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Kampf um Berlin: Der 
Anfang.

Hetze und Verfolgung       (Teil 2)

Daß die jüdische Presse uns angriff und verleumdete, das war nicht einmal das Schlimmste: denn wir wußten ja, daß all diese Lügen sich früher oder später totlaufen würden. Noch niemals ist eine Idee, wenn sie richtig war, von ihren Feinden totgelogen worden. Schlimmer trafen uns die behördlichen Schläge, die nach Erlaß des Verbotes über die Bewegung hereinprasselten. Die Organisation war zertrümmert, eine ordnungsmäßige Fortführung des Mitgliederbestandes unmöglich gemacht. Damit war der Partei die wichtigste Finanzquelle verstopft. Es ist einfach nicht wahr, daß die nationalsozialistische Bewegung von den Subsidien großkapitalistischer Geldgeber lebt. Wir jedenfalls haben niemals etwas von den Riesensummen gesehen, die der Papst oder Mussolini oder Frankreich oder Thyssen oder Jakob Goldschmidt der Partei angeblich überwiesen haben. Die Partei lebte und lebt ausschließlich von den Beiträgen ihrer Mitglieder und den Überschüssen ihrer Versammlungen. Stopft man diese Geldquellen zu, dann ist der Partei damit jede Lebensmöglichkeit genommen.

So war es auch bei uns nach Erlaß des Verbots. In dem Augenblick, in dem der ordnungsmäßige Einlauf der Mitgliederbeiträge abebbte und Überschüsse aus Versammlungen nicht mehr hereinkamen - die meisten Versammlungen wurden verboten und auch die erlaubten warfen keine Erträgnisse ab -, geriet die Partei in die schlimmste finanzielle Krise. Sie mußte ihren Verwaltungsapparat auf das Notwendigste einschränken. Die Gehälter wurden auf ein Minimum herabgesetzt, und selbst in diesem Umfang konnten sie nur bruchstückweise und in kleinen Beträgen ausgezahlt werden. Die gesamte Parteibeamtenschaft stellte sich mit einem bewundernswerten Opfersinn auf diese Notwendigkeit um; nicht ein einziger Beamter wurde entlassen, aber alle haben damals auf 20 und 30 und sogar 50 Prozent ihres ohnehin kärglichen Gehalts verzichtet, um damit die Partei weiter am Leben zu erhalten.

Hin und wieder erwies das Polizeipräsidium mir die Gnade, in einer öffentlichen Versammlung rednerisch auftreten zu dürfen. Damit war dann eine Möglichkeit gegeben, dem gepreßten Herzen Luft zu machen. Das geschah aber so selten, daß der politische Wert einer solchen Generosität meistens gleich Null war.

Nachdem sich das Polizeipräsidium auf Drängen der Öffentlichkeit schließlich dazu entschlossen hatte, das Verbot für die Mark Brandenburg, für die es überhaupt nicht zuständig war, wieder rückgängig zu machen, konnten wir außerhalb von Berlin, meistens in Potsdam, wenigstens die Funktionäre der Partei zusammenrufen und mit ihnen die wichtigsten Fragen der Politik und Organisation besprechen.

In Berlin war das ganz ausgeschlossen. Man verbot nicht nur die Versammlungen der Partei, sondern auch die Versammlungen aller ihrer Unterorganisationen. Ja, man gab sich sogar die Blöße, eine vom Deutschen Frauenorden, einer der NSDAP. nahestehenden Frauenorganisation, einberufene Schlagetergedenkfeier zu untersagen in der Besorgnis, sie "könnte die öffentliche Ruhe und Sicherheit gefährden".

Die zwangsläufige Folge einer solchen Verbotspraxis waren immer und immer wiederkehrende politische Exzesse auf den Straßen. Mancher Jude des Berliner Westens hat bei diesen Ausschreitungen seine Ohrfeigen bezogen. Zwar war er nicht persönlich schuld an dem, was man der NSDAP. antat. Aber die Masse kennt nun einmal diese feinen Unterschiede nicht. Sie nimmt sich den, der greifbar ist, und wenn zwar auch Herr Cohn oder Herr Krotoschiner vom Kurfürstendamm das Polizeipräsidium in keiner Weise beeinflußten, immerhin gehörten sie zur Rasse, immerhin waren sie Partei, immerhin sah der Mann aus dem Volk in ihnen die Schuldigen.

Viele SA.-Leute sind damals in die Gefängnisse gewandert, weil sie in dem Verdacht standen, zu späten Abendstunden am Kurfürstendamm ein Exempel statuiert zu haben. Die Gerichte gingen dagegen mit drakonischen Strafen vor. Eine Ohrfeige kostete in den meisten Fällen sechs bis acht Monate.
Verhaftung
Verhaftung eines nationalsozialistischen "Schwerverbrechers"
Aber damit konnte das Übel nicht ausgerottet werden. Solange die Partei verboten war und man ihren Führern die Möglichkeit nahm, beruhigend auf die Massen einzuwirken, blieben solche Exzesse unvermeidlich.

Das Polizeipräsidium ging nun dagegen mit einer neuen Methode vor, und die war eigentlich gefährlicher als alle bisher angewandten. Bei großen politischen Zusammenstößen wurden aus irgendeinem Grunde manchmal hundert und mehr Parteigenossen zwangsgestellt und ohne Angabe von Gründen der politischen Abteilung des Polizeipräsidiums eingeliefert. Eine rechtliche Handhabe war dafür meistenfalls nicht vorhanden. Sie wurden in großen Unterkunftsräumen zusammengepfercht und bis zum folgenden Mittag um 12 Uhr festgehalten. Dann ließ man sie laufen, ohne ihnen das Geringste anzutun.

Das erschien den Herren am Alexanderplatz auch vollkommen überflüssig; denn man wollte die Parteigenossen und SA.-Männer ja gar nicht bestrafen, sondern ihnen nur Schwierigkeiten in ihrem Amt und Dienst machen. So ein bedauernswerter Zwangsgestellter hatte durch seine Verhaftung einen halben Arbeitstag verloren; er konnte bestenfalls mittags um 2 Uhr an seinem Arbeitsplatz erscheinen. Seine marxistischen oder demokratischen Vorgesetzten kamen sehr bald hinter den Grund seiner Verspätung, und dann wurde er mitleidlos aufs Pflaster geworfen.

Und das war schließlich der Zweck der Übung!

Die Sozialdemokratische Partei hat vor dem Kriege mit bierehrlichem Eifer das System der Pickelhaube bekämpft. Die Pickelhaube fiel als Erstes der Revolution von 1918 zum Opfer. Wir haben dafür den Gummiknüppel eingetauscht. Der Gummiknüppel scheint in der Tat das Hoheitsabzeichen der Sozialdemokratischen Partei zu sein; unter dem Regime des Gummiknüppels ist im Laufe der Jahre in Deutschland eine Zwangsgesinnung und Gewissensfesselung eingetreten, die jeder Beschreibung spottet. Gerade wir haben sie in ausgiebigem Maße am eigenen Leib zu verspüren bekommen. Wir konnten dabei Theorie von Praxis unterscheiden lernen und sind manchmal allerdings zu anderen Schlüssen gekommen, als sie in der Weimarer Verfassung zu lesen steht. Gerade in jenen Wochen wurde in München ein Parteigenosse Hirschmann, ein einfacher Arbeiter, mitten im tiefsten Frieden, und ohne daß er einem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt hatte, von Reichsbannerrowdies auf offener Straße niedergeschlagen und so lange mit Brettern, Zaunlatten und Totschlägern traktiert, bis er in irgendeiner Gosse sein armseliges und verfolgtes Leben aushauchte. Da konnte man feststellen, wie ein bürgerliches Polizeipräsidium auf einen so schamlosen Brutalitätsakt reagiert. Man ließ das Reichsbanner vollkommen ungeschoren. Die rote Presse durfte ungestraft unseren ermordeten Kameraden mit Gift und Geifer überschütten, und eine gegen den Mordterror einberufene nationalsozialistische Protestversammlung wurde von der Polizei verboten.

Die bürgerliche Welt ist unter den Keulenschlägen des marxistischen Terrors zusammengebrochen, und sie verdiente auch kein anderes Ende. Wir aber waren gewillt, den marxistischen Terror zu brechen; niemand konnte es uns verdenken, wenn wir solche herausfordenden Gegensätze miteinander in Vergleich brachten und daraus Konsequenzen zogen, die uns nur noch mehr verbittern und empören mußten.

Auch in diesen schweren Wochen war der SA.-Mann der Träger unseres Kampfes. Zum erstenmal zwang man ihn, seine geliebte braune Uniform auszuziehen, seine stolzen Fahnen waren eingerollt, die Abzeichen der Partei durften nicht mehr getragen werden. Heimlich und verschämt steckten wir in die Ecke des rechten Rockkragens unsere Wolfsangel. An diesem Zeichen erkannten sich die Unentwegten. Es entging dem Auge des Gesetzes, wurde bald von Tausenden und Tausenden getragen und erschien mehr und mehr im Straßenbild der Reichshauptstadt. Wer die Wolfsangel trug, der gab damit seinem Willen zum Widerstand Ausdruck. Er erklärte vor aller Öffentlichkeit, daß er trotz allem gewillt war, weiterzukämpfen. Er forderte eine ganze feindliche Welt heraus und tat seine Überzeugung kund, daß die Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialismus und jüdischem Untermenschentum am Ende doch von uns siegreich durchgefochten werden würde.




Je mehr wir uns so von der feindlichen Presse und den Schikanen des Polizeipräsidiums in die Enge getrieben sahen, um so sehnsüchtiger wurde in uns der Wunsch nach einer Möglichkeit, uns, wenn auch notdürftig, gegen die Journaille publizistisch zur Wehr zu setzen. Es fehlte uns eine Zeitung. Wo wir nicht reden durften, wollten wir schreiben können. Unsere Feder sollte in den Dienst der Organisation gestellt, die abgebrochene Verbindung zwischen Führung und Gefolgschaft mußte wieder angeknüpft werden. Es war notwendig, den Parteigenossen wenigstens Woche um Woche den Glauben an die Bewegung zu stärken und sie im weiteren Aushalten zu bekräftigen.

Damals entstand aus unserer Zwangslage heraus zum ersten Male der Gedanke, eine eigene Zeitung zu gründen. Wir wußten zwar, daß wir vorerst der Großmacht der jüdischen Presse kaum etwas Wirksames entgegenstellen konnten. Trotzdem haben wir mit kleinen Anfängen begonnen, weil es notwendig war und weil wir an unsere Kraft glaubten.

Wir begannen, die ersten Vorbereitungen für die Gründung eines Wochenblattes zu treffen. Dieses Wochenblatt mußte entsprechend den Kampfsituationen in Berlin aggressiv sein. Es sollte mit den schärfsten publizistischen Mitteln der Bewegung die Bahn frei machen. Wir wollten es der jüdischen Presse gleich tun an Sarkasmus und zynischem Witz, nur mit dem Unterschied, daß wir für eine reine und große Sache eintraten.

Wir waren ein gehetztes Wild, das der Jäger angeschossen durch den Forst treibt. Wenn ihm am Ende gar nichts mehr anderes übrigbleibt, dann stellt es sich seinem Verfolger; und zwar nicht, um sich zu verteidigen, sondern um mit scharfen Zähnen und gebeugtem Geweih gegen den unerbittlichen Treiber zum Angriff vorzugehen.

Dazu waren wir nunmehr entschlossen. Man hatte uns in die Verzweiflung gehetzt. Man hatte uns jedes Mittel zur Verteidigung genommen. So mußten wir uns dem Verfolger entgegenwerfen, mußten versuchen, zuerst eine feste Position im Rückzug zu gewinnen und dann zur Offensive vorzugehen.

Damit waren Titel und Name unseres neu zu gründenden Kampfblattes ohne weiteres gegeben. Es sollte Der Angriff heißen; und geschrieben wurde es "Für die Unterdrückten! Gegen die Ausbeuter!"


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