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Bd. 8: Die Organisationen der Kriegführung, Dritter Teil:
Die Organisationen für das geistige Leben im Heere

[348] Kapitel 7: Fürsorge für das geistige Leben im Heere,
Wohlfahrtseinrichtungen usw.

Professor Melchior v. Hugo, Hauptmann a. D.

1. Allgemeines.

Wollte man nach früheren Kriegen über das geistige Leben im Heere berichten, so genügten einige allgemeine Angaben: Daß die Stimmung der Truppen vorzüglich gewesen, oder daß die Leute zum Küssen seien. Ein einziger Rausch trug damals Offiziere und Mannschaften über die Gipfel von Sieg und Schlacht und über die Niederungen nicht allzu ausgedehnter Stellungskämpfe hinweg; von einem besonderen geistigen Leben konnte kaum die Rede sein, noch viel weniger von einer Fürsorge für dasselbe. Selbst die wenigen Feldzeitungen dienten nur der flüchtigen Unterhaltung.

Und für die Wohlfahrt genügte die Sorge der unmittelbaren Vorgesetzten; erschöpfte sich außerdem in reichlichen Liebesgabensendungen aus der Heimat und einzelnen Bemühungen des Roten Kreuzes, sowie des Vaterländischen Frauenvereins.

In die Mobilmachungsvorbereitungen war deshalb auch später die Fürsorge für das geistige Leben nicht einbegriffen; der Wohlfahrtspflege wurde nur nebenbei gedacht, man überließ sie der Privatinitiative, der Geistlichkeit und allenfalls dem Roten Kreuze.

Man meinte, das Erleben des Krieges würde die Truppen derart ausfüllen, das kameradschaftliche Zusammensein würde für die Ruhezeiten so anregend sein, daß außer der Einrichtung von Kantinen, gelegentlichen kleinen Festlichkeiten und der Unterstützung harmloser Feldzeitungen nichts vonnöten wäre.

Für die allererste Kriegszeit, ebenso für die späteren größeren Vormarschperioden stimmte diese Auffassung auch. Aber, wie auf jedem anderen Gebiet, so führte auch auf dem Gebiet der geistigen und leiblichen Fürsorge der Weltkrieg eine Fülle von neuen Begriffen, neuen Maßnahmen herbei.

Zuerst war man von den großen Eindrücken ganz benommen. Man war ja in fremden Ländern, die man kaum vom Hörensagen kannte, lernte fremde Sprachen, Sitten und Kleidung kennen, sah blühende Städte, schöne Schlösser [349] und eigenartige Landschaften mit unbekannten Wirtschaftsmethoden, wurde vom Geschick heute in ein weiches Bett, morgen höchstens auf ein Strohlager geworfen und ließ sich tragen von dem Lebensgefühl, das Todesgefahr und kriegerische Erfolge hervorbringen. Dazu umfaßte alle eine wundervolle Kameradschaft, eine glühende Liebe zum Vaterlande, ein Haß gegen die Feinde, die es bedrohten. Da hatte man der geistigen Anregung übergenug; und der Schwung der Seele half über körperliche Mißhelligkeiten und langweilige Stunden hinweg.

Aber der Krieg überdauerte die stürmische Begeisterung der ersten Monate. Aus einem kurzen Erleben wurde ein langes Dasein in der Fremde. Die Fronten waren der Heimat ferngerückt, erstarrten im nervenaufreibenden Stellungskrieg; langgestreckt wurden die Etappenstraßen und groß die besetzten Gebiete.

Das war dann nicht mehr das abwechslungsreiche In-den-Tag-hinein-Leben, die Spannung des Augenblicks; das wurde der hinschwelende, tödlich langweilige und doch so grausam zermürbende Grabenkrieg. - An der Front zwischen aufflammenden, zähen, fast ergebnislosen Kampftagen Zeiten dumpfen Hinbrütens in morastigen, engen und dumpfen Unterständen oder bestenfalls kasernenartig zusammengepfercht in halbzerstörten Behausungen; weiter hinten dagegen ermüdender Nachtdienst in der Etappe, inmitten fremder grollender Bevölkerung, losgelöst von Heimat und heimatlicher Sitte.

Da zeigte es sich bald, zuerst freilich bei den Bewohnern der besetzten Gebiete, dann aber auch bei den Soldaten, wie schwer es dem Menschen fällt, ohne den äußeren Zwang bürgerlicher Sitte, der Satzungen der Kulturgemeinschaft sein Leben zu gestalten. Der Krieg bringt es mit sich, daß das historisch gewordene Gefüge des Sittengesetzes aus eiserner Notwendigkeit hier und da einmal gelockert werden muß. Die Notwendigkeit zu erkennen und auf das äußerste zu beschränken, erfordert härteste Selbstzucht und Verantwortungsgefühl. Aber nicht jeder weiß Notwendigkeit und Willkür zu unterscheiden, besonders wenn der Geist ermüdet und stumpf ist und die äußeren Umstände trostlos sind. Dann, im engen Zusammenleben, überwiegen leicht die gemeinsamen leiblichen Interessen, wenn die Kameradschaft nicht mit geistigen Ideen erfüllt ist. Diese Gefahr war im Winter 1914/15 vorhanden. Das Feuer der ersten Begeisterung war ausgebrannt; an seine Stelle trat der Materialismus. Und die Manneszucht drohte zu schwinden. Sie muß auf geistigen oder seelischen Werten aufgebaut sein, wenn sie nicht zu einem Sklavengehorsam herabsinken will, der bereit ist, bei erster Gelegenheit die lästigen Fesseln zu sprengen.

