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Deutsche helfen Rußland
bauen. Der Beitrag der
Deutschen in der Geschichte Rußlands

Teil 14: Die deutsch-russischen Beziehungen
in der Neuzeit

äre die Politik Bismarcks unter Kaiser Wilhelm II. fortgesetzt worden, wäre es höchstwahrscheinlich nie zu einem Krieg mit Rußland, vielleicht überhaupt nicht zum Ersten Weltkrieg gekommen, und eine bolschewistische Revolution hätte es mangels Nährboden nicht gegeben.

Wilhelm II. hatte mit 29 Jahren den Thron bestiegen. Im Zeitalter eines überkochenden Imperialismus und sich häufender außenpolitischer Krisen fand sich der ebenso unerfahrene wie ehrgeizige junge Herrscher von schlechten Beratern umgeben. Der Kampf um Kolonien als Rohstoffquellen und die Absatzmärkte der Weltwirtschaft spitzte sich zu. Trotz seiner nach wie vor alle Meere beherrschenden Hochseeflotte fühlte England seine Vormachtstellung durch das emporstrebende Reich und die weltweit anerkannte Qualität seiner Industrieerzeugnisse bedroht. Sein Neid wuchs im selben Maße wie deutsche Erfolge und bald allzugroßes Selbstvertrauen. Der Kaiser entschied sich für einen neuen außenpolitischen Kurs, für einen - die Mißgunst unserer Rivalen weiter anheizenden - "Platz an der Sonne". Vollends sein Flottenbauprogramm, eine als Notwendigkeit anerkannte Politik für ein auf Export angewiesenes Land (die deutsche Bevölkerung hatte sich von 1850 bis 1900 verdoppelt) steigerte die Feindseligkeit Albions.

In dieser kritischen Zeit wollte Wilhelm sein eigener Kanzler sein; Bismarcks selbständige Führung der Geschäfte stand seinem Geltungsbedürfnis und seiner Weltsicht im Wege.

Mit der Entlassung des Schmiedes der deutschen Einheit brach nach und nach das von Bismarck so kunstvoll gefügte Bündnis- und Vertragssystem zum Schutze des Reiches zusammen. Der Rückversicherungsvertrag mit Rußland, einer der Eckpunkte der die Einkreisungsbemühungen eines nach Revanche lüsternden Frankreich verhindernden Politik, wurde von Bismarcks Nachfolger nicht erneuert. Das mangelnde diplomatische Gespür des neuen Kaisers zeigte sich auch bei seinem Zarenbesuch in Petersburg. Sein Auftreten mit einer starken Kriegsflotte trug nicht gerade zur Besänftigung fanatischer Panslawisten, die auf einen Krieg mit Deutschland und Österreich drängten, bei.

Vergeblich versuchte Kaiser Wilhelm Ende Juli 1914 durch direkte Intervention bei seinem Verwandten, Zar Nikolaus II., das drohende Verhängnis abzuwenden. Die russische Kriegspartei überlistete den zum Frieden neigenden Zaren und entschied sich, des Beistandes Englands und Frankreichs gewiß, für die Mobilmachung, die von Deutschland als Kriegsbeginn gewertet werden mußte.

Mit dem Aufkommen des Kommunismus treten die deutsch-russisehen Beziehungen in ein gänzlich neues Stadium. Um sich an der Ostfront Luft zu verschaffen, beteiligte sich Deutschland 1917 mit Geld und Logistik am kommunistischen Umsturz in Petersburg. In einem mehr oder weniger plombierten Eisenbahnwaggon schleuste man Lenin mit seinem Stab von seinem Schweizer Exil über Skandinavien nach Rußland. Das Zarentum hatte sich durch seine Kriegspartei selber den Todesstoß versetzt zugunsten eines Chaos, welches zu seinem Überleben die Knochenmühle von Ljubjanka und GULag benötigen würde.

Die russische Revolution beendete zwar den sinnlosen und besonders für Rußland äußerst verlustreichen Krieg und ermöglichte den deutschen Sieg. Doch der Preis war hoch: Das System von Mord und blutigem Terror sollte nach Deutschland zurückschwappen, zuerst in der Matrosenmeuterei von Kiel und nach dem Kriege durch die die Weimarer Republik bedrohenden Bürgerkriege in Bayern, im Ruhrgebiet, in Mitteldeutschland und Hamburg. Im Westen hatte die deutsche Kapitulation im November 1918, infolge der erdrückenden Übermacht der Alliierten nach dem Eintritt der USA unvermeidlich geworden, alle glänzenden Siege der deutschen Waffen gegen die russische Dampfwalze wieder zunichte gemacht.

Das Diktat von Versailles, von Lenin ein "Raubfrieden" genannt, war der Racheakt übermütiger und unversöhnlicher Deutschenhasser, ein "Friede", mit dem Deutschland für immer gedemütigt und tributpflichtig gemacht werden sollte. Die nach Niederwerfung Rußlands bzw. der unter Führung Lenins neu erstandenen Sowjetunion im Frieden von Brest Litowsk ausgehandelten Bedingungen waren demgegenüber mild und weitschauend gewesen. Deutschland hatte auf all seine bedeutenden Gebietseroberungen im Osten verzichtet. Statt dessen waren die Deutschen bemüht, den von Rußland annektierten baltischen Ländern zu ihrer früheren Unabhängigkeit zu verhelfen.

Auf den schon 1916 von Generaloberst von Beseler, seinerzeit Generalgouverneur für das besetzte Polen, gemachten Vorschlag, proklamierten die Deutschen und - nach nicht unbegründetem Zögern - auch die Österreicher am 5. November 1916 die Wiederherstellung eines unabhängigen Polen. Angeblich ein Akt diplomatischer Klugheit! Man ging sogar so weit, eine polnische Legion zum Schutze des neu aus der Taufe gehobenen Staates mit modernsten Waffen auszurüsten!

Die dank deutscher Fairneß und naiver Großzügigkeit entstandene Neugeburt sollte wenig später nicht nur die Deutschen und Österreicher teuer zu stehen kommen. Kaum im Besitz des Geschenkes ihrer Freiheit, nehmen polnische Raubgier und Größenwahn wieder freien Lauf. Vom Hochgradfreimaurer Clemenceau sowie dem weltfremden, auf die Einflüsterungen des fanatischen polnischen Chauvinisten Paderewski hereingefallenen USA-Präsidenten Wilson eifrig unterstützt, nehmen die polnischen Forderungen auf "uraltes" polnisches Gebiet phantastische Formen an. Innerhalb der ersten wenigen Jahre des neuen Polens hat dieses Land mit jedem einzelnen seiner Nachbarn (Litauen, Weißrußland, Ukraine, Slowakei, Tschechei, Deutschland) den Krieg begonnen.

Das durch den Raub nicht nur deutschen, sondern auch russischen bzw. ukrainischen Landes entstehende Minderheitenproblem lösen die Polen auf ihre Weise: Wer sich nicht zum neuen polnischen Staat bekennen will, wird enteignet und ausgewiesen. So werden z.B. aus Posen und Westpreußen rund 800.000 Deutsche von Haus und Hof vertrieben, ein Vorspiel für die nach 1945 mit bestialischen Methoden durchgeführte Vertreibung ("ethnische Säuberung" würden heute die Zeitungen schreiben) von 15 Millionen deutscher Menschen aus ihrer mit deutschem Fleiß über sieben Jahrhunderte aufgebauten alten Heimat.

Auch weiter im Osten tobt sich der polnische Expansionsdrang aus. Die Truppen Pilsudskis dringen weit über die von den Alliierten festgelegte Curzon-Linie bis tief in die Ukraine und nach Litauen gegen die damals noch schwache Rote Armee und ukrainische Freiheitskämpfer vor.

Weitere, von den Westmächten stets tolerierte polnische Ansprüche und der gemeinsame, aus der Niederlage rührende Leidensweg helfen wieder ein engeres Zusammenrücken von Deutschen und Russen anbahnen. Polnische Chauvinisten erklären offen, daß sie mit den von den Alliierten zugebilligten Grenzen keineswegs einverstanden sind. Unverblümt fordern sie ein polnisches Großreich, das auch die Tschechoslowakei einschließen müsse, dazu einen Großteil der Ukraine und Litauens, und im Westen das Land bis kurz vor Dresden und Berlin - andere Landkarten nehmen gleich noch Braunschweig, Lübeck und Hamburg mit.

Als Widerpart gegen Polens Landkartenumgestaltung und den unverhohlenen Haifischkapitalismus5 der westlichen Alliierten führt die Annäherung Deutschlands und der Sowjetunion 1922 zum Vertrag von Rapallo: Kontinentaler Eisenbahnhandel über Ostsee und Insterburg,6 statt nur westlichen Überseehandels über die Elbe.

"Rapallo" bedeutete: Deutsche und Russen unterlaufen die alliierten Handelsbeschränkungen, durchgeführt durch Finanzknebelung und durch die die Elbmündung bedrohende englische Hochseeflotte - bis zur Hungerblockade. Ein tiefes Ärgernis für die Weltkriegssieger!

Die Deutsche Reichswehr kann die Fesseln des Versailler Diktats umgehen und, ungestört von den Schnüffelagenten der Entente, den Deutschen verbotene Waffen erproben. Die Beihilfe der Sowjets zur deutschen Waffentechnik steht jedoch in keinem Verhältnis zu den Strömen von Maschinen und Fachkräften, die dem Roten Regime von geschäftstüchtigen westlichen Sympathisanten zufließen. Gigantische Industrieprojekte, rücksichtslos unter entsetzlichen menschlichen Opfern durchgepeitscht, wie Wasserkraftwerke, Flugzeug- und Kraftfahrzeugfabriken, Panzer- Kanonen- und Munitionswerke entstehen, alles unmöglich ohne amerikanische und deutsche Hilfe! Zur Realisierung der kommunistischen Weltrevolution zielt Stalins Ehrgeiz dahin, Rußland aus einem Agrarland in einen Superindustriestaat zu verwandeln.

Nichts hätte näherliegen sollen als eine Zusammenarbeit der beiden besiegten und gedemütigten Völker. Daß sie unmöglich wurde, lag nicht am russischen Volk, sondern daran, daß die "Berufsrevolutionäre", die neuen Herrscher Rußlands, keine Russen waren! Die Anstrengungen der roten Machthaber liefen vielmehr darauf hinaus, nahezu das gesamte Bürgertum (die "Burschua"), alles was Fähigkeiten, Rang und Namen hatte, zu "liquidieren", um ihr eigenes Schreckensregiment zu erhalten. Wie bei Solonewitsch, Albrecht, Solschenizyn, Baschanow, Courtois und vielen anderen nachzulesen, wurden Jahrzehntelang die Eliten der Russen, Ukrainer und schließlich auch der Balten und Deutschen in die sibirischen Todeslager geschafft, d.h. beseitigt. Oder wurden nach langer Folterung und Schauprozessen erschossen. Die bei Katyn und Charkow rund 15.000 durch Genickschuß mit auf dem Rücken gefesselten Händen getöteten polnischen Offiziere und andere Vertreter der Intelligenz sind nur ein Bruchteil der Ermordeten, die auf das Schuldkonto der GPU bzw. des NKWD gehen, mit einer Gesamtzahl von laut Solschenizyn 66 Millionen Todesopfern.

Karl Iwanowitsch
Albrecht
Karl Iwanowitsch Albrecht war, kaum dreißigjährig, zweiter Forstminister der jungen Sowjetunion. Mit abendländischen Verstand und deutschem Forst-Fachwissen begann er, eine moderne Waldwirtschaft aufzubauen: 300.000 geschulte und gut versorgte Facharbeiter sollten mit modernem Gerät eine vorbildliche Holzernte und Forstpflege ermöglichen.
Doch waren dann statt jener Fachkräfte ständig um die 5 Millionen Menschen im Wald, mit einer mittleren Überlebensdauer von etwa 6 Monaten; denn Stalin, der große Freund aller Sowjetvölker, hatte andere Pläne: Er brauchte die Schneewüsten, um zig Millionen Menschen geräuscharm zu beseitigen.
Trotz des Terrorregimes der Roten hatten sich kommunistische Idealisten, u. a. Vogeler, Max Hölz, Wolfgang Leonhardt oder Klara Zetkin dem Sowjetsystem zur Verfügung gestellt. Nur wenige von ihnen überlebten die späteren "Säuberungen" Stalins. Zu den führenden Fachkräften zählte auch der deutsche Forstingenieur Karl Albrecht, der 1924 aus dem hungernden Deutschland nach Rußland ging und dort schon bald zum stellvertretenden Forstminister der Sowjetunion aufrückte. Sein 644 Seiten umfassender Erlebnisbericht vermittelt einen tiefen Einblick in das grausam-primitive sowjetische Wirtschaftssytem, das ohne ausländische Hilfe schon früh gescheitert wäre.

Während einer 1930 durchgeführten Studienreise nach Deutschland und Skandinavien mußte er feststellen, daß in den Westländern die Maschinensäle ganzer Fabriken wegen Auftragsmangel leerstanden - Hunderttausende von Facharbeitern, Technikern, Ingenieuren und Werkmeistern ohne Arbeit, während in der Sowjetunion solche Fachkräfte dringend gebraucht wurden!

Statt derer mußten Millionen armer russischer Bauern, jetzt zu hilflosem Zwangsarbeiterproletariat herabgewürdigt, die sowjetischen Industriegiganten füllen und mit sinnlosem Unverstand ungeheure Werte zerstören. Gleichzeitig wurde die Waldarbeit von Stalin dazu benutzt, um viele Millionen Menschen, Männer, Frauen und Kinder, im härtesten Winter bei tiefem Schnee ohne warme Kleidung, oft ohne Schuhwerk durch Schwerstarbeit geräuscharm beseitigen zu können.

Während die britische Hungerblockade gegen Deutschland durch die Sperrung der Deutschen Bucht durchgeführt worden war, benötigte eine andere, weniger bekannte Aushungerungsaktion einen weit größeren organisatorischen Aufwand. Die Ursachen dafür gehen auf den russischen Bürgerkrieg zwischen Rot und Weiß zurück. Stalin als "Beauftragter für Nationalitätenfragen" hatte nicht vergessen, daß die Bauern der Ukraine nicht von den Segnungen des Bolschewismus zu überzeugen gewesen waren und den Roten besondere Schwierigkeiten bereitet hatten. Nach gründlichen Vorarbeiten holt er 1930 zur Strafaktion aus: Alles bäuerliche Eigentum wird aufgelöst und "in Kollektive überführt", der Viehbestand auf einen Bruchteil verringert. Das Land wird "entkulakisiert": Wer mehr als drei Kühe besitzt, gilt als Kulak, als Großbauer, als Schädling. Der bäuerliche Mittelstand wird millionenfach verhaftet und nach Sibirien geschafft, die hohe Sterblichkeit beim Transport ist Absicht. Der nächste Schritt ist eine verschärfte "Getreideablieferung", bis in den Dörfern nichts mehr zu essen übrig bleibt. Das Politbüro befiehlt, aufsässigen Bauern und Kolchosen sofort "das ganze Korn, das sie besitzen, auch das, was angeblich für die Saat reserviert ist", abzunehmen.

Courtois nennt eine Gesamtzahl von sieben Millionen Verhungerten, davon vier Millionen Tote innerhalb von zehn Monaten 1933.

Das geraubte ("beschlagnahmte") Getreide dient den Sowjets zur Finanzierung ihrer Riesenindustrieprojekte; so führten sie im Haupthungerjahr 1933 1,8 Millionen Tonnen Weizen ins Ausland aus - 1.800 lange Eisenbahn-Güterzüge mit Brotgetreide für viele Millionen Menschen!

Bis heute findet dieser Hunger-Holocaust keinen Eingang in die öffentlich verbreitete Geschichtsschreibung, obgleich er seinerzeit eindeutig von deutschen und italienischen Konsulaten in Charkow beschrieben wurde (Kopien der ausführlichen Berichte bei Zlepko [siehe im Schrifttum; Anm. d. Scriptorium]) und aus den Archiven deutlich nachvollzogen werden kann. Der Westen schwieg. Auch die deutschen Parteien und Regierungen schwiegen - vor 1933 und danach; nur teilweise verständlich als außenpolitische Rücksichtnahme auf die so wichtige Einigung von Rapallo; über weitere Gründe könnte man spekulieren in Richtung Machtraison und Staatenraison, und man kann Parallelen aufzeigen, etwa zu Hitlers Billigung der völkerrechtswidrigen Entdeutschung Südtirols.

Im Zuge seiner Gesamtstrategie hat Stalin es später meisterhaft verstanden, das labile und größenwahnsinnige Polen auszunutzen als Initialzündung für einen neuen Weltenbrand, in dem die Westmächte wieder einander zerfleischen sollten, mit ihm als lachendem Dritten. Der langfristig geplanten sowjetischen Großoffensive zur Eroberung Europas kam Hitler mit unzureichenden Kräften um wenige Wochen zuvor. Er hatte die bis an die Zähne bewaffnete und zum Angriff bereitstehende Rote Armee und die Reserven des großen Landes gewaltig unterschätzt. Die deutschen Erfolge waren nur möglich dank der Tapferkeit und Tüchtigkeit des deutschen Soldaten und - der anfänglichen Desertionen beim Gegner, dessen Massen zunächst keineswegs bereit schienen, sich für das Sowjetsystem zu schlagen. Was die Chancen der Wehrmacht jedoch psychostrategisch von Anfang an belastete, war in den Augen der Welt "ihr Kampf als hinterhältiger Aggressor", während der schlaue Fuchs Stalin die Rolle des unschuldig überfallenen Opfers ausnutzen konnte.

Mitte Juni 1941, kurz vor Beginn des Rußlandfeldzuges, wird Boris Baschanow, bis 1927 Sekretär Stalins, von den Parteigrößen Dr. Leibbrand und Rosenberg aus seinem Pariser Exil nach Berlin eingeladen. Man bittet ihn um seine Einschätzung der politischen Lage im Kreml für den Fall eines Krieges. Die Antwort Baschanows (S. 248 in seinem Buch [siehe im Schrifttum; Anm. d. Scriptorium]): "Falls der Krieg gegen den Kommunismus geführt wird, gewinnen Sie; falls aber der Krieg gegen Rußland geführt wird, wird das russische Volk gegen Sie sein, dann ist der Krieg für Sie verloren." Die Führer-Entscheidung zu dieser Alternative lautete nach Baschanow: "Von einer russischen Regierung kann keine Rede sein; Rußland wird eine deutsche Kolonie und wird von Deutschland verwaltet." - Andere Veröffentlichungen - so Beer, Oberländer, Vollmer - gehen in dieselbe Richtung.

Verwöhnt und verblendet durch Blitzkriegerfolge, gibt Berlin sich keine verschärfte Mühe, seinen Einmarsch politisch aufzuwerten durch einen Schulterschluß mit den von Stalins Bolschewismus befreiten Völkern. Wie im Sommer 1941 an der gesamten Front erkennbar, wäre bei einer psychologisch geschickten deutschen Kriegführung Stalins Terrorsystern wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Stalin selbst lieferte dafür den besten Beweis, als er angesichts des deutschen Vormarsches aus Furcht vor einer Volkserhebung aus der Hauptstadt aufs Land flüchtete.

So wurde, völlig unnötig, wegen einer überstrapazierten Ideologie von Raum und Rasse bestes deutsches Blut - und auch russisches - in einem grausamen, vierjährigen Schlachten geopfert.

Als zusätzlicher Grund für die Rettung Stalins in seinem nun zum "Großen Vaterländischen Krieg" deklarierten Kampf wird in der Regel noch auf die amerikanische Hilfe über Murmansk verwiesen. Erheblich wie diese Unterstützung dank der enormen Kapazität der amerikanischen Industrie war, so muß sie, was die Hauptwaffen anbetrifft, als minimal im Vergleich zur eigenen Waffenproduktion angesehen werden. Diese war noch 1941, eine beachtliche Leistung mitten im Kriege, zum großen Teil nach Osten verlegt worden. Wie K. H. Deschner in seinem Moloch (S. 283) ausführt, machten die amerikanischen Lieferungen nicht einmal 10 % der russischen Eigenproduktion aus. Demnach wurden 91 % aller Panzer, 92 % aller Flugzeuge, 95 % aller Artilleriegeschosse, 98 % aller Geschütze und 100 % aller Gewehre von den Sowjets selber hergestellt. Eine phantastische Aufrüstung, die der Roten Armee in den Endkämpfen z.B. ein Geschütz je Meter Frontbreite ermöglichte!

Es muß als eine einmalige geschichtliche Tat gewertet werden, daß die deutsche Wehrmacht trotz der Fehlentscheidungen der deutschen politischen Führung es fertigbrachte, die sowjetische Feuerwalze an der Elbe zum Stehen zu bringen. Ohne ihren Opfergang hätte sich der Archipel GULag mit den Massengräbern des NKWD für die Eliten aller europäischen Länder über das gesamte europäische Festland ergossen. Deutsche und russische Archive verfügen über genügend Stoff, um ein zuverlässiges Bild der katastrophalen Zustände im "Sowjetparadies" und der tragischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Rußland zu zeichnen. Dringend notwendig ist dazu allerdings die noch immer eingeschränkte Freiheit von Forschung, Geschichtswissenschaft und Berichterstattung!

Der Beitrag der Deutschen zum Wohle Rußlands nach dem Kriege war ein grausam erzwungener. Millionen deutscher Soldaten, zum Teil von Eisenhower an die Sowjets ausgeliefert, durften jahrelang unter primitivsten Bedingungen Sklavenarbeit verrichten. Daß ein Großteil von ihnen dabei elend umkam, gehörte, neben den Massenvergewaltigungen deutscher Frauen, zur Rache der Bolschewiken. Der späteren DDR fiel die Rolle zu, für den Ostblock eine chemische Industrie aufzubauen. Weil die marxistische Führungsschicht sich als unfähig erwies, mußte Franz-Josef Strauß mit Wiederbelebungsspritzen von Milliardenbeträgen für das sieche Regime einspringen.

Viele deutsche Bergwerker wurden zu Siechtum und frühem Tod verdammt, weil sie zwischen Erzgebirge und Dresden für sowjetische Atombomben, U-Boote und Kernreaktoren das Uran aus der Tiefe der Erde heraufbeförderten. Milliarden waren und sind wiederum fällig, um den Tschernobyl-Reaktor zu entschärfen und zu ersetzen, damit die Ukraine nach wie vor für harte Devisen ihren Stromüberschuß in den Westen verkaufen kann. Das russische Handwerk, trotz aller früheren Impulse durch Deutsche nur schwach entwickelt, wurde in der Stalinzeit so gründlich ausgetilgt, daß es für handwerkliche Wertschöpfung sowie Pflege- und Instandhaltungsarbeiten keine leistungsfähige Tradition gibt.

Die vielen Milliarden des Internationalen Währungsfonds (IWF) - bei fleißiger deutscher Zahlungsbereitschaft! - haben nichts zur Anhebung einer produktiven russischen Wirtschaft beigetragen, sondern sind im Gegenteil in die dunklen Kanäle einer maroden, mafiosen und bis in ihren Kern korrupten Regierungsriege geraten - in der sich Genossen aus der roten Ära im neuen "demokratischen" Gewand wiederfanden.

Wie inzwischen erkennbar, war der Ausgang des Krieges für Stalin letztlich ein Pyrrhussieg. Nicht die Sowjetunion und der Kommunismus, wie es anfangs schien, blieben Endsieger, sondern die vom Kriege weitgehend verschont gebliebenen, wirtschaftlich bedeutend stärkeren USA. Im Endeffekt war es die Wall Street statt Moskau, die sich heute anmaßt, durch ihre "Globalisierung", d.h. Einebnung und Beseitigung jeglicher nationalen Souveränität, die wirtschaftliche und damit politische Herrschaft über den Erdball anzutreten.


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Anmerkungen

5England hatte beispielsweise nach 1918 seinen Überseebesitz vom 96fachen auf das 123fach der eigenen Landesfläche gesteigert.. ...zurück...

6Ein Blick auf die Landkarte veranschaulicht die Zerschneidung der Verkehrswege zwischen Deutschland und Rußland durch den 1919 den Polen zugeschlagenen westpreußischen Korridor. ...zurück...


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