nur 496 Tote gezählt. Die Wasser-, Elektrizitäts-, Gas- und Telephonsysteme waren schwer getroffen und 36 Fabriken zerstört, 70 weitere schwer beschädigt. Bomber Command freute sich, daß nur 40 Flugzeuge verloren gegangen waren.

Max Hastings betonte in Bomber Command, daß "es lediglich ein Vorgeschmack der Zerstörungen war, die Bomber Command 1942 und 1943 anrichten würde...". In den letzten Monaten von 1942 begannen B-17 und B-26 Liberators des U.S. Army Air Corps mit Tagesangriffen gegen Ziele in Frankreich und Deutschland. Die Stabsoffiziere des Air Corps unter General H.H. "Hap" Arnold in Zusammenarbeit mit den Führern des Bomber Command drängten auf eine allumfassende Strategie von U.S.-Tag- / RAF-Nachtangriffen. Die Amerikaner hatten einen zusätzlichen Anreiz. Sie erstrebten für die Nachkriegszeit die Einrichtung eines selbständigen Zweiges der Streitkräfte, der gleichberechtigt mit der Armee und der Kriegsmarine sein sollte. Die Bombenoffensive war ihre beste Gelegenheit, um zu zeigen, was sie tun konnten, und sie führte zu mancher unnötigen aber zerstörerischen Mission.

Die Anstrengungen des Air Corps und Bomber Command wurden voll belohnt bei der Roosevelt-Churchill-Konferenz in Casablanca im Januar 1943. Eine Anordnung aus Casablanca besagte: "Unser vorrangiges Ziel wird die fortschreitende Zerstörung und Verwirrung des deutschen militärischen, industriellen und wirtschaftlichen Systems sein und die Unterminierung der Moral des deutschen Volkes bis zu dem Punkt, an dem seine Fähigkeit zum bewaffneten Widerstand tödlich geschwächt ist..."

Nach Casablanca verstärkte sich die Präsenz amerikanischer Bomber wesentlich, deren USAAF (U.S. Army Air Force)-Flugplätze zunehmend die Felder in Ostengland überzogen. Die Bühne war vollständig vorbereitet für eines der dunkelsten Dramen der Geschichte, einem, das Goldsterne in die Fenster von Zehntausenden von amerikanischen Häusern plazieren würde für ein Familienmitglied, das abgeschossen worden war.

Der physische Schlag, um das zu erreichen, was "Bomber" Harris vorausgesehen hatte, war nun fertig. Max Hastings schrieb: "Lange vor Casablanca, oder sogar vor Köln, hatte Harris seinen Feldzug zur systematischen Verwüstung der deutschen Städte vorbereitet und hatte nie die geringste Absicht, sich davon ablenken zu lassen."

Im Sommer 1943 sollte Bomber Command den tödlichsten Schlag des Krieges, außer Dresden, entfesseln und er führte zu dem ersten größeren Vorfall britischer und amerikanischer Zweifel und Kritik in der Öffentlichkeit. Obwohl Hamburg ursprünglich den Angriff von Harris' 1.000 Bombern "überstanden" hatte, sollte es nun auf eine Weise heimgesucht werden, die nur als eine vorsätzlich geplante Untat bezeichnet werden kann. In Bomber Harris berichtet der Autor Dudley, daß die Vernichtung von Hamburg, "die mit dem unheilvollen Namen 'Gomorrah' bezeichnet wurde, so geplant wurde, daß sie sich über eine Zeit von vier Nächten erstreckte."

Bevor seine Mannschaften zum ersten Angriff am 24./25. Juli starteten, sagte Harris zu ihnen: "Die Schlacht um Hamburg kann nicht in einer einzigen Nacht gewonnen werden. Schätzungsweise müssen 10.000 Tonnen Bomben abgeworfen werden, um die Vernichtung zu vervollständigen. Um die maximale Wirkung des Luftbombardements zu erreichen, sollte diese Stadt einem andauernden Angriff unterworfen werden. Beim ersten Angriff müssen eine große Zahl von Brandbomben mitgeführt werden, um den Löschdienst zu beschäftigen."

