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Bd. 10: Das Deutsche Reich
und die Vorgeschichte des Weltkrieges, Zweiter Teil


Hermann Oncken, ord. Professor an der Universität Berlin

Kapitel 2: Das Nahen des Weltkrieges   (Forts.)

[683] 2. Der zweite Zusammenstoß zwischen Deutschland und den Westmächten
1911 - 1912.

Seit dem Abkommen vom 9. Februar 1909 gab es zwischen den Franzosen und Deutschen zwei verschiedene Möglichkeiten politischen Zusammenlebens. Entweder die Franzosen hielten sich an das Marokkoabkommen, eröffneten auch der deutschen Betätigung die darin vorgesehenen Möglichkeiten und schalteten damit diesen Brandherd, wie es der Sachlage entsprach, völlig aus; vielleicht um den Preis, daß die ihnen sichere Durchdringung Marokkos dadurch etwas verlangsamt wurde, aber dafür mit der Aussicht, auf diesem Wege eine friedliche Gemeinschaft mit dem Nachbarn, so wie Bülow sie damals im Reichstag, die Tore weit öffnend, ankündigte, allmählich herbeizuführen.

Oder aber die Franzosen ließen sich durch militärischen Übereifer oder durch Eigennutz wirtschaftlicher Interessen verleiten, das Tempo zu beschleunigen und die Algecirasakte wie das Abkommen zu durchlöchern und damit die Marokkofrage als ganzes, mit allen ihren in die großmächtlichen Beziehungen eingreifenden Rückwirkungen wieder aufzurollen. Denn es ging ja, sobald der Rechtsstand in Marokko von neuem in Frage gestellt wurde, nicht um das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich allein, sondern um den Weltfrieden.

Die Franzosen sollten einen Anlauf nehmen, den ersten Weg zu gehen, um dann doch nach kurzer Frist den zweiten zu beschreiten.

Man war zunächst auf beiden Seiten, obgleich Reibungen auf dem abenteuerlichen Schauplatz des Wettbewerbs nicht ausblieben, durchaus bemüht, loyal zusammenzuarbeiten. Der Minister Pichon erklärte am 23. November 1909 in der Kammer, er zolle der Redlichkeit Anerkennung, mit der man in Berlin das Abkommen ausführe; es habe sich daraus für die europäische Lage eine Entspannung ergeben, wozu jeder sich beglückwünschen dürfe. Der Kaiser war über diese Erklärung so erfreut, daß er es gegen die Bedenken des Reichskanzlers durchsetzte, in der Thronrede mit einigen entsprechenden Sätzen auf die Artigkeit zu antworten.1 Das schien ein guter Anfang, und man nahm auch auf deutscher Seite einzelne Übergriffe leicht hin, weil man wußte, daß Pichon [684] fortfuhr, dem militärischen Vorwärtsdrängen Widerstand zu leisten. Als im September 1910 der Botschafter Fürst Radolin sein Abberufungsschreiben überreichte, bestätigte ihm der Präsident der französischen Republik, wie erfreut er sei, daß die jetzt glücklicherweise beseitigten marokkanischen Schwierigkeiten nicht mehr die Länder trennten. Ja, er scherzte, Frankreich müsse eigentlich den Deutschen dankbar sein, daß sie es davor bewahrt hätten, in ganz Marokko erobernd einzudringen.

Diese Stimmung schwand, als die Franzosen mit der allgemeinen Leitung ihrer Außenpolitik infolge der Potsdamer Übereinkunft unzufrieden wurden, als sie die Leistungsfähigkeit ihrer Bündnisse und Entente nachprüften und wieder einmal Taten, Vormarsch, Aktivität verlangten. Diese neue Welle des Tatendranges, aus der Gesamtpolitik entsprungen und genährt, war es, die dem aktiveren Element der Marokkomilitärs und Marokkointeressenten das Übergewicht gab. Das neue Ministerium Monis (1. März 1911), in dem an Stelle Pichons der bisherige Handelsminister Cruppi das Äußere übernahm, aber auch Delcassé einen Platz als Marineminister fand, war berufen, eine kräftigere Tonart anzuschlagen. Von demselben Augenblick an häuften sich die Nachrichten, daß der Sicherheitszustand in Marokko einen beunruhigenden, ja bedrohlichen Anschein annehme, und wenn diese Nachrichten sich auch später als sehr übertrieben erwiesen, es stand sofort für die Regierung fest, diesen Unruhen mit einer größeren Tatkraft als bisher zu begegnen, und zu diesem Zwecke auch den Wortlaut der Verträge von Algeciras und von 1909 im Notfall zu überschreiten.

Man muß die in London stets als korrekt gebilligten Methoden der Franzosen als ein Ganzes ansehen. Jeder einzelne Übergriff war an sich unbedeutend. Die Franzosen hätten die ihnen eigentümlichen Gaben verleugnen müssen, wenn sie nicht im Einzelfall - wie etwa in der Festsetzung in Casablanca - ziemlich plausible Gründe oder Vorwände dafür hätten anführen können. So dehnten sie sich in der Schauja "wie ein Ölfleck" aus, ohne daß ein Moment sich finden ließ, in dem man hätte sagen können, nachdem man das Vorhergehende hatte geschehen lassen: jetzt, gerade jetzt habt ihr die Algecirasakte gebrochen.2 Es waren auch nicht die Deutschen allein, die diese Feststellung machten. Die Spanier klagten schon seit Monaten unaufhörlich, daß Frankreich immer deutlicher danach strebe, sich Marokko endgültig, entgegen der Algecirasakte, zu unterwerfen.3

Wo aber für die Franzosen eine Möglichkeit vorgelegen hätte, mit den Deutschen - im Sinne ihrer vertraglichen Abmachungen - wirtschaftlich zusammenzuarbeiten, da versagte immer wieder alle ihre Gewandtheit, und die [685] Dinge blieben in einem Dickicht von Hindernissen stecken. Selbst da, wo es schon zu gelingen schien, wie in der von der Société Maroccaine de travaux publics eingeleiteten Beteiligung der Deutschen an dem Bau kleiner schmalspuriger Eisenbahnen in Ostmarokko, stand plötzlich alles still. Freilich, gerade in diesem Fall ist heute erkennbar, daß ein Dritter diesem Plane den Weg vertrat: der Widerspruch Englands. So sehr man in London aus politischen Gründen diese deutsch-französische Zusammenarbeit guthieß, so scharf wandte man sich dagegen, wenn man glaubte, daß englische wirtschaftliche Interessen darunter Schaden leiden könnten. Schon der erste Schritt jenes Unternehmens wurde im Foreign Office scharf getadelt als "flagrantes Beispiel für die von der französischen Regierung betriebene üble Politik, unter Ausnutzung der freundschaftlichen Gesinnung unseres Landes mit Deutschland wichtige politische Geschäfte auf unsere Kosten zu machen".4 Wer also in Paris etwa einen Ausgleich mit Deutschland suchte, erfuhr sehr bald, daß er auf geschäftliche Sympathien jenseits des Kanals nicht würde zu rechnen haben - es gibt doch sehr zu denken, daß gerade in diesem Eisenbahnfall Kiderlen-Wächter, ohne ganz auf den Grund sehen zu können, zu dem Ergebnis kam, daß mit den Franzosen nichts Ernsthaftes anzufangen sei.5

So scheiterten denn auch, aus nicht erkennbaren Gründen, zwei Ansätze zu einer weiter ausschauenden deutsch-französischen Arbeit außerhalb Marokkos, das sogenannte Ngoko-Sangha-Projekt, dessen Arbeitsgebiet in den Grenzstrichen von Kamerun und Französisch-Kongo lag, und der Plan einer afrikanischen Überlandbahn, die von Kamerun über Französisch-Kongo und Belgisch-Kongo nach Deutsch-Ostafrika führen sollte.6 Auch diese Pläne stießen jedoch auf unsichtbare Hindernisse, bevor sie die Stufe ernsthafter Verhandlung erreichten. Die Summe solcher Erfahrungen war es, die in Kiderlen-Wächter den Entschluß zeitigte: in solcher Weise können wir uns nicht von den Franzosen auf der Nase herumtanzen lassen. Denn eben jetzt stellte sich heraus, daß die Franzosen sich nicht mehr genügen lassen wollten, die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Mit dem Ministerium Monis-Cruppi übernahm die Draufgängerpartei7 die Führung, der das bisherige Tempo nicht mehr zusagte. Ihre neuen Methoden waren es, die auch die deutsche Politik nötigen sollten, ihnen eine veränderte Methode entgegenzusetzen.8

[686] Die Franzosen beschlossen, zur militärischen Durchdringung des Landes überzugehen, und der Marsch auf Fez sollte ihnen die Grundlage liefern.9 Nachdem die beunruhigenden Nachrichten über die gefährdete Lage der Europäer in Fez unter der sorgsamen Pflege der Pariser Presse einen angemessenen Umfang erreicht hatten,10 hielt die französische Regierung die Lage für reif, um zum Handeln überzugehen.

Am 4. April erschien der Botschafter Jules Cambon im Auswärtigen Amte, um die vorbereitende Ankündigung zu machen, wenn in der bedenklichen Lage um Fez keine Besserung einträte, so werde es möglicherweise notwendig sein, Maßnahmen zum Schutze der Europäer zu treffen. Kiderlen zeigte im ersten Augenblicke eine kühle und kategorische Miene, doch die deutsche amtliche Antwort vom 7. April war in der Form entgegenkommend. Aber indem sie eine Besserung in den Nachrichten aus Fez feststellte, verschwieg sie ihre Vorbehalte nicht: Bedenken gegen zeitweiliges Besetzen eines weiteren Hafens, Sorge um Durchlöcherung der Algecirasakte und neue Erregung der öffentlichen Meinung. Sie deutete zum Schluß den Wunsch an, die Marokkofrage nicht in der Presse, sondern direkt zwischen den Regierungen zu verhandeln; diese letzte Wendung, die, ohne das Wort Kompensation auszusprechen, leise an diese Möglichkeit rührte, wurde von Cambon voll erfaßt.11

Die französische Regierung war aber zunächst weit entfernt, diesem leichten Winke Gehör zu geben, denn sie hatte gleichzeitig für den beabsichtigten Marsch nach Fez sich um ganz andere Deckungsmittel und -methoden gegen Deutschland bemüht. Einige Tage vorher hatte Grey im Unterhause auf eine Frage nach militärischen Verpflichtungen eine seiner üblichen Auskünfte gegeben, daß solche unbekannten Verpflichtungen nicht bestünden.12 Vertraulich gestand [687] er nachher, man würde im Parlament Lärm geschlagen haben, wenn er Worte gebraucht hätte, die eine solche Möglichkeit offenließen. Vorsichtigerweise hielt man auch auf englischer Seite darauf, eine Erklärung, die Cruppi am 6. April über die Beziehungen der beiden Staaten abgab, vorher einer Prüfung und Einschränkung zu unterziehen. Der französische Außenminister aber zog ein sehr pessimistisches Gesicht und sprach sein Bedauern aus, daß Grey ein unbekanntes Abkommen in Abrede gestellt habe, denn er würde es vorgezogen haben, "wenn der Verdacht bestehe, daß doch eine Vereinbarung für mögliche Eventualitäten bestehe".13 Er nahm sogar einen stürmischen Anlauf, die schmerzliche Lücke auszufüllen.

Die Einleitung bestand darin, daß General Foch den englischen Militärattaché Fairholme am 8. April aufsuchte und ihm, ohne das Wort Marokko fallen zu lassen, einen längeren Vortrag über die deutsche Gefahr (zumal auch für die kleineren Staaten Belgien, Holland, Schweiz) hielt. Dagegen werde unentbehrlich sein, eine englisch-französische Verständigung "über die Form, welche eine gemeinsame Aktion im Falle eines Krieges zwischen Frankreich und Deutschland nehmen sollte", rechtzeitig auszuarbeiten, nicht auf Kriegsausbruch zu verschieben. Es handle sich darum, die Mitwirkung der englischen Expeditionsarmee an der Seite des französischen Heeres bei dem auf der Linie Namur - Epinal am 13. Mobilmachungstage erwarteten Zusammenstoß mit dem deutschen Heere sicherzustellen - bis in das kleinste Detail, bis auf die Stunde und Minute müsse alles ausgearbeitet werden.14 Das war nichts Geringeres, als die Forderung einer Militärkonvention. Dem Gespräch der militärischen Fachmänner gab Cruppi einige Tage später das politische Gesicht.15 Er erklärte es für beide Regierungen als geboten - da jeden Augenblick eine Krise hereinbrechen könnte -, die Frage ihres möglichen Zusammenwirkens "bei gewissen Eventualitäten" weiter als bisher zu führen. Nicht eine förmliche Konvention, aber ein Übereinkommen, das zwar die Regierungen nicht zum Handeln verpflichte, aber doch bestimmen würde, worin die gemeinsame Aktion im Falle des Zusammenwirkens bestehen solle. Hinausschieben bis zum Eintritt der Krisis würde eine schlechte Politik sein, denn "wenn unglücklicherweise der Krieg ausbreche", dürfte er zu rasch verlaufen, als daß man auf den Abschluß warten könne. Der Franzose rechnete also bei dem Marsch auf Fez von vornherein mit der Möglichkeit des Krieges und wollte sich für den Kriegsfall die Hilfe des englischen Heeres im voraus sichern. Schon die Aussprache der Militärs hatte in dem Stabe Greys einmütige Zustimmung gefunden. Als der formelle Antrag Cruppis folgte, erklärte Crowe sogleich, der französische Gedanke, daß [688] zwischen England und Frankreich ein engeres Übereinkommen - in welcher Gestalt auch immer - über die Eventualität eines bewaffneten Konflikts mit Deutschland wünschenswert sei, verdiene die sorgsamste Erwägung. Grey behandelte die Angelegenheit, ohne sie dem Kabinett vorzulegen, in einem kleineren Kreise mit Asquith, Haldane und Morley und schlug vor, sie ganz nach Analogie der französischen Anfrage vom Januar 1906 zu entscheiden. In seiner formalistischen Weise fügte er hinzu: "Die militärischen Sachverständigen haben damals ihre Meinungen ausgetauscht. Was sie beschlossen haben, habe ich nie erfahren - die Lage war so, daß die Regierung ganz frei war, nur daß die Militärs wußten, was sie zu tun hatten, wenn das Stichwort fiel."16 Wir dürfen danach annehmen, daß Haldane seinen Generalen die Ermächtigung zu neuen Besprechungen erteilte, und des weiteren, daß die Minister auch dieses Mal nicht erfuhren, was die Militärs besprochen hatten. Jedenfalls war die militärische Fühlung erneuert, als der französische Ministerrat am 23. April den Marsch nach Fez beschloß. Während es hinter den Kulissen auf der Linie London - Paris schon leise von Waffen klirrte, waren in Deutschland nur friedliche Töne zu hören17 - um so unheimlicher ist die Vorstellung, die man in diesen Tagen im Foreign Office sich mit überreizter Phantasie von den schwarzen Plänen des Störenfrieds Deutschland machte.18

Damit waren die Dinge so weit in Fluß gekommen (auch die Beunruhigung um Fez hatte entsprechend zugenommen), daß die französische Regierung die Zeit für gekommen hielt, die Notwendigkeit eines militärischen Vorgehens amtlich in Berlin anzuzeigen (28. April). Kiderlen-Wächter gab zur Antwort: er habe volles Vertrauen in die loyalen Absichten der französischen Regierung, aber bisweilen seien die Ereignisse stärker als man glaube; falls ihre Truppen in Fez bleiben sollten, so daß der Sultan nur noch mit Hilfe französischer Bajonette regiere, würde man ihn nicht mehr als den durch die Algecirasakte eingesetzten Sultan betrachten können und die Freiheit des Handelns wieder aufnehmen.19 Er hoffe aufrichtig, gestand er Cambon, daß alles gut gehen werde, aber wenn [689] das Gegenteil eintrete und die Besetzung sich unbegrenzt hinziehe, so werde dies das Ende der Algecirasakte sein. Eine offiziöse Mitteilung in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung brachte diesen Standpunkt des Abwartens unter bestimmtem Vorbehalt zur allgemeinen Kenntnis.

Welches deutsche Programm aber verbarg sich hinter dieser Erklärung des Abwartenwollens? Es lag auf der Hand, daß Kiderlen sich über die Richtung des von ihm eingeschlagenen Weges klar war, und wenn auch das eine oder andere Stück dieses Weges umstritten ist, so kann bei einem so bestimmten und energischen Kopfe über alles Entscheidende in seinem Wollen kein Zweifel sein.20 Er sagte sich, daß die Algecirasakte sich mit dem Eintreffen der Franzosen nicht mehr werde halten lassen, da ein Sultan, der unter den französischen Bajonetten stehe, nicht mehr die in der Akte vorgesehene Autorität darstelle. Also plante er, wenn die Franzosen eine Zeitlang in Fez ständen, in freundschaftlicher Weise in Paris anzufragen, wie lange die Aktion noch dauern werde; wenn sie sich hinauszögere, werde der Moment eintreten, wo Deutschland erkläre: die Algecirasakte ist zerrissen, wir nehmen die Freiheit des Handelns zurück. Kiderlen wollte sich dann aber nicht mit dem bloßen Protest begnügen, sondern - nach den bisherigen Erfahrungen - der Verhandlung dadurch einen stärkeren Nachdruck geben, daß er sich ein Objekt sichere, Schiffe etwa nach Mogador oder Agadir, Häfen mit fruchtbarem und erzreichem Hinterland sende, um dann in Ruhe abzuwarten, ob etwa Frankreich aus seinem Kolonialbesitze geeignete Kompensationen anbiete, für die wir die Häfen verlassen würden. Seine Absicht war also von vornherein ohne jeden Zweifel: nicht etwa ein Stück Marokkobesitz (Hafen, Hinterland, Konzessionen) zu erstreben, sondern eine Kompensation außerhalb Marokkos in der afrikanischen Kolonialwelt zu suchen. Sein politisches Endziel war überhaupt, die problematische Marokkostellung aufzugeben und eine völlige Vereinigung dieser Streitfrage zu schaffen. Daran ändert nichts, daß er in dem ersten Stadium seiner Aktion mit dem Greifen nach einem Marokkopfande zu operieren gewillt war (darin lag der Bluff), um das wirklich erstrebte Ziel zu erreichen. Mochte die französische öffentliche Meinung es fürchten, die deutsche öffentliche Meinung es hoffen: er wollte das Scheinziel nicht, und wo seine Äußerungen sich den Anschein gaben, es zu wollen, ging er auf Täuschung aus. Sein wirkliches Endziel war ein anderes, ein höheres. Wenn das Deutsche Reich jetzt endgültig dareinwilligte, daß die Franzosen den lückenlosen Abschluß ihres riesigen Kolonialreichs erlangten, das von den Grenzen von Tripolis bis nach Senegambien reichen würde, dann sollte es sich seine Zustimmung nur durch ein wirkliches Äquivalent abkaufen [690] lassen.21 Darüber, daß dieser Weg nicht leicht bis zum Ende zu gehen sei, machte er sich keine Illusionen. Er dachte zwar nicht an Krieg, aber er verhehlte sich nicht, daß wir einen befriedigenden Abschluß nur dann erreichen würden, wenn wir bereit seien, die letzte Konsequenz zu ziehen, d. h. wenn die andern diesen Eindruck gewönnen. Aber die Drohung war nicht seine eigentliche Karte; er wollte den Franzosen eine größere Abtretung dadurch erleichtern, daß sie in die Form eines territorialen Kolonialtausches gekleidet wurde. Die Preisgabe von Togo deutscherseits sollte die Franzosen für das "Geschäft" im größeren Sinne gewinnen. Man kann der Politik Kiderlens nicht ganz gerecht werden, wenn man nicht auch die Fühlung hinzunimmt, die er inzwischen in Paris auf mehr als einem unterirdischen Wege, vor allem wohl mit dem Finanzminister Caillaux, genommen hatte. Auf diese Weise hoffte Kiderlen den ganzen französischen Kongo zu gewinnen, jedenfalls bis an den belgischen Kongo heran, über dessen Zukunft das letzte Wort noch nicht gesprochen war. So mochte er in seinen kühnsten Träumen hoffen, für später eine Verbindung mit Deutsch-Ostafrika vorzubereiten. Die geschlossene Abrundung des deutschen Kolonialreiches, die Abstellung eines Mangels, der schwer auf unserer kolonialen Betätigung lastete, war es, was ihm in weiter Ferne vorschwebte.

Nachdem diese weitausschauenden Ziele nicht erreicht worden sind, vielmehr nur Teilziele, und auch sie nur vermöge einer Spannung, die in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis stand, wird man - soweit nachträgliche historische Kritik dazu berechtigt ist - nach den Fehlerquellen in diesem Programm fragen. Es wäre falsch, Kiderlen vorzuwerfen, er habe überhaupt nicht mit England gerechnet;22 er war sich vollständig klar darüber, daß eine deutsche Niederlassung in Marokko schon wegen des englischen Widerspruchs nicht möglich sei, und war eben deswegen dafür, dieses ganze Objekt aufzugeben. Dennoch hat er nicht genügend mit England gerechnet. Er übersah, daß England nicht nur durch die formale Marokkoverpflichtung, sondern durch das allgemeine politische Interesse seiner Weltstellung an Frankreich gebunden war; daß diese politische Rechnung in Frankreich das zu erhaltende und zu kräftigende, vor jeder Demütigung und jedem Druck zu bewahrende Gegengewicht gegen Deutschland in dem ganzen europäischen Mächtespiel erblickte. An irgendeinem Punkt mußte sich dieser Gegenspieler erheben. Kiderlen gab sich überhaupt der Täuschung hin, daß man ein so verwickeltes diplomatisches Machtspiel wie ein Geschäft - auch mit Hilfe der von ihm bevorzugten geheimen Wege geschäftlicher Verhandlung - ungestört von der öffentlichen Meinung Frankreichs und Deutschlands durchführen könne. Wenn er jedoch im Schlußstadium den vollen Ernst der Lage, bis zur [691] Drohung hin, durchblicken lassen mußte, so konnte das nicht geschehen, ohne die tiefen Leidenschaften der Völker aufzurühren und ohne eine Rückwirkung auf die Staatengesellschaft hervorzurufen. Die politische Technik Kiderlens erinnert an diejenige Holsteins, insbesondere an dessen Feldzug gegen die marokkanische Position der Franzosen von 1904/05. Sein Ausgangspunkt war ein ganz unzweifelhaft deutsches Recht; die meisterhafte Einleitung des Spiels, bei der die Franzosen sich immer weiter ins Unrecht setzten, erregte scheue Bewunderung; es gelang ihm wirklich, in die Hinterhand des Spieles zu kommen und in einer überlegenen Position zur Forderung überzugehen. Aber auf dem Höhepunkt der Ausführung setzt, ähnlich wie in der Politik von 1905, ein Umschlag ein, weil die Imponderabilien der Weltlage die scharfe Rechnung durchkreuzen, und das diplomatische Machtspiel, das es nun einmal in seinem letzten Stadium war, stieß auf Schwierigkeiten, die so nicht vorgesehen waren, aber mehr und mehr den Verteidiger eines legitimen Rechtsanspruchs ins Unrecht zu setzen drohten. Gerade wenn man eine gewisse - auch in dem äußeren Ablauf zu verfolgende - Verwandtschaft der in den Jahren 1904/05 und 1911 angewandten Methoden zugibt, wird man die Frage zu prüfen haben, die bei vielen ausländischen, aber auch bei einigen deutschen Kritikern eine Rolle spielt: unterscheidet sich diese deutsche Methode von denen der anderen, hat sie in der Tat einen unbequem metallischen, erpresserischen und friedensstörenden Unterton, der sie ins Unrecht setzen muß und daher zum Scheitern verurteilt? Ich würde antworten: nicht etwas Ethisches, sondern etwas rein Dynamisches entscheidet den Umschlag. Wenn es England gelang, die im Jahre 1902 eingeleitete Politik zum Abschluß zu führen, in einem Jahrzehnt den riesigen Block Marokko (mit allen seinen Zukunftsmöglichkeiten) in den französischen Machtbereich zu wälzen, mit allen Künsten einer skrupellosen Machtpolitik die Rechtsansprüche der Deutschen mit einer fragwürdigen Abtretung abzufinden und sie nebenbei mit dem Odium des europäischen Friedensstörers zu belasten, so ist das Ganze allein aus der seit 1904 vollzogenen Umgruppierung der Mächte zu erklären. Auf diesem marokkanischen Schauplatz war die (im weitesten Sinne) politische Macht des Deutschen Reiches nicht so unmittelbar wirksam, daß sie ohne gewagte diplomatische Methoden die günstigere Kampfstellung der Westmächte ausgleichen konnte. Kiderlen hatte wohl recht, dem Kaiser zuzurufen: "Wer im voraus erklärt, daß er nicht fechten will, kann in der Politik nichts erreichen." Aber war denn letzten Endes das Mehr oder Weniger der französischen Kompensation am Kongo ein wirkliches Kriegsmotiv - war die Abgrenzung in kolonialen Bereichen, die noch kaum ein Deutscher betreten hatte, ein ausreichender Grund, die Wehrpflicht eines großen Reiches bis zum äußersten anzuspannen? Das war auch gar nicht gewollt, aber es läßt erkennen, daß das diplomatische Bluffspiel, das einem unbedingten Kriegswillen auf der Gegenseite begegnen wird, in seinem Aufbau etwas Künstliches und Fehlerhaftes hat, das nach dem Ausbruch der Krisis sich immer weniger verdecken läßt.

