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Kampf um Berlin: Der 
Anfang.

Der unbekannte SA.-Mann       (Teil 2)

Es war sehr schwierig, unsere verwundeten Kameraden unterzubringen und ihnen bei ihren schweren Verletzungen eine entsprechende Pflege und Wartung zu gewährleisten. Die öffentlichen Krankenhäuser in Berlin sind in der Hauptsache städtisch und, wenigstens was das untere Personal angeht, stark marxistisch durchsetzt. Wir hatten in diesen Krankenhäusern mit unseren Verwundeten wenig erfreuliche Erfahrungen gemacht. Die Pflege war meistens sehr schlecht, und viele Kameraden fühlten sich unter den Händen eines sozialdemokratischen Krankenwärters oder jüdischen Arztes von Gott und aller Welt verlassen. Es darf dabei nicht vergessen werden, daß einige der tapfersten Draufgänger die weiße Binde sozusagen nicht mehr vom Kopf herunter bekamen. Es war nicht selten, daß ein einziger SA.-Mann im Verlauf von zwei, drei Monaten drei-, vier- und fünfmal verletzt wurde und die meiste Zeit im Krankenhaus lag. Wir versuchten, uns vorerst damit zu behelfen, daß wir unsere gefährdeten Verwundeten in einer schnell hergerichteten eigenen Krankenstube unterbrachten und ihnen aus eigenen Mitteln, die zum großen Teil als Spende aus dem Reich eingingen, das Notwendigste an Pflege und ärztlicher Fürsorge gaben.

Bald schon bildete sich in der SA. eine feste, kämpferische Tradition heraus. Wer zur SA. gehörte, der war damit ein Stück Parteielite. Der SA.-Mann hatte einen schweren Kampf durchzufechten, aber er war auch, und mit Recht, stolz darauf, daß er sich für die Partei einsetzen konnte und mußte. Die SA. wurde damit die Auslese der ganzen Bewegung.

Sie setzte sich damals und wohl auch heute noch in der Hauptsache aus proletarischen Elementen zusammen; und unter diesen stellten die Arbeitslosen das Hauptkontingent. Es legt im Wesen des Arbeiters, an eine politische Idee nicht nur zu glauben, sondern auch dafür zu kämpfen. Der Arbeiter ist besitzlos, und der Besitzlose findet sich immer schneller bereit, auch im letzten Einsatz für eine Sache einzutreten. Er hat in der Tat nichts zu verlieren als seine Ketten; und deshalb ist sein Kampf für eine politische Überzeugung von ganz anderer Hingabe und Begeisterung erfüllt als der des bürgerlich empfindenden Menschen.

Der ist da viel größeren Hemmungen unterworfen. Erziehung und Bildung hindern ihn schon daran, mit derselben bedenkenlosen Konsequenz für ein politisches Ideal einzutreten.

Der SA.-Mann muß das. Er ist täglich gezwungen, für seine Sache geradezustehen und ihr gegebenenfalls auch den letzten Blutzoll zu entrichten.

Er muß gewärtig sein, bei Nacht und Dunkel von politischen Gegnern niedergeschlagen zu werden und statt am anderen Morgen bei seiner Arbeit, auf dem Operationstisch zu landen. Nur verwegene und bis ins Innerste überzeugte Menschen bringen dazu die Kraft auf.

Die eigentliche Stärke der SA. beruht darin, daß sie sich im wesentlichen aus proletarischen Elementen zusammensetzt. Diese Tatsache ist aber auch ein Unterpfand dafür, daß die SA. und damit die ganze Bewegung nie in bürgerlich-kompromißlerisches Fahrwasser abgleitet. Das proletarische Element, vor allem der SA., gibt der Bewegung immer wieder jenen ungebrochenen, revolutionären Elan, den sie sich bis auf den heutigen Tag gottlob erhalten hat. Viele Parteien und Organisationen sind seit Ende des Krieges entstanden und nach kurzem Aufstieg wieder in bürgerliche Niederungen versunken. Der Kompromiß hat sie alle verdorben. Die nationalsozialistische Bewegung besaß in der revolutionären Aktivität ihrer SA.-Männer die Gewähr dafür, daß ihr kämpferischer Geist ungebrochen blieb und die große politische Leidenschaft ihrer ersten Anfänge bis auf den heutigen Tag herübergerettet wurde.

Aus dem Geist und Charakter der SA. heraus bildete sich im Lauf der Jahre auch ein ganz bestimmter Lebens- und Umgangsstil. Der SA.-Mann ist ein neuer politischer Typ, und als solcher schuf er sich auch in Sprache und Haltung jene äußere Form, die seinem inneren Wesen entspricht. Bewundernswert und beispielgebend für die ganze Partei ist der Geist der Kameradschaft, der bis ins letzte Glied der SA. hineinreicht. In der SA. marschieren Arbeiter und Bürger, Bauern und Städter, jung und alt, hoch und niedrig im selben Glied. Es gibt dort keine Klassen- und Standesunterschiede. Alle dienen einem gemeinsamen Ideal, und die einheitliche Uniform ist Ausdruck der gleichen Gesinnung. Der Student reicht hier dem Jungarbeiter die Hand, und der Prinz marschiert neben dem ärmsten Bauernsohn. Gefahren und Entbehrungen werden gemeinsam getragen, und wer sich vom Geist dieser tapferen Kameradschaft ausschließt, der hat auf die Dauer in der SA. keinen Platz. Führerstellen werden durch Leistungen erworben, und sie müssen jeden Tag aufs neue durch vorbildliche Tapferkeit verdient werden.

Die Sprache der SA. ist hart und volksnah. Man verkehrt nur auf du und du. Hier bildet sich jene neue Front der Volksgemeinschaft heraus, die, so hoffen wir, später einmal für eine neue, volksgenossenschaftlich organisierte deutsche Nation richtung- und beispielgebend sein wird.

Im Laufe des März sollte nun der erste Einmarsch in die Reichshauptstadt gewagt werden. Die SA. wurde an einem Sonnabendabend in Trebbin zu ihrem ersten großen Märkertag zusammengezogen. In der Nähe einer Mühle wurde ein Riesenholzstoß entzündet, und unter dem hängenden, sternenübersäten Nachthimmel legte die Berliner SA. den Schwur ab, nicht von der gemeinsamen Sache zu lassen, sie weiter zu verfechten, wie schwer und drohend auch die Gefahren seien. Der Sonntag war ausgefüllt mit großen Kundgebungen der SA. in Trebbin selbst, und dann fuhren die Verbände in Eisenbahnsonderwagen bis zum Bahnhof Lichterfelde-Ost, von wo aus in den Abendstunden der Marsch nach dem Berliner Westen angetreten werden sollte.

Niemand von uns ahnte auch nur, daß es im Verlauf dieser Kundgebung zu so schwerem und verhängnisvollem Blutvergießen kommen sollte.

Plakat
So arbeitet Rot-Mord!       Text
Ein blinder Zufall wollte, daß in demselben Zug, der die SA. von Trebbin nach Lichterfelde-Ost transportieren sollte, größere Kommandos des Roten-Frontkämpfer-Bundes saßen, die von einer politischen Kundgebung in Leuna zurückkehrten. Die IA, die sonst immer so hurtig bei der Hand ist, wenn es gilt, Nationalsozialisten zu überwachen oder eine unserer politischen Reden nach Gesetzesverletzungen hin zu überprüfen, hatte sich der sträflichen Fahrlässigkeit schuldig gemacht, die extremsten politischen Gegner für eine nahezu einstündige Fahrt in einen gemeinsamen Zug hineinpferchen zu lassen. Damit waren blutige Zusammenstöße bei der Hochspannung der politischen Atmosphäre in Berlin unvermeidlich geworden. Schon beim Besteigen des Zuges in Trebbin war die SA. von den Roten Frontkämpfern aus feigem Hinterhalt beschossen worden; und während der Fahrt entbrannte nun von Abteil zu Abteil ein verhängnisvoller Kleinkrieg, der auf dem Bahnhof Lichterfelde-Ost zu einem offenen Feuergefecht wurde.

Ich war mit einigen Kameraden ohne jede Ahnung dieser Vorgänge und überhaupt ihrer Möglichkeit von Trebbin aus mit dem Auto vorgefahren, um den reibungslosen Abtransport der SA. vom Bahnhof Lichterfelde-Ost mit vorzubereiten. Vor dem Bahnhof standen schon schwarze Menschenmassen,
SA. Spandau
SA. Spandau
(Standartenträger)
die die anrollende SA. erwarteten, um sie auf ihrem Marsch in den Berliner Westen an den Bürgersteigen zu flankieren und zu begleiten.

Kurz vor Einrollen des Zuges erreichte die Spandauer SA., die den Aufmarsch in Trebbin auf Lastautos mitgemacht hatte, den Bahnhofsvorplatz und stellte sich in der Nähe zum Abmarsch auf. Der Zug rollte in die Bahnhofshalle, und während die draußen harrenden Gesinnungsfreunde noch die einmarschierende SA. erwarteten, entwickelte sich auf dem Bahnsteig selbst ein lebhaftes Pistolenfeuer, das wir mit Erstaunen und ohne Ahnung, was seine eigentliche Ursache sein konnte, von draußen vernahmen. Gleich darauf schon wird ein schwerverwundeter SA.-Kamerad aus dem Bahnhof herausgetragen, und die entsetzten Menschenmassen erfahren, daß die SA. in dem Augenblick, in dem der Zug sich wieder in Bewegung setzte, von den Roten Frontkämpfern, die bis zum Anhalter Bahnhof weiterfuhren und sich offenbar in ihren Abteilen absolut sicher wähnten, auf das schwerste beschossen worden ist. Im selben Augenblick springt ein beherzter SA.-Mann in ein Abteil des abfahrenden Zuges, zieht die Notbremse und bringt den Zug zum Halten. Ein SA.-Führer liegt mit schwerem Bauchschuß auf dem Bahnsteigpflaster, andere haben Becken- und Beinschüsse. Die SA.-Verbände selbst sind bis zur Siedehitze empört und nehmen an den feigen Attentätern eine zwar kurze, aber umso wirksameren Rache. Das Schicksal will es, daß mitten unter den Kommunisten einer ihrer Landtagsabgeordneten sitzt. Damit werden diesmal nicht nur die Verführten, sondern auch einer der feigen Verführer vom Strafgericht der Verfolgten mitbetroffen. Es kostet Mühe, die tobende Masse davon abzuhalten, sich zu Unbesonnenheiten hinreißen zu lassen. Von Aufschreien der Wut und Empörung begleitet, verlassen die Kommunisten unter Polizeischutz den Bahnhof. In wenigen Augenblicken kommt wieder Ordnung in die SA.-Glieder hinein, der Zug sammelt sich zum Abmarsch, und ein paar Minuten später zieht er schweigend und verbissen durch den dunklen Stadtteil, dem Berliner Westen zu.

Das war das erstemal, daß das Pflaster der Reichshauptstadt vom Marschtritt der SA.-Bataillone erklang; die SA. war sich der Größe dieses Augenblicks vollauf bewußt. Quer durch Lichterfelde, Steglitz, Wilmersdorf erreicht der Zug das Zentrum des Westens und mündet zur Hauptverkehrsstunde mitten in die Judenmetropole, auf den Wittenbergplatz, ein.

Es wurden zu später Abendstunde noch ein paar freche Hebräer, die ihr ungewaschenes Maul offenbar nicht im Zaume halten konnten, mit ein paar derben Ohrfeigen bedacht. Und das gab dann am anderen Tag der jüdischen Presse willkommenen Anlaß zu einer hemmungslosen und widerwärtigen Hetzkampagne. Die Journaille überschlug sich geradezu in Wut und toller Verleumdung. Das Berliner Tageblatt redete bereits von einem Pogrom. Damals tauchte zum erstenmal in den Spalten der Börsenpresse der "harmlose Passant jüdischen Aussehens" auf. Jener harmlose Passant, von dem man glauben machen wollte, daß er, nur weil er jüdisch aussah, von rohen Strolchen blutig niedergeschlagen wurde. Wehleidige Augenzeugenberichte füllten die Spalten der aufgeregten Judenpresse. Man rief zum Selbstschutz auf, man schrie, drohte und randalierte, man appellierte an Polizei und Staat und verlangte stürmisch, daß dem schamlosen Treiben der Hakenkreuzler ein Ende bereitet werde. Man erklärte, die Reichshauptstadt sei nicht München, man müsse den Anfängen Widerstand leisten; was sich hier auf den Straßen breitmache, sei keine Politik mehr, das sei organisiertes Verbrechertum, und Verbrecher müßten die Strenge des Gesetzes zu spüren bekommen. Die Rote Fahne war mit Mosse und Ullstein ein Herz und eine Seele. Die jüdischen Belange waren bedroht, und dann schwinden immer die ohnehin nur künstlich aufgestellten parteipolitischen Unterschiede; ganz Israel erhob in bebender Entrüstung die Forderung: Bis hierher und nicht weiter! Verbot! Verbot!

Schwere Tage brachen für uns an. Das Schicksal der Bewegung hing an einem seidenen Faden. Es ging um Sein oder Nichtsein. Zwar konnte diesmal ein offenes Verbot noch vermieden werden. Aber wir wußten nun, daß wir verbotsreif waren und waren davon überzeugt, daß bei der ersten besten Gelegenheit das Verbot auch praktisch ausgesprochen werden würde.