Wenige konnten diese Worte oder die Absicht dahinter mißverstehen. Dies war weder ein chirurgischer Angriff noch ein Bombenteppich gegen militärische oder industrielle Ziele. Dies war klar der vorsätzliche Mord an einer Stadt und ihren Bewohnern. In einer Reihe von vier Angriffen auf Hamburg warf Bomber Command vom 24. Juli bis zum 3. August 8.621 Tonnen Bomben auf die Stadt, davon 4.309 Tonnen Brandbomben. Die B-17 der Eighth Air Force warfen 771 Tonnen Sprengbomben während des dritten Angriffes ab.

Ursprünglich wurden 41.800 Tote geschätzt, aber viele Tausende mehr starben anschließend oder wurden nie gezählt, weil sie verbrannten, unter den Trümmern begraben oder in Stücke zerrissen wurden. Es kann sein, daß der vierteilige Angriff so viele Todesopfer forderte wie die offizielle Gesamtsumme der Toten Englands im ganzen Krieg: 51.509. Die Bomber Command Diaries, die 1985 von Penguin Books, London, veröffentlicht wurden, stellen fest, daß der Angriff vom 2.-3. August zum großen Teil wegen Gewittern fehlschlug. Deshalb wurde die meiste Zerstörung in drei Angriffen angerichtet.

In The Destruction of Dresden schrieb Irving, "als die Rettungsdienste endlich nach mehreren Wochen den Zugang in die hermetisch versiegelten Bunker und Luftschutzkeller freimachten, stellten sie fest, daß die Hitze darin so hoch gewesen war, daß nichts von den Insassen übrig war: nur eine weiche, wellenförmige Schicht grauer Asche war übriggeblieben in einem Bunker, von der die Anzahl der Opfer nur geschätzt werden konnte als 'zwischen 250 und 300'..."

Trotz der strikten Zensurbestimmungen, die den alliierten Kriegskorrespondenten (die als Anhänger der Sache der Alliierten angesehen wurden, als Bedingung für ihre Zulassung) auferlegt wurden, kamen ziemlich große Stücke von dem, was die Bombenoffensive bedeutete, in den Besitz von einigen prominenten Zivilpersonen. In England waren unter den wirkungsvollsten Kritikern die zwei bekanntesten Militärhistoriker, Maj. Gen. J.F.C. Fuller und Captain Basil Liddell Hart.

Im August 1943 sandte Fuller einen (offenbar nicht veröffentlichten) Artikel an den London Evening Standard, in dem er feststellte: "Die schlimmsten Verheerungen der Gothen, Vandalen, Hunnen, Seldschuken und Mongolen verblassen zur Bedeutungslosigkeit, wenn man sie mit dem materiellen und moralischen Schaden vergleicht, der nun angestellt wird..." Nach dem Angriff auf Köln mit tausend Bombern entwurf Hart eine private "Überlegung", in der er beobachtete: "Es wird ironisch sein, wenn sich die Verteidiger der Zivilisation für die Erringung des Sieges auf die plumpe und barbarischste Art der Gewinnung eines Krieges verlassen, den die moderne Welt gesehen hat... Wir zählen nun auf den Sieg durch den Erfolg, ihn auf eine neue niedrige Ebene herabzuwürdigen..."

Wie in The Army Air Forces in World War II dargestellt, wurden Anfang Juni 1944 Pläne ausgearbeitet, die Bomber-Kampagne nach der Landung in der Normandie zu definieren. Die empfohlenen Dringlichkeitsstufen sowohl für Bomber Command, als auch die U.S. 8. und 15. Air Force (in Italien) waren, in der Reihenfolge der Dringlichkeit, die Ölproduktion, Strahlantrieb- und V-Waffen, Kugellagerfabriken und Panzerfabriken. Als oberster alliierter Befehlshaber überließ es Dwight D. Eisenhower sowohl den amerikanischen Befehlshabern (die Generale Spaatz und Doolittle) und Harris, unabhängig ihre strategischen Bomberkampagnen zu entwickeln, wie sie es für richtig hielten. Es war klar eine Gelegenheit, die unglaublichen Exzesse von Harris zu beschneiden. Aber Eisenhower, der im Grunde genommen ein hoher politischer Funktionär in Uniform war, gründete höhere Entscheidungen auf die Wünsche des Präsidenten und des Prime Ministers.

Lancasterbomber
Der viermotorige Lancasterbomber war das Gegenstück der RAF zur amerikanischen B-17 und die Hauptstütze in der Luftoffensive des Bomber Command. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 griffen Lancasterbomber Dresden mit Brandbomben und Sprengbomben an.
Auf der verkohlten Straße nach Dresden gab es viele Vorkommnisse, die dem ähnlich waren, was sich in Hamburg abspielte. Die Bomber Command Diaries für Darmstadt in der Nacht vom 11.-12. September 1944 berichten, daß 226 Lancasters und 14 Mosquitos (leichte Bomber, wogegen die viermotorigen Lancasters Bomber Commands Gegenstück zu den B-17 waren) "einen herausragend genauen und konzentrierten Angriff auf diese nahezu unversehrte Stadt von 120.000 Einwohnern lieferten. Ein wildes Feuer wurde im Zentrum der Stadt und den Gebieten unmittelbar südlich und östlich des Zentrums verursacht. Es entstand eine fast vollständige Zerstörung der Gebäude. Die Anzahl der Toten war sehr hoch. Die Zahl von 8.433 Personen wurden den Polizeibehörden gemeldet. Diese Zahlenangabe bestand aus deutschen Zivilisten: 1.766 Männern, 2.742 Frauen und 2.129 Kindern, 936 Personen der öffentlichen Dienste, 492 Fremdarbeiter und 368 Kriegsgefangenen."

Die United States Strategic Bombing Survey [Übersicht der strategischen Bombardierung durch die Vereinigten Staaten], die nach dem Krieg vorgenommen wurde, folgerte, daß die Todesfälle in Darmstadt möglicherweise die Angaben der RAF (von ursprünglichen deutschen Zahlen übernommen) um 5.000 überstiegen, weil von den 49.200 durch den Angriff obdachlos Gewordenen, die aus der Stadt evakuiert wurden, nicht alle Todesfälle berichtet wurden. Die endgültigen Zahlen der Stadt Darmstadt lauten heute auf 12.300 Tote und 70.000 Obdachlose.



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Teil 2
Der infernalische Feuersturm - ein Blick in die Hölle

Somit nahm bereits lange, bevor Dresden an der Reihe war, ein breites Muster des beabsichtigten Vorgehens Gestalt an, in dem alles auf deutschem Boden, das stand, sich bewegte oder atmete, als rechtmäßige Empfänger der Bombenladungen angesehen wurde. Zum einen war die Stadt nicht einmal ein Industriezentrum von auch nur mittelmäßiger Bedeutung. Sie wurde einmal bombardiert, als 20 USAAF-Flugzeuge das kleine Industriegebiet während eines Angriffs auf die Ruhland-Ölraffinerie mit beträchtlicher Genauigkeit als zweitrangiges Ziel am Mittag des 7. Oktober 1944 trafen.
Die Ruinen von Dresden
Dieser Angriff war zumindest in Übereinstimmung mit dem öffentlich angegebenen Zweck und der Propaganda betreffs der Bombenkampagne, da er im großen und ganzen ein chirurgischer Schlag gegen gültige Ziele war.

Das Wesen des Vor-holocaust-Dresden wurde in David Irvings Buch beschrieben: "Nicht ausgestattet mit auch nur einer der Hauptindustrien wie jener von Essen und Hamburg, obwohl Dresden von vergleichbarer Größe war, wurde das Wirtschaftsleben der Stadt in Friedenszeiten von ihren Theatern, Museen, kulturellen Einrichtungen und Heimindustrien unterhalten." Irving bemerkte, daß "für die britischen Kriegsgefangenen... das Leben nicht hätte besser sein können. Die Dresdener waren aus der Vorkriegszeit mit den Engländern vertraut, als die Stadt ein Kulturzentrum gewesen war, und viele schlossen Freundschaft mit den Gefangenen - von denen eine große Zahl zu dem Kontingent der 1. Luftlandedivision gehörten, das bei Arnheim gefangengenommen worden war." Der Umstand, daß die Engländer in der Vorkriegszeit mit Dresden vertraut waren und Generationen von englischen Studenten es auf der Großen Tour besucht hatten, sollte eine wichtige Rolle bei den Nachwirkungen des Angriffs spielen.

Dresdens Schicksal wurde auf der Konferenz zwischen FDR, Churchill und Stalin in Yalta am 4. bis 11. Februar 1945 besiegelt. Berichte über die Entscheidung betreffs Dresden konzentrieren sich auf den Wunsch Stalins nach der Verwüstung der Stadt, um die Offensive der Roten Armee zu stärken, indem die deutschen Truppenbewegungen gehemmt würden. Der U.S. Chief of Staff, George C. Marshall, erklärte öffentlich, daß Dresden auf den besonderen Wunsch Stalins angegriffen wurde, obwohl nach dem Krieg die Sowjets und Ostdeutschen wiederholt den Angriff als einen "teuflischen Plan" von Churchill bezeichneten, um "so viele Menschen wie möglich zu töten".

Dresden vorher und nachher
Roosevelt und Churchill waren sich natürlich über die Umstände Dresdens im klaren, einschließlich der Tatsache, daß diese Stadt ein Krankenhaus-, Kriegsgefangenen- und nun auch ein Flüchtlingszentrum war.

Das Zugeständnis wurde angeblich gemacht, um den zunehmend arroganten und unnachgiebigen Diktator aus dem Kreml zu befriedigen. Aber angesichts der Tatsache, daß Stalin in Yalta die Kontrolle über Osteuropa erreichte, in der Tat die Mongolei kontrollierte, Japans Kurilen-Inseln, eine Besatzungszone in Korea und eine Garantie von 20 Milliarden Dollar an letztendlichen deutschen Reparationen, hätte man annehmen können, daß der Bär reichlich gefüttert worden war.

Nach Yalta und dem Krieg zog Churchill natürlich seinen "äußerst-mißtrauisch-gegen-Stalin"-Aufzug auf, genau wie er Überraschung vorgetäuscht hatte wegen FDRs Forderung nach bedingungsloser Kapitulation in Casablanca. Doch gerade bevor er am 14. Februar aus Rußland zurückflog, im Augenblick von Dresdens schrecklichem Trauma, lobte er seinen Gastgeber als einen "großen Führer." Und der immer theatralische Prime Minister, der gewiß in einer Reihe stand mit seinen trunksüchtigen Bruder-Schauspielern John Barrymore und Richard Burton, lobte "die erlöste Krim, gereinigt durch russischen Mut von der ekelhaften Befleckung durch die Hunnen."

Dresden bildete einst ein Nachrichten- und Eisenbahn-Verbindungszentrum, das für die Wehrmacht von Bedeutung war. Aber, wie Irving bemerkt, zu der Zeit, als es seinen Todesstoß erhielt, "war die strategische Bedeutung der Stadt kaum noch mittelmäßig..." Sie war die Heimat von 630.000 Einwohnern, deren Anzahl durch deutsche und alliierte Verwundeten, alliierte Kriegsgefangenen und Hunderttausenden von Flüchtlingen erhöht wurde, die aus den Gebieten im Weg des Vormarsches der Roten Armee flohen. Die Behörden der Stadt waren davon überzeugt, daß einer nicht strategischen Stadt mit einer großen Anzahl von Militärlazaretten, Kriegsgefangenenlagern usw., nichts zugeteilt werden würde, das dem vernichtenden Zerschmettern nahe kommen würde, das so viele andere Städte erfuhren. Deshalb wurden die meisten der Luftverteidigungs- und Flakbatterien, die sonst in Dresden gewesen wären, in Gebiete verlegt, von denen angenommen wurde, daß sie dort benötigt würden.

In The Bomber Command War Diaries wurden die grundlegenden Tatsachen des Angriffs auf Dresden am 13.-14. Februar nacherzählt: "796 Lancasterbomber und 9 Mosquitos wurden abgeschickt in zwei verschiedenen Angriffen und warfen 1.478 Tonnen Sprengbomben und 1.182 Tonnen Brandbomben ab... am folgenden Tag warfen 311 amerikanische B-17 771 Tonnen Bomben auf Dresden, indem sie den Bahnhof als Zielpunkt benutzten. Einem Teil der amerikanischen Mustang (P-51) Jagdflugzeugeskorte wurde befohlen, den Verkehr auf den Straßen um Dresden zu beschießen, um das Chaos zu vergrößern. Die Amerikaner bombardierten Dresden wieder am 15. und am 2. März, aber es wurde allgemein anerkannt, daß es der Nachtangriff der RAF war, der den größten Schaden angerichtet hatte." Zu der amerikanischen Beschießung des Verkehrs bemerkte Irving: "Britische Gefangene, die aus ihren brennenden Lagern freigelassen wurden, befanden sich unter denen, die durch die Maschinengewehrangriffe zu leiden hatten... Wo immer sich Kolonnen von wandernden Menschen in oder außerhalb der Stadt befanden, wurden sie von den Jagdflugzeugen angefallen und mit Maschinengewehren oder Maschinenkanonen beschossen."

Dresden vorher und nachher
Am 12. Februar fuhr der letzte Zug vor dem Angriff in Dresden ein. Menschen kamen andauernd aus dem Osten in die Stadt, zu Fuß oder auf von Pferden gezogenen Wagen. Dresden ist nicht als offene Stadt erklärt worden, aber wenige, die versuchten, ihre Zerstörung zu rechtfertigen, konnten ihren wirklichen Status als solche verleugnen.

Ein Flugingenieur der RAF erinnerte sich, daß der Schein der unten brennenden Feuer, deren Helligkeit himmelwärts schoß, es ihm ermöglichte, seinen Flugbericht auszufüllen. Ein Besatzungsmitglied eines anderen Flugzeuges schrieb: "Ich gebe zu, daß ich einen Blick nach unten warf, als die Bomben fielen und ich war Zeuge des schockierenden Anblicks einer Stadt, die von einem Ende zum anderen brannte. Dichter Rauch war zu sehen, als er von Dresden abgetrieben wurde und eine glänzend beleuchtete Sicht auf die Stadt freigab. Meine unmittelbare Reaktion war ein betäubter Gedanke über den Vergleich des Holocausts da unten und den Warnungen der Evangelisten in ihren Predigen vor dem Krieg."

David Irving bemerkte, daß "in vielen Fällen während der Nachtangriffe die Menschen die Zwischenwände durchbrachen, weil dichte, erstickende Gase von oben in die unbelüfteten Keller strömten. Deshalb drang der Rauch auch in die Nachbarkeller ein." Ein Überlebender schrieb: "Die Detonationen erschütterten die Kellerwände. Das Krachen der Sprengbomben vermischte sich mit einem neuen, fremdartigen Geräusch, das näher und näher zu kommen schien, das Geräusch eines tosenden Wasserfalls; es war das Tosen des mächtigen Wirbelsturms, der durch die Innenstadt heulte."

Major i.R. James "Knobby" Walsh war im Zweiten Weltkrieg Bombenschütze im Army Air Corps und ist ein Abonnent von The Barnes Review. Er sandte uns folgenden Auszug aus Edward Jablonskis Airwar - Wings of Fire (Doubleday & Co.): "Das Entsetzen und der Schrecken auf der Erde waren unglaublich, die Zerstörungen waren umfassend und der Verlust an Menschenleben schrecklich. Die schöne kleine Stadt, deren Bevölkerung durch das Hereinströmen von Flüchtlingen aus dem Osten angeschwollen war, die vor den auf Rache, Plünderung und Vergewaltigung versessenen Russen flohen, verschwand nahezu vollständig in einem heulenden Wirbelsturm der Einäscherung, da ihre vorwiegend aus Holz bestehenden Gebäude ideale Ziele für Brandbomben waren. Obwohl es unwahrscheinlich ist, daß die wirkliche Zahl der Toten jemals bekannt werden wird, wird die Zahl der Menschen, die in Dresden umkamen, mit ungefähr 135.000 angegeben [verglichen mit dem Atomangriff auf Hiroshima, durch den 71.379 getötet wurden]."

Dresden vorher und nachher
Im 1966 erschienenen Buch Ordeal by Fire beschrieb der Verfasser Roul Tunley die Erfahrung in Dresden einer amerikanischen Frau aus New Jersey, Anne Wahle, die als die Frau eines österreichischen Diplomaten in das Vorkriegseuropa gekommen war. Sie hatte die Angriffe auf Hamburg überlebt und sie und ihre drei Kinder gingen schließlich zu Fuß und per Anhalter hunderte von Meilen von Dresden aus in eine sicherere Gegend. Sie erinnert sich: "Ich hatte nie etwas ähnliches gesehen. Heulende Windstöße von der Stärke eines Orkans peitschten die Flammen in alle Richtungen. Nichts schien verschont zu werden. Ich sah, wie kleine Flammenzüge Gartenwege entlang rasten und einen Baum oder sogar eine Steinfigur in Brand setzten."

In The First Casualty schrieb Knightly: "Die Flammen verschlangen alles Organische, alles, was brennbar war. Tausende von Menschen starben: gekocht, verbrannt oder erstickt. Zehn amerikanische Flugzeuge kamen am nächsten Tag, um Überlebende mit Maschinengewehren zu beschießen, als sie sich zu den Elbeufern durchschlugen." Knightly fügte an, daß "genaue Zahlen wohl nie bekannt werden würden. Die deutschen Behörden stellten das Zählen ein, als die identifizierten Toten die Zahl von 25.000 erreichten und 35.000 noch vermißt wurden. Einige Nachkriegsquellen bezifferten die Anzahl der Toten auf 100.000 bis 130.000, was die Anzahl der bei dem Atomangriff auf Hiroshima Getöteten bei weitem übertraf... Dresden war lediglich ein Versammlungspunkt für eine halbe Million von Flüchtlingen aus Schlesien. Die Bahnhöfe wurden nicht einmal angegriffen. Es gab keine Munitionsfabriken, lediglich kleine Werkstätten, die Linsen für Zielfernrohre herstellten."



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Teil 3
Nachspiel: Vertuschungen und Lügen

Der Schrecken erstreckte sich auch auf die Nachwirkungen, mit den zahllosen Tausenden, die nicht einmal die nötigsten Nahrungsmittelrationen erhalten konnten, von den fehlenden winterfesten Unterkünften abgesehen. Zehntausende mit den verschiedensten Graden an Verbrennungen und anderen Verletzungen konnten nicht versorgt werden. Dresden hatte 19 größere Krankenhäuser, die alle während der Angriffe mehr oder weniger beschädigt und von denen drei gänzlich vernichtet wurden.
Dresden vorher und nachher
Wie die Verantwortlichen der Alliierten wußten, war Dresden ein Zentrum für genesende Wehrmachtsangehörige, wie auch für Verwundete der Alliierten, von denen eine große Zahl zu Flugzeugbesatzungen gehört hatten.

Indem es sich völlig im klaren war über das Ausmaß der Zerstörung und die Umstände, unter denen sie angerichtet worden war, begann London seine Position sogar noch vor dem nachfolgenden amerikanischen Angriff zu vertuschen. Um 9 Uhr morgens am 14. Februar machte das Luftministerium einen Tagesbericht in voller Länge bekannt: "In einer Feststellung, in der die Zielstadt mit ungewöhnlicher Genauigkeit beschrieben wurde, betonte das Luftministerium die lebenswichtige Bedeutung Dresdens für den Feind: als Zentrum eines Eisenbahnnetzes und große Industriestadt sei es von größtem Wert geworden für die Leitung der deutschen Verteidigung gegen die Armeen Marschall Konjews."

Knightly wies darauf hin, daß die Aufzeichnungen des Verteidigungsministeriums zeigen, daß keine Kriegsberichterstatter in den Bombern mitflogen und daß es keine Augenzeugenberichte gab, außer "ein paar Besatzungen, die nach ihrer Rückkehr befragt wurden und denen verschiedenartige zusammengebraute Erklärungen dafür gegeben wurden, warum sie die Stadt bombardiert hatten - sie griffen deutsche Armeehauptquartiere an, zerstörten Munitionslager der Armee, zerschlugen ein Industriegebiet oder 'löschten eine große Giftgasfabrik aus.'"

Aus The First Casualty: "Die Wahrheit wurde zuerst in Schweden bekannt. Am 15. Februar um 10 Uhr 15 sagte ein schwedischer Nachrichtenbericht, der in dänischer Sprache in das besetzte Dänemark ausgestrahlt wurde, daß die Zahl der Toten in Dresden bereits zwischen 20.000 und 35.000 liegt." Dann begannen die Zeitungen in den neutralen Ländern die Geschichte des Angriffs zu berichten. Am 17. Februar berichtete Associated Press
Dresden vorher und nachher - dies war eine Statue von Martin Luther gewesen.
Statue von Martin Luther -
Kulturdenkmal vor und nach den Alliierten.
in ganz Amerika: "Die alliierten Befehlshaber haben die lange erwartete Entscheidung gefällt, ein absichtliches Terrorbombardieren der deutschen Bevölkerungszentren zu unternehmen als unbarmherziges Mittel, Hitlers Verhängnis zu beschleunigen."

