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Volksdeutsche Soldaten unter Polens Fahnen. 
Tatsachenberichte von der anderen Front aus 
dem Feldzug der 18 Tage
[156]
Eine polnische Kompanie mordet 30 Deutsche
Eidesstattliche Erklärung eines Nationalpolen

Posen, den 11. März 1940

Ich, Paweł Pawliczak, geboren am 18. 10. 1912 in Köln a. Rh. als Kind polnischer Eltern, jetzt wohnhaft in Deutsch-Gabel. Kr. Wollstein, erkläre an Eides Statt folgendes:

Ich diente im September 1939 im polnischen Heere, und zwar im Inf.-Rgt. 58, 9. Ersatzkompanie, und machte den Feldzug mit. In unserer Kompanie waren ungefähr 30 Volksdeutsche. In der Nähe von Kutno wurden in einem Dorf, das wohl Strzelce hieß, 5 volksdeutsche Soldaten auf Befehl unserer Offiziere erschossen. Hetzer in unseren Reihen hatten das Gerücht verbreitet, daß die deutschen Soldaten unserer Kompanie nachts Spionage treiben. Ich habe die Erschießung mit eigenen Augen mit angesehen. Die Deutschen mußten beim Stehen kehrtmachen und wurden dann von hinten erschossen. Bei Lowitsch an der Warschauer Chaussee, 3 km hinter der Stadt, haben die Offiziere noch 3 oder 4 von den Deutschen unserer Kompanie erschießen lassen. Es war auf einer Wiese. Sie wurden wieder von hinten erschossen. Wenn diese Deutschen etwas zur Rechtfertigung sagen wollten, schrie der Offizier sie an "trzymaj pysk" (Halt die Schnauze). Die Schüsse gingen immer in den Rücken, doch haben sich die Erschossenen alle hinterher noch bewegt. Auf dem Rückmarsche nach Warschau wurden dann noch weitere Deutsche aus unserer Truppe erschossen. Zusammen mögen es ungefähr 20 gewesen sein. Ich war bei allen Erschießungen Augenzeuge, doch wurde ich selbst nie zum Erschießen abkommandiert. Untersuchungen und Standgerichte haben nicht stattgefunden. "Co szwab, to szpieg, nie potrzebuje żyć", das heißt: "Wer ein Deutscher ist, ist ein Spion und braucht nicht zu leben", das war die Begründung für die Erschießung. Ich habe auch mit eigenen Augen gesehen, wie denjenigen deutschen Soldaten unserer Kompanie, die den Tod ihrer Kameraden mit ansahen, die Tränen in die [157] Augen kamen und sie sehr verzweifelt waren. Von den Erschossenen aber hat kein einziger vorher um Gnade gebeten. Ich selbst weiß, daß in Wirklichkeit keiner von den Deutschen etwas gegen Polen getan hat. Sie waren vollkommen unschuldig.

Ferner hat unsere Truppe auf dem Marsche regelmäßig jeden Deutschen erschossen, der Zivilkleidung anhatte. Gefragt wurde nie lang. Wenn ich mich nicht irre, so sind allein von meiner Kompanie mehr als 10 solcher Zivilisten erschossen worden.

In der Nähe von Warschau habe ich mit eigenen Augen gesehen, daß vier Deutsche, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder mit den Zungen an den Tisch genagelt waren. Wie das deutsche Dorf heißt, habe ich vergessen. Die Leute lebten. Die Hände hatten sie frei. Ich habe ferner mit eigenen Augen gesehen, daß ein Junge und ein Mädel auf dem Fußboden lagen, mit den Händen an den Fußboden genagelt. Die Angenagelten lebten. Und einen deutschen Mann hatten sie mit zusammengeketteten Handgelenken an einen Hausbalken aufgehängt. Das war auch in einem Dorf im Warschauer Gebiet. Den Namen habe ich vergessen. Ich weiß nur, daß in der Nähe zwei eiserne Flußbrücken waren. Gemacht wurde dies alles aber nicht mehr von Kollegen meiner Kompanie, sondern von einer anderen Kompanie des 58. Inf.-Rgts. Angeblich hatten die Deutschen den Eßwaren fordernden Soldaten gesagt, sie hätten auch nichts mehr zu essen. Dafür haben die Soldaten sich dann gerächt. Uns gegenüber haben sie sich damit noch gerühmt und gesagt: "Wenn da deutsche Soldaten hingekommen wären, hätten sie ihnen schon was gegeben. Und uns Polen wollten sie nichts geben. Aber denen haben wir es gegeben."

Ich erkläre, daß ich die deutsche Sprache gut beherrscht, daß mir dieser Bericht von Dr. Kurt Lück vorgelesen wurde und daß ich jederzeit bereit bin, alles vor jedem und zu jeder Zeit an Eides Statt auszusagen. Die Namen unserer Offiziere weiß ich nicht. Einer, der aus Birnbaum stammte, ist gefallen. Ich selbst bin polnischer Nationalität.

(---) Paweł Pawliczak


Ich erkläre an Eides Statt, daß mein Chauffeur, Paweł Pawliczak, die obigen Aussagen in meiner Gegenwart [158] Herrn Dr. Lück gemacht hat und dieser sie wörtlich niedergeschrieben hat.

(---) Kaufmann Max Kutzner,
Deutsch-Gabel, Kreis Wollstein


Ich erkläre an Eides Statt, daß ich die Angaben des Paweł Pawliczak gewissenhaft niedergeschrieben habe.

(---) Dr. Kurt Lück
Posen, Carl-Hermann-Pirscher-Str. 3


Diese eidesstattliche Erklärung eines Nationalpolen, deren Original sich in der "Zentrale für die Gräber ermordeter Volksdeutscher", Posen, Kaiserring 3, befindet, bedarf keines langen Kommentars. Eine einzige polnische Kompanie hat 20 volksdeutsche Soldaten und mehr als 10 deutsche Zivilisten, möglicherweise noch nicht eingekleidete Reservisten, ermordet. Man kann sich demnach leicht vorstellen, welche und wieviele Tragödien dieser Art sich im ganzen polnischen Heere abgespielt haben müssen, über die einzig und allein polnische Augenzeugen berichten könnten.


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Tatsachenberichte von der anderen Front
aus dem Feldzug der 18 Tage