Aber andererseits glaubten wir auch, daß die Bewegung in sich so weit gefestigt war, daß sie jeden Widerstand, auch den Terror des Verbots, schließlich und endlich doch überwinden würde. Unbeirrt und zielbewußt setzten wir den Kampf um die Reichshauptstadt fort, ohne uns von der Angst und Furcht eines bevorstehenden Verbots irgendwie hemmen und aufhalten zu lassen.

Die SA. hatte ihre erste große Probe bestanden. Viel eher als die Partei selbst hatte sie die Krise überwunden und den Kampf begonnen. In wenigen Wochen schon waren die parteimäßig gebundenen Grenzen der ehemals kleinen Sekte gesprengt, die Bewegung besaß nun Name und Rang. Zwar füllten die Verwundeten die Krankenhäuser, und Schwerverletzte lagen zuhauf auf unserer eigenen Krankenstube. Einige rangen mit dem Tode. Dutzendweise wurde SA.-Männer grundlos verhaftet und in die Gefängnisse geworfen. Nach langer, zermürbender Untersuchung kam es zum Prozeß, und immer war der SA.-Mann, der nur sein Leben verteidigt hatte, der Angklagte und der feige kommunistische Hetzer Zeuge und Ankläger in einer Person. Weder bei der Polizei noch bei der Regierung fanden wir den uns zustehenden, verfassungsmäßig gewährleisteten Schutz. Was blieb uns anderes übrig, als uns selber zu helfen! Noch waren wir keine Massenpartei, die mit der Zahl imponierte. Die Bewegung war ein kleiner, verlorener Haufen, der in ungebrochener Verzweiflung gegen den jüdischen Ungeist der Reichshauptstadt Sturm lief.

Verachtet, verlacht und verhöhnt, überschüttet mit dem Spülicht einer feigen parteipolitischen Verleumdung, zum Paria herabgewürdigt und zum politischen Freiwild gestempelt, so marschierten die Berliner SA.-Männer hinter der leuchtenden, roten Hakenkreuzfahne in eine bessere Zukunft hinein.

Es ist unmöglich, sie alle mit Namen zu nennen, die sich um den Vormarsch der Berliner Bewegung unvergängliche Verdienste erworben haben. Sie werden nicht einzeln im Buch unserer Parteigeschichte verzeichnet stehen, die dafür Blut und Leben einsetzten. Aber die SA. als Ganzes, als politische Kampfformation, als aktivistische Willensbewegung, ihr tapferes und aufrichtiges Tun und Handeln, ihr stiller, unpathetischer Heroismus, ihr diszipliniertes Heldentum, das alles wird in der Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung unvergänglich sein.




Träger dieser stolzen Haltung ist nicht ein einzelner. Es ist die Organisation als Ganzes, die SA. als Truppe, das braune Heer als Bewegung. Über all dem aber erhebt der kämpferische Typ dieses Geistes, der unbekannte SA.-Mann, schweigend, mahnend und fordernd sein ewiges Gesicht. Es ist jener politische Soldat, der in der nationalsozialistischen Bewegung aufstand, im Dienst an einer Idee stumm und ohne Pathos seine Pflicht tut, einem Gesetz gehorchend, das er manchmal nicht einmal kennt und nur mit dem Herzen fühlend umschließt. Vor ihm stehen wir in Ehrfurcht still.




Text des Plakats

Mord! 50.000 Mark Belohnung werden nicht ausgesetzt, weil die Mörder faschistischen Organisationen angehören. 3 Tote, 20 Verletzte sind die Opfer von gemeinen, hinterhältigen Überfällen von Nationalsozialisten und Stahlhelmhorden. 500 dieser Wegelagerer überfielen 23 Rote Frontsoldaten in Lichterfelde Ost und Spandau. So sehen diese [Abbildung eines SA.-Mannes] Mörder aus.
Mit diesen Stahlhelmhorden will [unleserlich] am 7. und 8. Mai seinen Siegeszug in Berlin halten und den Arbeitermord wiederholen. Die Arbeiterschaft muß den Abwehrkampf organisieren!
Arbeiter! Angestellte! Hinein in die einzige Wehr- und Schutzorganisation der Arbeiterschaft - in den Roten Frontkämpfer-Bund! Aufnahmen werden entgegengenommen bei [Rest unleserlich]
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