Trotz der unglaublichen chronologischen Ungenauigkeit der "lange erwarteten Entscheidung" war die Geschichte von Dresden im Grunde nun bekannt. Aber die britischen Zensoren verhängten eine massive Sperre über die wahre Natur von Dresden. Sie fütterten die Presse der Fleet Street mit der offiziellen Linie der "hauptsächlichen strategischen Ziele". Deshalb konnten die Leser des Evening Standard nach dem Angriff den Leitartikel unter der Überschrift "Das Verderben von Dresden" lesen, der von einem großen Bild auf der Frontseite begleitet war, auf dem Bomben auf nicht erkennbare Ziele fielen, ohne etwas zu erfahren, was die Regierung zu verbergen wünschte.

In Amerika jedoch bekundeten Millionen ihre Gefühle von Wut, Ernüchterung und Sorge. Marshalls Behauptung, daß der Angriff auf Stalins Verlangen erfolgte, löste einige Meinungsäußerungen im Kongreß aus, die gegen die Regierung gerichtet waren. Aber im allgemeinen hüteten sich Roosevelts ernsthafte Feinde, sich Anschuldigungen der Kritik in Kriegszeiten auszusetzen, ein Umstand, der 1944 den Wahlkampf der Republikaner Dewey-Bricker stark behindert hatte, als FDR seine vierte Amtszeit gewann.

Im dritten Band von The Army Air Forces in World War II, der von der University of Chicago Press veröffentlicht wurde, wurde festgestellt, daß "General Arnold außer Fassung wegen des Aufsehens" war, das die AP-Geschichte erzeugt hatte und daß "Eisenhower alles über die Sache hörte und das Hauptquartier der AAF, sich des schädlichen Eindruckes bewußt, den das kürzliche Aufsehen hervorrief, Schritte unternahm, eine zukünftige Lücke zu verhindern."

Die Vertuschung von Englands Fleet Street konnte nicht verhindern, daß Mitglieder des Parlaments über das Blutbad in Dresden erfuhren. Viele Parlamentsmitglieder, besonders solche, die liebe Erinnerungen an die Stadt hatten, reaktierten mit Abscheu. Churchill, der eigentliche Knopfdrücker, wurde zum Ziel beträchtlichen freundlichen Feuers.

In Bomber Harris bemerkte Saward, daß "die ganze Frage der alliierten Bombenpolitik plötzlich fragwürdig wurde." Im März schrieb Churchill an die Kommandierenden: "Es scheint mir, daß der Augenblick gekommen ist, in dem die Frage des Bombardierens der deutschen Städte, einfach um den Schrecken zu vergrößern, obwohl mit anderen Vorwänden begründet, erneut überdacht werden sollte." Saward fand es erstaunlich, daß "ausgerechnet Churchill" im Sog der starken Kritik zu diesem Schluß kommen würde. Er bemerkte, daß der Prime Minister "der größte Befürworter war, Deutschland Stadt für Stadt zu zerstören..."

Wenige wissen heute, daß Anfang 1945 die Vereinigten Staaten von England aus sechs Roboterflüge mit B-17-Bombern ausführten, von denen jeder mit 10 Tonnen Sprengbomben beladen war. Die Flugzeuge waren "kriegsmüde", aus denen Panzerung und Bewaffnung entfernt wurde. Piloten brachten die Dronen in die Luft, lenkten sie auf die deutschen Ziele und sprangen dann ab. Keine hatte erfolgreich ihr vorgegebenes Ziel getroffen, und das Projekt wurde wegen britischer Einwände aufgegeben. Air Chief Marshal Sir Charles Portal hatte Befürchtungen ausgesprochen, daß die Deutschen, die eine große Anzahl von Flugzeugen, aber wenige überlebende Piloten hatten, versucht sein könnten, auf gleiche Weise heimzuzahlen. Was die deutschen V-1 und V-2 Raketenbomben betrifft, die 1944 auf England fielen, gibt es wenige, die bestreiten, daß sie auf strategische Ziele gerichtet waren, aber daß es eine große Zahl von zivilen Opfern gab.

Nach dem Krieg logen amerikanische und britische Kommandeure und verniedlichten die Jahre des täglichen und nächtlichen Gemetzels an Zivilisten. Ein Navigator in einem B-17-Bomber, der jetzt Rechtsanwalt im Norden Virginias ist, erinnert sich, daß beim Angriff auf München ihr PMI (Point of Maximum Impact, der Punkt des maximalen Einschlags) der große Brunnen im Mittelpunkt des Geschäftsbezirks der Stadt um 12 Uhr war, "um die größtmöglichste Anzahl Menschen zu erwischen, die gerade Mittagspause machten."

Aber "Bomber" Harris ließ sich nicht rühren von der Schlächterei, der Zerstörung kultureller Wahrzeichen und der öffentlichen Kritik. Dieser Kommandeur von Cromwellschem Charakter wütete gegen jede Ablenkung von der Aufgabe des Bomber Command. In einem Brief vom 29. März 1945 an Air Vice Marshal Sir Norman Bottomly schrieb Harris: "Das [öffentliche] Gefühl, insofern es wegen Dresden besteht, könnte leicht von einem Psychiater erklärt werden. Es hängt mit romantischen deutschen Musikkapellen und Dresdner Schäferinnen zusammen."

Und indem er Bottomly schrieb, einem Mann, der alle schrecklichen Einzelheiten der Wirklichkeit von Dresden kannte, soufflierte Harris die Frage, wer besser daran tun würde, Nutzen aus den Bemühungen eines Psychiaters zu ziehen: "In Wirklichkeit war Dresden eine Masse von Munitionsfabriken, ein funktionierendes Regierungszentrum und ein Schlüsselpunkt des Transportverkehrs nach Osten. Es ist nun keines mehr davon."

Sir  Arthur ''Bomber'' Harris
Sir Arthur Harris' Aufnahme in den Knights Grand Cross of the Order of the Bath in der Westminster Abbey im Oktober 1972. Zur linken der Königin ist der Dean of Westminster, der sehr wohl an Harris' Seite hätte stehen sein können vor einer viel ernsteren Zeremonie, wenn England den Krieg verloren hätte.
Indem sie nach dem Krieg über Harris schrieben, bemerkten die Historiker der britischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges: "Sir Arthur Harris machte es sich zur Gewohnheit, nur eine Seite der Frage zu sehen und sie dann zu übertreiben. Er hatte den Hang, Ratschlag mit Einmischung zu verwechseln, Kritik mit Sabotage und Beweise mit Propaganda."

Harris wurde jedoch von den zwei am meisten gefeierten amerikanischen Persönlichkeiten jener Zeit ganz verschieden gesehen. In einem Brief vom 13. Juli 1945, der weit über eine herzliche Anerkennung hinausging, schrieb der oberste alliierte Kommandierende, Dwight D. Eisenhower, an Harris: "Meine Dankbarkeit Ihnen gegenüber ist ein kleines Zeichen für den prächtigen Dienst, den Sie geleistet haben, und mein bescheidener Ausdruck des Dankes hört sich vollkommen unzulänglich an. Zeit und Gelegenheit verhindern die Möglichkeit, die ich gerne wahrnehmen würde, Ihnen und Ihren Männern die Hand zu schütteln und jedem von Ihnen persönlich zu danken für all das, was Sie getan haben."

Am 17. Oktober 1944 wurde Harris mit dem Orden America's Legion of Merit mit dem Grad eines Chief Commander ausgezeichnet. Die öffentliche Ehrung schloß mit den Worten: "Er erledigte seine komplizierte Aufgabe mit anfeuernder Führerschaft und hervorragender Zusammenarbeit, die den Streitkräften, die er repräsentiert, und den Streitkräften der Vereinten Nationen großes Ansehen verlieh. [gez.] Franklin D. Roosevelt."

Dresden vorher und nachher
Und von der langen und schrecklichen Bombenoffensive, die von Cherwell und Churchill ausging und das Leben von 50.000 amerikanischen und 55.000 britischen und Commonwealth-Soldaten kostete, schrieb Max Hastings: "Es ist fast nicht zu glauben, daß die deutsche Armee fortfuhr, sich sogar inmitten den Trümmern ihrer Nation so wirkungsvoll zu wehren. Der verbissene Rückzug der Wehrmacht und der bis in die letzten Wochen hinein andauernde Ausstoß der Fabriken überführten das Konzept der moralischen Bombardierung als absurd."

Wie es mit Cromwell in Irland und Roberts und Kitchener in Südafrika war, so hatte Sir Arthur Harris ihre Mauern zerbrochen. Aber ihren Mut konnte er nicht brechen.