SucheScriptorium
BuchversandArchiv IndexSponsor
 
[22]

Rede im Kongreß beim Antritt der zweiten Präsidentschaft Wilsons am 5. März 1917.
(Auszug)

Von Anfang an hat der Krieg unvermeidlicherweise unserem Geiste, unserer Industrie, unserem Handel und unserer Politik und Sozialpolitik seinen Stempel aufgedrückt. Es war unmöglich, ihm gleichgültig oder unabhängig gegenüberzustehen.

Und doch waren wir uns die ganze Zeit über bewußt, daß wir nicht daran teilnehmen. Trotz vieler Meinungsverschiedenheiten sind wir einander nähergebracht worden. Man hat uns zur See großes Unrecht zugefügt. Wir haben aber nicht den Wunsch gehabt, mit Unrecht und Beleidigungen zu antworten, und haben stets an dem Bewußtsein festgehalten, irgendwie beiseite zu stehen. Obwohl einige uns zugefügte Übel unerträglich wurden, sind wir uns stets bewußt gewesen, daß wir nichts für uns selbst wünschen, was wir nicht für die ganze Menschheit zu fordern bereit wären, nämlich rechtschaffenes Handeln, Gerechtigkeit, Freiheit, zu leben, und Schutz vor organisiertem Unrecht.

In diesem Geiste und aus diesem Gedanken heraus sind wir mehr und mehr inne geworden, mehr und mehr zu der Überzeugung gelangt, daß unsere Aufgabe die sein muß, für die Erhaltung und Stärkung des Friedens zu arbeiten. Wir mußten uns bewaffnen, um unseren Anspruch auf ein gewisses Mindestmaß von Recht und Freiheit des Handelns durchzusetzen. [24] Wir stehen fest in bewaffneter Neutralität, weil es scheint, daß wir auf keine andere Weise zum Ausdruck bringen können, worauf wir bestehen und was wir nicht missen können. Es kann sogar sein, daß wir durch die Umstände zu einer aktiven Verteidigung unserer Rechte und zu einer unmittelbaren Teilnahme an dem großen Kampfe selbst veranlaßt werden. Aber nichts wird unsere Gedanken oder unsere Ansicht ändern. Sie sind zu klar, um verdunkelt zu werden, zu tief verwurzelt in den Grundlagen unseres Volkslebens, um sich zu ändern. Wir wünschen weder zu erobern, noch Vorteile zu erringen, wir wünschen nichts, was nur auf Kosten eines anderen Volkes erreicht werden kann. Wir haben uns immer zu selbstlosen Absichten bekannt und verlangen nach einer Gelegenheit, zu beweisen, daß dies Bekenntnis aufrichtig ist.

Es gibt bei uns zu Hause noch viel zu tun, um unsere eigene Politik zu klären und unserem gewerblichen Leben neue Lebenskraft einzuflößen. Das soll auch alles geschehen, je nachdem Zeit und Gelegenheit sich bieten. Aber wir wissen, daß das größte, was zu tun bleibt, die ganze Welt zur Bühne erfordert und in gemeinschaftlicher Arbeit mit den großen, umfassenden Kräften der Menschheit vor sich gehen muß, und wir bereiten uns im Geiste darauf vor. Es wird gleich nach dem Kriege geschehen und die Zivilisation wieder aufrichten müssen. Wir sind nicht länger Provinzler. Die tragischen Ereignisse der letzten 2½ Jahre voll Kampf auf Leben und Tod haben uns zu Weltbürgern gemacht. Wir können nicht zurück. Unser eigenes Geschick als Nation steht auf dem Spiel, ob wir wollen oder nicht.

Und doch sind wir deshalb nicht weniger Amerikaner. Wir werden um so amerikanischer sein, je mehr wir den Grundsätzen treu bleiben, in denen wir aufgezogen sind. Es sind nicht die Grundsätze einer Provinz oder eines einzelnen Kontinents, sondern wir haben stets gewußt und verkündet, daß es die Grundsätze einer befreiten Menschheit sind.

Dies sind daher die Dinge, für die wir, ob Krieg oder Frieden, eintreten werden:

Daß alle Nationen gleichviel Interesse am Weltfrieden und der politischen Stabilität der freien Völker haben und für ihre Aufrechterhaltung in gleichem Maße verantwortlich sind;

daß der wichtigste Grundsatz des Friedens die wirkliche Gleichheit der Völker in allen Rechtsfragen ist;

daß kein sicherer und gerechter Friede sich auf ein bewaffnetes Gleichgewicht der Völker gründen kann;

daß die Regierungen alle rechtmäßigen Gewalten von der Zustimmung der Regierten ableiten und der Gemeinwille und die Macht der Völkerfamilie keine anderen Gewalten zulassen soll;

daß die Meere auf Grund von Rechtsbestimmungen, die durch allgemeine Vereinbarung und Zustimmung erlassen sind, gleich frei und soweit möglich jedermann unter gleichen Bedingungen zugänglich sein sollen;

daß die nationalen Rüstungen auf die innere Ordnung und Sicherheit eines Volkes beschränkt werden sollen;

[26] daß die Gemeinschaft der Interessen und der Macht, von der der Friede in Zukunft abhängen muß, jedem Volk die Sorge dafür auferlegt, alle Einflüsse aus seiner Mitte, die die Revolution in anderen Staaten schüren und unterstützen, entschlossen und wirksam zu unterdrücken und zu verhindern.





Der Friedensgedanke
in Reden und Staatsakten des
Präsidenten Wilson

SucheScriptoriumArchiv IndexSponsor
 
[23]

Second Inaugural Address of Woodrow Wilson, March 5, 1917.
(Excerpt)

The war inevitably set its mark from the first alike upon our minds, our industries, our commerce, our politics, and our social action. To be indifferent to it or independent of it was out of the question.

And yet all the while we have been conscious that we were not part of it. In that consciousness, despite many divisions, we have drawn closer together. We have been deeply wronged upon the seas, but we have not wished to wrong or injure in return; have retained throughout the consciousness of standing in some sort apart, intent upon an interest that transcended the immediate issues of the war itself. As some of the injuries done us have become intolerable we have still been clear that we wished nothing for ourselves that we were not ready to demand for all mankind, – fair dealing, justice, the freedom to live and be at ease against organized wrong.

It is in this spirit and with this thought that we have grown more and more aware, more and more certain that the part we wished to play was the part of those who mean to vindicate and fortify peace. We have been obliged to arm ourselves to make [25] good our claim to a certain minimum of right and of freedom of action. We stand firm in armed neutrality since it seems that in no other way we can demonstrate what it is we insist upon and cannot forego. We may even be drawn on, by circumstances, not by our own purpose or desire, to a more active assertion of our rights as we see them and a more immediate association with the great struggle itself. But nothing will alter our thought or our purpose. They are too clear to be obscured. They are too deeply rooted in the principles of our national live to be altered. We desire neither conquest nor advantage. We wish nothing that can be had only at a cost of another people. We have always professed unselfish purpose and we covet the opportunity to prove that our professions are sincere.

There are many things still to do at home to clarify our own politics and give new vitality to the industrial processes of our life, and we shall do them as time and opportunity serve; but we realize that the greatest things that remain to be done must be done with the whole world for stage and in co-operation with the wide and universal forces of mankind, and we are making our spirits ready for those things. They will follow in the immediate wake of the war itself and will set civilisation up again. We are provincials no longer. The tragical events of the thirty months of vital turmoil through which we have just passed have made us citizens of the world. There can be no turning back. Our own fortunes as a nation are involved, whether we would have it so or not.

And yet we are not the less Americans on that account. We shall be the more American if we but remain true to the principles in which we have been bred. They are not the principles of a province or of a single continent. We have known and boasted all along that they were the principles of a liberated mankind.

These, therefore, are the things we shall stand for, whether in war or in peace:

That all nations are equally interested in the peace of the world and in the political stability of free peoples, and equally responsible for their maintenance;

that the essential principle of peace is the actual equality of nations in all matters of right or privilege;

that peace cannot securely or justly rest upon an armed balance of power;

that governments derive all their just powers from the consent of the governed and that no other powers should be supported by the common thought, purpose, or power of the family of nations;

that the seas should be equally free and safe for the use of all peoples, under rules set up by common agreement and consent, and that, so far as practicable, they should be accessible to all upon equal terms;

that national armaments should be limited to the necessities of national order and domestic safety;

[27] that the community of interest and of power upon which peace must henceforth depend imposes upon each nation the duty of seeing to it that all influences proceeding from its own citizens meant to encourage or assist revolution in other states should be sternly and effectually suppressed and prevented.





President Wilson's Vision of Peace
as Expressed in his Speeches
and Acts of State