Ein Volk ist nicht ungestraft längere Zeit nur Soldat. Die einseitig militärische Zucht ist jungen Leuten gut und heilsam. Aber das deutsche Heer bestand nicht mehr in der Hauptsache aus solchen grade Herangewachsenen, denen das Leben ohne äußere Ziele schön dünkt, verantwortungslos wie sie sind und [350] im Vollgefühl ihrer Ideale und jugendlichen Körperkraft. Die meisten hatten schon im Leben und Beruf gestanden, hatten ihr Ziel und Streben unterbrechen müssen und wurden durch das Herausgerissensein aus gefestigter Umgebung und den ausschließlichen Kriegsdienst niedergedrückt.

Da war es auch seelisch eine erlösende Tat, daß von der Obersten Heeresleitung jener Befehl erging, der den Handwerker an seine gewohnten Werkzeuge, den Landmann an die Feldbestellung im Kriegsgebiet bis hart an die Front rief. Eine neue Epoche der Kriegführung hatte begonnen damit, daß das reine Kriegshandwerk verbunden wurde mit den Arbeiten eines geordneten Staatswesens. Und ganz von selbst schoben sich die gelockerten Glieder bürgerlicher Sitte wieder zusammen. Nun waren die Stunden der Arbeit reichlich und vielseitig ausgefüllt; aber auch die Zeiten der Ruhe, so kurz sie auch bemessen waren, verlangten nach einem geistigen Inhalt und gewisser Behaglichkeit. Und damit setzte die Fürsorge für das geistige Leben und die allgemeine Wohlfahrtspflege ein.

Es war in der Winterzeit 1914/15, als das Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften eine Wandlung erfuhr. Gemeinsame Begeisterung, Gefahren und Erfolge hatten um das ganze deutsche Heer ein Band innigster Kameradschaft geschlungen, das verstärkt wurde durch gegenseitige Hochachtung. Die Abstufung in der Wertschätzung der Waffengattungen war verschwunden, höchstens daß die Pioniere noch mit ehrfürchtigerem Staunen betrachtet wurden als die anderen Truppenteile. Im Schützengraben selbst waren später die Lebensbedingungen noch ähnlich genug, um die Rangunterschiede verschwinden zu lassen. Anders wurde es bei den Unterkünften des Stellungskrieges. Der Unterschied zwischen Offiziersquartieren und den meist kasernenartigen Mannschaftsbehausungen, besonders bei engster Belegung, war naturgemäß groß. Erstere richteten sich sofort Kasinos ein, während letztere erst allmählich notdürftige Kantinen erhielten, soweit nicht noch Estaminets oder Kaschemmen in erreichbarer Nähe waren. Es fehlte überall ein Fleckchen, wo der Soldat ungestört einen Brief schreiben, in der Stille ein gutes Buch lesen konnte. Für die feiner organisierten Mannschaften - und wie viele hochgebildete gab es nicht darunter? - war es die größte Qual, niemals allein sein zu können; denn in dem Kantinenbetrieb gewannen die roheren Elemente naturgemäß bald die Oberhand. Gleicher Idealismus, gemeinsame Arbeit und gemeinsame Gefahren stärken und vertiefen die Kameradschaft; gemeinsames Nichtstun und Langeweile wirkt zerstörend und verflachend.

So bildete sich allmählich an manchen Stellen eine Kluft zwischen Offizieren und Mannschaften, sobald die äußere Berührung aufhörte, hauptsächlich aus dem Neid gegen die Begünstigteren. Daß die äußeren Daseinsbedingungen der Mannschaften besserungsbedürftig waren, blieb den Offizieren nicht verborgen, und man begann durch Einrichtung von gemütlicheren Kantinen mehr für das [351] leibliche und durch Veranstaltung von Musik und Sportsunterhaltung, sowie durch Herbeischaffung von Lesestoff für das geistige Wohl der Untergebenen zu sorgen.

Es waren zunächst nur zaghafte Versuche, ohne Vorkenntnisse und Anleitung, von warmherzigen, pflichtbewußten Offizieren unternommen, aber sie fielen auf einen dankbaren Boden. Eine neue Art von freundschaftlichem Verhältnis entstand in den Gesangvereinen, beim Sport und bei den kleinen Festen zwischen Offizieren und Mannschaften. Jeder suchte sein Bestes zu geben; man war ja so genügsam geworden!

Genügsam war man auch bei den ersten Feldzeitungen, die auftauchten, wo man eine Druckerpresse und schreibgewandte Federn fand. Es waren oft nur kleine Blättchen in der Art der Bierzeitungen, voll harmlosen Ulks; sie erschienen und verschwanden bald wieder, dem Augenblick genügend. Es war eine erste, noch unbeholfene Form, einen geistigen Niederschlag der Allgemeinstimmung zu geben und den Lesehunger zu befriedigen.

Als Lesestoff wurden verschlungen gelegentlich vom Nachschub mitgebrachte oder als Einwickelpapier von Liebesgabensendungen gebraucht gewesene alte Zeitungen, dann auch Traktätchen, die aber bald die Front zum Überdruß überschwemmten und nicht lange Anklang fanden. Sie trafen den Ton nicht, der vonnöten war. Das war blutwenig, und viel zu langsam besserten sich die Verhältnisse. Man glaubte in weiten Kreisen doch immer noch an ein nahes Kriegsende und fürchtete nur unnütze Zeit und Kraft an Wohlfahrtseinrichtungen zu verschwenden. Deshalb wurde an der Front nur sehr vereinzelt großzügiger und weitblickender darin gearbeitet.

Anders war es in der Etappe. Da waren es zuerst die christlichen Vereine, die nach dem Vorbild Englands, das in seinen vielen Kolonialkriegen Erfahrungen genug gesammelt hatte, Soldatenheime längs der Bahnlinien errichteten. Im Anfang waren es lediglich Eisenbahner- und Marineheime; aber bald fanden die Vereine tatkräftige Unterstützung seitens der Etappenkommandanten, und an allen größeren Orten erwuchsen Heime mit Verpflegung, die auch mit Lesestoff ausgestattet wurden. Die Heimatpresse organisierte einen Zeitungsversand in die besetzten Gebiete; aber es dauerte doch immerhin bis zum Herbst 1915, bis auch die Front sich einer Lieferung der Tageszeitung leidlich regelmäßig erfreuen konnte.

In den rückwärts gelegenen größeren Städten entstanden auch die ersten bedeutenderen Feldzeitungen (als bekannteste wohl die Liller Kriegszeitung). Diese sogen die kleineren Blätter größtenteils auf, so daß schließlich fast nur bei den Armee-Oberkommandos und ähnlich großen Behörden solche erschienen, nunmehr sachgemäß ausgebaut und den vielseitigsten Ansprüchen genügend.

Auch Buchhandlungen waren den Bahnlinien gefolgt; sie fanden so großen Zuspruch, daß bald jede Armee und viele kleinere Truppenverbände Kontrakte [352] mit Buchhändlern abschlossen, deren Läden dann an allen Fronten zu finden waren. Daneben wurden fahrbare Leihbüchereien von privaten Vereinigungen in großer Anzahl den Divisionen zur Verfügung gestellt, die einen ausgesucht guten Lesestoff den Truppen vermittelten.

Kinos, Theater und Männerchöre entstanden; ernste und heitere Vorführungen aus dem Kreise der Truppenteile wurden geboten; Fußballspiel und Wassersport wurde getrieben, wo sich Gelegenheit dazu bot.

Diese Entwicklung, vom Generalquartiermeister unterstützt, erreichte im Winter 1915/16 im allgemeinen ihren Abschluß. Einzeloffiziere, niedere und höhere Kommandostellen und Vereine hatten diese Einrichtungen geschaffen, jeder so gut, wie er es verstand. Sie waren wahrlich nicht überall vollkommen; vielerorts fehlte das Verständnis für ihre Notwendigkeit, anderwärts schien gar Überfluß zu herrschen; militärische Notwendigkeiten, vor allem die immer häufigere Verschiebung der Truppen, stellten viele Hindernisse in den Weg; die Ortskommandanturen, in deren Hände diese Einrichtungen immer mehr übergingen, waren noch nicht durchweg bodenständig.

Besonders verschieden war es natürlich auch an den verschiedenen Fronten. Im Osten und Südosten verboten die gewaltigen Frontverschiebungen und -ausdehnungen sowie sonstige örtliche und klimatische Schwierigkeiten eine Wohlfahrtspflege im oben umrissenen Sinne. Nur dort, wo sich ein Stellungskrieg herausbildete, setzte Vereinstätigkeit ein, die unter größten Schwierigkeiten und Opfern durch Einrichtung und Leitung einer besonders großzügigen Art von Soldatenheimen bis tief hinab nach Palästina den Gedanken der werktätigen Christenliebe verwirklichte. Wo es ging, tauchten Büchereien und Feldzeitungen auf. Alles andere konnte nur improvisiert aus den Truppenteilen selbst entstehen. Eine gleichmäßige Entwicklung war lediglich auf der Westfront möglich, weshalb diese auch den nachfolgenden Darlegungen in der Hauptsache zugrunde gelegt ist.

Hier trat eine gänzliche Veränderung ein im Sommer 1916 durch die Sommeschlacht.

Die veränderten taktischen Anschauungen machten die Divisionen immer mehr zu der Kampfeinheit und lösten sie von der bisherigen engen Verbindung mit ihren Generalkommandos. Letztere blieben bodenständiger als die sehr häufig und immer häufiger herumgeworfenen Divisionen. Dadurch wurden die Generalkommandos mit den ihnen unterstellten Ortskommandanturen fast die alleinigen Träger der Wohlfahrtspflege, da die Kampftruppen nur noch vorübergehend an einem Frontabschnitt weilten, der Wohlfahrtseinrichtungen wohl dringend bedurften, aber keine Kräfte übrig hatten, sie selbst in die Hand zu nehmen.

Die frohe Stimmung, die aus der Verbindung zwischen Kriegshandwerk und bürgerlicher Tätigkeit entsprungen war, schwand, als die Truppen nicht selbst mehr ihren Acker bestellten, sich selbst nicht mehr ihre Wohnungen aus- [353] bauen und ausschmücken konnten; sie waren wieder nichts weiter wie Krieger unter den erschwerendsten Umständen. Da schwand auch das fast häusliche Behagen, mit dem sie die aus ihrer Mitte geborenen Wohlfahrtseinrichtungen und Erheiterungen umgeben hatten. Die Soldatenheime wurden unpersönliche Stätten, welche die Soldaten nur als Gäste, nicht mehr als Hausgenossen betraten; bei Aufführungen und musikalischen Darbietungen fehlten die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bühne und Zuschauerraum; man wurde kritischer in bezug auf das Gebotene und strebte mehr dem an sich unpersönlicheren Kino zu, das von jetzt ab immer stärker in den Vordergrund trat.

Auch das Verhältnis zwischen Offizier und Mann wurde hierdurch betroffen; das allgemeine Kameradschaftsgefühl trat zurück. Die Hochachtung und das Vertrauen auf die Tapferkeit und die menschlichen Eigenschaften der anderen gedieh nur noch im engsten Truppenverband; weiterhin war die Abstufung des Dienstranges maßgebend; die Wertschätzung einzelner Truppengattungen nach äußerlichen Gesichtspunkten wagte sich wieder hervor. Auch Hochmut und Neid lockerten das allgemeine Kameradschaftsgefühl. Und noch ein anderer Punkt trat mehr und mehr in die Erscheinung. Der alte Stamm aktiver Friedensoffiziere war größtenteils aus der Front, jedenfalls in den unteren Dienstgraden, verschwunden: sie waren gefallen oder so schwer verwundet, daß sie nur noch beschränkt verwendungsfähig waren; zum anderen Teil waren sie durch Beförderung zu höheren Dienstgraden den unteren Stellen entrückt. Auch die durch Aufstellung von Neuformationen bedingte große Vermehrung der Stäbe entzog einen Teil der aktiven Offiziere der Front, da für die Besetzung der Stellen, insbesondere der Generalstabsoffiziere, der Natur der Dinge nach auf den Offizier des aktiven Dienststandes zurückgegriffen werden mußte. Dazu kam noch, daß der immer größer werdende Betrieb des Feldeisenbahnchefs, der Ausbau der Feldtelegraphie, ganz besonders aber der des Feldflugwesens einen Bedarf an Offizieren forderte, bei dem auch der aktive Offizier nicht zu entbehren war.

Die Reserveoffiziere aus der Friedenszeit mit ihrer gründlichen Durchbildung und den Erfahrungen der ersten Kriegsjahre waren größtenteils zu Bataillonsführern vorgerückt.

Durch alle diese Umstände hatten die engste Fühlung mit den Mannschaften als Kompagnieführer fast durchgängig die Kriegsleutnants bekommen; als Führer im Kampf unübertroffen, hatten sie doch meist nicht die Vorbildung und Lebenserfahrung, ihren oft an Lebensalter und innerer Festigung überlegenen Untergebenen ein sicheres Vorbild zu sein. Ihnen fehlte vor allem die Schulung, die im Frieden ein festumschlossenes Offizierskorps gab, und waren im inneren Dienst ganz auf ihre erfahrenen Feldwebel angewiesen. Zwischen sie und die Mannschaften schob sich eine breite Schicht solcher, die trotz Bildung und Weltkenntnis aus irgendeinem Grunde nicht Offiziere geworden waren. [354] Sie wurden die Vertrauten und Berater ihrer Kameraden, übten oft einen guten Einfluß, oft aber auch einen schlechten auf sie aus, entzogen jedenfalls den Offizieren einen Teil desjenigen menschlichen Vertrauens, das die erste Vorbedingung wahrer Kameradschaft ist.

Dazu kam, daß immer mehr die Erkenntnis dämmerte, wie stark das Wirtschaftsleben der Heimat durch den Krieg umgewandelt wurde. Die einen warfen sich da mit Eifer auf das Studium ihrer Fachliteratur, um nicht allzu stark in Rückstand zu kommen, wenn nach Kriegsende der Kampf ums Dasein wieder beginnen würde; und Bücher wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Charakters konnten gar nicht genug an die Front geschafft werden.

Die anderen zermürbten sich in Sorge um die Lage ihrer Familien daheim, um ihre verlassenen Geschäfte, wußten sich keinen Rat und fielen darum leicht der Meinung zum Opfer, die Politik könne einen Ausweg schaffen. Nur in den seltensten Fällen war der eigene Kompagnieführer in der Lage, ihnen ein sicherer Mentor zu sein; an die Rechtsberatungsstellen, die bei jeder Truppe eingerichtet waren, wagte man sich nicht zu wenden - sie waren den meisten fremd. Da hatten sie größeres Vertrauen zu jenen nicht beförderten gebildeteren Kameraden, die dadurch einen großen und - wie gesagt - oft unheilvollen Einfluß innerhalb ihrer Truppe erlangten. So wurde die Scheidewand zwischen Offizieren und Mannschaften immer höher, besonders natürlich in der Etappe, wo das starke Bindeglied der Hochachtung wegen persönlicher Tapferkeit weniger vorhanden war, zumal das Eiserne Kreuz auch nicht mehr immer das äußere Zeichen ehrenvoll bestandenen Kampfes war.

Die Wohlfahrtseinrichtungen wurden in diesem Jahr wohl weiter ausgebaut; aber es war eine gewisse Müdigkeit eingetreten und vielerorts eine Planlosigkeit oder ein Bureaukratismus, der die Seele der Wohlfahrtseinrichtung, die Nächstenliebe, erstickte oder jene gar zu einträglichen Erwerbsquellen herabwürdigte.

Vor allem fehlte es an der Möglichkeit, dort, wo demnächst stärkere Truppenansammlungen zu erwarten und wo sie deshalb am nötigsten waren, solche Wohlfahrtseinrichtungen von langer Hand vorzubereiten.

Da schuf der Generalquartiermeister, General-Leutnant Hahndorff, im Spätsommer 1917 an der Ost- und Westfront je eine Stelle, "die Anregungen gibt und vermittelt und durch dauernde persönliche Fühlungnahme mit den Armeebehörden darauf hinwirkt, daß die bereits geschaffenen und noch zu treffenden Maßnahmen und Einrichtungen für die Anregung der Truppen im Felde der Front und der Etappe möglichst gleichmäßig zugute kommen".

Es entstanden hierdurch Zentralstellen, die bisher immer gefehlt hatten und die schmerzlich vermißt waren. Jetzt kamen sie zu einer Zeit, wo die Hindernisse fast nicht mehr zu übersteigen waren und wo vor allem die Arbeitskräfte und das Material fehlten, um vollgültige Einrichtungen zu schaffen. Auch war [355] an der Ostfront, im Balkan und im Orient wegen der Belastung der Eisenbahnen bei den gewaltigen Entfernungen etwas Ersprießliches zu leisten so gut wie unmöglich geworden, so dringend gerade dort das Bedürfnis war. Die dortige Zentralstelle ging deshalb auch nach kurzer Zeit wieder ein. Im Westen dagegen war es noch gelungen, verhältnismäßig große Erfolge zu erzielen.

Die Westfront bekam damals, im Herbst 1917, eine immer größere Bedeutung für den Krieg. Das äußerte sich auch in der immer stärkeren Truppenanhäufung und, damit verbunden, in den immer geringer werdenden Bedingungen des notwendigsten Behagens. Da reichten die bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen bei weitem nicht mehr aus. Es fehlte auch der Anstoß, neue zu schaffen; und die vorhandenen waren verzettelt und meist nur weit hinter der Front zu finden. Die zum Teil sehr erheblichen Einnahmen wurden von den örtlichen Truppenbehörden nach Gutdünken verwendet. So konnten sie in größeren Städten geradezu üppig ausgestattet werden; in kleinen Orten, Lagern und nahe der Front fehlten dagegen die Geldmittel, solche zu errichten oder zu erweitern. Durch die Schaffung einer Zentralstelle wurden die Truppenteile auf die Wichtigkeit derartiger Einrichtungen aufmerksam gemacht; sie sahen einen Rückhalt im Generalquartiermeister; und durch die Verfügung, daß alle aus Feldbuchhandlungen, Kinos und Soldatenheimen und sonstigen Einrichtungen kommenden Einnahmen, die sich auf viele Millionen bezifferten, restlos der Schaffung neuer Wohlfahrtseinrichtungen dienen sollten, waren die Armeen in der Lage, sich ihrer Pflege eindringlicher zu widmen.

Während beispielsweise am 1. September 1917 an der Westfront 320 Soldatenheime bestanden, andere Einrichtungen in ähnlichem Verhältnis, konnten am 1. Dezember gemeldet werden:

    Soldatenheime fertig 1043, geplant 339
    Leseräume " 876, " 263
    Leihbüchereien " 717, " 222
    Feldbuchhandlungen " 449, " 30
    Theater und Vortragsräume " 378, " 123
    Kinos " 326, " 93
    Rechtsauskunftsstellen über 500.

Diese Zahlen stiegen dann bis zum Herbst 1918 auf beinahe das Doppelte.

Der Umsatz der gesamten Wohlfahrtseinrichtungen der Westfront in diesem letzten Jahre konnte überschlägig auf 180 Millionen Mark (Goldmark!) beziffert werden, wovon der Gewinn den Frontsoldaten zugute kam. Zur Einrichtung von Offizierkasinos usw. durften diese Gelder nicht verwendet werden. Außerdem hatte bis in die letzte Zeit hinein die Heimat nicht nachgelassen, auch mit finanziellen Opfern die Wohlfahrtseinrichtungen zu verbessern.

[356] Fast gleichzeitig wurde durch den 1. Generalquartiermeister, General Ludendorff, die "Aufklärungsorganisation", oder, wie es später hieß, der "Vaterländische Unterricht" ins Leben gerufen, in dessen Leitsätzen es in Absatz 3 Ziffer 5 hieß:

"Zum Vaterländischen Unterricht wird das Material verwendet durch:
      a) Vorträge, Unterhaltungsabende, Feldkinos und Theateraufführungen,
      b) Feldpredigten,
      c) Armeezeitungen,
      d) Feldbüchereien,
      e) Feldbuchhandlungen.
Die zur Erholung und Aufheiterung dienenden Maßnahmen müssen in erster Linie den fechtenden Truppen und Truppen in Ruhestellung zugute kommen."

Neben jener obengenannten Zentralstelle beim Generalquartiermeister, die von einem Punkte aus die Wohlfahrtseinrichtungen fördern und ausgleichen sollte, war dadurch beim Chef des Nachrichtenwesens eine bis ins kleinste ausgearbeitete Organisation geschaffen, die sich bis auf die einzelnen Truppenteile erstreckte, und die sich der Wohlfahrtseinrichtungen nach Bedarf bedienen konnte. Ein enges Zusammenarbeiten jener Zentralstelle mit der Organisation des Vaterländischen Unterrichts war somit gegeben. Dem trug auch der Absatz der Dienstanweisung Rechnung, daß "den Herren der Wohlfahrtsstelle der unmittelbare Verkehr mit den Leitern der Aufklärung zu gestatten, ihnen von den ergehenden Verfügungen und stattfindenden Besprechungen Kenntnis zu geben und ein Einblick in die getroffenen Einrichtungen zu ermöglichen sei; auch ständen die Herren den Leitern der Aufklärung auf Wunsch jederzeit zur Besprechung und Beratung zur Verfügung".

Es setzte auch sofort ein Austausch der beiderseitigen Anschauungen und Anordnungen ein, und ein gedeihliches Hand-in-Hand-Arbeiten wurde bald dadurch erleichtert, daß die Leiter des Vaterländischen Unterrichts neben ihren eigentlichen Dienstobliegenheiten auch größtenteils die geistige Oberleitung über die in ihrem Armeebereich befindlichen Wohlfahrtseinrichtungen übernahmen und sich der Zentralstelle beim Generalquartiermeister in harmonischem Zusammenarbeiten bedienten. Zusammenkünfte, persönliche Rücksprachen, Besichtigungsfahrten und Austausch der Erfahrungen förderten und vereinheitlichten die Wohlfahrtseinrichtungen an der ganzen Westfront.

Der Erfolg war, daß trotz der immer größeren Anhäufung der Truppen hier die äußeren Lebensbedingungen sich im allgemeinen nicht verschlechterten, ja daß auch bei dem starken Vordringen der Fronten in Nordfrankreich rasch die Wohlfahrtseinrichtungen nachgeschoben werden konnten, was bei der schwierigen Ernährungsfrage des Frühsommers 1918 von größter Wichtigkeit war.

Die Stimmung der Truppen war im Frühjahr 1918 durch die Anfangserfolge im Westen und die Entlastung der Ostfront sehr gehoben; andererseits [357] aber wirkten die innerpolitischen Verhältnisse Deutschlands, verstärkt durch die überaus rührige Propaganda der Feinde, niederdrückend. Der Barometer der Stimmung schwankte auf und ab, je nach den militärischen Erfolgen und Mißerfolgen und deren Ausnutzung durch die feindliche Propaganda.

Nach den Fehlschlägen bei Reims und St. Mihiel, verbunden mit dem Mangel an Kartoffeln und dem Futter für die Pferde, wurde die Stimmung der Truppen kritisch. Das Verhältnis zwischen Offizieren und Mannschaften, besonders seitdem durch heimkehrende Urlauber miesmacherische Anschauungen auch in die Front getragen wurden, ließ zu wünschen übrig. Man glaubte den Einflüsterungen, daß durch eine Waffenniederlegung ein leidlicher Versöhnungsfrieden erreicht werden könne. An dem Rückhalt in der Heimat mußte man zweifeln, da in ihr eine große Müdigkeit eingetreten war durch die zu lang andauernde schlechte Ernährung. Andererseits machte sich dort das Kriegsschiebertum immer breiter, so daß sich viele nur zu gern fragten, ob sie für solche Gesellen den Krieg fortsetzen sollten. Diese gedrückte Stimmung kam nur zu sehr in die Öffentlichkeit, wurde geflissentlich weiter verbreitet und galt als noch vorhanden, als der Tiefstand schon überwunden war.

Denn als es durchsickerte, daß die Oberste Heeresleitung beschlossen habe, die Front erheblich weiter rückwärts zu verlegen, da wurde es auch den Frontsoldaten immer mehr klar, daß es jetzt um die Verteidigung des Heimatbodens ging. Das wenig Erfolg zeigende Kämpfen um Stücke feindlichen Landes, dessen Zweck dem einfachen Soldaten nicht mehr einleuchtete, hatte ihn ermüdet. Der Gedanke aber, daß man näher den Grenzen des Heimatlandes dieses zu verteidigen habe, rückte Offiziere und Mannschaften wieder enger zusammen. So wuchs im Spätherbst 1918, in der dringenden Gefahr, bei den Kampftruppen der Geist der Gemeinschaft wieder zusehends. Aber leider nicht in der Etappe; die Heimat und die Regierung merkten zu wenig, wie gesund die Front wieder wurde jenseits des zermürbten Walles der Etappe.

Hier muß noch eines Punktes Erwähnung getan werden, der den Geist der Truppen stark beeinflußt hat.

Bei seinen nächsten Bekannten als ein forscher Kerl angesehen zu werden, ist stets bei der Durchschnittsbevölkerung, besonders im jugendlichen Alter, eine der stärksten Triebfedern aller Handlungen. Das ersetzt bei den meisten den Begriff "Ruhm", mit dem sie wenig anzufangen wissen. Der Nebenmann, die Freunde, die Kompagnie sind ihnen der Inbegriff der Welt. Wenn man bei denen angesehen ist, braucht man nicht zu bramarbasieren. Das liegt im allgemeinen unseren Helden nicht.

In der engeren Kameradschaft stufte sich die Wertschätzung ab nach dem Verdienst; die ganze Kompagnie war stolz auf solche, die sich ihr Eisernes Kreuz ehrlich verdient hatten und kannte ihre Taten.

[358] Und wer dann verwundet war und nach der Heilung wieder zur Kompagnie zurückkehrte, kam damit in seine Welt zurück und in die Wertschätzung seiner Kameraden.

Das Heer wurde aber immer größer, die Kompagnien wurden zerpflückt, um den Stamm zu immer neuen Formationen zu bilden, sie wurden immer wieder aufgefüllt; die Verwundeten kamen zu den Ersatztruppenteilen und, sobald sie wieder felddienstfähig waren, immer seltener zu ihren alten Truppenteilen.

Es war stets ein Gegenstand tiefster, direkt erschütternder Sorge, wenn Verwundete in ein Heimatlazarett sollten, ob sie später wieder zu ihrem alten Regiment zurückkehren würden; ihre letzte Bitte beim Abtransport war fast immer nur die Bitte an die Vorgesetzten, in diesem Sinne zu wirken, sie bald wieder anzufordern.

Es war das nicht zu ändern bei dem Zwang, immer mehr Truppen jederzeit schlagfertig zu erhalten. Die Oberste Heeresleitung war sich wohl bewußt, daß sie sich damit einer der stärksten Stützen jedes Heeres begab: der Tradition. Es ist ein großer Unterschied, ob man in einem Regiment kämpft, das schon in vielen Kriegen Lorbeeren gepflückt hat, das Taten getan hat, von denen die Ehrentafeln in der Kaserne erzählten, als man lange und oft davor sinnend und träumend gestanden, oder ob man zu einer Formation gehört, die vorgestern entstanden ist und nach dem Kriege wieder verschwinden wird. Hat schon der Soldat hierfür ein ausgeprägtes Gefühl, so war das bei den Unteroffizieren und besonders bei den Offizieren um so mehr der Fall, soweit sie aus der Vorkriegszeit stammten. Es war eine Kameradschaft auf Zeit; sie konnte wohl innig und stark sein, aber es fehlte das Gefühl innerer Verpflichtung, die jede Tradition auferlegt und das einen besonderen, edlen Stolz zu erwecken pflegt.

Für die Bestimmung, daß diese neugeschaffenen Truppenteile zu einem Stammtruppenteil gehören sollten, die die Pflege der Kriegstraditionen übernehmen würden, ging das Verständnis ab - sie blieb auf dem Papier.

Aber auch andere seelische Werte mußten in Kauf gegeben werden: Bei den neuen Truppenteilen fehlten den Wiederhergestellten die Augenzeugen ihrer bisherigen Taten, sie mußten ihren Ruf erst aufs neue erwerben oder sich schon selbst zu ihren Herolden machen und galten dann leicht für Aufschneider; sie trauten dann auch den anderen nicht die Festigkeit zu, die ihnen bei den früheren Kameraden das Vorbild war; das persönliche Verhältnis der Blutsbrüderschaft zwischen den Kameraden und mit den Offizieren konnte erst mit der Zeit wiederhergestellt werden, und dann war bald die Kompagnie doch wieder ganz anders zusammengestellt.

So kam es, daß das Maulheldentum immer mehr hochkam, daß die wirklich Tüchtigen, Bescheidenen sich unverstanden und zurückgesetzt fühlten und daß ihnen der starke Anreiz fehlte, unter Freunden in der vordersten Linie zu stehen. [359] Und da infolge der unerhörten Anstrengungen eine innere Ermüdung eintrat, die wenig dazu befähigt, auch ohne Anerkennung das Äußerste an Pflichterfüllung zu leisten, so konnten bei den letzten großen Fehlschlägen in einzelnen Truppenteilen die Spuren von Zermürbung auftreten, die den Zustand der Truppe für für hoffnungsloser ansehen ließ, als es tatsächlich der Fall war.

Daß es nicht der Fall war, zeigte doch die allerletzte Kriegszeit, als man beim Zurückgehen auf die Antwerpenlinie gewillt war, die eigene Grenze zu schützen. Da glaubte ein jeder wieder Fühlung mit der Heimat zu bekommen; da wurde die Tapferkeit wieder persönlichstes Erlebnis; heimatlichste Pflicht; und in diesem Bewußtsein schlossen sich die Fronttruppen wieder zu Blutsbrüderschaften zusammen, die Bestand behielten, bis die Truppen bei ihrer Rückkehr in die Heimat merkten, daß sie auch hier kein Echo ihrer Empfindungen und keine Würdigung ihrer Taten mehr fanden.

Was die Front in den letzten Wochen des Krieges vielerorts an Aufopferung und heldischem Geist geleistet hat, reiht sich würdig an die Großtaten der ersten Kämpfe und Höhepunkte der Kriegsjahre an. Und dankbar erkannte sie die Unterstützung an, die sie in diesen schwersten Zeiten durch die Wohlfahrtseinrichtungen erhalten hatte.

Zu diesen Wohlfahrtseinrichtungen waren neben herumreisenden Theatertruppen und Vortragskünstlern vor allem die Hochschulkurse getreten, die sowohl der Allgemeinbildung als auch dem Fachstudium akademisch gebildeter Kreise dienten. Die Kinos waren zentralisiert worden und wurden von der Heimat in regelmäßigen Kreisläufen beliefert. Auch die Lazarette wurden systematischer mit Lesestoff versehen, Sportplätze eingerichtet, und zum Schluß tauchten immer mehr Soldatenerholungsheime hinter der Front auf. Dem Schönheitsbedürfnis kamen Kunstausstellungen, sowie aus dem Gefahrgebiet gerettete und zu Museen zusammengestellte Kunstwerke entgegen. Veröffentlichungen über im jeweiligen Bezirk vorhandene Kunstschätze und Naturschönheiten konnten den Soldaten in die Hand gegeben werden; die Soldatenheime wurden geschmackvoller ausgestaltet, und in den Kriegerfriedhöfen entstanden Anlagen, die den verwöhntesten ästhetischen Ansprüchen genügten.

So straften die Tatsachen die Behauptungen Lügen, daß das deutsche Heer unholde, barbarische Kriegshorden wären. Bis in die allerletzte Zeit hinein blühten die Wohlfahrtseinrichtungen immer mehr auf, getragen von dem Sinn fürs Hohe, Gute und Schöne, das auch dem einfachsten Mann innewohnt.

Sie blühten und wuchsen, bis sie von den Wogen des zurückflutenden Heeres mit hinweggeschwemmt wurden. Das Gefühl, im Kampf nicht vereinzelt zu stehen, liebende Fürsorge auch unter schwierigen Verhältnissen zu [360] genießen, verband Vorgesetzte und Heimat mit dem Soldaten und nahm ihm die Ansicht, nur Schlachtopfer zu sein. Die in der Wohlfahrtspflege tätigen Personen, warmherzige Vorgesetzte und Hilfskräfte, und wahrlich nicht zuletzt die edlen Frauen, gaben einen Strahl wärmenden Behagens und eine Erhebung der Seelen, die die Rauheit des Kriegsdaseins milderten, die Liebe zum Vaterlande hoben und stärkten im Ertragen der Opfer, wie sie die Pflicht forderte. Und edler Same wurde gestreut, der auch weit über den Weltkrieg hindauert und sicherlich noch manche Früchte zeitigen wird.

Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte