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Hohenfurth

Bericht Nr. 206
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Verhaftung von Sudetendeutschen
durch tschechische Gendarmen in Österreich

Berichter: Johann Staudinger Bericht vom 2. 11. 1946

Lage von Hohenfurth und KaplitzIch wurde am 17. 8. d. J. in Österreich zwischen Leonfelden und Zwettl von tschechischen Gendarmen in Uniform und einem österreichischen Gendarm zur Ausweisleistung angehalten. Ich selbst bin Sudetendeutscher und wurde im April d. J. aus französischer Gefangenschaft nach Österreich entlassen. Der französische Entlassungsschein wurde mir von den tschechischen Gendarmen abgenommen. Dann wurde ich mit 2 Freunden von den Gendarmen mit Auto in die Tschechoslowakei gebracht und auf der 20 km langen Fahrt ununterbrochen geschlagen. Wir waren gefesselt. Im Gefängnis zu Hohenfurth haben sie uns bei der Einlieferung solange geschlagen, bis wir bewußtlos waren. Eine Woche war ich in ärztlicher Behandlung. Über das Bezirksgericht Kaplitz wurde ich dann ins Aussiedlungslager entlassen.



 

Bericht Nr. 207

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Grundlose Verhaftung
Berichter: Dr. Josef März Bericht vom 2. 11. 1946 (Hohenfurth-Kaplitz)

Lage von Hohenfurth und KaplitzIch war Leiter der Hohenfurther Brauerei. Am 13. 7. v. J. wurde ich plötzlich von der Arbeit weg verhaftet, da ich angeblich im Jahre 1938 "mit einem Maschinengewehr auf den Schornstein in der Brauerei" geklettert sei und von dort einen tschechoslowakischen Soldaten erschossen hätte. Ich wurde durch Monate wie ein Mörder in Sträflingskleidern festgehalten und wiederholt schwer mißhandelt. Ein Verhör fand erst am 18. 2. 1946 statt, wobei über den eigentlichen Grund der Verhaftung kaum gesprochen wurde. Dabei wurden mir andere Dinge zur Last gelegt die ebensowenig stichhaltig waren. Bis zum 5. 9. 1946 wurde ich noch bei schwerer körperlicher Arbeit und sehr schlechter Verpflegung festgehalten. Im August v. J. waren auch meine Frau und meine Tochter verhaftet und ins Lager Kaplitz eingeliefert worden. Später wurden sie zu schwerer landwirtschaftlicher Arbeit eingesetzt. Wir sind während unserer Internierung um alle unsere Sachen gekommen. Unser Aussiedlungsgepäck erreichte nicht das zulässige Gewicht und bestand ausschließlich aus von Bekannten geschenkten Sachen.



 

Bericht Nr. 208

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Grundlose Lagerhaft
und Vorenthaltung von Aussiedlungsgepäck

Berichter: Karl Leuchtenmüller Bericht vom 2. 11. 1946 (Hohenfurth)

Lage von Hohenfurth und KaplitzIch war 27 Jahre sozialdemokratisch organisiert, was den Tschechen auch allgemein bekannt war. Trotzdem wurde ich am 23. 8. 1945 verhaftet und ins Kreisgericht Budweis eingeliefert, wo ich auf das Unmenschlichste mißhandelt wurde. Ich wurde bis zum 12. 2. 1946 im Kreisgericht festgehalten und dann in das Budweiser Lager überführt. Auch dort war die Behandlung der Häftlinge schlecht. Meine Frau war am 29. 8. ebenfalls verhaftet worden und wurde 14 Monate im Lager Kaplitz festgehalten. Nach der Verhaftung meiner Frau wurde meine Wohnung völlig ausgeräumt, sodaß wir nichts mehr haben. Wir hatten zur Aussiedlung weder Kleider noch Wäsche. Unser Gepäck für 4 Personen wog nur 120 kg. Die Bemühungen meiner Tochter, vom Národní výbor in Hohenfurth Aussiedlungsgut zu erhalten, waren völlig erfolglos.



 

Holleischen-Staab


Bericht Nr. 209
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Behandlung von Häftlingen im Mai 1945
Berichter: Robert Zürchauer Bericht vom 3. 6. 1946

Lage von Holleischen und StaabIch wurde am 8. 5. v. J. von tschechischen Partisanen verhaftet und bis zum 17. 5. d. J. in Haft gehalten. Ein Verhaftungsgrund wurde mir in der ganzen Zeit nicht genannt. Bei der Entlassung wurde ich von den Tschechen nach dem Grunde meiner Verhaftung gefragt, den weder ich noch die Tschechen wußten.

Während der Haft wurden ich und die Mithäftlinge mit Gewehrkolben, Stahlruten, Holzprügeln und Gummiknüppeln auf das furchtbarste mißhandelt. In den ersten 3 Wochen wurden wir täglich auf dem Gefängnishof ½ Stunde im Kreis herumgetrieben und dabei so verprügelt, bis wir bluteten oder zusammenbrachen. Ich selber bin unter diesen Mißhandlungen zweimal zusammengebrochen und mußte vom Hof in die Zelle zurückgetragen werden. Die Verpflegung war so ungenügend, daß ich in drei Monaten 31 kg abnahm. Ich wog hierauf bei einer Größe von 182 cm nur noch 45 kg. Es standen überhaupt keine Medikamente zur Verfügung, sodaß Kranke elend zugrunde gehen mußten, darunter meine Bekannten Janka und Kosler aus Holleischen. Rudel aus Staab wurde auf einem Friedhof bei Klatten erschlagen.

Im November und Februar ist je ein Häftling entwichen. Daraufhin wurde jedesmal über das gesamte Lager eine Prügelstrafe verhängt.

Ich kann diese Aussage beeiden.



 

Hostau


Bericht Nr. 210
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Gepäckkontrolle
Berichter: Franz Stadtherr Bericht vom 8. 6. 1946

Lage von HostauMir wurden bei der Gepäckkontrolle bei der Gendarmerie in Hostau bei Bischofteinitz das sämtliche Gepäck meiner mit mir ausgesiedelten Tochter, mein Handwerkszeug als Zimmermann, die Maurerwerkzeuge meines mit mir ausgesiedelten Vaters, die Schlafdecken und Pölster für meinen Vater und meine mitausgesiedelte Mutter, ein kleiner Waschtrog für ein Kleinkind, ein mit Geschirr gepackter Wäschekorb, ein Tragkorb mit Wäschetöpfen und Waschschaff und viele Kleinigkeiten abgenommen. Auch den anderen ausgesiedelten Familien wurden viele Sachen, insbesondere Kleider, Wäsche und Werkzeuge, abgenommen. Ein Einspruch hatte keinen Erfolg.

Ich kann diese Aussage beeiden.



 

Jauernig
(und Wichstadtl, Kreis Grulich)


Bericht Nr. 211
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Mißhandlungen, Morde
Berichterin: Elisabeth Böse Bericht vom 9. 1. 1950

Lage von Jauernig und WichstadtlAm 8. Mai 1945 erlebten wir die deutsche Kapitulation in Zöllnei bei Wichstadl, Krs. Grulich, wohin wir von der Parteileitung in Jauernig/Ostsudetengau aus, Frauen und Kinder sowie alte Leute evakuiert worden waren, da die Russen unsere Stadt bis auf 15 km erreicht hatten und jede Stunde ein Durchbruch zu erwarten war. In einem mehr als primitiven Quartier waren meine greisen Eltern und ich untergebracht, von außen sah es einem Stall ähnlicher als einer menschlichen Behausung. Diesem Umstande aber hatten wir es zu verdanken, daß wir später von den sonst üblichen Besuchen der Russen und sonstigen Banden verschont blieben. Ja, unsere Behausung diente den Frauen des Ortes mit dem über uns befindlichen Heuboden als nächtlicher Unterschlupf vor den sie vergewaltigenden Russen. Am 23. März waren wir in den Ort gekommen. An einem Tage allein wurden in Wichstadtl, wo wir unsere Einkäufe besorgen mußten, 12 Männer auf grausame Weise hingerichtet und zwar an den um die Kirche befindlichen Bäumen aufgehängt, nachdem man ihnen vorher die Nasen und Ohren abgeschnitten hatte, sie verprügelt und ins Wasser gestoßen hatte. Darunter befand sich auch ein Tscheche, der für den "Volkssturm" Waffen angefertigt hatte. Die Ortsbewohner durften während dieser Tragödie ihre Häuser nicht verlassen. Ein Nachbar (Bauer) mußte sich sein eigenes Grab schaufeln, bevor er erschossen wurde, angeblich weil ein Militärgewehr mit Munition in seinem Misthaufen gefunden wurde. Wahrscheinlich wurde es von den Mordgesellen selbst dorthin getan, was ja in vielen Fällen geschah, um die Morde zu motivieren. Die Deutsche Wehrmacht war teilweise in die nahen Wälder geflüchtet, jeder der dort angetroffen wurde, ist als Partisan erschossen worden. Es wurden regelrechte Menschenjagden veranstaltet, das wilde Geschieße dauerte tagelang. Die Straßen waren nur unter Lebensgefahr passierbar.

Am 20. Mai mußten wir den Ort verlassen und traten mit einigen bekannten Familien die Heimreise an. Nachdem die Eisenbahnlinie zerstört war, fuhren wir mit Pferdegespannen, von Ort zu Ort wechselnd, da die Bauern nicht weit über die Ortsgrenze hinaus durften. Nach mancherlei Fährnissen und Plünderungen gelangten wir nach drei Tagen in unser Heimatstädtchen. Ein neuer Schreck stand uns bevor, das Elternhaus war total ausgeraubt. Die Betten, Wäsche, Kleider, alles fort. Gute Nachbarn halfen uns notdürftig einrichten. Gleich in den ersten Tagen mußten wir uns bei den damals noch teilweise "deutschen" kommunistischen Machthabern melden und unsere zivile Tätigkeit bekannt geben. So stand ich gleich von Anfang auf der "schwarzen Liste", denn ich wurde gleich zur Zwangsarbeit eingesetzt, mit vielen anderen Frauen der NS-Frauenschaft und NS-Volkswohlfahrt. Bei letzterer war ich durch 6 Jahre als Zellenwalterin tätig.

Am 21. 6. 1945 wurde ich von drei Gendarmen mit einem "Schwindelmanöver" aus dem Hause gelockt, ich sollte zu einem "Verhör" kommen, sonst hätte ich wohl lebend niemals das Haus verlassen, sowie meine hochbetagten Eltern, die ich auf dieser Welt nie wiedersehen sollte. So ging ich ahnungslos mit, auf die in schreienden Plakaten kundgemachten Versicherungen bauend, daß den kleinen Pgs und Amtswaltern kein Leid geschehen sollte. Der Weg führte, ohne Verhör, ins Gefängnis. Ich wurde in eine dunkle enge Zelle gestoßen. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich meine Leidensgefährten. Durch 14 Tage hockten wir neun Frauen auf drei Strohsäcken. Das Essen bestand aus schwarzem Kaffee, 1 Scheibe Brot, Mittags eine dünne Suppe. Früh durften wir die Hände in einen Eimer tauchen und uns übers Gesicht fahren. Das Klosett bestand aus einem Eimer, der nur jeden Tag einmal hinausgetragen wurde. Eines Tages ging es fort. Als der Autobus hielt, schwer bewaffnete Gendarmerie begleitete uns, befanden wir uns in "Bieberteich" (Kreis Freiwaldau). Später wurde das "Koncentracní tábor", wie es sich nannte, in die Regenhard'sche Fabrik verlegt. Im Gefängnis waren wir einmal kurz verhört worden. Doch das Hauptverhör fand erst ein dreiviertel-Jahr später statt u.zw. wurde mir das Anklageprotokoll vorgelesen mit der Anzeige einer Fr. Dobisch, und worin ich als "führendes Mitglied der SdP" und propagandistischer nazistischer Tätigkeit beschuldigt wurde, was den Tatsachen aber nicht entsprach. Nach ca. einem Jahr wurde ich mit 70 anderen Frauen aus dem Lager entlassen.

Wir waren im Lager ca. 300 Frauen von 14 bis 70 Jahren, wir wurden als Arbeitssklaven behandelt. Kohle schaufeln, Holz im Walde fällen, Straßen kehren, Maler- und Maurerschmutz putzen usw. Das Essen bestand in schwarzem bitteren Kaffee morgens, zuerst 160 g, später 200 g Brot täglich, in das eine Zeitlang Sand eingebacken war. Mittags Kartoffelsuppe, abends auch. Einmal in der langen Zeit bekamen wir etwas Pferdefleisch-Gulasch. Viele bekamen die Wassersucht, aufgeschwollene Füße und Gesicht, auch ich - außerdem wäre ich beinahe einem Ruhranfall erlegen. Prügel habe ich keine bekommen. Die Behandlung war manchmal brutal, mitunter bekamen unsere Peiniger "menschliche" Gefühle. Die Lagerleiterin hieß Anna Eret, der Lagerleiter war ein Gendarm, ihr Bruder, ob er auch Eret hieß, weiß ich nicht. Die letzte Zeit im Lager erhielten wir wöchentlich etwas Weißbrot und Zucker.

Am 6. 6. 1945 verstarb auf Schloß Johannesberg Kardinal Fürstbischof Dr. Adolf Bertram, unser Brotherr. Einige Tage später wurde er zur letzten Ruhe am Jauerniger Friedhof getragen. Am Tag darauf wurden mehrere 100 Menschen, darunter auch meine unglücklichen Eltern aus ihren Wohnungen und am Ringplatz wie eine Herde Vieh zusammengetrieben. Mein Vater, der fürsterzbischöfliche Oberrechnungsrat i. R. Bruno König, im 80. Lebensjahr und meine Mutter im 77. Lebensjahr Emma König, geb. Clement. (Dies erfuhr ich durch Augenzeugen nach einjähriger KZ-Haft.) Die Männer kamen ins KZ-Lager (ehem. Arbeitslager). Die Frauen auf Schloß Johannesberg. Mit derselben Lüge, daß sie bald in ihre Wohnungen zurück dürften, hat man sie wohl fortgebracht, denn sie nahmen kein warmes Kleidungsstück oder einen Mantel mit. Nach einigen Tagen wurden sie nach Setzdorf transportiert, wo sie in den Kalköfen auf blanker Erde im Kalkstaub schlafen mußten. Die deutsche Bevölkerung versorgte die Unglücklichen mit Essen und zogen sich oft schwere Strafen zu. Zweieinhalbtausend Menschen wurden aus allen Orten zusammengetrieben, eines Tages auf offene Viehwägen verladen und bei strömenden Regen erreichten sie nach tagelanger Fahrt Bodenbach/Elbe bezw. Herrnskretschen, wo sie bei stockdunkler Nacht über die sächsische Grenze getrieben wurden. Vorher wurden sie nochmals "revidiert" und um die besten Stücke erleichtert. Wohl zu Fuß und halb verhungert (Augenzeugen berichten, daß sie sich tagelang von Gras ernährten), haben meine Eltern Chemnitz i. Sa. erreicht und wurden dort in einer Schule untergebracht, wo meine Mutter am 1. 10. 45, mein Vater am 6. 10. starben. Sie wurden in einem Massengrab beerdigt.

1946 im Mai wurde ich aus dem KZ entlassen und stand obdachlos auf der Straße. Unser Haus Nr. 38 Johannesberg war von Bomben teilweise zerstört und völlig ausgeraubt. Das Elternhaus Nr. 15 Johannesberg von Tschechen besetzt. Verwandte nahmen mich auf, ich wurde gleich wieder zu Erntearbeiten verpflichtet und arbeitete bis zur Aussiedlung am Meierhof - diesmal für Geld. Dafür kaufte ich Schuhe und Kleider, da wir nur noch Lumpen auf dem Leibe hatten.

Am 18. September wurden wir ausgesiedelt. 12 Tage blieben wir noch im Aussiedlungslager Niklasdorf. Nach einer strengen "Revision" wurden wir um die besten Sachen erleichtert, sogar 2 Konservenbüchsen stahlen mir die Revisoren, die ich mir vom Munde und den Karten abgespart hatte für den dringendsten Notfall. 70 kg Gepäck war uns erlaubt mitzunehmen. Mein Gepäck bestand aus meist alten, wertlosen Sachen, die mir Bekannte geschenkt hatten.

Zum Schluß führe ich noch die durch die Austreibung entstandenen Todesopfer unserer Familie an:

Bruno König, fürsterzbischöfl. Oberrechnungsrat i. R., 80 Jahre alt; Emma König, Gattin, geb. Clement, 77 Jahre alt; Ing. Hubert Leischner, mein Vetter, zuletzt wohnhaft in Trautenau, wurde daselbst von den Tschechen zu Tode geprügelt (Bericht von Augenzeugen); Maria Weiser, Kaufmannsgattin, eine Schwester meines Vaters, gestorben in Erfurt an den Folgen der Austreibung; Enkelkind Weiser, (von oben Genannter), 2 Monate alt, gest. am Transport; Josef Rainold, Mühlenbesitzer, Jauernig, ein Vetter meines Vaters, gestorben in einem Lager; Lotte Brieter, die Frau meines Vetters, gest. in Wien im Lager an Typhus; Maria Hannich, geb. Clement, (Mutter von 2 Kindern), meine Base, gest. in Bonn/Rh. infolge Unterernährung an Nervenlähmung; Lydia Chmel, geb. König, meine Base, Gattin von Dr. Chmel, Landrat in Wagstadt/Ostsudetengau; Dr. Hans Chmel, Landrat, dessen Mutter und sein Kind, ein Mädchen von ca. 7 Jahren. Diese Familie dürfte keines natürlichen Todes gestorben sein.

Nachtrag: Pro Kopf und Anzeige sollen unsere Ankläger 200 Kc. erhalten haben. Der KZ-Posten N. N. kaufte uns von seinem Gelde öfters Brot und Margarine, wenn wir im Walde zu arbeiten hatten. Dagegen soll er nach Augenzeugen-Berichten als Posten im Männerlager Adelsdorf (eine dreiviertel-Stunde von unserem Lager entfernt) am Mord von 10 Männern beteiligt gewesen sein. Darunter befanden sich Dr. Franke, Rechtsanwalt in Freiwaldau und Herr Hauke, Rothwasser. Die Frauen befanden sich in unserem Lager und haben den Tod ihrer Männer erst nach der Entlassung erfahren.

Etwas alte Wäsche und Kleider bekam ich kurz vor der Aussiedlung von der tschechischen Gemeindeverwaltung Jauernig.

Im übrigen waren die russischen regulären Truppen weit anständiger als die tschechischen Partisanen.

Was ich hier niedergeschrieben habe, ist die reine Wahrheit.



 

Bericht Nr. 212

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Quälereien im Lager
Berichter: Heinz Girsig Bericht vom 7. 9. 1946 (Jauernig)

Lage von JauernigIch wurde vom Juni 1945 bis März 1946 im Lager Jauernig festgehalten und wurde dort selbst mehrmals schwer mißhandelt, wodurch ich auch 2 Zähne verlor. Ich bin auch Zeuge schwerer Mißhandlungen anderer gewesen und habe gesehen, wie einige Häftlinge gemartert und erschossen wurden. Die beiden Brüder Hauke, 16 und 18 Jahre alt, wurden im Juli v. J. von dem stellvertretenden Lagerführer Katiorek erschossen, nachdem einen Tag vorher von demselben ein Hakenkreuz mit dem Messer in das Gesäß des einen Jungen eingeschnitten worden war. Vorher waren sie auch mit Platzpatronen angeschossen worden. Oft wurden wir in der Nacht herausgejagt und mißhandelt. Zu Tode geprügelt wurden Meissner aus Krosse, ein Klempner aus Zuckmantel und Hauke aus Jauernig. Die letzten Mißhandlungen erlebte ich dort Mitte Februar.



 

Bericht Nr. 213

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Lager Jauernig, Mißhandlungen
Berichter: Alfred Lorenz Bericht vom 15. 9. 1946 (Jauernig)

Lage von JauernigIch war vom 22. 6. bis 8. 10. v. Js. im Lager Jauernig. Dort sind sehr schwere Mißhandlungen vorgekommen. Es sind auch Leute an den Folgen der Mißhandlungen gestorben. An zwei Tage erinnere ich mich besonders: Am 9. 7. v. Js. wurden wir 70 Häftlinge durch Gewehr- und Maschinengewehrfeuer alarmiert. Angeblich sei ein Befreiungsversuch von außen unternommen worden. Wir mußten um ½11 Uhr nachts im Hemd auf den Hof. Die Hälfte von uns sollte am Marktplatz in Jauernig erschossen werden. Dann wurde davon abgesehen. Stattdessen mußten wir eine Stunde auf den steinigen Wegen des Lagers am Bauche kriechen, wobei jeder mit Gewehrkolben auf Gesäß und Kopf geschlagen und mit den Füßen gestoßen wurde. Ich erhielt dabei einen Fußtritt in die rechte Seite, wodurch mir zwei Rippen gebogen wurden. Außerdem wurde mir durch einen Kolbenhieb auf den linken Oberschenkel das Fleisch vom Knochen geschlagen. Durch einen spitzen Stein verletzte ich mich an der Ferse, sodaß ich 14 Tage nicht gehen konnte. An den Ellbogen und Knieen zog ich mir schwere Hautabschürfungen zu, die zwei Monate zur Heilung brauchten. Hierauf wurden wir mit Peitschen in den Waschraum getrieben, unter den Duschen dicht zusammengedrängt, mit kaltem Wasser abgeduscht und dabei ständig mit Peitschen geschlagen. Dann wurden wir unter Schlägen in die Baracken getrieben.

Am 20. 8. v. Js. nach der ersten Messe, die im Lager für uns stattfand, zufällig mit dem Evangelium vom Samariter, der unter die Räuber fiel, mußten wir von 9 Uhr vormittags bis ½11 Uhr nachts auf dem Hof mit blanken Füßen und Oberkörper pausenlos ohne Essen und Trinken Gelenksübungen machen, wobei ältere Leute zusammenbrachen.



 

Josefstadt


Bericht Nr. 214
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Mißhandlungen freier Arbeiter
Berichter: Johann Seidler Bericht vom 21. 9. 1946

Lage von Josefstadt und TrautenauIch wurde nach meiner Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft von Tschechen auf der Heimreise im Lager Josefstadt festgehalten und von dort in die Kohlengrube Klein-Schwadowitz bei Trautenau zur Arbeit verschickt. Dort fanden durch die Werkmiliz die furchtbarsten Prügelorgien statt. Diese Prügeleien spielten sich mehrmals jede Woche durch das ganze Jahr bis in die letzte Zeit ab. Selbst als wir am 10. 8. d. Js. zu freien Arbeitern erklärt wurden, hörten diese Prügeleien noch nicht auf. Noch im August d. Js. wurde z. B. Adolf Hanisch aus Neu-Ermelsdorf so geschlagen, daß er mehrmals ohnmächtig wurde. Dabei mußte immer das ganze Lager antreten und zuschauen.



 

Jungferndorf


Bericht Nr. 215
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Gepäckkontrolle
Berichterin: Anna Nitschek Bericht vom 15. 8. 1946

Lage von JungferndorfMein Mann war sozialdemokratisch organisiert und ich hatte deshalb den Antifaschisten-Ausweis. Bei der Gepäckkontrolle im Aussiedlungslager wurden mir trotzdem 1 Koffer und 1 Kiste mit Kleidern, Wäsche und Geschirr weggenommen. Ich wurde grob angefahren und zur Tür hinausgeschoben, als ich bat, mir doch die Sachen zu lassen. Ich bin 74 Jahre alt.



 

Kaaden


Bericht Nr. 216
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Zurückhaltung deutscher Facharbeiter
Berichter: Dr. Julius Geppert Bericht vom 8. 1. 1946

Lage von KaadenIch war bis zum Umsturz Notar in Kaaden und wurde von den Tschechen von meinem bisherigen Arbeitsplatz weggejagt. Ich mußte meine Wohnung und mein Haus verlassen und verlor alles Vermögen. Nachdem ich vorübergehend als Kutscher und Gärtner beschäftigt worden war, kam ich in die "Kaolinwerke Petzold u. Döll", wo ich als Büro-Kraft in der Tischlereiabteilung tätig war. Am 18. Dezember v. J. verließ ich Kaaden und wanderte nach Bayern aus.

Über die Verhältnisse in dem Kaolinwerk kann ich folgende Angaben machen. Das Werk wurde verstaatlicht und steht nun unter Leitung des ehemaligen Kaolin-Vertreters Schreier, der die Deutschen gut behandelte. Von den 300 Arbeitern waren 10% Tschechen, von der Beamtenschaft 25%. Das Werk litt unter schwerem Kohlenmangel. Nur 5 von 20 Öfen waren im Betrieb.

Die Fachleute waren fast zur Gänze noch Deutsche, unter den tschechischen Arbeitskräften waren vielfach Fachfremde. So arbeitete in der Form-Tischlerei ein tschechischer Porzellanarbeiter, der nicht aus noch ein wußte. Er zeigte nicht einmal die nötige Ambition, sich einarbeiten zu wollen. So war es fast bei allen Tschechen, die als Arbeiter eingestellt wurden. Sie übten den ganzen Tag Kritik an der tschechischen Betriebsführung, der sie unter anderem vorwarfen, daß sie Schnaps und Zigaretten, welche für die Arbeiter bestimmt waren, unterschlagen hätte. Eine Eingabe an das Prager Arbeitsministerium, die sie diesbezüglich machten, wurde aber von der Betriebsführung durch Vorweisung der in Frage kommenden Kontingente entkräftet.

Die tschechische Betriebsführung war bestrebt, die deutschen Fachkräfte unter allen Umständen zu behalten. Sie wies Gesuche um freiwillige Aussiedlung, die vom Betriebsführer befürwortet sein mußten, mit dem Hinweis darauf zurück, daß die deutschen Arbeitskräfte für die Aufrechterhaltung des Betriebes unbedingt notwendig seien. Führende Herren des Betriebes fuhren eigens in das Innere Böhmens, wo sie in den Deportiertenlagern die Frauen der deutschen Facharbeiter freibekommen wollten. Diesbezüglich unternahmen sie anschließend sogar Vorsprachen bei den Prager Ministerien und wiesen darauf hin, daß die deutschen Frauen lieber den Haushalt der bei ihnen angestellten Männer führen sollten, als im Massen-Arbeits-Einsatz der Landwirtschaft nutzlos zu verkümmern.

Im allgemeinen wurden die Arbeiter unseres Unternehmens aufgefordert, für die CSR zu optieren. Diese Aufforderungen gingen auch an solche Arbeiter, die Parteimitglieder waren. Alle deutschen Arbeiter, auch die Antifaschisten unter ihnen suchten aber beständig um Auswanderungsgenehmigung an. Sie waren zum Großteil aus ihren Wohnungen ausgesiedelt worden und haben durch Plünderungen die meisten ihrer persönlichen Sachen verloren. Sie bekamen Schwerarbeiter- und Schwerstarbeiter-Zulagen, waren aber trotzdem schlechter daran, als die tschechischen Arbeiter, weil die deutschen Ernährungs-Grundkarten viel weniger Nahrungsmittel (z. B. keine Butter, kein Fleisch) gewähren.

Die Kohlenbergwerke konnten die vorgesehenen Förderungskontingente nicht einhalten, weil die tschechischen Bergarbeiter zum Großteil in berufsfremder Stellung in irgendwelchen ehemaligen deutschen Unternehmungen standen. Zehntausende von Deutschen hatte man vor Weihnachten in einer großen Einberufungsaktion neuerdings für den Einsatz in den Bergwerken erfaßt. Da diese deutschen Arbeitskräfte dort aber berufsfremd waren und wie Sklaven gehalten wurden, ist die Arbeitsleistung schon aus Mangel an physischen Kräften sehr gering.

Herr Dr. N., der als tschechischer Notar mein Nachfolger in Kaaden wurde, erklärte mir bei einer Aussprache, ich sollte doch optieren, damit ich die Kanzlei wieder übernehmen könne. Er selbst wolle am liebsten wieder nach Pardubitz, seiner ursprünglichen Arbeitsstelle, zurück. Ich sagte ihm darauf unter dem Eindruck des bisher Erlebten, daß ich lieber in Deutschland Straßensteine klopfen wolle, als hier Notar zu sein.



 

Karlsthal


Bericht Nr. 217
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Mißhandlung einer schwangeren Frau
Berichterin: Ida Tauber Bericht vom 12. 7. 1946

Lage von KarlsthalAls im November 1945 mein Haus und die Wohnung zur Übernahme durch einen Tschechen aufgenommen wurde, wurde ein Optionsschein für Österreich gefunden. Die Tschechen zerrissen diesen Optionsschein und warfen mir diesen vor die Füße. Dann schlug mich der Gendarm mit den Fäusten auf den Kopf, ins Gesicht und in die Seite. Ich war damals im 7. Monat schwanger. Dann mußten wir das Haus räumen.



 

Karlsstadt
(bei Hermannstatt)


Bericht Nr. 218
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Mißhandlung einer alten Frau
Berichterin: Anna Czasch Bericht vom 12. 7. 1946

Lage von Karlsstadt und HermannstattIch bat im Oktober 1945 den N. V. um die Erlaubnis, von Karlsstadt nach Hermannstatt zu gehen, um mir dort einen Taufschein zu holen. Ich erhielt diese Erlaubnis, doch sollte ich mit diesem Schein zur Gendarmerie gehen, die diesen bestätigen sollte. Bei der Gendarmerie wurde ich von drei Mann furchtbar geschlagen. Ich erhielt viele Schläge ins Gesicht, daß ich ganz aufgeschwollen war und noch heute auf dem linken Auge schlecht sehe. Ich erhielt auch einen Stoß in den Bauch, an dessen Folgen ich heute noch leide. Ich bin 66 Jahre alt.


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Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen
Überlebende kommen zu Wort