[692] Diese Betrachtungen sollen dem letzten Urteil noch nicht vorgreifen. Wer den Fortgang des raffinierten Annexionsspiels von Frankreich und England verfolgt, wie es im Mai und Juni fortschreitet, wird vielleicht mit dem Reichskanzler die Frage aufwerfen: welchen anderen Weg die Deutschen hätten einschlagen sollen?

Während die Franzosen den Marsch auf Fez antraten, waren sie sich voll bewußt, damit eine von ihnen anerkannte Rechtslage in Frage zu stellen und eine ernste europäische Krisis heraufzubeschwören. Sie konnten sich damit beruhigen, daß die Weltlage ihnen nicht ungünstig war. England ließ überall wissen, daß es das französische Vorgehen billige, und der russische Verbündete (wenngleich er geflissentlich ein geringes Marokkointeresse zur Schau trug) gab doch formell ähnliche Erklärungen ab. Demgegenüber schien der Deutsche für die Politik, die man bei ihm voraussetzte, wenig Freunde zu besitzen. Man fand die Haltung der Reichsregierung, auf die verstohlen alle Blicke gerichtet waren, wohl korrekt, aber beunruhigend korrekt. Die Engländer rühmten die kluge und besonnene Haltung Kiderlens23 - solange sie von der Freiheit des Handelns keinen Gebrauch machte. Aber es war die Frage, ob Deutschland, wenn es dazu überging, sich seiner Freiheit zu bedienen, nicht ziemlich allein stehen würde - sein österreichischer Verbündeter zeigte schon bald nicht geringen Eifer, seine weite Entferntheit von allen Marokkointeressen zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, und Italien lauerte überhaupt nur auf den Augenblick, wo es aus seinen Marokko-Tripolis-Verträgen das Recht zu einem Eroberungszug nach einer anderen Seite ableiten konnte.

So fuhr die französische Regierung - ohne sich allzu großer Sorge hinzugeben - mit ihren bisherigen Methoden fort. Sie schwieg nach der deutschen Seite hin; sie hörte ruhig an, daß hier und da von Kompensationen geredet wurde, aber sie meinte, auch hier die besten Geschäfte machen zu können, wenn sie den Mund nicht vorzeitig öffne.

Um diese Zeit begann die von Kiderlen in Paris gesäte Saat aufzugehen. Um Anfang Mai sprach die Presse plötzlich von der Möglichkeit, die Deutschen durch Abtretung des französischen Kongo (gegen Verzicht auf Togo) zu befriedigen, und es hieß, daß der Finanzminister Caillaux solchen Plänen nicht fernstehe. Gegen Ende des Monats kehrte der Bankier Ludwig Delbrück mit sehr hoffnungsvollen Nachrichten nach Berlin zurück; jedenfalls waren gewisse französische Finanzkreise eifrig darauf aus, solche deutsche Hoffnungen zu pflegen.24 Ob zwischen Kiderlen und Caillaux noch festere Fäden und verbindlichere Abreden hin- und herliefen, ist nicht sicher zu erkennen.25

[693] Die Leitung der französischen Außenpolitik hatte mit jenen Geschäften nichts zu tun. Um so mehr erinnerte sie sich, als ihre Truppen sich Fez näherten, der anderen Karte, auf die sie ihr Spiel gesetzt hatte. Um Mitte Mai begann Cruppi wieder eine verzagte Stimmung durchblicken zu lassen, um den Engländern von neuem nahezubringen, daß man für gewisse Eventualitäten doch noch nicht ganz nach Wunsch sichergestellt sei. Seine Sorge äußerte sich in der Formel: "Wenn sich nur das Einvernehmen zwischen Frankreich und Rußland und England aktivieren und augenfälliger machen ließe, so würde die von Deutschland drohende Gefahr einer Störung des europäischen Friedens abgewendet werden." Er wollte sich nur in einer möglichst eindrucksvollen Bündnisrüstung, wenn es sein mußte, an den Verhandlungstisch setzen und den gefürchteten Partner auf die billigsten Bedingungen herabdrücken. Sein Traum war "etwas für Deutschland Sichtbareres und für Frankreich Nützlicheres als die derzeitige Entente zwischen Frankreich und England". Er kam also am 14. Mai auf seinen Antrag vom 8. April zurück. Der englische Botschafter empfahl in London dringend, darauf einzugehen: "Alles Militärische und Maritime sollte inoffiziell ausgemacht werden, um für den Fall vorzusorgen, daß britische und französische Streitkräfte zusammenwirken müssen. Sonst könnten wir in diesen Zeiten der raschen Beförderung einen Tag zu spät für die Keilerei ankommen und unsere Interessen bereits geschädigt finden."26 Der Ton ist nicht nur kennzeichnend für die Gemütsruhe, mit der die Diplomatie auf der Linie Paris - London auch den kriegerischen Möglichkeiten entgegensah; er sollte allen denjenigen zu denken geben, die nur von der Entsendung des "Panther" nach Agadir (sechs Wochen später) den idyllischen Frieden eines Rokokoschäfertales gestört sahen. Zur Beruhigung teilte Sir Arthur Nicolson dem Botschafter mit, daß zwischen den beiderseitigen militärischen Autoritäten eine gewisse Art von flüchtigem Gespräch stattgefunden habe, aber Endgültiges scheine nicht niedergelegt zu sein.27 Daß auch damals schon die lockere Fühlung so weit reichte, daß sie in jedem Augenblick binnen vierundzwanzig Stunden in eine bis in das Kleinste durchgearbeitete Militärkonvention verwandelt werden konnte, werden wir binnen kurzem erfahren.

Während dieser Tage stattete Kaiser Wilhelm II. in London dem neuen König Georg V. aus Anlaß der Einweihung des Victoria-Denkmals den ersten Staatsbesuch ab. Es ist später der Vorwurf erhoben worden, der Kaiser habe kein Wort über seine finsteren Marokkopläne fallen lassen; aber man darf dem ent- [694] gegenhalten, daß auch die Engländer nichts von ihrem vertraulichen militärischen Gespräch mit den Franzosen (über die Deckung des Marsches auf Fez) verrieten. Im übrigen liegt seitens des Kaisers die positive Erklärung vor, er habe dem König Georg eine leise Andeutung über eine Kompensation "vielleicht an der Grenze unseres afrikanischen Besitzes"28 und auch über die mögliche Entsendung eines Schiffes gemacht. Dagegen fand mit Grey kein politisches Gespräch über Marokko statt.29

Am 21. Mai marschierten die Franzosen in Fez ein. "Der erste Akt des Marokkoschauspiels ist glücklich zu Ende geführt; nun beginnt aber das zweite und viel gefährlichere Stadium" - meldete der russische Botschafter in Paris,30 der, wie die russische Politik überhaupt, der Marokkoangelegenheit aus einer sehr unbeteiligten Ferne zusah. Grey sprach den Franzosen seinen Glückwunsch zu dem "großen Erfolg" aus - sehr diplomatisch allerdings zugleich für den Fall, daß die Franzosen glaubten, nach friedlicher Schlichtung wieder abziehen zu dürfen.

Jetzt mußte die Auseinandersetzung der Franzosen mit Deutschland einsetzen. Ein Teil der europäischen Diplomatie war höchst gespannt, wann die langmütigen Deutschen aus ihrer Rolle des Zuschauers heraustreten würden. Selbst in London neigte man jetzt der Meinung zu, daß ein "Gespräch" zwischen Frankreich und Deutschland beginnen werde.31 Man rechnete auch mit einer Kompensation für Deutschland und wünschte nur nicht, daß es ein marokkanischer Hafen sein möchte. Besonders Grey verhehlte sich nicht im geringsten, daß die Franzosen ihre Stellung ungeheuer verstärkt hätten, und daß der Bruch der Algecirasakte nicht mehr geleugnet werden könne. "Wir schlittern schon über sehr dünnes Eis, indem wir behaupten, daß die Algecirasakte durch all das, was geschehen ist, nicht berührt wird, und mit jeder Woche, die die Franzosen in Fez bleiben, wird das Eis dünner werden. Wenn die Algecirasakte wirklich über Bord geht, wird die Aufteilung Marokkos zwischen Frankreich und Spanien erfolgen. Ich nehme nicht an, daß es unmöglich wäre, hierzu Deutschlands Zustimmung zu erlangen; aber man würde für diese Zustimmung einen Preis bezahlen müssen: wenn dieser Preis auch nicht notwendigerweise irgend etwas in Marokko zu sein braucht."32

Es kam darauf an, wie lange die Franzosen ihre Truppen "zur Wiederherstellung der Ordnung" in Fez stehenlassen würden. Der Reichskanzler hatte erklärt, man würde zu diesem Zweck gegen einen angemessenen Zeitraum nichts einwenden; die andere Seite suchte herauszubekommen, was unter einer an- [695] gemessenen Zeit zu verstehen sei. War vorher von drei Wochen die Rede, so wurde jetzt auch von vier Wochen und mehr gesprochen.33 Entscheidend war, ob diese Frist von den Franzosen benutzt wurde, um den Deutschen einen entsprechenden Preis für die beginnende Tunifikation von Marokko zu bieten - um wenigstens eine ernsthafte Unterhaltung zu eröffnen. Dies geschah nicht. Die Franzosen, die immer in vertraulicher Rücksprache mit London begriffen waren, konnten nach Berlin das richtige Wort nicht finden; auch wo sie grundsätzlich einem Angebot nicht aus dem Wege gingen, blieben sie in der Vorstellung von einer kolonialen Grenzberichtigung stecken;34 die Engländer aber, die das Ganze der französischen Aktion billigten, aber mit einer deutschen Kompensation rechneten, vermieden ihrerseits, in Paris zu einem solchen Schritte anzuregen. So nahmen die Dinge den vorgesehenen Verlauf. Kiderlen beschloß, mit dem längst erwogenen Mittel einen kräftigeren Anstoß zu einer Aussprache zu geben. Die zunehmende Aufdeckung des französischen Programms, die Besetzung des Hafens Larrasch durch die Spanier (8. Juni) brachten seinen Entschluß zur Reife. Man sagte sich, daß bei einem normalen Anklopfen doch nur die übliche Antwort zu erwarten sei, leidenschaftlicher Widerspruch in der französischen und dann auch in der englischen Presse: "Wir werden, mögen unsere Forderungen noch so gerecht sein, als die Friedensstörer verschrieen werden und haben, da niemand einen europäischen Krieg wegen Marokko wünscht, sehr bald die öffentliche Meinung der ganzen Welt jedenfalls nicht für uns. Das Ende vom Liede würde sein, daß die so gestörten Verhandlungen resultatlos verliefen und Frankreich ohne Kompensation das in Marokko Erreichte behielte."35 Also Anwendung eines stärkeren Mittels: Entsendung von Schiffen nach Mogador und Agadir, in deren Hinterland reichliche Erzvorkommen von deutscher Seite entdeckt worden seien, Vorgehen mit dem vollen Ernste auf der durch die Franzosen neugeschaffenen Rechtsgrundlage und Mitsichredenlassen, "wenn Frankreich uns geeignete Kompensationsobjekte in Französisch-Kongo anbieten sollte".

In diesem Sinne machte Kiderlen am 20./21. Juni dem Botschafter Cambon die wichtige Eröffnung: ohne erhebliche Kompensation werde die deutsche Zustimmung nicht zu erlangen sein. Der Botschafter reiste nach Paris zurück, wo in den nächsten Tagen der Ministerpräsident Monis durch den bisherigen Finanzminister Caillaux (der schon seit einiger Zeit mit Kiderlen in einer verborgenen Fühlung wegen der Kompensationsfrage stand), und der Außenminister [696] Cruppi durch de Selves abgelöst wurden. Gleichzeitig versicherten sich der Reichskanzler und der Staatssekretär am 26. Juni der Zustimmung des Kaisers, der seine Nordlandsreise antrat. Der Kaiser willigte nicht ohne Widerstreben ein,36 wie er denn stets in der Marokkofrage sich zurückgehalten hatte. Er verließ Deutschland ohne das volle Gefühl für die Gewagtheit des Unternehmens37 und war für seine Person - darin trafen wohl seine eigenen und die Wünsche des Auswärtigen Amtes zusammen - zunächst so gut wie ausgeschaltet. Kiderlen hatte das Spiel allein in der Hand und ging vor, ehe die neue französische Regierung zu einer amtlichen Äußerung gelangt war.38 Am Nachmittag des 1. Juli 1911 ging das deutsche Kanonenboot "Panther" (später durch den Kreuzer "Berlin" ersetzt) vor dem geschlossenen marokkanischen Hafen Agadir vor Anker.

Die Entsendung eines Kriegsschiffes wurde von der einen Seite als ein Glockenzeichen zur Einleitung eines Meinungsaustausches bezeichnet, von der andern Seite aber als ein Alarmschuß oder gar ein Kanonenschlag, der die ganze Welt in Aufruhr brachte. So lebt denn Agadir fort als ein typischer Vorgang in der sich stets in massiven Methoden übernehmenden deutschen Vorkriegsdiplomatie. Selbst auf deutscher Seite wird er heute ungünstig kritisiert.39 Diese Beurteilung trägt aber viel zu sehr die Züge derer, die alles Interesse daran hatten, den Marsch der Franzosen auf Fez als die vorhergehende militärische Gewalthandlung gegen die internationale Rechtslage in Vergessenheit geraten zu lassen gegenüber dem immerhin nur symbolischen Panthersprung. Zieht man die Übertreibungen ab, so bleibt doch etwas weniger übrig, als die Gegenseite aus diesem "Gewaltakt" machte, den selbst der gewiß nicht deutschfreundliche Iswolski für einen ausgezeichneten Schritt erklärte. Mit Recht gestand der unbefangene Lord Morley, als ein Vierteljahr später das italienische Ultimatum an die Türkei erging: verglichen mit diesem Streich war der "Panther" ein frommes Lämmchen.40 Wenn aber Sir Edward Grey damals sagen ließ, es sei wiederum ein echtes procédé der Deutschen, "was immer sie erreichen wollen, mit dem Maximum an Mitteln ein voraussichtliches Minimum an Erfolg durchzusetzen",41 so ließ er dabei nur zweierlei außer acht: einmal, daß allein die [697] von ihm und seinen französischen Freunden unternommenen Schritte die Deutschen zur Anwendung von drastischen Mitteln nötigten, und dann, daß es allerdings das Leitmotiv der englischen Weltpolitik war, jede deutsche Kraftanstrengung auf ein Minimum des Erfolges herabzudrücken. Wenn die deutschen Methoden, was nicht geleugnet werden soll, auch ihre "gefährliche" Seite hatten, so war das Unternehmen der Westmächte - im weiteren politischen Sinne waren sie beide beteiligt - ohne Zweifel auf die Gefahr des Krieges hin gewollt.

Die deutsche Regierung beschränkte sich bei der Notifizierung der Entsendung des "Panther" amtlich auf das Motiv, die bedrohten deutschen Interessen und deutschen Untertanen schützen zu wollen. Nur so lange, wie das Bedürfnis zu diesem Schutze bestehe, werde das Schiff dort verbleiben. Immerhin ließ die deutsche Diplomatie außeramtlich verlauten, daß eine Absicht der Festsetzung in Marokko nicht damit verbunden sei.42 Mit Rücksicht darauf gab Grey auch den (ebenso wie in Paris) auftauchenden Gedanken auf, das eine oder andere Schiff nach Agadir zu entsenden - womit er den weiteren friedlichen Verlauf möglicherweise aus der Hand gegeben haben würde. Die Stimmung des Foreign Office war, was ja bei der engen Fühlung mit Frankreich nicht zu verwundern war, von vornherein derart, daß keine Auskunft der Welt sie befriedigt haben würde. Sir E. A. Crowe hatte schon bei der ersten Nachricht von der Entsendung des Panther geurteilt: daß die Deutschen diesen Schritt nicht getan haben würden, ohne zu erwägen, daß diese Politik zum Kriege führen könne. Schon nach wenigen Tagen stand für ihn fest, daß es sich nur um einen neuen Akt der wohlerprobten Erpressungspolitik handle: "Für den Augenblick ist Frankreich das Opfer. Aber es ist ganz sicher, daß - welchen Preis es jetzt auch zahlt - dies Deutschland nicht an baldigen weiteren Erpressungen von genau derselben Art hindern wird. Diesem Prozeß wird nichts ein Ende machen, als ein fester Entschluß und die Kraft, nein zu sagen und, wenn nötig, dafür zu kämpfen. Das ist die wirkliche Lehre, nicht bloß für Frankreich, sondern auch für uns."43

Das Vorgehen Kiderlens ist getadelt worden, weil er nicht alsbald eine beruhigende Erklärung über seine Absichten abgegeben hätte. Wenn die englische Regierung sich später beklagte, daß sie im Dunkeln gelassen sei, so darf man nicht außer acht lassen (und wenn man will, kann man auch das tadeln),44 daß Grey absichtlich keine Frage stellte. Seine Taktik bestand von vornherein [698] darin, der deutschen Regierung in keiner Weise zu erkennen zu geben, welchen Weg England einschlagen werde,45 sondern zu schweigen und im entscheidenden Augenblick auf den Plan zu treten.

Der Augenblick war gekommen, wo Kiderlen in seinem, den Franzosen im Umriß nicht unbekannten Spiel, die entscheidende Karte der Kompensationsforderung aufdeckte.46 In dem gereizten Gespräch mit Cambon am 9. Juli ließ er "rein hypothetisch" die Lösung durchblicken: "Wir geben in Marokko Carte blanche, würden dafür aber von Frankreich nicht moralische, sondern reale Kompensationen auf kolonialem Gebiete verlangen." Darauf Cambon, lebhaft einfallend: "On a parlé du congo." Kiderlen wies die Anregung nicht von der Hand: "Wir müßten dann aber erhebliche Ansprüche machen; vielleicht könnten wir den Franzosen die Sache dadurch erleichtern, daß man einen Territorialaustausch vornähme, bei dem wir aber den Löwenanteil haben müssen." Auf Cambons interessierte Frage ließ er das Wort "Togo" fallen. Der Botschafter, sichtlich erleichtert durch den Gedanken, daß die Deutschen auf territoriale Forderungen in Marokko verzichteten, eilte zur Berichterstattung nach Paris. Einen Augenblick schien es, als ob die Sache glatt verlaufen solle. Der Außenminister de Selves, gleichfalls durch das Ausscheiden einer Marokkokompensation angenehm berührt, sprach die Hoffnung aus, daß man zur vollen Verständigung gelange, und erklärte sich einverstanden, die weitere Besprechung ohne Teilnahme Spaniens oder anderer Mächte durchzuführen.47 Als aber Kiderlen am 15. Juli dem zurückgekehrten Botschafter eröffnete, daß er - allerdings unter der Voraussetzung, daß Togo in die andere Waagschale geworfen würde - den ganzen Kongo beanspruche, wollte dieser auf den Rücken fallen: schon eine teilweise Abtretung des Kongogebietes würde sehr schwer zu verteidigen sein. War es ein Mißverständnis oder nur gespielt? Der Franzose stellte sich überrascht, da er bisher nur an bescheidene Grenzveränderungen gedacht hätte. Der Deutsche hatte immer auf die Erheblichkeit der Gegenleistung hingewiesen, jetzt trat er mit der Maximalforderung hervor. Eine Verständigung schien kaum möglich. Kiderlen stellte sofort fest, daß man, um zu einem günstigen Resultat zu kommen, jedenfalls noch sehr kräftig werde auftreten müssen.48 Auf diesen Ton war seine nächste Besprechung mit Cambon gestellt.

Der 15. Juli hatte die Wendung gebracht. Er wirkte in mehr als einer Richtung als ein Donnerschlag.

Zunächst war der Kaiser sehr betroffen. Er hatte sich die (ihm wohl zu optimistisch dargestellte) Sache viel leichter vorgestellt und war schon seit einigen Tagen sehr ungeduldig geworden, daß die reife Frucht sich nicht vom [699] Baum schütteln lasse. Als er jetzt von der Notwendigkeit kräftigen Auftretens hörte, hatte er den richtigen Eindruck, daß er sofort nach Hause müsse.49 Auch nachdem er die erste Aufregung überwunden hatte, telegraphierte er von neuem, wenn seine Ratgeber den bisher verabredeten Rahmen überschritten und ein einer Drohung gleichkommendes kräftiges Auftreten für geboten hielten, müsse er sofort zurückkehren. Dagegen hielt Kiderlen an seinem Programm - den ganzen Kongo zu beanspruchen - fest. Indem er seinen Entschluß durch ein Rücktrittsgesuch50 unterstützte, trug er dem Kanzler vor, "daß wir einen befriedigenden Abschluß nur erreichen würden, wenn wir bereit seien, die letzten Konsequenzen zu ziehen, d. h. wenn die andern fühlen und wissen, daß wir es sind."51 Er konnte ihm allerdings nicht verschweigen, daß er kein anderes Mittel habe: "Wir können nur durch zähes Verhandeln über die Kompensationsfrage etwas erreichen; denn das ist das einzige, bei dem wir keine fremde Einmischung zu gewärtigen haben." Indem sich der Kanzler - wie er nicht anders konnte - auf die Seite des Staatssekretärs stellte, gelang es ihm, auch die Ermächtigung des Kaisers zur Fortsetzung der Verhandlung zu erlangen.

Viel dramatischer spielten sich die Dinge auf der Gegenseite ab. Die englische Regierung war von Paris - trotz der verabredeten Geheimhaltung - über die deutsche Forderung benachrichtigt und um Hilfe angerufen worden. Sie war insofern in Verlegenheit, als sie gegen eine für Frankreich tragbare Kongoabtretung nichts einzuwenden gehabt hätte, einer nicht annehmbaren Forderung aber widerstrebte, weil sie sich sagte, daß eine solche die Deutschen veranlassen könnte, wieder auf Marokkoansprüche zurückzugreifen; und wenn man schon in einen deutschen Handelshafen hier gewilligt hätte, so stieß die bloße Andeutung auf die beweglichsten Gegenvorstellungen in Paris. So stand man denn wieder an dem großen Kreuzweg der allgemeinen Politik. Die Heißsporne im Auswärtigen Amt sahen jetzt klar: "Deutschland spielt um die höchsten Einsätze. Wenn seine Forderungen entweder am Kongo oder in Marokko oder in beiden Gebieten bewilligt werden, wird das endgültig die Unterwerfung Frankreichs bedeuten. Die Niederlage Frankreichs ist eine für unser Land lebenswichtige Sache. Das Maß der Kompensationen ist Detail. Letzten Endes kommt es auf den Entschluß an, ob man eine deutsche Aggression hinnehmen will oder sich ihr mit ganzer Tatkraft widersetzen und die Folgen auf sich nehmen."52 Den Ausschlag gab eine persönliche Einwirkung Nicolsons auf [700] den Minister. "Würde es dahin kommen, daß Frankreich uns mißtraute, so würde es wahrscheinlich versuchen, sich ohne Rücksicht auf uns mit Deutschland zu verständigen, während Deutschland, das unser Zaudern bald entdecken würde, geneigt wäre, weit härtere Bedingungen aufzuerlegen, als gegenwärtig der Fall sein mag. Auf jeden Fall würde Frankreich uns niemals verzeihen, daß wir es im Stiche gelassen hätten, und der ganze Dreiverband würde in die Brüche gehen. Das würde bedeuten, daß wir ein triumphierendes Deutschland sowie ein unfreundliches Frankreich und Rußland hätten und daß unsere Politik seit 1904, das Gleichgewicht und infolgedessen den Frieden in Europa aufrechtzuerhalten, gescheitert wäre" (21. Juli).53

Diese aus dem Kern der englischen Weltpolitik fließenden Erwägungen gaben den Ausschlag. Noch an demselben Tage eröffnete Grey dem deutschen Botschafter, ernst und sorgenvoll, daß für ihn, da Deutschland weitgehende und augenscheinlich für Frankreich unannehmbare Forderungen gestellt habe, die grundsätzliche Frage nach den deutschen Absichten in Agadir wieder in den Vordergrund trete - damit sei für England der Zeitpunkt gekommen, wo es in die deutsch-französischen Verhandlungen hineingezogen zu werden wünsche. Der Botschafter konnte zunächst nur erklären, daß Deutschland in Agadir keine anderen Absichten verfolge, als es seinerzeit angekündigt habe. Grey aber begnügte sich nicht mit der geschäftlichen Anmeldung seines Willens, von jetzt an mitzureden, er wartete eine amtliche deutsche Äußerung überhaupt nicht ab, sondern hielt es für angemessen, seine Stellungnahme in den nächsten Stunden auf die eindrucksvollste Weise vor aller Welt zu verkünden.

Das geschah in der kriegerisch gestimmten Rede des Schatzkanzlers Lloyd George, der bisher der friedlicheren Gruppe des Kabinetts zugerechnet wurde.54 Sie gipfelte in einer Drohung von würdevoller Feierlichkeit: "Wenn der Friede sich nur aufrechterhalten ließe durch Aufopferung der großen und wohltätigen Stellung, die England im Laufe der Jahrhunderte erworben habe; wenn England sich so behandeln lassen müsse, daß in Fällen, wo vitale Interessen auf dem Spiele stünden, seine Stimme als unerheblich im Rate der Völker zur Seite geschoben werde, dann sage er mit Nachdruck: Friede um jeden Preis würde eine Demütigung sein, die ein großes Land nicht ertragen könne." - Deutschland war in der Rede mit keinem Worte genannt, wie man nachher von London aus geltend gemacht hat, und doch herrschte nirgend in der Welt ein Zweifel darüber, wer getroffen werden sollte. Wenn es keine Drohung war, so war es eine Warnung schärfster Art: in dem schwebenden Streitfalle eine Lähmung der französischen Ausgleichsbereitschaft,55 eine Ermutigung der französischen [701] Draufgängerpartei. Aber die Wirkung reichte weit über den Marokkoschauplatz hinaus. So hoch hatte sich der weltpolitische Gegensatz Englands zu Deutschland - das Endziel der im Jahre 1904 eingeleiteten Politik - bisher noch nicht erhoben. Die Völker der Erde hielten den Atem an.

Man war sich in London auch über diejenigen Konsequenzen klar, die man sonst so gern vertagte. Schon zwei Tage vorher, am 19. Juli, war der Chef des Generalstabs Sir Henry Wilson, nach Paris geeilt - unzweifelhaft auf Anregung Haldanes. Er hatte mit den militärischen Autoritäten eine Reihe von Besprechungen, die schon am 20. Juli! - so weit hatten die früheren Aussprachen vorbereitet! - zum Abschluß einer Militärkonvention führten.56 Sie entbehrte zwar der formellen Ratifikation der Regierungen und begann sogar mit dem Satze, daß sie keinen offiziellen Charakter habe und die Regierungen nicht binden könne. Aber alles das gehörte zu den spinnewebenen Formeln, mit denen Grey vor dem Parlamente die Politik der freien Hand deckte. In Wirklichkeit wurden ihre wechselseitigen Verpflichtungen von keiner Militärkonvention in der Geschichte übertroffen: Genaue Bestimmung der Expeditionen (6900 Offiziere und 165 000 Mann), ihrer Landung und Ausschiffung, ihrer Transporte, ihres Aufmarsches und ihrer Verpflegung, um am 16. Tage der gleichzeitigen Mobilmachung in die Kampfhandlung eintreten zu können. Es war genau das, was General Foch schon im April 1911 verlangt hatte. Indem die Engländer ihre ganze Expeditionsarmee, das Rückgrat ihrer künftigen nationalen Armee, nicht mehr in dem exponierten und gefährlichen belgischen Aufmarschraum, sondern in völliger Einordnung in die französischen Operationen, in dem Raume Busigny - Hirson - Maubeuge aufmarschieren ließen, verknüpften sie ihr Heer - nach den Bestimmungen, die wesentlich noch im August 1914 in Kraft waren - auf Gedeih und Verderb mit dem französischen Heer. Gewiß, nur für den Ernstfall - ob dieser eintreten würde, blieb noch eine Sache der englischen Politik, die ihre Entschlüsse über Krieg und Frieden anscheinend von dem Maß der deutschen Kompensationen abhängig machte.

Die deutsche Reichsregierung wurde durch die englische Intervention genötigt, sich zunächst - bevor sie die französische Verhandlung fortsetzte - mit dem neuen Gegner auseinanderzusetzen. Sie tat das in der Weise, daß sie die schwebende geschäftliche Verhandlung von der Rede Lloyd Georges trennte. Somit beantwortete sie zunächst am 24. Juli die Eröffnung Greys mit der Erklärung, sie habe nie daran gedacht, einen Kriegshafen an der marokkanischen Küste zu bauen, und gedenke überhaupt nur im äußersten Notfall zu landen. Das seien "Halluzinationen". Statt dessen wies Kiderlen darauf hin, daß in [702] der deutsch-französischen Verhandlung der Tatbestand verabredungswidrig durch ungenaue Nachrichten entstellt sei. Wenn die deutsche Forderung unannehmbar erscheine, so müsse man bedenken, daß ja auch Deutschland zu Konzessionen auf kolonialem Gebiet bereit sei. Komme man nicht zur Einigung, so bleibe immer der Rückzug auf die Algecirasakte und den status quo ante.

Was aber die Drohrede von Lloyd George anging, die inzwischen in der englisch-französischen Presse einen Widerhall gefunden hatte, so versagte Kiderlen es sich, hier gleichfalls öffentlich zu antworten57 - was kaum ohne weitere Verschärfung der Lage, ja, vielleicht nicht ohne Kriegsgefahr möglich gewesen wäre -, sondern beschloß, auf diplomatischem Wege, hier aber in schärfster Form, vorzugehen. Er hatte schon dem englischen Botschafter entgegnet: Worte wie "unerträgliche Demütigung für eine große Nation" könnten mit demselben Recht von deutscher Seite gebraucht werden - wenn man so fortfahre, "könne es nur schief gehen".58 So ließ er denn anderntags durch den Grafen Metternich bei Grey Klage führen über die "an Drohungen grenzende Warnung", die eine Verständigung mit Frankreich nicht gefördert habe. "Wenn die englische Regierung die Absicht haben sollte, die politische Lage einer gewaltsamen Entladung entgegenzuführen, so konnte sie allerdings kein besseres Mittel wählen als die Rede des Schatzkanzlers, die so wenig der von ihm für England vindizierten Würde und Stellung einer Großmacht mit Rücksicht auf uns Rechnung trug." Als Metternich sich dieses Auftrags am andern Tage entledigte, nahm Grey die Rede von Lloyd George als maßvoll in Schutz, bezeichnete aber den Ton der deutschen Mitteilung als derart, daß er seine Regierung verstimmen müsse. Metternich beharrte darauf, daß, je mehr man uns drohende Warnungen erteile, wir um so fester auftreten würden.59 Grey glaubte aus dem Tone sogar schließen zu dürfen, daß er mit der Möglichkeit eines sofortigen Überfalls durch die deutsche Flotte - der Kaiser war noch nicht von seiner Nordlandsreise zurückgekehrt! - rechnen müsse, und veranlaßte das Marineamt, die atlantische Flotte in den Heimathäfen zu konzentrieren.60 Es lag auf der Hand, daß eine Steigerung solcher Maßnahmen zu einer unmittelbaren deutsch-englischen Kriegsgefahr führen konnte. Diese Zuspitzung wurde dadurch vermieden, [703] daß Kiderlen - jetzt selbst stärker beunruhigt - am 27. Juli durch den Grafen Metternich61 eine weitere Eröffnung machen ließ, die seine Mitteilung vom 24. Juli erläuterte. In versöhnlichem Tone wurde Grey daran erinnert, daß er von den deutschen "unmöglichen Forderungen" gesprochen habe, ohne zu wissen, worin die deutschen Angebote beständen; dann aber wurde ihm nahegelegt, daß eine weitere abfällige Haltung Englands die schwebende Besprechung mit Frankreich erschwere, ein wohlwollender Ton einen wohltätigen Einfluß ausüben würde; man habe selbst den aufrichtigen Wunsch, alle deutsch-französischen Reibungsflächen auf kolonialem Gebiete möglichst verschwinden zu lassen. Unter dem Eindruck dieser Erklärung setzte der englische Ministerrat noch im letzten Augenblick die sehr maßvolle Antwort fest, die Asquith im Unterhause erteilte. Sie umschrieb die englischen Interessen, stellte aber feindliche Absichten in Abrede und drückte die Hoffnung auf eine friedliche Lösung aus.62 Mit dieser Wendung hing es vermutlich zusammen, daß die englische Regierung davon absah, einen Kreuzer nach Agadir zu entsenden, in der richtigen Erwägung, dadurch nur gefährlichere deutsche Gegenmaßnahmen auszulösen.63

Während die unmittelbaren Gefahren des deutsch-englischen Zusammenpralls wieder verflogen, blieb die Hauptfrage offen: welche Rückwirkungen diese Vorgänge auf den Fortgang der geschäftlichen Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich haben würden.

Es konnte nicht anders sein, als daß diese Rückwirkungen sehr problematisch waren. Die friedliche Ausgleichsgruppe unter Caillaux wurde durch eine so kräftige Rückendeckung eher gelähmt als gestützt, und der ihr nahestehende Cambon war "ziemlich entsetzt" über die Wirkung, die Lloyd Georges Rede auf die französischen Kolonialchauvinisten hatte.64 Man mußte also mit einer bedenklichen Versteifung rechnen, um so mehr, als die Franzosen große Hoffnungen auf die Rückkehr des Kaisers setzten, dessen grundsätzliche Zurückhaltung in der Marokkofrage nicht unbekannt war. Diese Rechnung zerstörte man sich freilich selbst wieder, da die Heißsporne der Presse es sich nicht versagen konnten, mit aufreizenden Ausfällen gegen "Guillaume le Timide" zur Verständigung beizutragen.

So fiel es dem Reichskanzler und dem Staatssekretär nicht schwer, die Zustimmung des von der Nordlandsreise heimkehrenden Kaisers für die Fort- [704] setzung ihrer Politik in Swinemünde zu gewinnen (28. Juli). Man war sich darin einig, von dem ganzen Kongo als Bedingung abzusehen, und sich mit dem größeren Teile zu begnügen. Der Kaiser, der die ganze Aktion von vornherein dem Kanzler - und das hieß in Wahrheit dem Staatssekretär - überlassen hatte, war zwar durch den englischen Gegenstoß nervös geworden, jedenfalls nicht kriegerisch gesinnt,65 aber er stellte sich jetzt, wenn auch ohne große Begeisterung, hinter seine Ratgeber, zum Durchhalten entschlossen.

Die nächsten Tage erweckten nun allerdings den Eindruck, als ob die Verständigungsmöglichkeiten, trotz der englischen Begleitmusik, nach den in der Stille vorbereiteten Rezepten zwischen Berlin und Paris weitergehen sollten. Auf der einen Seite griff Kiderlen nach allen den dünnen Fäden, die er unter den Friedensfreunden in Paris geknüpft hatte;66 auf der andern Seite zeigte sich der Ministerpräsident Caillaux, der über die Kriegsaussichten Frankreichs skeptischer dachte, bereit, einen Ausgleich mit Hilfe eines für Deutschland vorteilhaften Gebietsaustausches und finanzieller Abmachungen zu versuchen. Jedenfalls legte Cambon in den ersten Tagen des August ein Angebot vor (Stück des mittleren Kongo mit Zugang zum Kongo), das Kiderlen als Ausgangspunkt der weiteren Verhandlung annehmbar erschien.67 Noch am 3. August äußerte sich Caillaux befriedigt über den Fortgang, da in der deutschen Haltung ein Wandel eingetreten sei.68 Schon glaubte die offiziöse Presse in Berlin eine prinzipielle Einigung ankündigen zu können.

Aber am Morgen des 4. August stellte sich heraus, daß die beiden Unterhändler noch weit voneinander entfernt waren: der Franzose konnte keinen Zugang zum Kongo mehr bieten und Kiderlen war nicht imstande, über Togo zu verfügen. Indiskretionen und Mißverständnisse hatten auf beiden Seiten mitgespielt, und auf einmal hieß es sogar, die Verhandlungen seien abgebrochen. Kiderlen hatte sich das Endstadium von vornherein als ein Bluffspiel vorgestellt, aber welchen Umfang dieses gefährliche Spiel mit dem Feuer annehmen würde, wird auch er nicht vorhergesehen haben. Es ist ja das Eigentümliche dieses Spieles, daß der Gegenspieler zu denselben Methoden des Bluffens greift, und [705] schließlich werden sich Berufene und Unberufene daran beteiligen, und die ganze Welt spielt mit. Selbst die Verständigungspolitiker verschmähten nicht, mit ernsten Nachrichten militärischer Art zu bluffen. Aber als die Franzosen die mögliche Entsendung von Kriegsschiffen in die Debatte warfen, verlangte Kiderlen, das zurückzunehmen, da er unter dem Druck einer Drohung nicht verhandeln könne. Von beiden Seiten wurden unterirdische Kanäle angelegt, die den Zweck verfolgten, ihr Nachrichtenmaterial dem Gegner in die Hände zu spielen. Kiderlen scheute sich nicht, mit mehr als gewagten Methoden die Grenzen der Vorsicht unbekümmert zu überschreiten.69 Gefährlicher als diese Künste - die dem Intrigenstück vergangener Zeiten entnommen zu sein scheinen! - war der Ton, in dem ein Teil der französischen und der deutschen Presse sich an dem diplomatischen Kampfe zu beteiligen für gut hielt. Das wirkte geradezu lähmend auf die Unterhandlungen, zumal wenn man dabei - wie die alldeutsche Presse - mit dem Schlachtruf "Westmarokko deutsch" gar die eigentlichen Geschäfte des Auswärtigen Amtes zu besorgen meinte und in einzelnen Organen sogar zu maßlosen Angriffen gegen den Friedenswillen des Kaisers überging.70

Mitten in diesem Lärm, der das verborgene und zähe Ringen der Kabinette begleitete, wirkte der Abbruch der Verhandlungen am 17. August wie der Auftakt zur kriegerischen Lösung. Die Stille, die plötzlich eintrat, war vollends beunruhigend. Grey urteilte mit Recht, daß ihm die unnatürliche Verzögerung nicht gefalle. Er hielt die Stunde für gekommen, die Russen zu fragen, was sie im Falle von Komplikationen zu tun gedächten, denn wenn die Verhandlung scheitere, werde das der allgemeine Krieg sein, dem man entgegengehe, und er könne seine Hoffnung nur auf den Kaiser setzen, der das alles nicht zulassen werde.

Zar Nikolaus II. und Zarin, geführt von Präsident
Loubet, bei den französischen Manövern 1911.
[688a]      Zar Nikolaus II. und Zarin, geführt von Präsident Loubet,
bei den französischen Manövern 1911.

Großfürst Nikolai Nikolajewitsch und
Ministerpräsident Millerand bei den französischen
Manövern 1911.
[704a]    Großfürst Nikolai Nikolajewitsch und Ministerpräsident
Millerand bei den französischen Manövern 1911.
Denn jetzt waren es die Franzosen, die, von allen nachgiebigen Anwandlungen gründlich erholt, in der durch die Rede von Lloyd George geschaffenen Weltlage durch ein bestimmtes Auftreten der gesamten Verhandlung ein ganz anderes Gesicht zu geben versuchten. Am 22. August fand in Paris, unter Zuziehung des Berliner und des Londoner Botschafters, eine Sitzung des Gesamtministeriums statt, in der man sich über ein Gebietsangebot einigte, das den Deutschen als äußerste Grenze des Entgegenkommens - auf Ja oder [706] Nein - mitgeteilt werden sollte. Wenn dann Deutschland, im Falle des Abbruchs der Verhandlung, Truppen lande oder ähnliche Schritte tue, so war man gewillt, für jeden solchen Fall auch ein Schiff zu entsenden. Aber man fragte doch zunächst bei der englischen Regierung an, ob sie nicht - vielleicht neben der Entsendung von Schiffen - der deutschen Regierung auf eine indirekte Weise beibringen könne, daß eine Landung oder Machtverstärkung die Dinge unvermeidlich komplizieren müsse. Man wollte in Paris, bevor man die neue Methode anwandte, sich mit einer neuen englischen Warnung bewaffnen. Aber dieses Mal lehnte Grey unbedingt ab, eine so gefährliche moralische Unterstützung zu leisten. Er sagte, die englische Regierung werde keinen derartigen Schritt tun, ohne den Versuch einer Konferenz gemacht zu haben. Sei es, daß er durch die Erfahrung mit der Rede Lloyd Georges darüber belehrt worden war, daß ein zweiter drohender Vorstoß gegen die Deutschen gerade den Krieg, den es zu verhindern galt, unvermeidlich machen würde; sei es, daß die unzureichende Schlagfertigkeit des englischen Heeres und die geringe Aussicht auf wirksame russische Hilfe überhaupt zur Vorsicht mahnte:71 er ließ sich dieses Mal von den Franzosen nicht ins Schlepptau nehmen. Vielmehr ließ er in Paris vor der Entsendung von Schiffen warnen.72 Mit diesem gefährlichen Gedanken verschwand auch die ultimative Haltung aus der Fassung des französischen Angebots.

Denn auch die russische Politik, für die damals das Bedürfnis nach einer Ruhepause alles andere überwog, war keineswegs gesonnen, die Franzosen zu einem herausfordernden Vorgehen zu ermutigen.73 Vielmehr trug sie kein Bedenken, das seit langem schwebende Abkommen mit Deutschland über Vorderasien gerade jetzt zum Abschluß zu bringen. So sehr man den Franzosen auch das Festhalten an den Bündnisverpflichtungen versicherte, so deutlich suchte man ihnen zu machen, daß Rußland zur Zeit über eine Kriegsbereitschaft nicht verfüge - das war das Ergebnis der Konferenz der beiden Generalstäbe am 31. August. Ja, man hielt es in Petersburg für angezeigt, den Tatendrang der Franzosen auch auf diplomatischem Wege zu dämpfen. Schon am 29. August [707] hatte Iswolski die fast verletzende Anregung in Paris vorgetragen, die Marokkofrage einem Schiedsspruch des Kaisers von Österreich zu überlassen.74 Am 1. September ließ die russische Regierung noch eine weitgehende Erklärung folgen. Sie sei bestürzt über die Kriegsgefahr; der Umfang der zu leistenden Abtretungen an Kolonialgebiet könne für Frankreich nicht von Bedeutung sein, wenn es sich um die Vermeidung eines Krieges handele; ein Krieg würde eine Gefahr für die neuen liberalen Institutionen sein, die russische Armee sei noch nicht auf ihrer Höhe. Es ist begreiflich, daß man in Paris diese eindeutige Mahnung zum Frieden - mit der Petersburg zugleich für die französische Zurückhaltung während der bosnischen Krisis höflich quittierte - sehr verübelte.

Die Weltlage war einer herausfordernden Haltung Frankreichs nicht günstig.75 So war die Grundlage der Verhandlung, mit der Cambon am 4. September nach Berlin zurückkehrte, wesentlich in der Richtung auf den Ausgleich verschoben.76 Zwar betonte Kiderlen, daß die französischen Garantien in Marokko noch Schwierigkeiten machen würden. Aber Grey gab doch in Paris den Rat, nachdem die deutsche Seite einmal im Prinzip das französische Protektorat über Marokko angenommen habe, die Verhandlungen nicht scheitern zu lassen. Das deutsche Gegenprojekt vom 8. September verstärkte die Hoffnungen auf Ausgleich. Zwar erklärte Cambon es nach seiner Prüfung für unannehmbar, aber er hinterließ doch bei dem englischen Botschafter den Eindruck, daß die Übereinkunft zustande kommen würde.77 Es kennzeichnete die Lage, daß auch Aehrenthal, der auf die Fühlung nach beiden Seiten Wert legte, die Zeit für gekommen hielt, in Paris einen leichten freundschaftlichen Druck auszuüben.78

Je mehr die Kabinette auf die Einigung zusteuerten, um so hitziger geriet die öffentliche Meinung auf beiden Seiten noch im letzten Stadium in Bewegung. Wenn die Kölnische Zeitung auch am 5. September noch unter der Überschrift "Krieg oder Frieden" schrieb, so erwiesen doch Börsenpanik und Sparkassensturm, die in den nächsten Tagen an manchen Stellen Deutschlands erfolgten, daß auch die Anwendung scharfer Einschüchterung ihre zwei Seiten [708] hatte. Daß der Gegenstoß der französischen Finanz, die unerwartete Zurücknahme großer Geldbeträge, damals eine vorübergehende Wirkung ausübte, ist nicht zu bestreiten; aber es steht ebenso fest, daß eine entscheidende Einwirkung auf die Haltung der deutschen Politik von dieser Seite nicht ausgegangen ist.79 Als am 15. September die neuen Vorschläge der Franzosen einliefen, durfte der Reichskanzler dem Kaiser vortragen, daß sie in wesentlichen Punkten auf die deutschen Wünsche eingingen; da es nach Cambons Andeutung noch nicht das letzte Wort sei, so werde weitere ruhige Beharrlichkeit zum gewünschten Ergebnis führen, "wenn auch einzelne Modifikationen unserer Wünsche erforderlich werden dürften".80 Wenige Tage später trug auch das italienische Ultimatum an die Türkei dazu bei, das politische Interesse auf einen andern Schauplatz zu lenken. Die Auseinandersetzungen traten in ein ruhiges Stadium über.

Am 11. Oktober wurde das Marokkoabkommen unterzeichnet, am 14. Oktober die Begleitbriefe. Am folgenden Tage begann die Spezialverhandlung über das Kongoabkommen, über das man sich vorher schon grundsätzlich geeinigt hatte: am 4. November wurde der ganze Vertrag unterzeichnet.

Man konnte die beiden Verträge an sich und zusammengenommen gewiß sehr scharf kritisieren. Wenn das in mehr als einem Lager in Berlin mit Unerbittlichkeit geschah, so mußte man doch Notiz davon nehmen, daß die Urteile in Paris - aus entgegengesetzten Gründen - ebenso vernichtend lauteten: aber an beiden Stellen nahm die Volksvertretung die Verträge an. Die Deutschen konnten von ihrer Seite die Frage aufwerfen, ob die in Marokko verbliebenen und verbrieften Wirtschaftsgarantien sich auf die Dauer nicht doch als unwirksam herausstellen würden. Wenn sie aber die für den Verzicht erhaltene Gegengabe betrachteten, so stellten sie zunächst fest, daß sie hinter dem ursprünglich Gewollten weit zurückgeblieben sei und statt des ganzen Kongo nicht einmal den halben umfasse. Denjenigen aber, die zugunsten der Regierung darauf hinwiesen, daß man immerhin für 12 000 qkm (im Tschadseegebiet) nicht weniger als 275 000 qkm, also ein Gebiet halb so groß wie Frankreich, erhalten habe, trat eine Opposition entgegen, die die Wertlosigkeit dieses tropischen Gebietes betonte und seine geographische Gestalt, die künstlichen schmalen Korridore an den Kongo und den Ubangi, dem Spotte preisgab. Das letzte Wort über das unfertige Ergebnis hing von den vorbereiteten Ergänzungen (einer spanischen Enklave) und überhaupt von dem Fortgang der Bemühungen ab, deren Endziel die territoriale Zusammenlegung unserer afrikanischen Kolonien [709] zu einem zusammenhängenden Gebiet sein sollte. Wer aber angesichts des Kampfpreises, wie er damals erschien - freilich, wieviel Deutsche haben in den nächsten Jahren überhaupt noch einen Blick in diesen dunklen Teil Afrikas tun können! -, sich ernsthaft fragte, ob das alle die Gefährdungen des Weltfriedens wert sei, mochte sehr skeptisch gestimmt sein. Man kann, wenn man gerecht sein will, nur von den Möglichkeiten aus urteilen, die man im Rahmen eines weitausschauenden Planes vorbereitet zu haben glaubte und in den nächsten Jahren auszugestalten fortfuhr.


1 [1/683]Vgl. S. 663. ...zurück...

2 [1/684]Nach der Schilderung Kiderlens in seinem Rücktrittsgesuch vom 19. Juli 1911. Jäckh 2, 132. ...zurück...

3 [2/684]Vgl. Iswolski an Sasonow 15./28. März 1911, Stieve, Iswolski. 1, S. 56 ff. Engländer und Russen waren bemüht, die Spanier zu beruhigen. Besonders die Engländer vermuteten hinter ihnen, aber anscheinend ohne zureichenden Grund, deutsche Einwirkung. ...zurück...

4 [1/685]Sir E. A. Crowe zum 14. März 1911. Brit. Dokumente 7, 290 ff. ...zurück...

5 [2/685]Kiderlen zu Cambon: "Quand j'ai vu vos atermoiments dans l'affaire des chemins de fer, j'ai compris que vous ne vouliez rien faire avec nous." Bei Mermeix S. 89. ...zurück...

6 [3/685]Über beide Pläne: Frhr. v. d. Lancken a. a. O., S. 90 ff. ...zurück...

7 [4/685]So Bertie am 19. April 1911. Britische Dokumente 7, 313 ff. ...zurück...

8 [5/685]Dieser vielfach verwischte Tatbestand ist vereinzelt auch von französischer Seite eingestanden worden. Der Botschafter von Schoen berichtete am 10. April 1913 eine Äußerung des Ministers Pichon: "Zu Agadir und seinen mannigfachen Folgen wäre es wohl nicht gekommen, wenn er seinerzeit Minister geblieben wäre, denn dann wäre der Marsch nach Fez unterblieben. Dies ist das erstemal, daß ein französischer Minister freimütig zugesteht, daß es die frivolen Vorstöße Frankreichs gegen die Verträge gewesen sind, welche Agadir und seine Folgen ausgelöst haben". Gr. Pol. 39, 187. ...zurück...

9 [1/686]Über die Marokkokrisis von 1911: Fritz Hartung, "Die Marokkokrisis des Jahres 1911," Arch. für Pol. u. Gesch. 1926, Heft 7/8, S. 54 - 117, wo die ganze ältere Literatur verzeichnet ist. Dazu kommen neuerdings die österreichischen Akten und die sehr ergiebigen englischen Akten. (Brit. Dokumente 7.) Ferner die Memoiren von Rosen und Freiherr v. d. Lancken. Die letzte Darstellung bei E. Brandenburg, Von Bismarck zum Weltkrieg, 2. Aufl. (1925). ...zurück...

10 [2/686]Die Gefahr wird von den Franzosen aufgebauscht, von den Deutschen bestritten. Aber auch die belgischen Berichte vom 15. April und 5. Mai sprechen sich sehr negativ aus: in Tanger habe niemand außerhalb des französischen Kreises eine Besorgnis über das Schicksal der Europäer gehegt. Schwertfeger 4, S. 310 ff., 320. Ebenso die spanischen Berichte. (Brit. Dokumente 7, 409.) ...zurück...

11 [3/686]Gr. Pol. 29, 79. Vgl. auch die Berichte von Goschen vom 7. und 14. April 1911. Brit. Dok. 7, S. 303 ff. Cambon an Cruppi. 9. April bei Caillaux, Agadir S. 267 ff. Vgl. das Urteil des russischen Geschäftsträgers in Berlin. 13. April 1911: "Es besteht kein Zweifel, daß, wenn auch Deutschland jemals seine Zustimmung zu einer solchen Verletzung geben sollte, es von Frankreich einen hohen Preis verlangen wird." Siebert, Bd. 2, 83. ...zurück...

12 [4/686]Sie steht im Zusammenhang mit Erörterungen, die schon seit längerem schwebten. ...zurück...

13 [1/687]Bertie an Grey 9. April; Grey an Bertie 10. April 1911. Brit. Dokumente 7, 306 f. ...zurück...

14 [2/687]Bericht Fairholmes von Bertie übersandt: Brit. Dok. 6, 1021 - 1024. ...zurück...

15 [3/687]Bertie an Grey 13. April 1911. Brit. Dok. 7, 307 ff. Es ist bedauerlich, daß die beiden vorstehenden Aktenstücke in der englischen Publikation so weit voneinander getrennt abgedruckt sind. ...zurück...

16 [1/688]Grey an Asquith 16. April 11. Grey, Twenty-five Years, 1, 91 f. ...zurück...

17 [2/688]Auf eine falsche Meldung über eine Verschlimmerung der Lage in Fez telegraphierte Wilhelm II. sogar von Korfu aus nach Berlin, er sei der Ansicht, Deutschland solle die Franzosen nicht hindern, die Ordnung wiederherzustellen. ...zurück...

18 [3/688]Vermerk von Sir E. A. Crowe zum 24. April. (Brit. Dok. 7, 320.) "Die Lage dürfte wohl rasch ernst werden, Deutschland hat im Sinn, das zu wiederholen, was es vor und auf der Algeciraskonferenz zu tun versuchte: Frankreich durch Androhen bewaffneten Eingreifens zu schrecken; England zur Preisgabe Frankreichs zu drängen; spanische Eitelkeit und Empfindungen gegen Frankreich aufzureizen; auf Oesterreich, Italien und die kleineren beteiligten Mächte (Holland und Schweden) zu drücken, der deutschen Führung zu folgen; und so ohne irgendwelche eigene Kosten das Höchstmaß an Unheil und Reibungen zu schaffen." ...zurück...

19 [4/688]Aufzeichnung Kiderlens: "Ich glaube jede Phrase gewissenhaft abgewogen zu haben." Gr. Pol. 29, 97. Über sein Gespräch mit Cambon auch: Goschen an Grey 28. April (Brit. Dok. 7, 334 ff.) ...zurück...

20 [1/689]Zusammenhängende Darlegungen der Politik Kiderlens: Die Denkschrift vom 3. Mai (von Zimmermann und Langwerth v. Simmern), Gr. Pol. 29, 101 - 108. Aufzeichnung vom 12. Juni (von Zimmermann), ebenda 29, 142 - 149. Dazu die beiden Rücktrittsgesuche Kiderlens: Jäckh 2, 128 - 30, 132, 134. ...zurück...

21 [1/690]So Kiderlen in dem Rücktrittsgesuch vom 17. Juli. ...zurück...

22 [2/690]Irreführend ist z. B. Tirpitz, Aufbau der deutschen Weltmacht, S. 204: "Man nahm eine wohlwollende Haltung Englands von vornherein an, weil man einige Freundlichkeiten ausgetauscht hatte." ...zurück...

23 [1/692]Goschen an Nicolson 5. Mai 1911. Brit. Dok. 7, 369. ...zurück...

24 [2/692]Schoen an Bethmann Hollweg 7. Mai 11. Denkschrift Zimmermanns 12. Juni 11. Randbemerkung des Kaisers 25. Mai 11. Gr. Pol. 29, 113, 142 ff., 152 Anm. ...zurück...

25 [3/692]Sir Eyre Crowe machte sich, wie seine Denkschrift vom 14. Januar 12 (Brit. Dok. 7, 1346 - 1355) beweist, aus diesen Zusammenhängen später eine Verschwörung zwischen Caillaux und Kiderlen zurecht, in der Caillaux, der angeblich Frankreich in die Bahnen des Dreibundes führen wollte, als der Hauptschuldige erscheint. Die Denkschrift ist für die Zügellosigkeit seiner Phantasie sehr bezeichnend. ...zurück...

26 [1/693]Bertie an Nicolson, 14. Mai 1911. Privat und vertraulich. Brit. Dok. 7, 398. ...zurück...

27 [2/693]Nicolson an Bertie, privat 17. Mai 11. Brit. Dok. 7, 408 ff. Die unmittelbare geschäftliche Nachwirkung ist in den Akten nicht zu erkennen. ...zurück...

28 [1/694]Gr. Pol. 29, 120. ...zurück...

29 [2/694]Brit. Dok. 7, 410. ...zurück...

30 [3/694]Siebert, a. a. O. S. 423. ...zurück...

31 [4/694]Tyrrell 25. Mai 1911, "on pourrait causer", Österr.-Ungar. Außenpolitik 3, 252. ...zurück...

32 [5/694]Grey an Bertie 1. Juni 1911. Brit. Dok. 7, 445 f. ...zurück...

33 [1/695]Bertie an Nicolson 19. Mai 11. Brit. Dok. 7, 415. ...zurück...

34 [2/695]Das gilt von der Bemerkung, die Cambon am 10. Juni dem Reichskanzler gegenüber einfließen ließ. Eben dahin gehört Cruppis Anspielung auf das Kamerun - Kongo-Bahnprojekt vom 15. Juni. (Kiderlen: "Solche Lappalien können doch bei der großen Abrechnung nicht mitsprechen." Gr. Pol. 29, 150 f.) ...zurück...

35 [3/695]Denkschrift Zimmermann vom 12. Juni 1911. Gr. Pol. 29, 142 - 149. ...zurück...

36 [1/696]Nach Mitteilung Albert Ballins, Huldermann a. a. O. S. 95. ...zurück...

37 [2/696]Tirpitz, Aufbau der Weltmacht S. 203, erzählt: "Der Kaiser sagte mir, er wolle wegen Marokko keinen Krieg führen, wir würden jetzt als Entschädigung den ganzen Kongo fordern." ...zurück...

38 [3/696]Sie erklärte am 2. Juli, sie sei eben im Begriff gewesen, die freundschaftliche Aussprache einzuleiten. ...zurück...

39 [4/696]Wenn Tirpitz a. a. O. S. 205 f. die Handlung von Inlandspolitikern und Dilettanten auf der See in der Weltpolitik tadelt, so sieht man nicht, daß er das alles vor dem Kaiser zur Geltung brachte. Seine Meinung, man hätte eine Kanone vor Metz klarmachen sollen, ist ein schwerer Irrtum. Das wäre damals der Krieg gewesen. ...zurück...

40 [5/696]Zu dem österreichischen Botschafter Grafen Mensdorff, 29. September 1911. Österreich-Ungarns Außenpol. 3, 366. ...zurück...

41 [6/696]Tyrrell zu Mensdorff, 6. Juli 11. Ebenda 3, 269. ...zurück...

42 [1/697]Das geht daraus hervor, daß der Botschaftsrat v. Kühlmann dem russischen Botschafter schon am Tage, da der "Panther" vor Agadir erschien, auf die Frage, ob Marokko oder ein marokkanischer Hafen in Frage käme, antwortete: "Weder das eine noch das andere. Man wird wahrscheinlich wohl anderswo Kompensationen für das beständige Vorrücken Frankreichs in Marokko finden." Bericht Benckendorffs vom 16./29. August. Siebert 2, 152. ...zurück...

43 [2/697]Vermerk zum 11. Juli 11. Brit. Dok. 7, 568. ...zurück...

44 [3/697]So Baron Greindl 6. Juli 11. Auch Gooch, Cambridge History of British Foreign Policy 3, 442, sieht hier einen Fehler. ...zurück...

45 [1/698]Vermerk zum 2. Juli 11. ...zurück...

46 [2/698]Aufzeichnung Kiderlens, Gr. Pol. 29, 173 ff. ...zurück...

47 [3/698]Schoen an Ausw. Amt 12. Juli 11. Ebenda 29, 183 f. ...zurück...

48 [4/698]Bethmann an Kaiser Wilhelm II., 15. Juli 11. ...zurück...

49 [1/699]Randbemerkung Wilhelms II. zum 15. Juli Gr. Pol. 29, 186: "Denn ich kann meine Regierung nicht so auftreten lassen, ohne an Ort und Stelle zu sein, um die Konsequenzen genau zu übersehen... Das wäre sonst unverzeihlich und zu parlamentarisch! Le roi s'amuse. Und derweilen steuern wir auf die Mobilmachung los!" ...zurück...

50 [2/699]Rücktrittsgesuch Kiderlens vom 17. Juli 11. Jäckh 2, 128 ff. ...zurück...

51 [3/699]Kaiser Wilhelm II. an Bethmann Hollweg 17. Juli 11. Jäckh 2, 127. ...zurück...

52 [4/699]Vermerk Sir E. A. Crowes zum 18. Juli 11. Brit. Dok. 7, 607. ...zurück...

53 [1/700]Nicolson an Grey 21. Juli 11. Ebenda 7, 629 f. ...zurück...

54 [2/700]Ob Grey (und Asquith) buchstäblich den Wortlaut der Rede verfaßt haben (so der Kaiser Gr. Pol. 29, 206, Fußnote **), steht dahin; ihre geistige Urheberschaft steht außer Frage. ...zurück...

55 [3/700]Frhr. v. d. Lancken S. 101. ...zurück...

56 [1/701]Documents Diplomatiques Français Serie 3e Tom. 2, S. 267 - 271; in einer etwas veränderten Fassung vom 21. August Brit. Dok. 7, 1026 - 1030. Dazu Callwell, Life of Fieldmarshall Sir Henry Wilson 1, 96. P. Kluke, Heeresaufbau und Heerespolitik Englands vom Burenkrige bis zum Weltkriege. (1932.) ...zurück...

57 [1/702]Daß die englische Drohung damals die deutsche Entschlossenheit gelähmt habe, ist unrichtig. Auch das Urteil, es sei infolge der (öffentlichen) Nichtbeantwortung der Rede von Lloyd George "der Zauber gebrochen worden, der bisher die deutsche Armee unüberwindlich machte" (Rochs, Schlieffen a. a. O.), schießt über das Ziel hinaus. Auch Bismarck kannte diplomatische Situationen, die sich nicht nach dem Göttinger Comment regeln ließen. ...zurück...

58 [2/702]Bericht Szögyény. 27. Juli 11. Österr.-Ung. Außenpol. 3, 285 f. ...zurück...

59 [3/702]Jäckh 2, 135 ff. ...zurück...

60 [4/702]Bethmann Hollweg an Kaiser Wilhelm II. 27. Juli 11: "Konzentration englischer Flotte allerdings äußerlicher Höflichkeitsbeweis für Paris, nach ausdrücklicher Mitteilung Sir E. Greys an uns jedoch tatsächlich ohne Zusammenhang mit Marokko." Gr. Pol. 29, 220. Vgl. Winston Churchill, Weltkrisis, Bd. 1, 1911 - 14, S. 40. ...zurück...

61 [1/703]Nach Benckendorff ist diese Mitteilung nicht durch Metternich selbst, sondern durch Herrn von Kühlmann gemacht worden. ...zurück...

62 [2/703]Graf Benckendorffs Bericht vom 19. Juli/1. August, bei Siebert 2, 134 ff. Dazu Tyrrell, Öster.-Ung. Außenpol. 3, 809. ...zurück...

63 [3/703]Darauf deutet die Meldung des englischen Botschafters in Wien vom 29. 7., er habe von offiziöser österreichischer Seite eine Äußerung des deutschen Botschafters erfahren, falls Großbritannien und Frankreich Schiffe nach Agadir schickten, solchen Schritt mit Mobilmachung zweier Armeekorps in Elsaß-Lothringen zu beantworten. Brit. Dok. 7, 689 f. ...zurück...

64 [4/703]Goschen an Nicolson 27. Juli 11. Brit. Dok. 7, 676 f. ...zurück...

65 [1/704]Vgl. das Urteil des Chefs des Marinekabinetts v. Müller, "Kriegsfurcht, aber keine Kriegsfreudigkeit", Tirpitz, Aufbau der Weltmacht S. 193 f. Für Tirpitz ist es bezeichnend, daß er schon in diesen Tagen mit der Möglichkeit einer Flottennovelle zu rechnen begann. ...zurück...

66 [2/704]Vgl. Frhr. v. d. Lancken a. a. O. 102 f. ...zurück...

67 [3/704]Über seine Haltung in diesen Tagen: Schreiben an Aehrenthal 31. Juli 11. (Österr.-Ung. Außenpol. 3, 288 f.) Dazu Aehrenthal an K. Franz Josef, 3. August 11. (3, 292 ff.) Szögyény an Aehrenthal 1. August 11. (ebenda 3, 291 f.): "Die Basis zu einer Verständigung mit Frankreich über die Marokkofrage sei nun gefunden. Er sei momentan mit dem Gang der Verhandlungen zufrieden; im großen und ganzen werde Deutschland das erreichen, was es angestrebt hatte." Kiderlen an Schoen 2. August 11. Gr. Pol. 29, 308. Goschen an Grey 1. August 11 ("annehmbare Erörterungsgrundlage"). ...zurück...

68 [4/704]Bertie an Grey 3. August 11. Brit. Dok. 7, 705. ...zurück...

69 [1/705]Ich nehme an, daß Kiderlens Briefwechsel mit Mme de Yonin das Ziel dieser politischen Berechnung verfolgt und dem Gegner in die Hände fallen sollte; so auch Thimme, Gr. Pol. 29,173; Hammann, Arch. f. Pol. u. Gesch. (1925) S. 550; Fr. Hartung a. a. O. S. 78 ff. Skeptischer ist das Urteil von Tirpitz a. a. O, S. 372; W. Andreas H. Z. 132, 272 ff; Rosen a. a. O. 1, 344. ...zurück...

70 [2/705]Als typischer Stimmungsausbruch in diesen Wochen möge eine Aufzeichnung des Generalstabschefs Moltke vom 19. August dienen: "Die unglückliche Marokkogeschichte fängt an, mir zum Halse herauszuhängen. Wenn wir aus dieser Affäre wieder mit eingezogenem Schwanze herausschleichen, wenn wir uns nicht zu einer energischen Forderung aufraffen können, die wir bereit sind, mit dem Schwert zu erzwingen, dann verzweifle ich an der Zukunft des Deutschen Reiches. Dann gehe ich." Erinnerungen S. 362. ...zurück...

71 [1/706]Vgl. Wilsons Tagebuchnotizen über die großen Lücken in der englischen Rüstung, über die mangelnde Fühlung zwischen Heer und Flotte und seine Äußerung zu Grey über die Leistungsfähigkeit der Russen. Callwell 1, S. 97 ff. ...zurück...

72 [2/706]Die Erklärungen von Paul Lambon vor dem französischen Ministerrat über die Grenzen der englischen Unterstützung ("aber wenn Frankreich sich ins Unrecht setzte und Deutschland angriffe oder die Verhandlungen vorsätzlich abbräche, wäre die britische öffentliche Meinung auf jeden Fall anfangs nicht auf seiten Frankreichs, und die britische Regierung vermöchte Frankreich daher beim Beginn nicht beizustehen, einerlei, was sie späterhin tun möge"), sind jedenfalls in die letzte Augustwoche zu verlegen. Brit. Dok. 7, 983. ...zurück...

73 [3/706]Kaiser Wilhelm II. zu Szögyény über das sehr loyale und zurückhaltende Benehmen Rußlands: die bevorstehende Unterzeichnung des deutsch-russischen Abkommens im gegenwärtigen Zeitpunkt beweise, daß die Beziehungen Rußlands zu Deutschland durch die marokkanischen Schwierigkeiten nicht im geringsten berührt seien. Österr.-Ung. Außenpolitik 8, 312. ...zurück...

74 [1/707]Ob dabei auch auf eine "mittlere" Haltung Österreichs spekuliert wurde, steht dahin. Über die Versuche, auf die Haltung und öffentliche Meinung Österreichs einzuwirken, insbesondere den Artikel, den der Botschafter Cartwright am 25. August in die Neue Freie Presse schreiben ließ, vgl. H. Lutz, Deutschfeindliche Kräfte im Foreign Office der Vorkriegszeit (1932). Die Unglaubwürdigkeit dieses deutschfeindlichen Diplomaten steht danach außer aller Frage. ...zurück...

75 [2/707]Italiens völlige Zurückhaltung war schon damals dadurch erklärt, daß es seine Augen mehr auf Tripolis als auf Marokko gerichtet hielt, vgl. Kiderlen an Aehrenthal 18. August 11. Österr.-Ung. Außenpol. 3, 308. ...zurück...

76 [3/707]Goschen an Nicolson 8. September 11. Brit. Dok. 7, 787. ...zurück...

77 [4/707]Vgl. neuerdings den Bericht Flotows 5. September 11 (Österr.-Ung. Außenpol. 3, 326). Grey an Bertie 5. September 11 (Twenty-five Years 1, 224 f.). ...zurück...

78 [5/707]So an Kaiser Franz Josef 9. September 11. Österr.-Ung. Außenpol. 3, 330. ...zurück...

79 [1/708]Hier sieht z. B. Caillaux a. a. O. 194 die Entscheidung. Auch bei Gooch, The Cambridge History of British Foreign Policy 3, 452, spielt eine Erklärung der Bankiers, Deutschland sei finanziell nicht zum Kriege vorbereitet, und die dadurch herbeigeführte größere Nachgiebigkeit Kiderlens eine Rolle. Ein interessanter Nachweis, daß der Finanzepisode diese Bedeutung nicht zukam, wird von Sir Francis Oppenheimer in seinem sehr aufschlußreichen Bericht vom 21. Oktober 11 geführt. Brit. Dok. 7, 1305 - 1322. ...zurück...

80 [2/708]Bethmann Hollweg an Kaiser Wilhelm II. 16. September 11. Gr. Pol. 29, 379. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte