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Warschau unter deutscher Herrschaft.
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau.

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Der Wohnungs- und Siedlungsbau

Die Errichtung des Generalgouvernements und der damit verbundene Aufbau der deutschen Verwaltung hat den östlichen deutschen Lebensraum in ungeahntem Masse erweitert. Durch diese räumliche Ausdehnung sind dem Wohn- und Siedlungsbau lebenswichtige Aufgaben gestellt, die für die Zukunft des deutschen Volkes im Osten von entscheidender Bedeutung sein werden; denn für die Entwicklung und Beherrschung dieses Lebensraumes, der vielen deutschen Menschen eine Heimat werden soll, sind gesunde und hinreichend grosse Wohnstätten die erste Voraussetzung.

Der Distrikt Warschau hat auf dem Gebiete des Wohnungswesens durch die Einwirkungen des Krieges die stärkste Einbusse erlitten. Wenn schon in den Vorkriegsjahren in dem ehemaligen polnischen Staat ein beträchtlicher Mangel an Kleinwohnungen herrschte, so ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt infolge der Kriegsbeschädigungen untragbar geworden. Von den in Warschau (Stadt) vor dem Kriege vorhanden gewesenen 20 650 Gebäuden sind durch Kriegshandlungen etwa 2 200, d.h. rund 10,6 v. H. völlig vernichtet und 8 740, d. h. rund 41 v. H. teilweise zerstört, abgebrannt oder stark beschädigt worden; weitere 30 v. H. sind leicht beschädigt.

Blick auf Ostrow
[108] Blick auf Ostrow.
Auch in den übrigen neun Kreisen des Distrikts ergab eine vorläufige Feststellung des Zustandes der vorhandenen Bauten durchschnittlich eine Zerstörung des früheren Bestandes um 20 v. H. Mehrere Orte in den Kreisen Warschau-Land, Garwolin, Minsk-Maz., Ostrow-Maz., Sochaczew und Lowitsch sind ganz zerstört oder schwer beschädigt. Mit der infolge der zahlreichen Kriegsbeschädigungen entstandenen Überbevölkerung der noch vorhandenen Wohnbauten hat sich sowohl der bauliche als auch sanitäre Zustand der Wohnräume stark verschlechtert.

Strassenzeile in Grojec
[107] Strassenzeile in Grojec.
Demgegenüber sind nach amtlichen Feststellungen im Distrikt Warschau mit privaten Mitteln über 3 000 Wohngebäude durch ihre Eigentümer wieder instand gesetzt und über 2 700 wieder aufgebaut. Ausserdem wurde zwecks Unterbringung der deutschen Beamten, Angestellten und Arbeiter die Bautätigkeit von der Regierung in [230] Krakau durch Ausgabe von Baudarlehen gefördert. Nachdem anfangs eine Anzahl Reichsbediensteter, die zum ersten Aufbau der Verwaltung eingesetzt waren, nur notdürftig, zum Teil in den Arbeitsräumen, untergebracht werden konnte, trat eine bedeutende Besserung der Wohnungslage ein, als die Fertigstellung der bereits angefangenen im Rohbau vorhandenen Wohnbauten durchgeführt wurde. Mit dem von der Regierung aus dem "Wohnbaufonds" zur Verfügung gestellten ersten Baudarlehensanteil von 2 Millionen Zloty wurden im Distrikt Warschau für die Beamten, Angestellten und Arbeiter der deutschen Verwaltung über 500 Wohnräume finanziert und fertiggestellt, die mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit ausgestattet sind. Diese Wohnbauten, denen im Rahmen der baulichen Möglichkeiten ein deutsches Gesicht gegeben wurde, entsprechen nicht nur der Würde des deutschen Ansehens, sondern haben auch zur Hebung der Arbeitsfreudigkeit wesentlich beigetragen.

Neben dem Sofortprogramm, das die beschleunigte Fertigstellung der sogenannten Torsobauten vorsieht, musste die deutsche Siedlungspolitik zur Gewinnung neuen Wohnraums eine grosszügige Neubauplanung in den gewonnenen Gebieten in Angriff nehmen. In dieser Beziehung trat die deutsche Verwaltung ein trauriges Erbe an.

Polen hat, wie die Geschichte zeigt, aus eigener schöpferischer Kraft niemals sein Gebiet sinnvoll gestalten können, sondern im wesentlichen von den Früchten deutscher Pionierarbeit gelebt, die mit der kraftbewussten Ostpolitik der ersten deutschen Kaiser ihren Anfang nimmt, vom Deutschen Ritterorden zu Beginn des 13. Jahrhunderts planvoll fortgesetzt wird und durch die mächtige Städtegemeinschaft der Hanse ihre letzte Ausstrahlung erfährt. Eigene Richtlinien für den Aufbau einer Stadt oder die Gestaltung der Landschaft hat der Pole nicht aufstellen können, weil er nicht die für die Durchdringung eines Siedlungsraumes notwendige Grundlage, ein bodengebundenes, selbstbewusstes Volkstum besass. Ausserdem fehlte der polnischen Staatsführung das Verständnis für die Ziele einer völkischen Gemeinschaft. Es gibt deshalb auch keinen "polnischen Lebensraum", der die Grundlage für ein gesundes völkisches Leben bilden könnte. Die wenigen "Städte" des Ostens lassen in ihrem Grundriss, dessen Mittelpunkt meist der Marktplatz oder die Kirche ist, überwiegend einen deutschen Planungswillen erkennen, und die grossen monumentalen Bauwerke haben deutsche Künstler geschaffen. Im übrigen lässt die regellose Bebauung der polnischen Stadt, die weder Bauzonen noch [231] Fluchtlinien oder die Abgrenzung von Wohn-, Geschäfts- und Industrievierteln kennt, jedes organische Gefühl vermissen.

Deshalb überliess die "polnische Wirtschaft" auch den grössten Teil der Gebäude ohne Rücksicht auf die Bewohner und deren Bedürfnisse ihrem Schicksal.

Eine ungeordnete, zügellose und unübersichtliche Agrarpolitik einerseits und eine unüberlegte, die Landschaftsschönheit zerstörende Anhäufung industrieller Anlagen andererseits hatten eine ungleiche Verteilung der Menschenmassen und damit eine furchtbare
Polnische Arbeitersiedlung
[232] Polnische Arbeitersiedlung.
Wohnungsnot zur Folge. Eine soziale Betreuung der Arbeiterschaft, die man in langgestreckten Wohnhöfen und Elendsquartieren untergebracht hatte, war dem polnischen Staat unbekannt. Mangels vorhandener Mittel konnte sich daher auch keine Siedlungsbewegung entwickeln. In Warschau sind lediglich im Westen die Siedlung Kolo mit 65 Wohnhäusern (rund 1 030 Wohnungen) und mit einem grossen Gemeinschaftshaus sowie im Osten die Siedlung Grochow mit 40 Wohnhäusern (rund 640 Wohnungen) vorhanden, die von der Gesellschaft für den Bau von Arbeitersiedlungen (Towarzystwo Osiedli Robotniczych) in den Jahren 1934 bis 1938 gebaut wurden. Die Planung entspricht einer Anordnung von Massenquartieren. Die Wohnungen bestehen grösstenteils aus 1 bis 2 Räumen. In dem Wohnraum ist eine kleine
Typische Reihenbauten des früheren polnischen
Siedlungswesens
[232] Typische Reihenbauten des früheren polnischen Siedlungswesens.
Kochnische vorhanden. Auf je 9 bis 15 Wohnungen fallen ein gemeinschaftliches Badezimmer sowie Wasch- und Trockenräume. Da die polnischen Arbeiterfamilien sehr kinderreich sind, wird eine Stube durchschnittlich von 3 - 5 Personen bewohnt.

Abgesehen von der Unfähigkeit, in den Städten einen gesunden Wohnungsbau zu gestalten, hat der Pole auch draussen bei der Besiedlung des flachen Landes für eine Harmonie zwischen Haus- und Landschaft kein Verständnis gezeigt. Wahllos am Rande der Strasse oder mitten in der unverstandenen Landschaft stehen einzelne, quadratisch geformte Häuser, die mit ihren flachen hässlichen Dächern das Aussehen liegender oder hochkant gestellter Streichholzschachteln haben. In anderen Gegenden ziehen sich an der Strasse kilometerweit Häuserreihen entlang, die - ohne inneren Zusammenhang - keinen sie beherrschenden Mittelpunkt besitzen und in ihrer Gestaltung ebenfalls nicht nur abstossend wirken, sondern meist auch keine Kanalisation und Wasserleitung haben. Auch in diesen Haufensiedlungen hat der Pole durch die lieblose Aneinanderreihung der verschiedensten Baustile nicht nur eine unselbständige [232-235=Fotos] [236] Baugesinnung verraten und gegen die Normen einer geschmackvollen Architektur verstossen (wenn man hiervon überhaupt sprechen darf), sondern auch in hygienischer Hinsicht die Bedürfnisse und gemeinsamen Belange der in den Häusern wohnenden Menschen überhaupt nicht erkannt.

Deshalb ist die Siedlung im Osten nicht nur ein technisches Problem, sondern eine Frage des kulturellen Aufbaues der deutschen Gemeinschaft. Damit ist die Aufgabe gestellt: Aufbau einer innerlich geordneten, kolonisatorisch befähigten Gemeinschaft in einem "Deutschen Wohnbezirk" (Stadt) oder "Siedlungsbereich" (Land). Dabei ist im Hinblick auf die oben geschilderten polnischen Mißstände zu berücksichtigen, dass wir weder für den Aufbau der deutschen Stadt noch für die Errichtung der deutschen Siedlung eine Vorlage benutzen können. Wir betreten völlig neues Land. Die Gestaltung des deutschen Siedlungsraumes umfasst daher neben den umfangreichen städtebaulichen und wohnungspolitischen Aufgaben gleichzeitig ein eingehendes bevölkerungspolitisches Studium, eine gründliche Untersuchung der Bodenverhältnisse, Berücksichtigung der gewerblichen und industriellen Betriebe, eine Landschafts- und Wirtschaftsplanung, Aufstellung von Bebauungsplänen, Abgrenzung der Verwaltungsbezirke und Gliederung der politischen Einheiten, den Aufbau der bäuerlichen Siedlung und die Anlage von Verkehrsstrassen. Zur Lösung dieser gewaltigen Aufgaben ist nicht nur die Zusammenarbeit der beteiligten Fachkräfte, sondern die einsatzfreudige Mitarbeit jedes einzelnen Volksgenossen erforderlich, der hier im Osten eingesetzt ist.

Die im Juni 1941 im Osten beginnenden Kriegshandlungen und der dadurch eingetretene Frontbedarf an Baustoffen (Eisen, Holz, Zement usw.) hat die Verhängung einer Bausperre für alle nicht kriegswichtigen Bauten zur Folge gehabt. Die dadurch für den Wohnungsbau entstandene Ruhepause wurde dazu benutzt, das künftige Neubauprogramm für die einzelnen Kreise zu entwerfen. Um alle Deutschen des Distrikts in einwandfreie Wohnungen unterzubringen, werden in den kommenden Jahren über 2 000 Neubauten hergestellt werden, deren Errichtung gewaltige städtebauliche Aufgaben darstellt, da die neuen Bauvorhaben sinnvoll in den künftigen deutschen Wohnbezirk der Kreisstädte eingefügt werden sollen. Mit der Herstellung dieser Neubauten ist die Deutsche Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft mbH. in Warschau beauftragt worden, die zur Wahrung einer planmässigen Durchführung des [237] gesamten Wohnungsbaues und zwecks Gewährleistung einer einheitlichen Wohnungs- und Siedlungspolitik von der Regierung in Krakau zur alleinigen Trägerin des gesamten Wohnstättenbaues und der Schaffung der deutschen Siedlungen erklärt worden ist.

Entwurf des Dienstgebäudes eines Kreishauptmanns
[234] Entwurf des Dienstgebäudes eines Kreishauptmanns (Anklang an den Stil des Deutschen Ritterordens).
Kristallisierungspunkt des neuen deutschen Wohn- oder Siedlungsbezirks wird nicht wie früher die nunmehr etwas abseits gerückte Kirche mit dem Marktplatz, sondern der Sitz des Kreishauptmanns sein, der als Hoheitsträger der Partei zugleich den Repräsentanten der einheitlich ausgerichteten Deutschen Gemeinschaft darstellt. Vor dem Hauptverwaltungsgebäude der Kreishauptmannschaft wird sich ein grosser von Bäumen oder einem Grünflächenstreifen umrahmter Platz befinden, der Kundgebungen oder Truppenbewegungen als Aufmarschgelände dient. Der Platz wird von einer Reihe öffentlicher Bauten umgeben. Um den Häuserkomplex der
Modell eines künftigen deutschen Wohnviertels
[235] Modell eines künftigen deutschen Wohnviertels (Entwurf für die Kreishauptmannschaft Sochaczew).
Kreishauptmannschaft werden sich die einzelnen deutschen Siedlungshäuser in aufgelockerter Bauweise mit einer - je nach Bedarf mehr oder minder grossen - Gartenlandzulage gruppieren. In der Nähe des Deutschen Wohnbezirks werden die Schulen, das HJ- und BDM-Heim sowie die Sportanlagen erstehen, in einem anderen Stadtteil wird die Geschäftswelt ihre Pforten öffnen.

Abseits vom deutschen Mittelpunkt der neuen Stadt soll den Polen ein Wohnviertel verbleiben. Damit ist einerseits zum Ausdruck gebracht, dass sie kein Stück des deutschen Eigenlebens darstellen, andererseits sollen sie zu nutzbringender Arbeit jederzeit herangezogen werden können.

Nach Beendigung der Vermessungsarbeiten wird nach Aufhebung der Bausperre unverzüglich in allen Kreisen des Distrikts der Bau der deutschen Wohnbezirke und Siedlungen beginnen.

Künftige deutsche Siedlungsbauten
[233] Künftige deutsche Siedlungsbauten.
In diesen deutschen Wohnbezirken und Siedlungen werden die Reichs- und Volksdeutschen nicht mehr das Gefühl haben, in einem fremden Land zu sein, sondern sie werden sich in dieser deutschen Umgebung wie in der Heimat fühlen.

Diese neuen deutschen Wohngebiete werden aber gleichzeitig eine kulturelle Tat des Deutschtums sein, das gegenüber dem geschmacklosen kulturlosen Wohnbaustil des polnischen Staates eine dem Geist des Nationalsozialismus entsprechende architektonisch schöne neuzeitliche Wohnkultur schafft, die in der gleichen Weise wie früher die Burgen der Ordensritter und die Handelsniederlassungen der Hanse auf Jahrhunderte hinaus von der Blütezeit des Nationalsozialismus Zeugnis ablegen wird.


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