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Hofrat Dr. Richard Paltauf
Universitätsprofessor

Deutsches Volk von Österreich!

Deine Beziehungen zu den Stammesgenossen im Deutschen Reiche in Kunst und Wissenschaft, in Handel und Gewerbe, in allen Arten des Verkehrs, sind so innige, daß es dir vielfach scheinen könnte, daß auch jetzt, wo du einen selbständigen Staat zu bilden dich anschickst, diese Beziehungen weiter zu erhalten und auszubauen genügen würde. Ja, deine scheinbaren Freunde raten dir, ja verlangen, daß du mit den Staaten, die dir viele Hunderttausende Stammesgenossen geraubt haben, in ein Bündnis trätest, weil du allein wirtschaftlich zu schwach bist.

Das ist wahr! Man hat dich auf eine enge Scholle zusammengedrängt, die viel kleiner ist als deine Vorahnen vor fast tausend Jahren in Besitz genommen haben, man hat dich vom Meere abgeschnitten, man hat deine Siedlungen in Stücke gerissen und dir die Verkehrsstraßen zu ihnen genommen, um sie isoliert und losgerissen als deutsche Lande verschwinden zu machen. Trittst du, deutsches Volk von Österreich, jetzt in ein Bündnis mit jenen Völkern, deren aufgestacheltem Hasse du erlegen bist, so wird die unersättliche Gier deiner Feinde dich ganz verschlingen!

Auf dem von deinen Feinden planmäßig ausgearbeiteten Wege der "Gleichberechtigung" bleibt dir der nationale Sprachenstreit erhalten, du wirst jedes wirtschaftliche Einvernehmen mit steigenden [31] sprachlichen Konzessionen bezahlen müssen, bis nicht nur die alten Marken, sondern auch Wien in Schule, Gericht und Verwaltung zweisprachig sein werden, denk an die Vergangenheit! Du hast es versäumt, solange deine Länder dem Deutschen Reiche angehörten, sie einheitlich zu gestalten und gegen das Slawentum zu schützen; und als Österreich im Kampfe um die Vorherrschaft in Deutschland dauernd unterlegen war, warst du nicht mehr imstande, ein Österreich zu errichten, konntest für die alten Bundesländer keine neue Zusammengehörigkeit mehr finden, - "die im Reichstage vertretenen Königreiche und Länder" ohne Namen waren die Neugründung des Jahres 1867. Und selbst als dieses Länderkonglomerat und Ungarn mit dem Deutschen Reiche in das Bundesverhältnis getreten waren, das du so innig und treu gehalten hast, wurdest du immer ohnmächtiger, gegen die anwachsende slawische Flut anzukämpfen. Freilich trug deine Gutmütigkeit, dein demokratischer Sinn für die Gleichberechtigung aller Staatsbürger, ohne gleichzeitig ein zusammenfassendes Band zu schaffen, viel dazu bei, daß die slawischen Nationen, denen du nicht nur die Selbständigkeit in Schule, Gericht und vielfach in der Verwaltung gewährt hast, sondern auch Mittelschulen aller Art und Hochschulen eingerichtet hast, kräftig heranwuchsen, daß ihre Vertreter durch Jahrzehnte die mächtigsten Stellen im Staate einnahmen und zum Anwachsen der nationalen Sonderstaaten alles vorbereiteten, im Innern, wie nach außen. Freilich wurdest du in Parteien zerspalten und eine mächtige Partei deines Volkes half unter Taffe den "eisernen Ring" schmieden, der dich nun auch bezwungen hat. Immerhin warst du deutsches Volk Österreichs damals noch wirtschaftlich stark; was bist du jetzt?

Dieselbe Partei, die durch ihre Konföderation mit deinen Erbfeinden dich um die Vorherrschaft in deinen alten Stammlanden brachte, möchte dich wieder in ein solches Bündnis führen, und jetzt bist du wirtschaftlich schwach! Der Ausgang aus diesem Wege steht klar vor dir: es ist dein Untergang!

Deutsches Volk Österreichs! Zum letzten Male bietet das Schicksal dir die Hand für deine Zukunft! Du hast in vergangenen Zeiten, übel beraten, es unterlassen, den von der Geschichte gebotenen Augenblick zu deiner festen Einigung zu erfassen - blick zurück! es ist jetzt der letzte Augenblick gekommen: Nur der Anschluß an das [32] Deutsche Reich kann dich erhalten! Dorthin ist noch der Weg zum Meere frei, ohne Zwischenstaaten und Verträge mit den bekannten schikanösen Bestimmungen, dort wirst du Unterstützung und Ruhe finden, deinen jungen Staat aufzurichten, wirst im Austausch geistiger und materieller Güter aus der gemeinsamen Not neu erstehen, durch Deutschland wirst du auch in wirtschaftliche Beziehungen zu den Nachbarstaaten gelangen, aber als Teil des großen Reiches, als Deutsches Bundesland, frei von nationalen Kompromissen!

Deutsches Volk von Österreich! Ergreife die dargebotene Hand der Weltgeschichte und laß sie nimmer los!

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Stimmen aus dem geistigen Deutsch-Österreich
für den Anschluß an Deutschland

Herausgegeben von Dr. Alfred Christ