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Bd. 7: Die Organisationen der Kriegführung, Zweiter Teil:
Die Organisationen für die Versorgung des Heeres

  Kapitel 4: Das Nachschubwesen der Marine
und die Ausrüstung von Hilfskriegsschiffen
  (Forts.)

Vizeadmiral Bernhard Rösing

B. Ausrüstung von Hilfskriegsschiffen.   Forts.

2. Sperrbrecher, bewaffnete Fischdampfer und Motorboote, Netzfahrzeuge und Flugzeugmutterschiffe.

Die Offensivmine und das Unterseeboot haben im Lauf des Krieges eine Verwendung gefunden, deren Ausdehnung nicht vorausgesehen worden ist, aber auch nicht vorauszusehen war. Keine Flotte hatte die dagegen notwendigen Abwehrmaßnahmen in genügendem Maße ausgeprobt und vorbereitet. Sie mußten daher unter dem Druck des Krieges entwickelt werden, wofür die erforderlichen Fahrzeuge von der Handelsmarine gestellt werden mußten, bis sie teilweise durch geeignete Spezialbauten ersetzt werden konnten.

Um die Flotte auf dem Marsche vor Minenverlusten zu bewahren, war es erwünscht, Schiffe vorausfahren zu lassen, die etwa denselben Tiefgang wie die Linienschiffe besaßen, deren Ausfall aber keinen so großen Verlust bedeutete. Für diesen Zweck wurden große Handelsdampfer als Sperrbrecher ausgerüstet. Der Tiefgang sollte durch Sandballast hergestellt werden, konnte aber im äußersten Fall nur bis auf 7 - 8 m gebracht werden, während die Linienschiffe 9 - 10 m tief gingen. Handelsschiffe werden im allgemeinen nicht für solchen Tiefgang gebaut, da ihnen dann das Einlaufen in viele Häfen unmöglich sein würde. Damit trotzdem das Fahrwasser genügend abgesucht wurde, erhielten die Sperrbrecher ein Minensuchgerät, das sich entsprechend der geforderten Suchtiefe einstellen ließ. Da die Leinen dieses Gerätes an Spieren befestigt waren, die seitwärts an den Bordwänden angebracht waren, so erweiterte sich die Breite des abgesuchten Wasserstreifens noch über die Breite des Schiffes hinaus. Die Schiffe konnten aber nur in seltenen Fällen so verwendet werden, daß sie einer nachfolgenden Flotte in minenverdächtigen Gebieten den Weg absuchten, da ihre Geschwindigkeit erheblich unter der Marschfahrt der Linienschiffe blieb. Sie machten daher auf den Kursen, die für Flottenunternehmungen in Frage kamen, selbständige Stichfahrten. Insbesondere mußten sie in den Nächten, bevor die Flotte ausfahren sollte, die beabsichtigten Wege noch einmal abfahren. Damit die auf diese Weise kontrollierte Strecke möglichst breit wurde, fuhren meistens drei Sperrbrecher zusammen, die sich mit ihren Suchgeräten gegenseitig überlappten. Daß die nur schwach armierten schwerfälligen Fahrzeuge dabei mancherlei Gefahren nicht nur durch Minentreffer, sondern auch durch Torpedo- und U-Bootsangriffe ausgesetzt waren, liegt auf der Hand. Nach den ersten Verlusten wurde ihre Schwimmfähigkeit dadurch verbessert, daß der Sandballast durch eine sinnreiche Stauung mit Hilfe von Balkenlagen und leeren verspundeten eichenen Ölfässern derart verteilt wurde, daß bei der geforderten Trimmung des Schiffes die ganzen Ladungsräume ausgefüllt [322] wurden, den Explosionsgasen aber doch möglichst viel Luftraum zur Ausbreitung blieb, wodurch ihre Sprengkraft vermindert wurde. Durch diese Stauung ist es gelungen, in vielen Fällen die Wirkung eines Minen- oder Torpedotreffers auf den betroffenen Raum zu beschränken, so daß es möglich war, das Schiff noch in den Hafen zu bringen.

Der Dienst auf den Sperrbrechern blieb trotzdem äußerst gefahrvoll und aufregend. Die Führung dieser Schiffe, die meist in den Händen von Reserveoffizieren der Marine lag, erforderte, ebenso wie der Dienst an Bord, hohes seemännisches Können und eiserne Nerven.

Ein Fahrzeug, das sich für die verschiedensten Kriegszwecke als sehr brauchbar erwies, war der Fischdampfer. Seine Vorzüge bestanden in seinen guten See-Eigenschaften, seinem kräftigen Bau und seinen betriebssicheren Maschinen, seine Nachteile in der geringen Geschwindigkeit und - soweit er zum Minensuchen gebraucht wurde - in seinem großen Tiefgang. Schon bei der Mobilmachung wurden 40 Fischdampfer bewaffnet und zu Hilfskriegsschiffen umgewandelt, um in der Nordsee als Beobachtungsdampfer zu dienen, und zwar hauptsächlich, um die Annäherung feindlicher U-Boote an die Deutsche Bucht zu melden. Aus ihnen wurde die Flottille der Nordseevorpostenboote gebildet, zu deren Chef Korvettenkapitän Max Forstmann ernannt wurde. Als am 28. August 1914 die aus kleinen Kreuzern und Torpedobooten gebildete Sicherungslinie bei unsichtigem Wetter von überlegenen englischen Streitkräften angegriffen und mit Verlust von drei kleinen Kreuzern und einem Torpedoboot aufgerollt worden war, wurde die ganze Sicherung der Deutschen Bucht der Nordseevorpostenflottille allein anvertraut, die dazu auf 14 Torpedoboote und 88 Fischdampfer verstärkt wurde. Sie legte Sicherungslinien von Helgoland in der Richtung der Süder-Hever und Spiekeroog aus, ließ die Gewässer zwischen Helgoland und dem Festlande dauernd absuchen und bildete Sondergruppen, die die Küstengewässer bis zur Ems und dem Lister Tief befuhren. Es begann ein sehr verantwortungsvoller und aufreibender Dienst für die kleinen Fahrzeuge, die unter Führung wetterharter Männer während der langen Kriegsjahre bei jeder Witterung, in schweren Stürmen, in dickem Nebel und den Gefahren, die ihnen von feindlichen Minen und Unterseebooten und nicht zum mindesten von der unbefeuerten Küste drohten, ausharren mußten. Ihrer unermüdlichen Aufmerksamkeit ist es zu verdanken, daß englische U-Boote, die zu Beginn des Krieges öfters innerhalb von Helgoland gesehen worden sind und vor der Wesermündung den kleinen Kreuzer "Hela" versenkten, auch vor der Elbe Minen legen konnten, sich ganz aus diesem Gebiete zurückzogen. Mit der Zeit entstanden außerdem besondere Vorpostenflottillen der Ems, Jade, Weser und Elbe, die mit der Nordseevorpostenflottille Hand in Hand arbeiteten. Auch in der Ostsee wurden derartige Flottillen aus Fischdampfern für die Bewachung von Kiel und Neufahrwasser, sowie für Patrouillenfahrten in See gebildet.

[323] Eine weitere sehr wichtige Verwendung fanden die Fischdampfer im Minensuchdienst. Im Frieden waren Minensuchdivisionen aus älteren kleinen Torpedobooten für die hohe See und aus Schleppern für die Flußmündungen und Hafeneinfahrten mit einem zuverlässigen Minensuch- und Räumgerät ausgebildet worden. Als aber die Verseuchung der Gewässer um Helgoland durch englische Minen einen größeren Umfang annahm, wurde eine schleunige Vermehrung der Minensuchformationen erforderlich. Es wurden sofort Spezialminensuchfahrzeuge in Bau gegeben. Zunächst aber mußten die Fischdampfer aushelfen. Ihr Tiefgang von 3½ - 4 m setzte sie zwar selbst der Minengefahr aus; aber in der ersten Zeit versagte die nicht sehr empfindliche Zündvorrichtung der englischen Minen häufig, wenn sie von den mit geringer Fahrt suchenden Dampfern getroffen wurden. Später, als die Minenkonstruktion geändert war, ist mancher Verlust beim Minensuchen eingetreten. Aus den Fischdampfern wurde in der Nordsee eine Hilfsminensuchflottille unter Fregattenkapitän Krah gebildet, die allmählich bis auf 6 Halbflottillen mit je 6 - 8 Fischdampfern anwuchs. Außerdem beteiligten sich 30 Fischdampfer der Vorpostenflottille der Ems und ein Teil der Nordseevorpostenflottillen an der Sucharbeit.

Minensucher in Fahrt.
[320a]      Minensucher in Fahrt.

U-Boot-Hebeschiff ''Vulkan''. [320a]      U-Boot-Hebeschiff "Vulkan".
Als die Engländer nach der Verschärfung des U-Bootskrieges den Versuch machten, die Deutsche Bucht der Nordsee vollständig mit Minen zu schließen, setzte ein hartnäckiger Kampf der Minensucher gegen die Minensperren ein. Täglich mit Morgengrauen trafen die Flottillen auf dem Arbeitsfelde ein, um bis Sonnenuntergang die ihnen vorgezeichneten Wege fahrbar zu machen. Englische U-Boote beobachteten häufig diese Arbeit und schlossen des Nachts die mühsam hergestellten Sperrlücken wieder durch neue Sperren. So schob sich der Minengürtel immer weiter in die See hinaus. Immer länger wurde der Anmarsch, auch die Nächte mußten in offener See zugebracht werden, da eine Rückkehr in den Hafen nicht mehr lohnte. Kreuzer und Linienschiffe mußten den Schutz gegen feindliche Überfälle übernehmen. Es war ein eintöniger, gefahr- und entsagungsvoller Dienst in dem rauhen Nordseeklima, der durch den plötzlichen Verlust eines Bootes mit seiner braven Besatzung oft jäh unterbrochen wurde, aber immer wieder aufgenommen werden mußte - ein stilles Heldentum, dessen Erfolge in der Öffentlichkeit nur selten erörtert werden konnten, das darum aber nicht weniger Anerkennung verdient.

Als die neugebauten Minensuchboote in Dienst kamen, wurden die dadurch frei werdenden Fischdampfer in den U-Bootsgeleitdienst eingestellt, d. h. sie fuhren den U-Booten auf dem Ausmarsch durch den Minengürtel voraus, um sie vor Minentreffern zu bewahren, die auch in den abgesuchten Fahrstraßen immer noch vorkommen konnten, und holten sie nach beendeter Unternehmung in derselben Weise wieder ein. Die Überzeugung von der Notwendigkeit des Unterseebootskrieges und seiner ausschlaggebenden Bedeutung für den Kriegsverlauf stand in der Marine so fest, daß jeder es sich zur Ehre anrechnete, den [324] tapferen Bootsbesatzungen wenigstens etwas von den Gefahren abzunehmen, denen sie auf ihren Fahrten ausgesetzt waren, um so einen kleinen Teil zum Erfolge
Taucher bei Hebearbeiten an versenkten Donauschiffen.
[Bd. 8 S. 16a]      Taucher bei Hebearbeiten an versenkten Donauschiffen.

Hebung der 'Gneisenau' (Antwerpen). [Bd. 8 S. 16a]      Hebung der "Gneisenau" (Antwerpen).
beizutragen. So ist es gelungen, den U-Booten trotz aller Anstrengungen der Engländer immer wieder die Wege zur Aus- und Einfahrt freizumachen und auch der Flotte die Durchfahrt durch den Minengürtel zu ermöglichen.

In der Ostsee wurden für den Minenräumdienst flachgehende Motorboote vorgezogen. Die Seefähigkeit war hier nicht von so großer Bedeutung, da die Küsten mehr Schutz gegen Wind und Seegang boten. Auch hier mußte man sich zunächst mit umgebauten Privatbooten helfen. In den Häfen und Seebädern wurden alle seegehenden Verkehrsboote zusammengesucht und mit ihnen der Minenkrieg gegen die Russen, die darin Meister waren, geführt. Als dieser sich mehr und mehr in die Gewässer um die baltischen Inseln zog, wurden Mutterschiffe eingerichtet, die die Motorboote einsetzen konnten, um ihnen den Weg nach und von ihrem Tätigkeitsgebiet zu ersparen. Sie boten den Mannschaften Erholung, Verpflegung und ärztliche Hilfe nach längerem Arbeiten in den nassen Booten mit ihrer mangelhaften Kochgelegenheit. Es befanden sich auch kleine Werkstätten an Bord, in denen die häufigen Reparaturen an Bootskörpern und Motoren ausgeführt wurden. Der zähen verlustreichen Arbeit dieser

'Slawa' während des Unterganges.
Das russische Linienschiff "Slawa" während
des Unterganges.      [Vergrößern]

Aus: Der Weltkrieg in seiner
rauhen Wirklichkeit
, S. 573.
Minenräumflottille unter ihrem unermüdlichen Führer Kapitänleutnant Franz Weidgen war es zu danken, daß im Oktober 1917 die große Expedition zur Eroberung der Insel Ösel ohne Schiffsverlust durch die ausgedehnten russischen Minenfelder bis zur Ladungsstelle gelangen konnte, und daß nach glücklich durchgeführter Landung die Linienschiffe "König" und "Kronprinz" in den Rigaischen Meerbusen eindringen konnten, um nach Versenkung des russischen Linienschiffes "Slawa" im Moonsund der russischen Besatzung von Ösel den Rückzug abzuschneiden.

Auf Grund der Erfahrungen, die mit den gemieteten Motorbooten gemacht worden waren, wurden neue Minenräummotorboote gebaut, die ebenfalls zu Flottillen vereint und auf Mutterschiffe verteilt wurden. Zwölf Boote konnten auf einem Schiff eingesetzt werden. Diese Formationen zeichneten sich durch große Beweglichkeit aus, da die größeren Seestrecken auf den Schiffen ausgeführt wurden, ohne daß Boote und Bootspersonal angestrengt wurden. Als die Engländer in der Nordsee flache Minen gegen die U-Boote legten, wurden sie auch dort zum Räumen verwendet, und öfters ist es vorgekommen, daß eine Suchflottille von großen Booten, die in ein flaches Minenfeld geraten war, aus dem sich kein Ausweg bot, von der durch Funkentelegraphie herbeigerufenen Räumflottille aus ihrer unheimlichen Lage befreit werden mußte. Aber auch diesen flachen Booten blieben schmerzliche Verluste dabei nicht erspart.

Andere Motorboote wurden in der Ostsee zur U-Bootsjagd benutzt, als im Herbst 1915 englische Unterseeboote durch den Sund eingedrungen waren [325] und den Seeverkehr nach Dänemark und Schweden empfindlich störten. Im Verein mit Heringsloggern wurden sie zu einer Suchflottille vereinigt, die das Seegebiet systematisch absuchen sollte. Die Heringslogger sollten mit U-Bootsnetzen Sperren legen, während die Motorboote, die mit Wasserbomben und anderen Kampfmitteln ausgerüstet waren, gesichtete feindliche Unterseeboote möglichst in die Netze jagen sollten. Dieses Verfahren hatte in den engeren Gewässern der mittleren Ostsee den Erfolg, daß die Gegner sich dort nicht mehr aufzuhalten wagten. Die zuerst verwendeten Privatmotorboote, die mancherlei Mängel aufwiesen, da sie für eine solche Beanspruchung nicht gebaut waren, wurden später durch neugebaute U-Bootssuchboote und U-Bootszerstörer ersetzt.

Auch diese Formation hatte unter Führung des Fregattenkapitäns v. Rosenberg hervorragenden Anteil an der Eroberung der baltischen Inseln. Bei dem Vormarsch fuhr sie an der Spitze der Schlacht- und Transportflotte durch Minensperren und legte die Seezeichen in dem minenfreien Weg aus, dann sicherte sie den Ankerplatz mit ihren Netzen gegen feindliche Unterseeboote und drang schließlich in die flachen Gewässer nördlich der Insel Ösel vor, die sie für die nachfolgenden Torpedoboote auslotete und betonnte. Dadurch wurde diesen die Möglichkeit gegeben, die den Vormarsch der deutschen Truppen mit ihrem Feuer aufhaltenden russischen Torpedo- und Kanonenboote zu vertreiben. Die Motorboote der Flottille konnten später ein im Kampfe mit einem überlegenen Gegner um den zur Insel Moon führenden Damm, die einzige Rückzugslinie der Russen, stehendes Radfahrerdetachement dadurch unterstützen, daß sie ihm Munition zuführten und mit Maschinengewehrfeuer eingriffen. Der Kommandierende General erkannte die Leistung der Flottille Rosenberg mit den Worten an, daß sie in ihrem Drang nach vorne der 42. Infanteriedivision gerade zur rechten Zeit die unentbehrliche Unterstützung lieh.

Ein wichtiges Abwehrmittel gegen Unterseeboote bildeten unter Wasser ausgelegte Drahtnetze, die bekanntlich von den Engländern in großen Mengen verwendet worden sind. Auch die deutsche Marine richtete Netzverbände in der Ost- und Nordsee ein. Es gab Bojenstellnetze und Anzeigenetze. Die ersteren hingen an Bojen, die an der Wasseroberfläche sichtbar waren und infolgedessen einer Bewachung durch Wachtfahrzeuge bedurften. Sie sollten Hafeneinfahrten, Buchten oder Meeresteile absperren und U-Bootssichere Ankerplätze für die Flotte schaffen. Um ihre Wirkung zu vergrößern, konnten sie mit Netzminen versehen sein. Die Anzeigenetze waren unsichtbar und setzten ein weithin sichtbares Signalmittel in Tätigkeit, wenn Unterseeboote mit ihnen in Berührung kamen.

Zum Auslegen und zur Bedienung der Netze wurden Netzsperrverbände gebildet, die teils aus großen Seeleichtern, teils aus Dampfern bestanden. Es wurden dazu breite Fahrzeuge mit langen glatten Decks gebraucht, auf denen die Netze auslaufbereit ausgebreitet werden konnten, und auf denen starke [326] Dampfwinden zur Bedienung der schweren Netze, Bojen, Anker und Leinen einzubauen waren. - Das Netzwesen mußte erst im Kriege neu geschaffen und erprobt werden. Durch technische Versuche und praktische Erfahrungen ist mit der Zeit ein brauchbares und widerstandsfähiges Gerät entstanden, das sich allen Aufgaben gewachsen zeigte.

Auch das Wasserflugzeug befand sich bei Kriegsausbruch noch im Anfang seiner Entwicklung. Um diese Waffe weiter nach See hinaustragen zu können, wurden Flugzeugmutterschiffe eingerichtet. Es waren dazu große Dampfer nötig mit starken Waffen, freien Decks und kräftigen Winden. Die Flugzeuge wurden mit Ladebäumen aus- und eingesetzt. Zu ihrer Aufnahme wurden auf dem Vor- und Hinterschiff Hallen aufgebaut, in denen eine Heißvorrichtung angebracht war, damit auch an den Schwimmkörpern Reparaturen ausgeführt werden konnten. In den Schiffsräumen befanden sich Eisenbearbeitungs- und Tischlerwerkstätten, Unterkunftsräume für die Flugzeugmannschaften, sowie explosionssichere Benzintanks. Auch erhielten die Schiffe eine Faßstauung gegen Minen- und Torpedotreffer, wie die Sperrbrecher. Leider fanden sich keine geeigneten Dampfer, die mehr als 12 sm liefen, so daß sie meist nicht mit der Flotte zusammen operieren konnten, sondern selbständig vorgehen mußten. Die Engländer hatten beim Anmarsch zur Skagerrakschlacht ein Flugzeugmutterschiff bei der Vorhut, das nach dem ersten Sichten der deutschen Aufklärungsgruppen einige Flugzeuge aufsteigen ließ. Ihre Meldungen scheinen aber von keiner großen Bedeutung gewesen zu sein.

In der deutschen Marine wurde später der kleine Kreuzer "Stuttgart" zum Flugzeugmutterschiff umgebaut.

Die Flugwaffen haben während des Krieges und auch hinterher gewaltige Fortschritte gemacht, und es steht außer Zweifel, daß sie dazu berufen sind, in einem kommenden Seekriege auch im Geschwaderkampf eine große Rolle zu spielen, sei es als Aufklärungsmittel oder als Beobachtungsfahrzeuge für die Artillerie oder als Bombenflugzeuge. Bemerkenswert sind in letzterer Hinsicht Versuche, die in der amerikanischen Marine gemacht worden sind, und bei denen außer einigen alten amerikanischen Kriegsschiffen auch der frühere deutsche kleine Kreuzer "Frankfurt" und das Linienschiff "Ostfriesland" durch Flugzeugbomben, die dicht neben den Schiffen ins Wasser fielen und die Bordwand aufrissen, zum Sinken gebracht worden sind.

Wenn diese Versuche auch keineswegs kriegsmäßig waren, da die Schiffe stillelagen und jegliche Gegenwirkung fehlte, so läßt sich doch voraussehen, daß zu dem Kampf zwischen Artillerie und Panzer, Unterwasserwaffen und wasserdichter Einteilung, der die Entwicklung der Kriegsschiffe in den letzten Jahrzehnten bestimmte, noch der zwischen den Luftwaffen und deren Abwehrmitteln - Kampfflugzeuge, Abwehrgeschütze, Deckspanzerung und Unterwasserschutz - hinzukommen wird.

Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte