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Der Ruhrkampf
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einen weiterführenden Beitrag zum Ruhrkampf finden Sie hier:
Gebietsbesetzung: Rhein-, Main- und Ruhrgebiet

Im Mai 1922 nimmt der Reichstag das Londoner Ultimatum an und erklärt die deutsche Wirtschaft für fähig, diese Zahlungen zu leisten. Bereits im Juli tritt die erste Stockung ein; nachdem der Reichskanzler Wirth schon Ende des Jahres 1921, also vor dem Londoner Ultimatum, einen außerordentlich hohen Kredit in London beantragt und von der Reparationskommission erhalten hat, verlangt diese, daß die deutsche Regierung eine Reform des deutschen Steuersystems zulassen solle. Die Reparationskommission müsse aber das Recht einer weitgehenden Überwachung aller gesetzgeberischen Maßnahmen haben. Selbstverständlich - wie dies auch ganz im Sinne der Erfüllungspolitiker ist - wird dieser Forderung nachgegeben und damit den Feindbundstaaten die Möglichkeit eröffnet, die deutsche Staatshoheit ihrer Souveränität zu entkleiden.

[24] Im Juli 1922, also zwei Monate nach dem Londoner Abkommen, muß eine neue Stundung beantragt werden, die in ihrer Folge zu weiteren Forderungen der Ententestaaten führt. Die zur Überwachung der deutschen gesetzgeberischen Maßnahmen bereits eingesetzte Kontrollkommission soll nun auch zur Kontrolle des deutschen Staatshaushalts und der Gesamtverwaltung autorisiert werden. Das besagt nichts anderes, als daß Deutschland nunmehr nicht nur seiner Wehrhoheit sondern auch seiner inneren Verwaltungshoheit beraubt wird. Der Reichstag nimmt - wie immer - diese Forderung an.

Im August steht die Regierung wiederum vor der Unmöglichkeit, zu zahlen, und bittet um Aufschub. Die ganze Rachsucht der französischen Politiker, die auch den einzelnen Deutschstämmigen nicht schont, zeigt sich darin, daß daraufhin auf Poincarés Veranlassung die Bankguthaben der Reichsdeutschen in Elsaß-Lothringen beschlagnahmt werden. Deutschland muß zahlen. Als daraufhin Deutschland wenigsten einen Teil bezahlt, ist Frankreich wiederum nicht zufrieden und weist 1000 Reichsangehörige aus Elsaß-Lothringen aus; deren Gesamteigentum wird beschlagnahmt und verkauft.

Die deutsche Regierung tritt zurück wie immer, wenn eine Verantwortung zu übernehmen ist. Die schwarz-roten Politiker überlassen anderen das Auslöffeln der Suppe, welche sie einbrockten. Der Volksparteiler Cuno übernimmt die Führung des neuen Kabinetts, jedoch auch wieder unter Tolerierung der SPD.

Ende 1922 wird wiederum eine Stundung beantragt. Im Dezember 1922 jedoch tritt schon ein Ereignis ein, welches der deutschen Wirtschaft einen neuen fast nicht zu ertragenden Schlag versetzen sollte. Die Reparationskommission stellt fest, daß Deutschland mit verschiedenen Sachlieferungen in Holz und Kohlen im Rückstand ist. Man unterschiebt ihm eine böswillige Absicht, und trotzdem die deutsche Regierung erklärt, sie würden die fehlenden Sachlieferungen durch Barzahlung ersetzen, wird beschlossen, ein "Kontrollkomité!" von Ingenieuren in das Ruhrgebiet zu entsenden, um die deutschen [25] Kohlenlieferungen zu überwachen. Zum Schutz dieser Ingenieurkommission marschieren im Januar 1923 40 000 Franzosen mit Tanks, Fliegern und schwerer Artillerie im Ruhrgebiet ein. In Deutschland flammt eine Welle nationalen Widerstandes auf. Die jungen Kämpfer um Deutschlands Ehre und Freiheit stehen geschlossen im Kampf an der Ruhr. Schlageter fällt durch französische Kugeln. Arbeiter der Kruppwerke werden von französischen Truppen auf dem Fabrikhofe erschossen. Eine unendliche Leidenszeit setzt für die Ruhrbewohner ein.

Aus dem besetzten Rheingebiet
Aus dem besetzten Rheingebiet.
Französische Wachtposten auf der Rheinbrücke
zwischen Mannheim und Ludwigshafen.

[25]      Photo: Scherls Bilderdienst.
Die SPD., diese Partei, welche jeden Widerstand haßt und nur die Erfüllungspolitik in jeder Form anerkennt, greift den Reichskanzler Cuno an und erzielt im Verein mit einem müden, schlappen Spießervolk der parlamentarischen Mitte [26] den Sturz der Regierung. Stresemann wird Reichskanzler. Der Widerstand an der Ruhr wird aufgegeben, und im September 1923 wird auf Grund der wirtschaftlichen Schwäche Deutschlands durch die Inflation, welche damals in vollem Gange war, der Ruhrkampf abgebrochen.

Die Zerrüttung der deutschen Wirtschaft ist nahezu erreicht, die Unmöglichkeit der festgesetzten Zahlungen erwiesen. Wieder heißt es, einen neuen Weg zu finden, um aus Deutschland noch mehr herauszuholen, gleichzeitig aber Deutschlands politische Freiheit weiter einzuschränken. Die Regierung Cuno hat sich im Laufe des Jahres 1923 bereits mehrfach mit der Reparationskommission in Verbindung gesetzt und sich zu Eingeständnissen unerhörtester Art bereit erklärt. Sie schlug vor, man solle davon abgehen, eine feste Summe für die Reparationen festzusetzen, vielmehr über ein System von Jahresleistungen verhandeln, deren Höhe eine internationale Kommission festsetzen solle. Als Garantie für die Jahresleistungen wurde die Verpfändung von Zöllen und indirekten Steuern, sowie die Umwandlung der Reichsbahn in ein Privatunternehmen, welches mit 10 Milliarden Goldmark Obligationsschuld belastet werden soll, vorgeschlagen. Außerdem eine Belastung der gesamten deutschen Wirtschaft mit einer Obligationsschuld von 10 Milliarden Goldmark. Beide, sowohl die Reichsbahn- wie die Wirtschaftsobligationen, sollten mit 5% verzinslich sein.

Dieser Vorschlag der Regierung kam den Ententestaaten keineswegs ungelegen. England und Amerika einigten sich dahingehend, daß eine Sachverständigenkonferenz über eine Neulösung der Reparationsfrage verhandeln solle. Somit war der Weg zum sogenannten Dawes-Plan gewiesen, der Deutschland in weiteres namenloses Elend führen sollte.

Der Ruhrkampf, die dauernden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Erbitterung des Volkes über den jüdischen Inflationsschwindel und die innerpolitische parteiliche Zerrissenheit öffnen vielen tausend Deutschen die Augen über das, was gespielt wurde. Zum ersten Male vor breiter Öffentlichkeit tritt ein Mann auf, der einen Schlußpunkt setzen [27] will unter die furchtbare Verknechtung seines von ihm heiß geliebten Vaterlandes. Im November 1923 marschiert Adolf Hitler mit seiner SA. in München mit dem festen Entschluß im Herzen, das Steuer der deutschen Politik an sich zu reißen. Verrat und Feigheit lassen den Versuch scheitern. Deutschlands bester Mann wurde nach dem Mißlingen des Putsches in München eingekerkert und dadurch den Erfüllungspolitikern die Möglichkeit gegeben, Deutschland nicht der Freiheit, sondern weiteren Niederlagen entgegenzuführen.


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Die Schandverträge
Hans Wilhelm Scheidt