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Nr. 12:

Erklärung des Britischen Lord-Präsidenten des Staatsrats Baldwin im Unterhaus, 30. Mai 1933

Mr. Lansbury (Bow and Bromley, Labour Party) fragte den Staatssekretär des Äußeren, ob er irgendwelche Angaben machen könne über die Haltung der Abrüstungskonferenz in bezug auf den britischen Vorschlag, den Bombenabwurf aus der Luft für Polizeizwecke in gewissen entlegenen Gebieten beizubehalten, und ob die Regierung beabsichtige, diese Frage im Hinblick auf die erhobenen Einwände einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen.1

Mr. Baldwin, Lord-Präsident des Staatsrats (Bewdley, Unionist): Die Politik der Regierung Seiner Majestät in dieser Angelegenheit ist nach gründlicher Erwägung festgelegt worden. Sie wurde dem Haus im vergangenen November in der Regierungsvorlage Nr. 4189 mitgeteilt und ist kürzlich in Genf von dem Unterstaatssekretär des Äußeren von neuem dargelegt worden.2

Mr. Lansbury: Ich bin dem sehr ehrenwerten Herrn außerordentlich dankbar dafür, daß er uns gesagt hat, was wir bereits alle wußten. Es wäre mir aber lieb, wenn er auch den letzten Teil meiner Frage beantwortete, ob nämlich die Regierung in Anbetracht dessen, was in Genf geschehen ist, irgendwie die Absicht hat, die Angelegenheit einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen, und zwar besonders im Hinblick auf die Tatsache, daß es möglicherweise wegen der Haltung der Britischen Regierung nicht zur Abschaffung des Luftkrieges kommt.

Mr. Baldwin: Ich glaube nicht, daß diese Annahme unbedingt richtig sein muß. Das Unterhaus kann nicht erwarten, daß die Regierung von einer Politik, zu der sie sich nach reiflicher Überlegung entschlossen hat, abgeht, weil Einwände dagegen erhoben worden sind. Der Weg, den die Regierung einzuschlagen hat, ist klar - sie hat ihre Gründe zu erklären und den Einwänden entgegenzutreten. Das wird in Genf versucht.

[35] Mr. Lansbury: Gewiß, aber das Haus und das ganze Land leiden darunter, daß man nur aus den Zeitungen erfahren kann, was die Sprecher der Regierung über diese Angelegenheit sagen. Wir wünschen eine klare Antwort auf die Frage, ob die Haltung der Regierung Seiner Majestät in dieser Angelegenheit eine neuerliche Überprüfung nicht zuläßt, selbst wenn dies bedeutet, daß die Konferenz durch diese Frage zum Scheitern gebracht wird.

Mr. Baldwin: Ich will auf eine so hypothetische Annahme wie die, daß die Konferenz zum Scheitern gebracht würde, nicht eingehen. Ich habe die Lage sehr klar dargelegt und habe dem nichts hinzuzufügen.

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1Die Times vom 31. Mai 1933 brachte zu diesem Thema noch folgende Meldung ihres parlamentarischen Berichterstatters:
      Lord Londonderry, der Staatssekretär für Luftfahrt, ist gestern im Flugzeug nach Genf abgereist, um der Abrüstungskonferenz zu erklären, aus welchen Gründen die Regierung bei ihrem Entschluß bleibe, auf die Beibehaltung des Bombenabwurfs aus der Luft als Mittel der Polizeigewalt in Grenzbezirken zu dringen.
      Eine Gruppe, die die Nationale Regierung unterstützt, darunter Mr. Vyvyan Adams, Fregattenkapitän Bower, Major C. P. Entwistle, Sir John Haslam, Mr. J. C. M. Guy, Miß Graves, Dr. O'Donovan, Mr. R. A. Spencer, Sir Eugene Ramsden, Mr. Potter, Mr. Luke Thompson, Mr. W. G. Pearson, Mr. O. Lewis, Lord Elmley, Mr. Stones, Mr. Clarke, Mr. Allen Reid, Sir George Gillet und Mr. Hammersley, reichte gestern abend einen Antrag ein, in dem erklärt wird:
      "Das Unterhaus werde die Regierung Seiner Majestät darin unterstützen, in Genf auf die völlige, vorbehaltlose Abschaffung des Bombenabwurfs aus der Luft zu dringen." ...zurück...

2Vgl. Nr. 8. ...zurück...

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Dokumente über die Alleinschuld Englands
am Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung

Hg. vom Auswärtigen Amt