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Teil 1: Die Grundlagen der deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung bis zur Machtübernahme

B. Boden

II. Der Boden als Träger des Gewerbes

2. Das deutsche Gewerbe

b) Die deutsche Industrie

Wie sich aus dem Handwerk die Industrie entwickelt hat

In den früheren Jahrhunderten ist das Handwerk die ausschließliche Form der gewerblichen Gütererzeugung gewesen. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Vordringen der Elektrotechnik wurden immer neue Gebiete menschlicher Tätigkeit von der Technik erschlossen. In den Jahrzehnten von 1840 bis 1870 wuchsen in rascher Folge zahlreiche Industriezweige empor, die den Bereich der Handwerkserzeugung unaufhörlich einschränkten und dem Wirtschaftsleben ein neues Antlitz aufprägten. Andere Industriezweige entfalten sich auf ganz neuen Gebieten, für die eine handwerksmäßige Erzeugung nicht in Frage kam, trieben aber darum nicht weniger nachhaltig die Industrialisierung des Wirtschaftslebens voran. Die restlose Industrialisierung des Handwerks ist aber nicht Tatsache geworden, vielmehr hat sich die handwerksmäßige Verfassung für einen nennenswerten Teil der gewerblichen Gütererzeugung erhalten. Eine Reihe von Umständen, auf die in dem Kapitel "Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Handwerks" hingewiesen worden ist, hat auf dieses Ergebnis hingewirkt. Gewiß sind durch tiefgreifende Wandlungen im Bedarf an Gebrauchsgegenständen und in der Nachfrage nach ihnen blühende Handwerkszweige entwurzelt oder z. T. stark beschnitten worden. Aber auf Grund statistischer Unterlagen ist heute zu erkennen, daß ein zahlenmäßig umfangreicher und wirtschaftlich leistungsfähiger handwerklicher Produktionsapparat im Rahmen der gegenwärtigen Volkswirtschaft vorhanden ist. Nicht etwa, daß es sich hierbei um einen Ableger der Industrie handelt, der gewissermaßen in der Entwicklung hinter dem industriellen Großbetrieb zurückgeblieben wäre. Diese Ansicht ist unzutreffend und darf heute als überwunden gelten. Sie wird durch die tatsächlichen Verhältnisse zweifelsfrei widerlegt, die zur Herausbildung einer wesenseigenen Handwerkserzeugung geführt haben, die im Zusammenhang der Volkswirtschaft einen ganz bestimmten Platz einnimmt. Ebenso hat sich der Marktbereich für handwerkliche Erzeugnisse und Leistungen deutlich erkennbar abgegrenzt, selbstverständlich, ohne daß hierdurch der Konkurrenzkampf in Zukunft ausgeschaltet wäre; aber sein Charakter hat sich doch wesentlich verschoben. Aufs Grundsätzliche abgestellt, hat sich das Verhältnis zwischen Industrie und Handwerk dahin geklärt, daß beide nebeneinander ihr eigentümliches Betätigungsfeld haben.

Die Bedeutung der deutschen Stände
[109]      Die Bedeutung der deutschen Stände.

Die Verbreitung und die Verdichtungszonen der deutschen Industrie
[109]      Die Verbreitung und die Verdichtungszonen der deutschen Industrie.



Die soziale Umwälzung als Folge der Industrialisierung

Die berufliche Stellung der Erwerbstätigen in Deutschland
[111]      Die berufliche Stellung der Erwerbstätigen in Deutschland.
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Das Heer der Arbeiter und Angestellten wuchs von Jahr zu Jahr. Die vermehrte Verwendung von Arbeitsmaschinen brachte es mit sich, daß die Arbeit des Einzelnen vielfach unpersönlicher wurde, eine Umwertung der Arbeit trat ein, die durch die steigende Anzahl der Großbetriebe noch verschärft wurde. In diesen [111=Abb.] [112] Großbetrieben mit Hunderten und Tausenden von Arbeitern hat der Einzelne wenig Bedeutung für das Gesamtwerk, er ist ein kleines mehr oder weniger unbedeutendes Rädchen im Gesamtbetriebe des Industriewerkes, bei dessen Ausfall leicht Ersatz eingestellt werden kann. Jeder Angestellte, jeder Arbeiter hat für den Großbetrieb keinen oder nur wenig Persönlichkeitswert. Der Marxismus nannte diesen Vorgang die "Verproletarisierung" der Arbeiterschaft, predigte den Zusammenschluß dieser "Proletarier", ohne aber dieser Masse von Maschinenarbeitern eine neue Idee für ihre Arbeit und damit einen Lebensinhalt zu geben. Das gelang erst der nationalsozialistischen Bewegung, die dem Arbeiter wieder den Begriff der Volksidee näherbrachte. Nicht der Zusammenschluß einer Klasse zur Bekämpfung oder Unterdrückung einer anderen kann dem deutschen Volk nützen, sondern nur die Unterordnung aller Interessen unter die Gesamtinteressen des Vaterlandes. Jeder Arbeiter, ganz gleich welche Arbeit er verrichtet, ist für das Gesamtwerk verantwortlich. Jeder Betrieb ist nur ein Glied in der Gesamtwirtschaft der Nation.



Mensch und Maschine

Menschliche und motorische Arbeitskraft in Handwerk und Industrie
[111]      Menschliche und motorische Arbeitskraft
in Handwerk und Industrie.
Schon in der ersten Zeit der fortschreitenden Technisierung hat die Maschine Menschen brotlos gemacht, sie konnten aber irgendwie an anderer Stelle wieder in den Produktionsprozeß hineinkommen, zumal die mit dem Fortschritt der Technik gehobene Zivilisation neue Bedürfnisse weckte, deren Befriedigung gesteigerte Produktion erforderte. Durch den Absatz der Waren zu niedrigeren Preisen konnte der Kreis der Verbraucher erweitert werden. Mit Hilfe des Dampfschiffes und der Eisenbahn wurden der Industrie immer fernere Märkte erschlossen. Bei den außerordentlichen Gewinnen, die die
Wo gibt es mehr Großbetriebe?
[111]      Wo gibt es mehr Großbetriebe?
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Industrie durch den größeren Absatz und die immer mehr vervollkommneten Maschinen erzielen konnte, war eine Erhöhung der Löhne und gleichzeitig eine Herabsetzung der Arbeitszeit möglich. Die Flucht aus der Landwirtschaft und die Verstädterung nahm immer größeren Umfang an. Handwerker und Bauern strömten in die Fabriksäle. Immer neue Absatzmärkte wurden erobert, immer neue Bedürfnisse geweckt. Die Produktion stieg ins Riesenhafte. Immer neue Maschinen wurden erfunden, und sie, die Geschöpfe der Menschen waren, haben ihre Schöpfer versklavt und hörig gemacht. Immer mehr rissen die Produktionsmaschinen die menschliche Arbeit an sich. Ganze Gewerbe wurden ausgerottet. Die Auswirkung der Maschinisierung blieb jedoch bei dem Materiellen nicht stehen. Moral, Ethik, Aesthetik, Erziehung, Bildung, Kultur wurden gefährdet. Das liberalistische Wirtschaftssystem begünstigte eine Entwicklung, die nicht zum Nutzen der nationalen Volkswirtschaft war. Jede Maschine, die erfunden wurde und billig Massengüter erzeugte, wurde nicht dazu verwendet, die breiten Massen mit diesem billigen maschinell hergestellten Bedarfsartikel zu versorgen. Im individualistisch-liberalistischen System nutzten der Erfinder und der Fabrikant im allgemeinen die Fortschritte der Technik nur zu ihrem eigenen Vorteile aus. Der Fabrikant verlangte für die Waren Preise, die den Gestehungskosten nicht mehr entsprachen, Fabrikware war vielfach nicht billiger als Handarbeitsware.

Mit der zunehmenden Verwendung der Maschinen stieg die Zahl der
Großbetriebe
[113]      Mit der zunehmenden Verwendung der Maschinen stieg die Zahl der Großbetriebe.      [Vergrößern]
Die Verteilung der deutschen Facharbeiter auf Handwerk und
Industrie
[113]      Die Verteilung der deutschen Facharbeiter auf Handwerk und Industrie.
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Dieses System konnte nur solange mit Erfolg arbeiten, als durch die stürmische Fortentwicklung der Technik sich immer neue Arbeitsgebiete für das raffende Kapital auftaten. Die niedrigen Löhne, die an die Arbeiter gezahlt wurden, standen mit den hohen Preisen der verkauften Ware nicht im Einklang, und die geringen Einnahmen, die die Landwirtschaft für ihre Produkte erzielte, machten es dieser unmöglich, die hohen Preise für die Industrieprodukte zu bezahlen. So schwanden die Abnehmer, sobald ein gewisser Stillstand in dem Fort- [113=Abb.] [114] schritt der Entwicklung eingetreten war. Nur unter diesen Voraussetzungen konnte der Marxismus die Arbeitermassen mit seiner Forderung der Verstaatlichung aller Produktionsgüter gewinnen. Das liberalistische System erlitt Schiffbruch und mit ihm das marxistische.

Das nationalsozialistische Wirtschaftssystem stürmt nicht an gegen die Verwendung der Maschinen im allgemeinen, aber es bricht mit der marxistischen Weltanschauung, nach der der Hersteller der Ware für sich allein die Gewinne einheimsen durfte. Die Maschine, die in den Wirtschaftsprozeß eingesetzt wird, muß dazu dienen, den Wirtschaftsumsatz zu beleben, die Arbeit des einzelnen Menschen zu erleichtern und letzten Endes das Besitztum jedes Volksgenossen zu vergrößern. Nicht allein diejenigen, die die neu erfundenen Maschinen verbessern und die Arbeitsleistung der Maschine weiter steigern, dürfen allein Nutzen an der Arbeit haben, sondern der ganzen Volksgemeinschaft muß jede Neuerung, jede Maschine, die durch den technischen Fortschritt hervorgebracht wird, dienen. Dann wird sich auch der Arbeiter in den Fabrikhallen nicht mehr als der Sklave der Maschine fühlen, sondern als ihr Beherrscher, der durch sie der Volksgemeinschaft nützt. Der Arbeiter fordert nicht mehr die Verstaatlichung der Maschine, denn er weiß, daß Unternehmer und Arbeitnehmer mit der Maschine dem Volksganzen dienen wollen. Früher war die Maschine Herrscher über den Menschen. In der nationalsozialistischen Wirtschaft ist der Mensch Herrscher über die Maschine.



Die Betriebsgröße im deutschen Gewerbe

Betriebsgröße
[111]      Betriebsgröße.
Die Umwandlung vom Einzelbetrieb zum Kollektivbetrieb bedingte auch die Umwandlung vom Klein- und Mittelbetrieb zum Großbetrieb. Noch 1882 waren fast zwei Drittel aller im Gewerbe Beschäftigten in Kleinbetrieben (bis zu fünf Beschäftigten) tätig. Heute finden wir die Hälfte der Beschäftigten in Großbetrieben, noch gut ein Viertel in Kleinbetrieben und ein knappes Viertel in Mittelbetrieben. Dabei ist die Zahl der Kleinbetriebe nicht zurückgegangen, und die Anzahl der im Kleinbetrieb Beschäftigten hat sich sogar um 20% gesteigert; aber in den Großbetrieben hat sie sich im gleichen Zeitraum verfünffacht.

Die Bedeutung der großbetrieblichen Wirtschaftsform kommt noch beträchtlich stärker zum Ausdruck, wenn man statt der örtlichen Niederlassungen die Gesamtunternehmungen betrachtet. Denn viele dieser örtlichen Niederlassungen sind nur Zweigbetriebe der über das ganze Reich sich erstreckenden Groß- und Riesenunternehmungen, die ihrerseits wiederum die Glieder mächtiger Industrie- und Handelskonzerne darstellen.



Die Unternehmungsform in der Industrie

Die Zusammenballung der Industriebetriebe in gewissen Bezirken, die vorwiegend dadurch begünstigt wurde, daß die Industriezweige vielfältig voneinander abhängig sind, brachte nun eine Entwicklung vom Einzelbetrieb des allein verantwortlichen Privatunternehmers zum Kollektivunternehmen mit sich. Mehrere Unternehmer schlossen sich in einer Gesellschaft zusammen. Bei der Aktiengesellschaft werden die Gesellschaftsanteile meist ohne jede persönliche Bindung frei an der Börse gehandelt. In der Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht sind als Gesellschafter bestimmte Personen mit gesetzlich bestimmter persönlicher Haftung vorhanden. In der Genossenschaft schließt sich meist ein größerer Kreis von Verbrauchern oder Einzelerzeugern zusammen, um durch die Genossenschaft gemeinsam günstig einkaufen oder verkaufen zu können. In den offenen Handelsgesellschaften haften die Gesellschafter unbeschränkt und solidarisch. Neben diesen Gesellschaften haben sich die Einzelbetriebe noch immer behauptet. 95% aller Betriebe in Deutschland sind Einzelbetriebe. Fast die Hälfte des gesamten Um- [115=Abb.] [116] satzes der gesamten Wirtschaft wird von ihnen getätigt. 18% des Umsatzes (2,3% der Betriebe) entfallen auf die offenen Handelsgesellschaften, die der Betriebsform nach den Einzelbetrieben gleichzustellen sind.

Je größer die Betriebe wurden, desto mehr kam die gesellschaftliche
Betriebsform auf
[113]      Je größer die Betriebe wurden,
desto mehr kam die gesellschaftliche Betriebsform auf.



Die Entwicklung der deutschen Industrie und ihr Anteil an der Weltproduktion

Die Geburtsstunde der Industrie fällt auf den 5. Januar 1769. An diesem Tage wurde dem Schotten James Watt das Patent auf die Dampfmaschine erteilt. Aber die Technisierung schritt nur langsam vorwärts. Erst 100 Jahre später trat sie mit der Elektrotechnik ihren Siegeszug an. Nun wurden immer neue Gebiete von der Technik erschlossen, immer neue Erfindungen gemacht. Mechanisierung und Nationalisierung fanden immer mehr in allen Wirtschaftszweigen Berücksichtigung. Durch immer größere Arbeitsteilung wurden die früher geschlossenen Berufskreise gesprengt, immer neue Berufe entstanden. Dieser Entwicklung setzte der Weltkrieg ein jähes Ende.

Entwicklung der Industrieproduktion seit 1870
[115]      Entwicklung der Industrieproduktion seit 1870.

Der größte Fehler der liberalistisch-marxistischen Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit bestand darin, daß sie Deutschland zu einem Industrieexportland ersten Ranges machen wollten, obwohl den damaligen Wirtschaftsführern bekannt war, daß das Ausland gleichfalls seine Industrie in jeder Hinsicht ausgebaut hatte. Außerdem hatten sie noch erlebt, daß sich das Ausland bereits vor dem Kriege gegen die Überschwemmung mit deutschen Industrieerzeugnissen zur Wehr gesetzt hatte. Letzten Endes war die Konkurrenz der deutschen Industrieerzeugnisse der Hauptanlaß für England und die Vereinigten Staaten in den Weltkrieg einzutreten. Nach dem Kriege mußte die deutsche Industrie ohne weiteres unterliegen, weil sie weit höher mit Steuern, Sozialabgaben und Schuldzinsen belastet war als die ausländische. Das deutsche Dumping wurde durch eine Erhöhung der Zölle wirkungslos gemacht. Damit war die Industrie auf dem Weltmarkt kampfunfähig. Sie wurde in ihrer Entwicklung bis auf den Stand von 1895 zurückgeworfen. Ein tieferer Sturz war wirklich nicht denkbar. Erst das Frühjahr dieses Jahres hat die Schicksalswende in der deutschen Industrie gebracht. Jetzt regen sich neue lebendige Kräfte. Nach jahrzehntelanger politischer Unsicherheit ist jetzt wieder Vertrauen in die deutsche Wirtschaft eingekehrt. Vertrauen für die Zukunft in Volk und Staat. Dieses Vertrauen ist das Fundament segensreicher Arbeit geworden. Die nationalsozialistische Regierung hat sich von der liberalistisch-marxistischen Methoden abgekehrt und betreibt Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsaufbau auf lange Sicht. Wenn wir uns die beiden nebenstehenden [Scriptorium: nachfolgenden] Bilder betrachten, so können wir feststellen, daß die Industrieerzeugung Deutschlands weit stärker angestiegen ist als in allen anderen europäischen Industriestaaten.

Der Anteil der wichtigsten Industriestaaten an der Weltproduktion
[115]      Der Anteil der wichtigsten Industriestaaten an der Weltproduktion.
Großbritanniens und Frankreichs Staatsmacht im Vergleich zu
Deutschland
[115]      Großbritanniens und Frankreichs Staatsmacht im Vergleich zu Deutschland.
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Gerade unsere Wirtschaft, die vollkommen verarmt und verschuldet ist und unter den Schlägen der Krise am härtesten zu leiden gehabt hat, ist im Zusammenhang mit der nie erlebten Kraftentwicklung der gesamten Nation im Frühjahr dieses Jahres mit neuem Vertrauen und frischem Mut an die Arbeit gegangen. Da die Steigerung der deutschen Industrieproduktion bei gleichzeitiger Stockung unserer Ausfuhr erfolgt ist, kann die Mehrproduktion fast nur auf den Binnenmärkten abgesetzt worden sein. Wenn wir uns die Verhältnisse auf dem Weltmarkt betrachten, so kann auch in der nächsten Zukunft mit einer Vergrößerung des Absatzes auf dem Weltmarkt kaum gerechnet werden. Da es vor allem die Produktionsgüter waren, die den Hauptteil der deutschen Ausfuhr ausmachten, werden die Produktionsmittelindustrien neuen Absatz nur im Inlande gewinnen können.

Bei der deutschen Industrie stärkste Wirtschaftsbelebung
[117]      Bei der deutschen Industrie stärkste Wirtschaftsbelebung.
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Die stärkste Entlastung des Arbeitsmarktes 1933 in Deutschland
[117]      Die stärkste Entlastung des Arbeitsmarktes 1933 in Deutschland.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit
[117]      Der Rückgang der Arbeitslosigkeit.



[117=Abb.] [118] Die deutsche Eisenindustrie

Das deutsche eisenerzeugende und eisenverarbeitende Gewerbe steht innerhalb des Metallgewerbes bei weitem an der Spitze. Auf die Gesamtheit der Industrie und des Handwerks bezogen, ergeben sich in Prozenten 23% der tätigen Personen, 34% der Maschinenleistung und 10,6% der Betriebe. Aus diesen Zahlen geht die große Bedeutung hervor, die das Eisengewerbe für Deutschland hat. Kein anderer Zweig, auch nicht die Textil- und chemische Industrie, kommen ihm an Bedeutung gleich.

Die Eisen- und Stahlherstellung
[119]      Die Eisen- und Stahlherstellung.

Die Eisen verarbeitende Industrie
[119]     Die Eisen verarbeitende Industrie.
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Im liberalistisch-marxistischen System der vergangenen Zeit wurden Tausende und Abertausende von Arbeitern und Angestellten infolge Nationalisierung auf die Straße geworfen. Was jetzt erreicht werden muß, ist ein Neuaufbau der Eisenindustrie, welcher der Volksgemeinschaft und den nationalsozialistischen Wirtschaftsprinzipien entspricht. Der Leitgedanke muß der Grundsatz sein: "Gemeinnutz geht vor Eigennutz", denn so ist die Einreihung der brotlosen Industriearbeiter in die deutsche Wirtschaft möglich. Die eisenschaffende deutsche Industrie muß ihre Entwicklung in der Ausweitung des Binnenmarktes suchen. Der Auslandsmarkt wird ja durch die überall neu entstandenen Industrien schwer wieder im alten Umfange aufzubauen sein. Wenn man bedenkt, daß 70-80% des Verkaufspreises von Rohstahl Lohnaufwendungen sind, so sieht man, welche ungeheure Steigerung der Massenkaufkraft durch die Produktionssteigerung der Eisen- und Stahlindustrie hervorgerufen wird. Wie aus dem auf dieser Seite unten stehenden Bild zu ersehen ist, ist die Erzeugung von Eisen und Stahl von Anfang des Jahres an gerechnet im Vergleich zum Vorjahr ganz bedeutend gesteigert. Dieser Aufstieg ist im wesentlichen eine Folge der großzügig durchgeführten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Das Reich finanziert volkswirtschaftlich wertvolle Arbeit. Reichsbahn und Reichspost haben neue Aufträge vergeben. Daneben hat aber auch die Privatwirtschaft, durch Steuererleichterungen entlastet und gefördert, Ersatzbeschaffungen und Neuanschaffungen vorgenommen. Auch ist sie an der Steigerung des Inlandsabsatzes von Eisen aller Art beteiligt.

Eisenverbrauch steigt durch die Maßnahmen der Regierung Hitler
[118]      Eisenverbrauch steigt durch die Maßnahmen der Regierung Hitler.



[119=Abb.] [120] Die deutsche Maschinenindustrie

Die deutsche Maschinenindustrie ist der wichtigsten Zweig der deutschen Eisenindustrie. Sie steht hinter der der Vereinigten Staaten und Englands an dritter Stelle der Maschinen erzeugenden Länder der Welt. In dem ersten Jahrzehnt nach dem Kriege war sie stark für das Ausland beschäftigt. Nachdem sich die fremden Staaten auf Selbstversorgung eingestellt hatten, muß auch die Maschinenindustrie sich neue Absatzmärkte im Inlande suchen.

Die Hauptzentren der landwirtschaftlichen Maschinenindustrie
[120]      Die Hauptzentren der landwirtschaftlichen Maschinenindustrie.

Neue Maschinen-Steuerfreiheit
[122]      Neue Maschinen-Steuerfreiheit.
Und das ist auf jeden Fall möglich, denn seit Jahren haben Fabriken, Werkstätten, Guts- und Bauernhöfe ihre Altmaschinen nicht durch neue ersetzen können. Teils fehlte es an Geld, teils an Unternehmungslust; außerdem hinderten sie Steuerfurcht, Kleinmut und Sorgen. Man half sich eben mit den alten Geräten durch, allerdings zum Schaden des Betriebes. Die Reichsregierung hat die Ersatzbeschaffung von Maschinen und Geräten bedeutend erleichtert. Durch wirksame Steuerbefreiungen werden Unternehmer, Landwirt, Handwerker und Betriebsleiter angespornt, Ersatzmaschinen und Ersatzgeräte anzuschaffen. Die Steuerfreiheit für Ersatzbeschaffungen wird nur unter bestimmten Voraussetzungen gewährt. Die neue Maschine muß an die Stelle der alten treten, sie muß deutscher Herkunft sein, und sie darf keine menschlichen Arbeitskräfte verdrängen. Außerdem muß die Beschaffung oder Herstellung in der Zeit vom 30. Juni 1933 bis zum 1. Januar 1935 erfolgen. Durch diese Maßnahme wird eine Belebung der hochentwickelten deutschen Maschinen- und Geräteindustrie erzielt. Der Mehrabsatz wird schätzungsweise 250.000 Mann, vor allem gelernten Arbeitern, Brot und Verdienst geben.

Die Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten, Anlagen usw.
[121]      Die Herstellung von elektrischen Maschinen, Apparaten, Anlagen usw.

Die Herstellung von Maschinen, Instrumenten, Apparaten 
(ohne elektrische und landwirtschaftliche Maschinen)
[121]      Die Herstellung von Maschinen, Instrumenten, Apparaten
(ohne elektrische und landwirtschaftliche Maschinen).



[121=Abb.] [122] Die deutsche Kraftfahrzeugindustrie

Die Erfinder des Automobils sind Deutsche. Die Zähigkeit des deutschen Strebens auf dem Gebiete des Automobilbaues hat dazu geführt, daß die deutschen Fabrikate an Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit an der Spitze aller Fabrikate der Welt stehen. Trotzdem konnte der Kraftwagen noch nicht die Verbreitung in Deutschland wie im Auslande finden. Auf einen Wagen kommen in Deutschland 100 Personen, in England nur 30, in Frankreich 25 und in USA. nur 5. Es ist zu hoffen, daß in absehbarer Zeit die Kraftfahrzeugverhältnisse Deutschlands sich bessern werden. Endlich hat ein Mann das Steuer des Staates in die Hand genommen, bei dem die Automobilindustrie Verstehen für ihre Not und Hilfe aus ihr gefunden hat. Die nationalsozialistische Regierung baut Autostraßen. Sie erleichtert durch Steuermilderungen in weitestem Umfang die Beschaffung von Kraftfahrzeugen. Durch ihre großzügige Steuerbefreiung hat sie den Ankauf fabrikneuer Personenwagen gefördert und der schwer darniederliegenden Kraftfahrzeugwirtschaft einen gewaltigen Auftrieb gegeben. Besonders wichtig ist zunächst die Tatsache, daß die Förderung der Automobilindustrie Tausenden hochqualifizierten Arbeitern Beschäftigung gibt.

Kraftverkehr wächst!
[123]      Kraftverkehr wächst!
Die Marken der in Deutschland laufenden Autos
[123]      Die Marken der in Deutschland laufenden Autos.      [Vergrößern]

Mit der zunehmenden Entwicklung der Kraftfahrzeugindustrie muß auch eine gleiche in den dazugehörigen Nebenindustrien einhergehen. Außerdem verlangt der gesteigerte Kraftverkehr ja auch Straßen. Bei dem Aufbau und Neubau derselben werden weitere brachliegende Arbeitskräfte verwandt. Unmittelbar in der Automobilindustrie waren Ende Januar 1933 90.000 Arbeiter und Angestellte tätig. Die beliefernden Rohstoff- (Stahl, Holz, Leder, Glas, Lacke usw.) und Zubehörindustrien (Zahnräder, Kugellager, Reifen, elektrische Anlagen usw.) beschäftigten 200.000, Autohandel, Reparaturwerkstätten, Garagen und Tankstellen weitere 200.000, die inländische Treibstoffherstellung ungefähr 50.000. Dazu kommen 120.000 Kraftfahrer im Arbeitnehmerverhältnis. Das ergibt zusammen über 660.000 durch das Kraftfahrzeug ihr Brot erhaltende Arbeiter und Angestellte. Diese Zahlen zeigen, daß auf einen unmittelbar in ihr Beschäftigten fünf bis sechs in den Liefer- und Zubehörindustrien Tätige kommen.



[123=Abb.] [124] Die chemische Industrie

Die chemische Industrie Deutschlands ist führend in der Welt. Sie hat seit den 60er Jahren die hochstehende französische und englische überflügelt. Der Grund dafür liegt darin, daß einmal die wissenschaftliche Führung seit jener Zeit unbestreitbar an Deutschland übergegangen ist, zum anderen aber auch darin, daß Deutschland wichtige Rohstoffe in großer Menge besitzt, z. B. Steinkohle, Braunkohle und Kali. Zwar hat der Krieg schwere Schäden gebracht, weil viele Tausende von Patenten vom feindlichen Auslande beschlagnahmt und ausgewertet wurden; aber auch heute noch steht Deutschland an der Spitze, besonders in der Herstellung von Farbstoffen und Medikamenten.

Die Verbreitung und Verdichtung der chemischen Industrie
[123]      Die Verbreitung und Verdichtung der chemischen Industrie.

Im Jahre höchster Produktion betrug der Wert der eingeführten Rohstoffe etwa 200 Millionen RM., wogegen für 1,4 Milliarden RM. Fertigwaren ausgeführt wurden. Nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen die Öl verarbeitende und Seifen erzeugende Industrie, die fast nur Auslandsrohstoffe verwendet. Über die Margarineindustrie ist in dem Kapitel über die deutsche Fettwirtschaft das Notwendige gesagt worden.



Die deutsche Textilindustrie

Die Verarbeitung tierischer und pflanzlicher Faserstoffe zu Garnen und Geweben dient einem der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse, dem Bekleidungsbedürfnis. Mit rund 2,6 Millionen beschäftigter Personen und einer Kraftmaschinenleistung von 1,4 Millionen PS nimmt das Textil- und Bekleidungsgewerbe die erste Stelle innerhalb der deutschen Verbrauchsgüterindustrien ein. Nahezu die Hälfte aller in der Verbrauchsgüterindustrie tätigen Personen ist in diesen beiden Gewerbezweigen beschäftigt. Die wichtigsten Produktionszweige der Textilindustrie sind die Wollindustrie, die Baumwoll- und Bastfasernindustrie, die Seiden- und Kunstseidenindustrie und das Wirkerei- und Stickereigewerbe. Im Laufe dieses Jahres konnte eine wesentliche Zunahme der Textilerzeugung festgestellt werden. Vertrauen auf die politische und wirtschaftliche Zukunft hat Anstoß zu dieser Belebung gegeben, die alle wichtigen Teile der umfangreichen Textilindustrie erfaßt hat. Die Lager werden aufgefüllt, der Absatz steigt. Neue Kaufkraft wird nach und nach spürbar werden, nachdem Millionen Erwerbslose wieder Arbeit und Brot erhalten haben.

Die Verbreitung und Verdichtung der Woll- und Baumwollindustrie
[125]      Die Verbreitung und Verdichtung der Woll- und Baumwollindustrie.

Die Verteilung der Textilindustrie
[125]     Die Verteilung der Textilindustrie.
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Der Rückgang des deutschen Verbrauches an Baumwolle ist etwas geringer als im Durchschnitt der Welt. In neuerer Zeit ist eine weitere langsam zunehmende Einschränkung in ihrer Verarbeitung zu beobachten, und zwar zu Gunsten der aus Holzstoff hergestellten Kunstseide. Mit großen Hoffnungen verfolgt man den Anbau der Jucca am Rhein und im Taunus. Die ersten Anbauversuche der aus Mittelamerika stammenden Pflanze lassen erhoffen, daß ihre Akklimatisierung genau so möglich sein wird, wie die der Kartoffelpflanze. Gehen die Hoffnungen in Erfüllung, ist eine Umwälzung in der Textilrohstoffwirtschaft die Folge. Heute braucht Deutschland noch immer jährlich etwa 3,4 Millionen Doppelzentner Baumwolle, dazu 1,6 Millionen Doppelzentner Wolle und 1,4 Millionen Doppelzentner Hartfasern (Jute, Hanf und Flachs). Dazu wird noch eine ganz bedeutende Menge von Garnen eingeführt. Während die Einfuhrmenge an Baumwollgarn 1928 noch 484.000 Doppelzentner groß war, betrug sie 1932 nur noch 155.000 Doppelzentner. Infolge dieses Rückganges schloß die Außenhandelsbilanz der gesamten deutschen Textilindustrie im Jahre 1931 mit einem Aktivsaldo von 183 Millionen RM. ab, aber schon 1932 mußten wir wegen starker Schrumpfung der Fertigwarenausfuhr einen Einfuhrüberschuß von 115 Millionen RM. verzeichnen. Man sieht aus diesen [125=Abb.] [126] Zahlen, wie wichtig es für die deutsche Textilwirtschaft im besonderen und die nationale Wirtschaft im allgemeinen ist, ausländische Rohstoffe von Deutschland fernzuhalten.



Die deutsche Kunstseidenindustrie

Die Kunstseidenproduktion der Welt und Deutschlands
[125]      Die Kunstseidenproduktion
der Welt und Deutschlands.
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Die Kunstseide hat für eine nationale Wirtschaft den anderen Textilstoffen voraus, daß sie in unbeschränktem Umfange aus deutschen Rohstoffen hergestellt werden kann. Um Deutschland für die Zukunft zu schädigen, wurde ihm, nachdem seine Patente während des Krieges beschlagnahmt worden waren, im Versailler Diktat verboten, die nächsten 5 Jahre seine sehr niedrigen Zölle zu erhöhen. Unverständlicherweise wurde nach Ablauf dieser Frist nichts getan, um ausländische Kunstseide vom deutschen Markt fernzuhalten. So ist es denn gekommen, daß Deutschland ausländische, nach geraubten Patenten hergestellte Kunstseide kaufen muß, während es eigene Fabriken stillegte. 18.000 Volksgenossen wurden brotlos, dagegen hatten Arbeiter jenseits der Grenzen ihren Verdienst. Der Verbrauch Deutschlands an Kunstseide ist von 9 Millionen Kilo im Jahre 1926 auf 25 Millionen Kilo im Jahre 1931 angewachsen. Aber diese Zunahme kam bei den geschilderten Verhältnissen nicht dem deutschen Arbeiter zugute, sondern zu einem großen Teile dem ausländischen.



Die deutsche Lederindustrie

Die Lederindustrie spielt in der deutschen Wirtschaft eine bedeutende Rolle, sind doch in ihr bei Einrechnung der Schuhindustrie etwa eine halbe Million Menschen beschäftigt. Die Hauptgebiete der Lederindustrie sind das Rhein-, Main- und Neckargebiet, Thüringen, Sachsen und die Unterelbe. Als Rohstoffe dienen die Tierfelle, die ein Nebenprodukt der Fleischerzeugung sind. Deutschland müßte seinen Fleischverbrauch und damit die Erzeugung verdoppeln, wenn es in der Lederversorgung vom Auslande unabhängig werden wollte. Im Jahre 1928 betrug der Wert der Häute-Einfuhr 450 Millionen RM., sie ging aber 1931/32 auf 130-150 Millionen RM. zurück. Neben den Häuten und Fellen braucht die Lederindustrie Gerbstoffe, die, soweit es sich um pflanzliche handelt, im Inland erzeugt werden können.

Die deutsche Lederwirtschaft
[127]      Die deutsche Lederwirtschaft.
Die deutsche Schuhindustrie
[127]      Die deutsche Schuhindustrie.

Die deutsche Schuhindustrie ist neben der der U.S.A. und Englands die bedeutendste der Welt. Der Wert der Schuhproduktion betrug 1930 712 Millionen RM., wovon Waren im Werte von 60 Millionen RM. ins Ausland gingen. Die Schuhindustrie hat mit einem starken Absatzrückgang zu kämpfen. War die Lederschuhindustrie 1928 zu mehr als drei Viertel ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt, so wurde sie 1932 nur noch zur Hälfte ausgenutzt. Der deutsche Markt kann also in vollem Umfange bei noch so gesteigertem Verbrauch von der deutschen Industrie versorgt werden. Jeder Deutsche hat die Pflicht, nur deutsches Schuhwerk zu kaufen.



Die deutsche Kautschukindustrie

Die deutsche Gummiwarenindustrie wird an Umfang nur von der der Vereinigten Staaten übertroffen. Sie hat ihre Standorte da gewählt, wo die Rohstoffe von den Einfuhrhäfen schnell und billig herbeigeschafft werden können. Mittelpunkt der Herstellung von Gummiwaren aller Art ist Hannover. Ein zweites Zentrum hat sich um Hamburg und Harburg entwickelt, ein drittes in Berlin.

Die Kautschukproduktion der Welt
[127]      Die Kautschukproduktion der Welt.

[127-128=Abb.] [129] Die deutsche Kautschukindustrie ist eine wichtige Ausfuhrindustrie. 1929 wurde aus 590.000 Tonnen eingeführtem Rohkautschuk im Werte von 105 Millionen Reichsmark nicht nur der größte Teil des Inlandbedarfes gedeckt, sondern noch ein Ausfuhrwert von 130 Millionen Reichsmark erzieht. Es gibt bereits ein Verfahren, aus Kalk und Kohle hochwertigen Kautschuk künstlich zu erzeugen. Da aber der Pflanzenkautschuk infolge der Überproduktion im Preise so ungeheuer gefallen ist, daß er nur noch den zehnten Teil von dem kostet, was er 1913 brachte, wird der künstlich hergestellte Kautschuk zu teuer. Man muß deshalb zunächst davon absehen, in Deutschland größere Fabrikationsanlagen zu errichten.

Der Hauptzweig der Kautschukindustrie ist die Bereifungsindustrie. Ihre Erzeugung hat einen Umfang von je 13 Millionen Decken und Schläuchen für Fahrräder und je 2 Millionen für Kraftfahrzeuge. Die deutsche Bereifungsindustrie beliefert in großem Umfange das Ausland, konnte aber erst in allerletzter Zeit die ausländischen Reifen vom Inlandsmarkt verdrängen. Es ist nicht notwendig, daß noch immer 55.000 Kraftfahrzeugreifen und 367.000 Fahrradreifen in einem Werte von fast 2 Millionen Reichsmark vom Auslande bezogen werden. Sollte sich der Bedarf an Autoreifen, der in der Krise um etwa ein Drittel zurückging, wieder heben, was durch die Ankurbelung der Autoindustrie zu erwarten ist, so wird die deutsche Industrie vollauf in der Lage sein, diese erhöhte Nachfrage vollwertig zu befriedigen. Die Automobilrennen der letzten Jahre haben die Überlegenheit der deutschen Reifen über die ausländischen hinreichend unter Beweis gestellt.



Die deutsche Papierfabrikation
[129]      Die deutsche Papierfabrikation.
[130] Die deutsche Papierindustrie

Die Papierindustrie und das Druckgewerbe umfassen zusammen mehr als eine halbe Million beschäftigte Personen, die sich etwa zu gleichen Teilen auf die Papiererzeugung und -verarbeitung und das Vervielfältigungsgewerbe verteilen.

Für die Ansiedlung der papiererzeugenden Industrie ist vor allem die Nähe holzreicher Wälder und daneben auch die Nähe der Textilindustrie mit ihren für die Papiererzeugung wichtigen Abfällen maßgebend gewesen. Auf das Land Sachsen entfällt fast ein Drittel der in der Papiererzeugung beschäftigten Personen; es folgen Bayern, Baden, die Rheinprovinz und Schlesien. Die Papier verarbeitende Industrie ist dagegen mehr in den dichtbesiedelten Industriezentren ansässig. Als Hauptstädte des Druckgewerbes sind Leipzig und Berlin zu nennen.

Was die einzelnen deutschen Bezirke an Papier versenden und empfangen
[128]      Was die einzelnen deutschen Bezirke an Papier versenden und empfangen.



Die deutsche keramische Industrie

Deutschland ist das Ursprungsland der europäischen keramischen Industrie und besitzt auch heute noch die Führerschaft, vor allem in der Porzellanindustrie. Das Hauptgewicht liegt auf dem vom Erzgebirge, Thüringer Wald, Fichtelgebirge und Böhmerwald gebildeten Gebirgskreuz, also auf Thüringen und Nordbayern. Dort dürften etwa dreiviertel alles deutschen Porzellans erzeugt werden.

Die Steingut-, Steinzeug-, Majolika- usw. Industrie folgt den Tonlagern, die mehr in Flußtälern und in der norddeutschen Ebene zu finden sind. Die grobkeramische Industrie (Röhren, feuer- und säurefeste Steine) ist im wesentlichen in den gleichen Gebieten ansässig wie die feinkeramische. Da die deutsche keramische Industrie den größten Teil der Rohstoffe im Lande vorfindet, ist sie eine sehr wichtige Exportindustrie.

Die Verbreitung und Verdichtung der Porzellan- und Steingutindustrie
[128]      Die Verbreitung und Verdichtung der Porzellan- und Steingutindustrie.



Holz verarbeitende Industrie

Der wirtschaftliche Wert des Holzes ist allgemein bekannt. Über und unter der Erde, im Wasser und in der Luft, in jedem Betriebe findet es in irgendeiner Form Verwendung. Holz ist der Grundstoff für die Erzeugung des Papiers, für die immer mehr geschätzte Kunstseide und seit kurzem auch für Zucker.

Entsprechend der mannigfachen Verwendungsmöglichkeit des Holzes zeigt die deutsche Holz verarbeitende Industrie weite Verbreitung.

Wirkung der Ehestandsdarlehen: Möbelabsatz steigt!
[131]      Wirkung der Ehestandsdarlehen: Möbelabsatz steigt!

Die Tischlerei ist der wichtigste Zweig des Holzgewerbes. Von ihren Untergruppen ist die Möbeltischlerei die bedeutendste. Sie hat in den letzten Jahren hart zu kämpfen gehabt. Weniger Ehen wurden geschlossen, weniger Haushaltungen eingerichtet. Die Einkäufe wurden unter dem Druck des Verdienstausfalles, des Lohn- und Gehaltabbaues eingeschränkt. Die Folge war, daß die Beschäftigung in der Möbeltischlerei unaufhaltsam sank. Viele Tausende von Arbeitskräften wurden brotlos. Noch im Frühjahr dieses Jahres sah es ganz trostlos aus. Jetzt liegen die ersten Berichte von einer Besserung vor. Eheschließungen werden durch Ehestandsdarlehen gefördert. An junge Paare werden Bedarfsdeckungsscheine ausgegeben, mit diesen kann die Wohnungseinrichtung angeschafft werden. Die Ehestandsdarlehen haben bereits für eine
Bayern und Thüringen, die Hauptzentren der Spielwarenindustrien
[129]      Bayern und Thüringen, die Hauptzentren der Spielwarenindustrien.
größere Beschäftigung in der Möbelindustrie gesorgt, Neueinstellungen von arbeitslosen Möbeltischlern sind bereits vorgenommen worden. Da die Möbeltischlerei mit der Sägemühlenindustrie in enger Beziehung steht, ist zu hoffen, daß auch sie demnächst neuen Aufschwung nehmen wird. Von den übrigen Zweigen der Holzverarbeitung sind wichtig die Faßfabrikation, die Kisten- [131=Abb.] [132] herstellung, die Erzeugung von Holzgeräten, Werkzeugen usw., die Bürstenfabrikation und die Strohgeflecht- und Korbwarenindustrie.

In der Spielwarenindustrie besitzt Deutschland eine Industrie von Weltruf, die von keinem Lande übertroffen wird. Sie hat ihren Hauptsitz in den mitteldeutschen Gebirgen (Thüringen, Erzgebirge) und verdankt ihre Entstehung dem Umstande, daß in jenen Gebieten die Landwirtschaft wenig ertragreich ist, so daß die Bewohner, besonders seit dem Rückgang des Bergbaues, für den Winter eine Nebenbeschäftigung suchen mußten.

Das Alter des deutschen Hochwaldes
[131]      Das Alter des deutschen Hochwaldes.

Der deutsche Wald und sein Ertrag
[131]      Der deutsche Wald und sein Ertrag.



Die Bedeutung der einzelnen Industriezweige

Vergleicht man nun, wie die wichtigen Gewerbezweige an dem Gesamtumsatz der deutschen Industrie und am deutschen Handwerk beteiligt sind, so sieht man, daß der größte Anteil auf das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe fällt, gefolgt von der Textilindustrie, die an erste Stelle rückt, wenn man das
Die Verbundenheit zwischen Gewerbe und Landwirtschaft im Jahre 1929
[134]      Die Verbundenheit zwischen
Gewerbe und Landwirtschaft
im Jahre 1929.      [Vergrößern]
Bekleidungsgewerbe dazurechnet. Vorwiegend befriedigt also das Gewerbe den direkten Lebensbedarf des Volkes. Während die Landwirtschaft über das ganze Reich verteilt ist, ist die gewerbliche Produktion in bestimmten Gebieten (Rheinland, Westfalen, Berlin, Brandenburg, Sachsen) zusammengeballt. Hier wohnen die Menschen vorwiegend in Städten oder Großstädten eng beieinander, die aus den schwachbesiedelten Teilen des Landes die nötigen Nahrungsmittel, aber auch den Nachschub an Arbeitskräften, erhalten. Während in den Großstädten die Zahl der Geburten, auf 100 Frauen berechnet, noch etwa 8-10 ist, werden auf dem Lande von 100 Frauen noch 14-18 Kinder geboren. Die Industrialisierung und Bevölkerungszusammenballung in den Städten bringt eine Herabsetzung der Geburtenzahl mit sich; außerdem werden von den Städtern viel höhere Ansprüche an das Leben gestellt. Das untere Bild zeigt, daß der Umsatz im Verhältnis zur Bevölkerung in den Industriegebieten viel größer ist als in den Agrargebieten. Auf Berlin-Brandenburg, wo nur ein Zehntel des deutschen Volkes wohnt, entfällt über ein Siebentel des Gesamtumsatzes.

Die Zusammensetzung des Umsatzes
[133]      Die Zusammensetzung
des Umsatzes.      [Vergrößern]
Die Verteilung der deutschen Arbeiten auf die Wirtschaftszweige
[133]      Die Verteilung der deutschen Arbeiten auf die Wirtschaftszweige.
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Die Verflochtenheit des Handwerks mit der Industrie

Die Industrie hat sich aus dem Handwerk entwickelt. Diese Entwicklung kann man noch heute ständig beobachten, wenn man den Werdegang industrieller Werke verfolgt. In verschwindend geringem Maß sind Unternehmen sogleich industriell gegründet worden; meist ist ein Gewerbezweig rein handwerksmäßig betrieben worden, bis er dann nach industriellen Produktionsformen umgestellt wurde, die sich meist aus dem
Die organisatorische Verbindung zwischen Industrie und Handwerk
[133]      Die organisatorische Verbindung
zwischen Industrie und Handwerk.      [Vergrößern]
Marktbedürfnis heraus ergeben haben. Das Handwerk ist nach Aufbau und Einrichtung nicht in der Lage, dem Massenkonsum zu dienen, deshalb wird seine Betätigung stets auf dem Gebiete liegen, das Arbeit in Einzelform benötigt, während die Industrie mehr dem Verlangen nach Massenerzeugnissen Rechnung trägt. Die Verflochtenheit des Handwerks mit der Industrie zeigt sich auch darin, daß die Industrie nicht nur ihre befähigsten Facharbeiter aus den Reihen der Handwerksgesellen zieht, sondern daß sie als industrieller Leiter gern solche Leute bevorzugt, die durch die Schule des Handwerks gegangen sind. Es kann behauptet werden, daß die Industrie allein gar nicht in der Lage ist, die Vorbildung des Nachwuchses so zu betreiben, wie es in ihrem eigenen Interesse wünschenswert ist. Daran ändert auch nichts, daß eine Reihe großer Werke durch Einrichtung von Lehrlingswerkstätten es übernommen hat, seine Arbeiterergänzung selbst vorzunehmen. Die Ausbildung der Lehrlinge in diesen Lehrwerkstätten wird selbstverständlich stets nach den Gesichtspunkten der Eigenart des betreffenden Werkes erfolgen. Aus diesem [133=Abb.] [134] Grunde werden die so ausgebildeten Lehrlinge sehr gut geeignet sein, die Belegschaft des betreffenden Werkes zu ergänzen. Nicht immer jedoch werden diese Industrielehrlinge sich die Befähigung angeeignet haben, auch außerhalb ihres Werkes einer etwas anders gearteten Berufsarbeit nachzugehen. Die Fabrikwerkstatt erzieht eben immer Spezialisten, die bei Betriebsänderungen z.  B. infolge von Konjunkturschwankungen nur schwer verwendbar sind. Dagegen bieten sich dem in seinem Fach vielseitig ausgebildeten Handwerker immer wieder Möglichkeiten, seine Handfertigkeiten auszunutzen.

Die regionale Aufteilung des Umsatzes des deutschen Gewerbes
[134]      Die regionale Aufteilung des Umsatzes des deutschen Gewerbes.
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Von den etwa 5 Millionen gelernten Arbeitern in Deutschland sind über die Hälfte in der Industrie tätig. Die Textilindustrie, die Eisen- und Metallindustrie beschäftigen vor allem gelernte Handwerker. Im Durchschnitt kommen auf jeden im Handwerk geschulten Industriearbeiter zwei angelernte, also auch betriebserfahrene Arbeiter und nicht ganz drei ungelernte Fabrikarbeiter oder -arbeiterinnen. Es ist ausgeschlossen, daß einmal das Handwerk durch die Industrie völlig aufgesogen wird, wie das so oft angenommen wird. Schließlich gibt es ja eine große Anzahl von Arbeiten, die sich nach ihrer Eigenart nicht so ohne weiteres von der Industrie ausführen lassen, und die wohl stets dem Handwerk vorbehalten bleiben werden. Demgegenüber allerdings gibt es auch schon wieder recht viele Gewerbezweige, die früher nur handwerksmäßig ausgeübt wurden, heute völlig industrialisiert sind. Es sei hierbei erinnert an die Weberei, Spinnerei, Tabakverarbeitung, Spezialwerkzeugherstellung (z. B. Laubsägen u. dgl. m.). Die weitere Entwicklung des Handwerks [135=Abb.] [136] würde jedoch noch ganz andere Formen annehmen, wenn das Handwerk sich selbst treu bleibt, das heißt, wenn es auch fernerhin in rein handwerksmäßigen Bahnen verbleibt. Das ist nämlich heute sehr oft nicht mehr der Fall. In sehr vielen Fällen geht der Handwerker darauf aus, sich auch industriell zu betätigen weil er glaubt, dadurch ein auskömmlicheres Dasein zu erzielen. Das hat nichts damit zu tun, daß sehr viele handwerksmäßige Betriebe sich auf einen Spezialzweig festgelegt haben. Unbedingt falsch ist es jedoch, wenn sich ein Handwerksmeister in seinem beschränkten Rahmen industrieller Massenerzeugung zuwendet. Beim Handwerksbetrieb können infolge der beschränkten Kapitalgrundlage des Handwerksmeisters die Betriebseinrichtung und die Fabrikationsmittel nicht so technisch sein wie bei der Industrie. Dem Handwerksmeister fehlen außerdem die Mittel für einen so großen Einkauf an Rohstoffen, wie ihn die Industrie tätigen kann. Außerdem ist er auch nicht in der Lage, so umfangreiche Lagerräume wie die Industrie zu unterhalten, und er wird nur schwer die für die Massenherstellung nötige Absatzbasis organisieren und ausbauen können.



Die Industrie in der Wirtschaftskrise

Bei der engen Verbundenheit von Gewerbe und Landwirtschaft muß die Verarmung eines Wirtschaftszweiges unfehlbar auch Wirtschaftselend im anderen bringen. Die liberalistische Weltanschauung, die durch den Nationalsozialismus überwunden wurde, hatte folgerichtig aus der Idee des Weltbürgertums heraus den wirtschaftspolitischen Grundsatz aufgestellt, daß jede Ware da erzeugt werden soll, wo sie am günstigsten hergestellt werden kann. Dieser Grundsatz wurde auch zum Leitsatz der Wirtschaftspolitik des Weimarer Systems, ohne daß es sah, daß dann alle Völker auf das Lebensniveau des Landes heruntersinken müssen, das seine Arbeiter am schlechtesten bezahlt. Denn es ist doch klar, daß der polnische Industriearbeiter auf Grund seiner geringen Lebensansprüche und seiner mangelhaften Ausbildung zu einem niedrigeren Lohn arbeiten kann, als der deutsche Großstadtarbeiter, so daß beispielsweise die polnische Kohle viel billiger sein kann als die deutsche. Ähnliches gilt für alle Gewerbezweige, da sich letzten Endes fast der ganze Preis einer Ware in Lohn umsetzt. So mußte die Öffnung der Grenzen einen Verfall der deutschen Wirtschaft bringen, der noch dadurch verstärkt wurde, daß nach dem Kriege zunächst ein überhöhter Bedarf an Waren auftrat, der während des Krieges nicht gedeckt worden war. So entstand eine stark erhöhte Nachfrage, die die Industrie veranlaßte, ihre Werke rasch aufzubauen. Die Güterproduktion stieg zunächst in allen Staaten und allen Wirtschaftszweigen durch die Verbesserung und Verbreiterung der Herstellungsmethoden stark an, und als der Fehlbedarf gedeckt war, blieb man in allen Ländern auf Bergen von Waren sitzen.

Die deutsche Industrie in der Krise 1931
[135]      Die deutsche Industrie in der Krise 1931.

Da aber einer der Hauptabnehmer, die Landwirtschaft, statt mehr, weniger kaufen konnte, und das gesamte Ausland bald allerlei Maßnahmen durchführte, um sich gegen deutsche Waren zu sichern, damit nicht die eigenen während des Krieges aufgebauten Industrien stillgelegt werden mußten, wurde das deutsche Gewerbe zur Einschränkung der Produktion gezwungen. Der Absatz stockte, zunehmende Einschränkung war die Folge. Arbeiter wurden entlassen. Dadurch wurde die Massenkaufkraft weiter geschwächt, und wiederum schrumpfte der Absatz. Eine Schraube ohne Ende. Zum ersten Male ist im Frühjahr 1933 dieser eherne Kreislauf durchbrochen worden. Zum ersten Male geht die Entwicklung andere Wege. Vertrauen ist wiedergekehrt, die Schwungkraft der nationalen Bewegung hat das ganze Volk emporgerissen und neue Kräfte auch auf wirtschaftlichem Gebiete wachgerufen. Die Zahl der in der Industrie [137=Abb.] [138] besetzten Arbeitsplätze und der geleisteten Arbeiterstunden ist wesentlich gestiegen. In einem halben Jahr hat sich ein Wandel vollzogen, wie er noch im vergangenen Winter nicht erwartet wurde und auch nicht erwartet werden konnte.

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise
[135]      Die Auswirkungen
der Wirtschaftskrise.      [Vergrößern]
Die Entwicklung der deutschen Gütererzeugung
[135]      Die Entwicklung der deutschen Gütererzeugung.      [Vergrößern]

Betrachten wir nun die beiden großen Industriegruppen, die Produktionsgüter- und die Verbrauchsgüterindustrie. In der ersteren (Kohleförderung, Eisen- und Stahlgewinnung, Maschinen- und Geräteindustrie, Kraftfahrzeugindustrie usw.) hat eine wesentliche Zunahme der Erzeugung stattgefunden. Das ist ein besonders beweiskräftiges Zeichen wirtschaftlicher Belebung. Bei der anderen Industriegruppe handelt es sich um die Erzeugung von Bedarfsgegenständen des täglichen Lebens, also von Textilien, Schuhen, Porzellan, Glas, Nahrungs- und Genußmitteln usw. Auch diese Industriegruppe hat, wie an anderen Stellen bereits erwähnt, einen bedeutenden Aufschwung genommen. Der furchtbare Niedergang der Industrie, der unsere industrielle Erzeugung bis auf den Stand von 1895 zurückgeworfen hat, ist nicht nur aufgehalten, sondern unter der Führung Adolf Hitlers in einen vor Jahresfrist kaum möglich gehaltenen Aufstieg verwandelt worden. Und diese Wirtschaftsgesundung verdanken wir ausschließlich der Wirtschaftsbelebung auf dem Binnenmarkte.

Das Ansteigen der Industrieproduktion durch die ersten Maßnahmen der
Regierung Hitler
[137]      Das Ansteigen der Industrieproduktion durch die ersten Maßnahmen der Regierung Hitler.
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Neue Arbeit in der Industrie
[137]      Neue Arbeit in der Industrie.

Erzeugung von Verbrauchsgegenständen aller Art
[137]      Das deutsche Volk
kann wieder einkaufen.
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Von der Bedeutung des Binnenmarktes
[137]      Die Abhängigkeit der einzelnen Industriezweige vom Binnenmarkte
im Jahre 1929.      [Vergrößern]



Die Abhängigkeit des Gewerbes vom Binnenmarkte

Es gab vor dem Weltkrieg kein zivilisiertes Land, das nicht irgendwie mit der Weltwirtschaft verflochten war. Der Reichtum der Völker, also auch des deutschen Volkes, nahm immer mehr zu. Nach Kriegsausbruch zeigte es sich, daß dieser Reichtum in vielen Ländern insofern eine schwache Grundlage hatte, als er von dem Willen der anderen, den freien Welthandel zu dulden, abhing. In Deutschland stieg damals die Not von Tag zu Tag, weil unsere gesamte Ernährungsbasis nicht in unserem Lande selbst, sondern zu einem großen Teil im Auslande verankert war. Auch bei unseren Gegnern zeigten sich Schwierigkeiten, während wir hungerten, erstickten sie im Überfluß an Vorräten von Nahrungsmitteln und Rohstoffen. Mit einem Schlage war das weltwirtschaftliche Netz zerrissen worden. Nach dem Krieg legte man Deutschland auf Grund des Vertrages von Versailles unermeßliche Tributlasten auf, weigerte sich aber, deutsche Waren abzunehmen. Das Ausland zog nach modernsten Verfahren eingerichtete Industrien auf und schloß die Einfuhr durch Zölle und andere handelspolitische Maßnahmen. Deutschland trieb nun unter dem Druck der Not einen Schleuderexport, der seine Warenbestände auf einen geringen Umfang herabdrückte. Der deutsche Bauer mußte z. B. das Kali teurer bezahlen als der ausländische. Als Gegenleistung für diesen Schleuderexport mußten wir ausländische Lebensmittel in Zahlung nehmen. Diese richteten unsere Landwirtschaft zugrunde. Mit dem Erlös unseres Ausverkaufs mußten wir unsere Schulden bezahlen. Der riesige Exportüberschuß an Industriewaren der Jahre 1930 und 1931 hat uns nichts genützt, weil dem ein großer Einfuhrüberschuß an Lebensmitteln gegenüberstand. Das deutsche Volk hat erkennen müssen, worauf von den Nationalsozialisten schon früher hingewiesen worden ist, daß die Lebensfähigkeit unserer Industrie nicht auf der Ausfuhr, sondern nur auf einem gesunden Binnenmarkt beruht. Wenn wir Außenhandel betreiben, so können und wollen wir das nur, um möglichst vielen Volksgenossen Arbeit und Brot zu verschaffen. Wenn also durch einen Export der Industriearbeiter Arbeit erhält, der Bauer aber brotlos wird, so ist damit der Nation auf keinen Fall gedient. Im heimischen Boden und im eigenen Volke ruhen unsere Kräfte.

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Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau
und seine Grundlagen

Ein bildstatistischer Tatsachenbericht

Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer