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Bd. 2: Der deutsche Landkrieg, Zweiter Teil:
Vom Frühjahr 1915 bis zum Winter 1916/1917

[124] Kapitel 4: Die große Offensive 1915 im Osten1
Generalleutnant Max Schwarte

1. Einleitung: Die Vorbereitungen.

Die politische, vor allem aber die militärische Lage im Frühjahr 1915 stellte die beiden Obersten Heeresleitungen vor die Notwendigkeit, als dringendste Aufgabe durch einen gemeinsamen Feldzug die Entlastung der Ostfront zu erreichen. Die Überlegungen und Verhandlungen führten zu dem Entschluß, die russische Front an der günstig erscheinenden Strecke zwischen Gorlice und Tarnow zu durchbrechen. Man durfte, wenn der Durchbruch gelang, erwarten, daß nicht nur der unmittelbar drohende Einmarsch der Russen nach Ungarn verhindert, sondern auch, daß die russische Karpathenfront zum Zurückgehen gezwungen würde.

Die Verhandlungen über die bereitzustellenden Truppen und die (infolge einer fehlenden einheitlichen Kriegsleitung) schwierige Regelung der Befehlsverhältnisse waren im April so weit zu Ende geführt, daß der Führer der neuen 11. Armee, Generaloberst v. Mackensen, am 16. April im Aufmarschgebiet eintreffen konnte, um die Bereitstellung seiner Kräfte und die Vorbereitungen zum Angriff an Ort und Stelle zu befehlen.

Er wurde vor eine Aufgabe gestellt, die zu den schwierigsten taktischen Problemen gehörte; er sollte eine an Zahl weit überlegene feindliche Armee in gut ausgebauter Stellung durchbrechen und - trotz der ihm nur beschränkt zur Verfügung gestellten Kräfte - den Stoß bis zu den rückwärtigen Verbindungen der südlich anstoßenden feindlichen Verbände durchführen. Der erste Einbruch konnte nur gelingen, wenn ihm beste Truppen und besonders wirkungsvolle Kampfmittel unterstellt wurden; die sofort nach dem Durchbruch entstehende Bedrohung beider Flanken forderte entsprechende Maßnahmen auch von den Narbararmeen; die Eigenart des Kriegsschauplatzes nötigte zur Umstellung des ganzen Nachschubs. - Generaloberst v. Mackensen und sein Generalstabschef, Oberst v. Seeckt, wußten aber aller Schwierigkeit Herr zu werden.

[125] Eine weitere Notwendigkeit war Überraschung. Konnte Großfürst Nikolai Nikolajewitsch rechtzeitig ausweichende Abwehrkräfte aus seinen, trotz aller bisherigen furchtbaren Verluste noch überreichen Reserven an die Einbruchsstelle führen, so war der Erfolg zweifelhaft. Eine Unsumme sorgfältigster Vorbereitungen waren Vorbedingung des Gelingens.

Die zur neuen Armee bestimmten Verbände wurden zum größten Teil der Westfront entnommen; teilweise mußten sie aber, trotz höchster Anspannung aller Armeen, auch aus der österreichischen Ostfront herausgezogen werden. Schwere Angriffsmittel, schwere und schwerste Artillerie und Minenwerfer, stellte die deutsche Oberste Heeresleitung in einer bis dahin ungewohnten Menge zur Verfügung.

Die 11. Armee setzte sich zusammen aus:

  • Gardekorps (1. und 2. Garde-Infanterie-Division), General Freiherr v. Plettenberg;
  • XXXXI. Reservekorps (81. und 82. Reserve-Division), General v. François;
  • X. Armeekorps (9. und 10. Infanterie-Division), General v. Emmich;
  • 119. und bayerische 11. Infanterie-Division;
  • k. u. k. VI. Armeekorps (k. u. k. 12. Infanterie- und k. u. 39. Honved-Division), General Arz v. Straußenberg;
  • k. u. k. 10. Kavallerie-Truppen-Division.

Der dem Generaloberst v. Mackensen am 16. April erteilte Auftrag lautete, daß die 11. Armee in Westgalizien über die allgemeine Linie Gorlice - Gromnik nach Osten vorstoßend, im Verein mit der nördlich anschließenden 4. österreichisch-ungarischen Armee die russischen Stellungen zu durchbrechen und im weiteren Verlauf die russische Karpathen-Front westlich des Lupkow-Passes unhaltbar zu machen habe.

Die Überraschung der Russen sollte erzielt werden einmal durch den möglichst späten Beginn des Antransportes der Truppen und durch irreführende Fahrtleitung derselben, durch unauffällige Handhabung der Aufklärung und Vorbereitung an Ort und Stelle und durch täuschende Angriffshandlungen an den verschiedensten Teilen der Ostfront.

Die durch die Gesamtlage erzwungene Beschränkung der Angriffstruppen hatte allerdings auf weitergehende Operationen (umfassende gleichzeitige Offensive aus Ostpreußen und Siebenbürgen gegen die russischen Flanken) verzichten lassen. Sie nötigte auch an der Durchbruchsstelle zu einer verhältnismäßig schmalen Breite der Angriffsfront (35 km) und zu einer Beschränkung des ersten Angriffszieles (Lupkow-Paß).

Die Anspannung auf den ganzen Fronten führte dazu, daß auch die Täuschungs- und Ablenkungsversuche sich meist auf gesteigerte Artillerietätigkeit und kleinerer Vorstöße beschränkte. Sie setzten auf den Fronten aller Armeen [126] zwischen Rumänien und der Ostsee ein. Die im äußersten Süden kämpfende Armee Pflanzer-Baltin entfaltete eine besonders lebhafte Tätigkeit mit dem Erfolg, daß Großfürst Nikolai Nikolajewitsch hier den Stoß erwartete, den er aber nicht einfach abwehren wollte, gegen den er vielmehr starke Kräfte zur Gegenoffensive zusammenzog. General v. Linsingen (deutsche Südarmee) griff am Ostry an; die k. u. k. Armeen 2 und 3 stießen im Cziroka- und Laborcza-Tal an den Paßstraßen der Karpathen gegen die russischen Stellungen vor. Aber auch weiter nordwärts, bei der Armee-Abteilung Woyrsch, der 9., 12. und 8. Armee entfalteten die Truppen eine außerordentlich lebhafte Erkundungstätigkeit, die sich in gewaltsamen Unternehmungen äußerte.

Der russische Heerführer erkannte sie zweifellos als Versuche, seine Aufmerksamkeit von der beabsichtigten Stoßstelle abzulenken. Aus den bei ihm einlaufenden Stellungen schloß er auf einen umfassenden Angriff in der Bukowina gegen seinen äußersten Südflügel und verschob dorthin seine Reserven.

Der erste Stoß erfolgte aber am entgegengesetzten Flügel. Dort hatte Hindenburg stärkere Kräfte vereinigt, um durch einen energischen Angriff nicht nur die Aufmerksamkeit des Gegners abzuziehen, sondern auch um seinen eigenen linken Flügel zu entlasten und für spätere Absichten sich Bewegungsmöglichkeiten zu sichern. - Nach dem verunglückten russischen Angriff auf Memel und Tilsit Mitte März, der Memel allerdings auf wenige furchtbare Tage in russische Gewalt brachte, dann aber von zusammengerafften Kräften zurückgeschlagen worden war, hatte preußischer Landsturm wieder die lange Grenzstrecke zwischen dem Niemen und der Ostsee gesichert. Hinter ihm wurden jetzt 2 Infanterie- und 3 Kavallerie-Divisionen bereitgestellt, die in schnellem Ansturm in Kurland einfallen sollten. In drei Kolonnen trat General v. Lauenstein am 27. April den Vormarsch an, der in drei Gewaltmärschen bis nach Schaulen (Szawle), mit der Kavalleriemasse bis nahe an Mitau heranführte, während der linke Flügel, von einem Teil der Ostseestreitkräfte unterstützt, bis Libau gelangte. Die russischen Kräfte hatten dem überraschenden Stoß Widerstand geleistet, aber auf Mitau weichen müssen. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch sah jetzt plötzlich den rechten Flügel seiner Niemen-Front durchbrochen, falls stärkere Kräfte über die Dubissa nach Osten vorgehen würden. So setzte er von allen Seiten - aus Riga, Dünaburg, Kowno usw. - Kräfte in Richtung Schaulen in Marsch, um den Angreifer gegen die Küste zu werfen. Vor der Übermacht gingen die deutschen Kräfte hinter die Dubissa zurück und gruben sich dort, das von den Russen niedergebrannte Schaulen vor der Front, ein; russische Versuche, den Übergang über die Dubissa zu erzwingen, waren vergeblich.

Die an der Küste nach Norden marschierende deutsche Kolonne griff gemeinsam mit der Ostseeflotte am 6. Mai Libau an; nach zweitägigem Kampfe waren die Küstenbefestigungen zum Schweigen gebracht; trotz erheblicher Überlegenheit gab am 8. Mai die russische Besatzung den Kampf auf und wich in Auflösung [127] hinter die Windau zurück, Stadt und Hafen in deutschen Händen lassend. Der Hafen wurde von der Flotte für ihre Zwecke ausgestaltet und bald auch für den Nachschub des äußersten linken deutschen Heeresflügels ein wertvoller Stützpunkt. Kurland blieb, zunächst bis zur Dubissa, besetzt; die dortige Kampffront verlief fortab vom Niemen bei Sredniki in allgemein nördlicher Richtung bis zur Küste nördlich Libau.

Die erste Wirkung, die Lauensteins Vormarsch auslöste, war aber die russische Sorge um den rechten Flügel. Der äußerste Südflügel war zuerst am stärksten bedroht erschienen; jetzt trat der scharf angegriffene äußerste Nordflügel hinzu. So gelang es den Mittelmächten wirksam, die Aufmerksamkeit zeitweise von der wirklichen Stoßstelle abzuziehen. Die großen, Deutschland durchquerenden Bahntransporte und die Ausladungen konnten aber der, unter den polnischen Juden Galiziens gut organisierten, russischen Spionage nicht entgehen. Aus mitgelesenen russischen Funksprüchen ließ sich erkennen, daß man beim Feinde mit einem Angriff bei Gorlice zu rechnen begann. Jetzt durfte der Stoß nicht mehr aufgeschoben werden.

Ungünstig im Interesse der Geheimhaltung war, daß die Schwäche der k. u. k. Verbände es nicht zuließ, daß die beiderseits Gorlice stehenden Divisionen bis zum Beginn des Stoßes stehen blieben; sie mußten, um der k. u. k. 4. Armee die für das Vorgehen nötige Wucht zu geben, von den eintreffenden deutschen Divisionen abgelöst, hinter deren Front zusammengezogen und der 4. Armee zugeführt werden.

Unmittelbar nach Eingang des Befehls hatte sich das Oberkommando der 11. Armee über Teschen, wo die ihm vorgesetzte k. u. k. Heeresleitung sich befand, nach Neu-Sandez begeben, um für die anrollenden Truppen, deren Antransport auch am 16. April befohlen war, die Befehle zum Aufmarsch im Raum Grybow - Alt-Sandez - Rajbrot - Zakliczyn zu geben. Den Truppenzügen folgten die Munitions- und Verpflegungszüge unmittelbar.

Der Durchbruch sollte am 2. Mai erfolgen; die Zeit der Vorbereitung war außerordentlich kurz - besonders deshalb, weil der geringen Ausbau des Bahnnetzes in dem zu durchschreitenden Gebiet auf weitgehende Benutzung der Wege für den Nachschub hinwies und anderseits die wenig leistungsfähigen Straßen zwangen, sich an Stelle der deutschen Kolonnen auf das landesübliche Fuhrwerk zu basieren, das allerdings in ausreichender Zahl von der k. u. k. Heeresleitung zur Verfügung gestellt wurde. Gleichzeitig mit dem Aufmarsch mußte eine eingehende und doch unauffällige Erkundung für die artilleristische Vorbereitung und die infanteristische Durchführung des Angriffs eingeleitet werden. Trotz der Kürze der Zeit und den aus der verschiedenartigen Zusammensetzung der Armee naturgemäß entstehenden Schwierigkeiten wurden alle Vorbereitungen ohne Hemmungen und rechtzeitig abgeschlossen. Um nicht die Aufmerksamkeit der Russen zu erregen, hatten die erkundenden deutschen Offiziere österreichische [128] Uniformen angelegt; auch durfte die Fliegertätigkeit das bis dahin übliche Maß nicht übersteigen. Wurde auch eine völlige Geheimhaltung der Offensive trotz dieser Vorsichtsmaßregeln nicht erzielt, so erhielt die russische Heeresleitung die Meldungen doch erst so spät, daß sie ausreichende Abwehrmaßregeln nicht mehr treffen konnte; über die beabsichtige Angriffsstelle schien sie bis zuletzt im ungewissen geblieben zu sein.

Die Erkundungsergebnisse, die als Grundlage für den Angriff am 25. April beim Oberkommando einliefen, nötigten zu einer geringen Verschiebung der Angriffsfront nach Süden, um den linken Flügel einer Flankierung durch die russische Artillerie vom Nordufer der Biala unterhalb Gromnik zu entziehen.

Zwischen dem 26. bis 28. April gab das Oberkommando an die unterstellten Armeen die Direktiven für den Angriff und an die rechts benachbarte k. u. k. 3. Armee für das Zusammenwirken aus. Die 11. Armee sollt aus der Linie Ropica Ruska - Rzepienik Biskupi auf die allgemeine Linie Zmigrod - Kolaczyce vorbrechen und die k. u. k. 4. Armee mit verstärktem rechten Flügel in Richtung Ryglice - Gorskie-Berg angreifen, um später die Deckung der linken Flanke der 11. Armee zu übernehmen. Die k. u. k. 3. Armee wurde aufgefordert, durch Angriff mit starken Kräften südlich des Przegonina-Tals ihre Südflanke zu decken. Außerdem wurde das Zusammenwirken der beiderseitigen Armeeflügel sorgfältig geregelt und je nach der voraussichtlichen Schwere des Angriffs die schwere Artillerie und die Minenwerfer auf die einzelnen Frontstrecken der Divisionen verteilt.

Die Zeit für die Vorarbeiten bis zum 2. Mai erwies sich als reichlich kurz; an eine Verschiebung des Angriffs konnte aber nicht gedacht werden, da - wie schon erwähnt - der Gegner Kenntnis von dem drohenden Angriff gewonnen hatte. So erhielten jetzt die Flieger volle Bewegungsfreiheit; nach ihren Feststellungen hatte man im Raume Jaslo - Biecz - Zmigrod zwei russische Divisionen in mehreren gut ausgebauten, tiefgegliederten Stellungen vor sich.

Der Angriffsbefehl wurde, an die Direktiven anschließend, am 29. April gegeben. Das Einschießen der Artillerie sollte am 1. Mai nachmittags erfolgen, das Wirkungsschießen wellenweise in der Nacht zum 2. Mai und am frühen Morgen dieses Tages durchgeführt werden und die Infanterie in den Feuerpausen sich auf Sturmentfernung heranarbeiten. Für den Sturm wurde der 2. Mai, 10 Uhr vormittags bestimmt.

Der Aufmarsch erfolgte derart, daß ein kombiniertes Korps (Kneußl) aus der 11. bayerischen und der 119. Infanterie-Division den rechten Flügel bilden und XXXXI. Reservekorps, k. u. k. VI. Armeekorps, Gardekorps sich nach links anschließen sollten. Zur Verfügung des Oberkommandos hatte das X. Armeekorps in zweiter Linie mit einer Division über den Dunajec zunächst bis Grybow - Neu-Sandez, mit der anderen bis in Gegend südöstlich Rajbrot zu folgen; die k. u. k. 11. Kavallerie-Truppen-Division wurde bei Zakliczyn bereitgehalten.

[129=Karte] [130] Die Ablösung der in der Front stehenden k. u. k. Truppen, ihr Zusammenziehen nach dem linken Flügel und selbst der Durchmarsch anderer zur k. u. k. 4. Armee bestimmten Divisionen vollzogen sich ohne Hemmungen und ohne Störung durch den Gegner.

Die Deutschen standen zum erstenmal vor den Schwierigkeiten einer Durchbruchsschlacht. Trotzdem wickelten sich die zahlreichen, ungewohnten Vorbereitungen infolge der geschickten Anordnungen der Führung und der opferwilligen Arbeit der von tatenfrohem Angriffsdrang beseelten Truppen glatt ab. Hatten in den letzten Aprilnächten die vordersten Postierungen vor der ganzen Front schon die russischen Außenposten auf die Stellung zurückgedrängt, so setzte sich die 11. bayerische Infanterie-Division bereits in der Nacht zum 29. April in energischem Stoß in den Besitz des Sekowa-Tals und der östlichen Uferhänge, die sie gegen heftige russische Gegenstöße verteidigen mußte, und schuf sich so eine bessere Ausgangsbasis für den Angriff. Am 1. Mai waren die Vorbereitungen beendet; die Artillerie stand feuerbereit in ihren Batterien, die Infanterie sturmbereit in ihren Ausgangsstellungen; Flieger überwachten den Gegner und sicherten gegen feindliche Luftaufklärung.

Die Kampfarbeit des 2. Mai konnte nicht leicht sein. Fünf Monate hatten die Russen ihre Stellungen ausbauen können und diese Zeit mit der ihnen eigenen Geschicklichkeit vorzüglich ausgenutzt. Schützengräben, die sich gegenseitig flankierten, zogen sich durch das zu durchschreitende Höhengelände, oft an steilen Hängen stockwerkartig übereinander, von gut ausgebauten Stützpunkten in zweiter Linie unterstützt, breite Drahthindernisse zogen sich vor den Anlagen hin. Drei in sich durchlaufende, hintereinander liegende Stellungen hatten sich aus den Fliegerbildern klar erkennen lassen, in denen sich die besonders stark ausgebauten Stützpunkte scharf abhoben.

Als Stützpunkte der ersten Stellung, deren Verlauf gleichzeitig festlegend, zeigten sich der Zamczysko-Berg östlich Sekowa, der Kirchhof von Gorlice, der Kaminiec-Wald östlich Podlesie, der Pustki-Berg südlich Wiatrowka, die Höhen südlich Staszkowka und der Gorskie-Berg südlich Tarnow. - Die zweite Stellung verlief von den Höhen südlich Rozdziele über den Wilczak-Berg südwestlich Biecz, den Lipie-Berg, den Brzanka-Berg, die Höhen nordwestlich Tuchow nach dem Gorskie-Berg südlich Tarnow. Die dritte Stellung endlich ging von den Watkowa-Bergen über die Ostra Gora östlich Cieklin, die Höhen nördlich Harklowa und westlich Jaslo, das Westufer der Wisloka entlang bis in die Gegend nördlich Jadlowa.

Die den Verbänden zugewiesenen Angriffsstreifen reichten bis über die dritte Stellung, also bis über den nächsten starken Verteidigungsabschnitt der Wisloka hinaus. - Führer und Truppen sahen dem Kampf in vollster Zuversicht entgegen. Die Erlösung aus dem eintönigen Stellungskrieg des Westens, die Aussicht auf den mitreißenden Bewegungskrieg und die Ausbildung dafür hatte die [131] Stimmung siegesgewiß gemacht und diese auch auf die Truppen der Verbündeten übertragen. Da die blutigen Kämpfe um die Karpathen stark an der inneren Kraft des Gegners gezehrt hatten, durfte Generaloberst v. Mackensen erwarten, daß der Stoß in schnellem Vorwärtsgehen bis nahe an die entscheidende Stelle, bis an die Nachschublinien, vorgetragen würde. Dem trug auch der Angriffsbefehl Rechnung, der keine Tagesziele festsetzte, sondern Linien, die möglichst gleichzeitig von den Korps gewonnen werden sollten - dem Angriffsgeist sollten keine Schranken auferlegt werden. Um den Vorwärtsdrang lebendig zu halten, die Nachbardivision durch flankierendes Feuer unterstützen und Gegenstöße abweisen zu können, war auf die Notwendigkeit schnellsten Nachziehens der Artillerie hingewiesen. Um über den Verlauf der Kämpfe dauernd unterrichtet zu sein und schnell selbst eingreifen zu können, hatte das Armee-Oberkommando einen besonders sorgfältigen Meldeverkehr durch Verbindungsoffiziere eingerichtet. So war auch in dieser Hinsicht alles geschehen, um der Operation zum Erfolge zu verhelfen.


1 [1/124]Als besonders wertvolle Unterlage für die ersten Abschnitte hat dankenswerterweise Oberstleutnant v. Bock, s. Zt. 1. Generalstabsoffizier beim Armee-Oberkommando, später beim Heeresgruppenkommando v. Mackensen eine breitere handschriftliche Darstellung zur Verfügung gestellt.
      Für die Kämpfe der zur Mitwirkung berufenen Verbände der k. u. k. Armeen vgl. auch Band 5: Der österreichisch-ungarische Krieg. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte