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Kampf um Berlin: Der 
Anfang.

Terror und Widerstand       (Teil 2)

Mit diesem lustigen Intermezzo fand die Schlacht in den Pharussälen ihr Ende. Die Polizei hatte draußen die Straße geräumt. Der Abzug der SA. und SS. ging reibungslos vor sich. Ein entscheidungsvoller Tag in der Entwicklung der nationalsozialistischen Bewegung in Berlin lag hinter uns.

Es reichen keine Worte aus, den Lügenwust wiederzugeben, der am anderen Tag in der jüdischen Presse zu lesen stand. Das Gesindel am Bülowplatz, das seine ganze politische Existenz von der blutigen Hetze zum Brudermord herleitet, fühlte sich mit einem Male berufen, den harmlosen Verfolgten zu spielen und unsere Bewegung, die nur ihre nackte Existenz verteidigt hatte, des Arbeitermordes anzuklagen.

Berliner Morgenpost vom 12. Februar 1927:

    "In den Pharussälen in der Müllerstraße 142 kam es gestern abend gegen 9 Uhr zu schweren Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Mitgliedern der deutschsozialen Arbeiterpartei, die dort eine Versammlung abhielt. Bei einer Schlägerei, die sich zwischen den Parteien entspann, wurden zahlreiche Personen erheblich verletzt. Das Rettungsamt brachte vier Verletzte in das Virchow-Krankenhaus, die anderen, etwa zehn Personen, erhielten an Ort und Stelle Notverbände.

    Die deutschsoziale Arbeiterpartei hatte zu gestern abend in die Pharussäle im Norden Berlins eine politische Versammlung einberufen. Vor dem Versammlungslokal hatten sich bei Beginn des Vortrages mehrere hundert Kommunisten eingefunden, von denen ein großer Teil in den Saal Einlaß fand. Aus den Reihen der Zuschauer ertönten unausgesetzt Zwischenrufe. Plötzlich kam es zu einem großen Tumult, der bald in eine Schlägerei ausartete. Mit Stühlen, Biergläsern und anderen Gegenständen gingen die Parteien aufeinander los. Die Enrichtung des Saales wurde demoliert. Ein großes Polizeiaufgebot trennte schließlich die Kämpfenden und nahm eine Reihe von Verhaftungen vor."

Die Welt am Abend vom 12. Februar 1927:

    "Gestern abend kam es am Wedding zu blutigen Zusammenstößen zwischen provozierenden Nationalsozialisten und Polizei einerseits und Arbeitern vom Wedding andererseits. Die Nationalsozialistische Arbeiterpartei hatte nach den Pharussälen eine Versammlung einberufen, in der ein Dr. Goebbels über den Zusammenbruch des bürgerlichen Klassenstaates referieren sollte. Die Versammlung, die von ungefähr 2000 Personen, darunter zahlreiche Kommunisten und Sozialdemokraten, besucht war, nahm von Anfang an einen stürmischen Verlauf.

    Die Nationalsozialisten hatten es von Anfang an auf Provokation abgesehen. Der Versammlungsleiter Daluege erklärte, als sich Kommunisten meldeten, bei uns gibt es keine Diskussion. Daraufhin kam es zu scharfen Protestkundgebungen, bei denen der etwa 300 Mann starke hakenkreuzlerische Versammlungsschutz in der brutalsten Weise gegen die Arbeiter vorging. Es kam zu schweren Prügeleien, die Faschisten hieben mit Stuhlbeinen und Bierseideln auf die Arbeiter ein. Im Laufe dieser Zusammenstöße wurden mehrere Arbeiter schwer verletzt. Die kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter wurden von den Hakenkreuzlern schließlich auf die Straße gedrängt, wo sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt hatte.

    Es kam Polizei, die die Müllerstraße von beiden Richtungen zu räumen versuchte und dabei wie wild auf die Arbeiter losschlug. Es kam zu schweren Zusammenstößen besonders bei der Amrumer Straße, wo insgesamt 17 Verhaftungen vorgenommen wurden.

    Die Vorfälle in und bei den Pharussälen verbreiteten sich im ganzen Bezirk wie ein Lauffeuer. Immer neue Arbeitermassen kamen herbei, die Empörung richtete sich vor allem gegen den immer weiter provozierenden Hitlerschen Saalschutz.

    Die Polizei versuchte die Menge abzudrängen, und herbeigeholte Verstärkungen begleiteten die Hakenkreuzjungen zum Bahnhof Putlitzstraße. Ecke Torf- und Triftstraße kam es zu neuen Zusammenstößen. Die Polizei behauptet, daß gegen sie Steine geworfen worden seien. Jedenfalls gab die Schupo eine große Zahl von Schüssen ab, es wurden neuerdings 20 Verhaftungen vorgenommen, die Verhafteten auf das Polizeipräsidium gebracht.

    Die Unruhen fanden aber damit noch nicht ihr Ende. Ecke Nordufer und Lynarstraße kam es neuerdings zu wilden Szenen, als auch hier abmarschierende Hakenkreuzler die Arbeiter anfielen. Auch hier wurden sechs Personen schwer verletzt. Insgesamt wurden bisher sechs Schwer- und dreißig Leichtverletzte festgestellt."

Die Rote Fahne vom 12. Februar 1927:

    "Nationalsozialisten überfallen Arbeiter.
    Vorbereiteter Überfall in den Pharussälen.

    Am gestrigen Abend fand in den Pharussälen eine Versammlung der Nationalsozialisten statt, zu der in öffentlichen Plakaten aufgefordert worden war. Es waren darum auch zahlreiche Arbeiter erschienen, so daß die Versammlung voll war. Die Tagesordnung sollte den Niedergang des Kapitalismus behandeln, wobei es selbstverständlich war, daß sich zu Beginn der Versammlung ein Arbeiter zu Wort meldete und zur Geschäftsordnung sprechen wollte, um Diskussion zu beantragen. Der Versammlungsleiter erklärte, daß es in dieser Versammlung keine Diskussion gäbe. Das war das Stichwort zu einem ungeheuerlichen und niederträchtigen Überfall der Nationalsozialisten.

    Extra zusammengestellte Knüppelgarden aus Schöneberg haben sich vor der Versammlung eine Menge Stühle und Bierkrüge auf die Galerie geschleppt, es handelt sich also um einen wohl vorbereiteten Überfall. In dem Moment nun, wo der Vorsitzende das Wort zur Geschäftsordnung verweigerte, begannen die Nationalsozialisten die erschienenen Arbeiter von der Galerie herab mit Stühlen und Bierkrügen zu bombardieren. Es kam zu schweren Zusammenstößen. Zahlreiche Arbeiter wurden verwundet, darunter einige sehr schwer, es soll sogar Tote gegeben haben, wofür allerdings die Bestätigung noch abzuwarten ist.

    Die Nachricht von dem nationalsozialistischen Überfall verbreitete sich mit Blitzesschnelle im Wedding, wo die Arbeiter auf die Straße eilten, um in großen Protestzügen gegen die nationalsozialistischen Mörder zu protestieren. Obwohl die Schupo rigoros gegen die Arbeiter vorging, bildeten sich immer neue Gruppen.

    Wir erheben gegen diese feigen und mörderischen Überfälle schärfsten Protest. 'Arbeiter, schließt euch gegen die faschistischen Mörder zusammen!'"

Das war die Antwort der kommunistisch-jüdischen Presse auf eine Niederlage, die ihr so unerwartet kam, daß sie vorerst vollkommen den Verstand darüber zu verlieren schien.

Wir haben ihnen bald und in der Folgezeit sehr oft das Wort "Arbeitermörder" in den eigenen Schlund zurückgeschlagen. Wir haben nicht geschwiegen. Wir haben der Öffentlichkeit in jahrelanger Aufklärungsarbeit zu zeigen versucht, wo die wirklichen Arbeitermörder zu suchen und zu finden sind.

Daß man uns nun "Banditen" nannte, das war aus dem Munde der Juden im Karl-Liebknecht-Haus nur ein Ehrentitel für uns. Und daß sie mich als "Oberbanditen" bezeichneten, das wurde schneller, als sie das erwartete hatten, von uns aufgegriffen und sehr bald in unseren eigenen Reihen, nicht nur in Berlin, sondern im ganzen Reich, zu einem geflügelten Wort.

Ganz plötzlich war nun die führende und tragfähige Autorität, die wir bisher in unserer Berliner Organisation noch nicht besaßen, durch Erfolge aufgerichtet und befestigt worden. Eine kämpfende Bewegung muß zum Kampf geführt werden; und sieht der Gefolgsmann, daß die Führung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis kämpfend voranschreitet, dann wird er bald zu ihr Vertrauen fassen und sich ihr widerspruchslos unterordnen. Die Führung andererseits kommt damit in die glückliche Lage, den sich nun anhäufenden Fonds von Autorität in allen kritischen Entscheidungen mit in die Waagschale werfen zu können. So war das hier der Fall. Die Berliner Bewegung hatte jetzt einen zentralen Mittelpunkt. Man konnte sie nicht mehr künstlich auseinanderreden. Sie war in Führung und Gefolgschaft aufeinander eingespielt und eingeschworen und damit auch für große politische Aktionen manövrierfähig. Diesen Gewinn konnten wir damals in seinem ganzen Gewicht noch gar nicht ausmessen. Er sollte uns später noch oft und oft zu Diensten sein in Zeiten, da die Bewegung den härtesten Belastungsproben ausgesetzt war und es in den entscheidenden Augenblicken darauf ankam, ihr einen festen Halt und einen sicheren, unbeirrbaren Kurs zu geben.




Ich habe damals auch die erste Verbindung zu den sogenannten geistigen Wortführern des Nationalismus aufgenommen. Aber ich muß gestehen, daß diese Bekanntschaft mich innerlich sehr wenig befriedigte. Ich fand unter diesen schreibenden Verfechtern unserer Sache kaum einen, der für den Kampf um den Nationalismus, wie er in den Proletariervierteln durchgepaukt wurde, auch nur eine Spur von Verständnis aufzubringen vermochte. Man saß dort in geistreichen Zirkeln beisammen, zerspaltete die nationalistische Weltanschauung in hunderttausend Atome, um sie dann wieder mühsam und künstlich zusammenzuflicken. Man erging sich in Wortakrobatien, die zwar dazu geeignet schienen, ihre Erfinder im eigenen Spiegel glitzernd wiederzugeben, die aber der kämpfenden nationalistischen Front, die draußen blutend und opfernd in verrauchten Versammlungslokalen stand, keinerlei Trost und keinerlei Aufmunterung geben konnten.

Der Nationalismus ist eine Sache der Tat, nicht des Wortes. Die geistigen Verfechter dieser Sache müssen sich davor hüten, in der Debatte zu verkommen. Wir sind nicht dazu da, es den jüdischen Zivilisationsliteraten gleichzutun
LKW-Propaganda
Lastkraftwagen-Propaganda
an glitzerndem Stil und brillierendem Verstandesfeuerwerk. Der Nationalismus mag sich im Not- und Bedarfsfall dieser Mittel bedienen; aber das soll nie und nimmer bei ihm Selbstzweck werden.

Die nationalsozialistische Bewegung ist durch ihre Redner, nicht durch ihre Journalisten groß geworden. Wenn einer für sie die Feder gebrauchte, so tat er es, um sie damit in den Dienst der Organisation zu stellen. Bei den nationalistischen Schreibern hatte ich meistens den Eindruck, daß sie im Gegensatz dazu unsere Organisation in den Dienst ihrer Federn stellen wollten. Und damit war von vorneherein für mich das Urteil über sie gesprochen. Vor allem schien es ihnen vielfach an der nötigen Zivilcourage zu fehlen. Man hatte Angst, sich bei den Zivilisationsliteraten in Mißkredit zu bringen. Es ist die Angst des Bildungsphilisters, der es nicht wagt, gegen irgendeinen jüdischen Wahnsinn zu protestieren aus der Furcht, unmodern zu scheinen und als unzeitgemäß verlacht zu werden.

Der Nationalismus wird vom Zivilisationsliteratentum immer als Reaktion verschrien werden. Man muß dann eben die Zivilcourage aufbringen, es den Zeilenschindern in den Redaktionsstuben ins Gesicht hineinzuschreien: wenn der Nationalismus nach ihrer Meinung Reaktion ist, dann sind wir eben in Gottes Namen Reaktionäre. Wir sind aber keineswegs bereit, uns unsere Weltanschauung von einem großmannssüchtigen, überheblich arroganten Federvieh vorschreiben zu lassen.

Man soll auch nicht glauben, daß es den Männern der jüdischen Feder imponiert, wenn man versucht, es ihnen an Brillanz des Wortes und der Feinheit des Stils gleich zu tun. Ihnen imponiert am Ende doch nur die Macht, und sie werden erst dann kleinlaut werden, wenn man ihnen die Faust unter die Nase setzt.




Zu unserer großen Freude begann nun der Kampf um die Reichshauptstadt mit seinem Einsatz an Blut in wachsendem Maße das Interesse der Gesamtbewegung in Anspruch zu nehmen. Es ging wie ein Aufatmen durch das ganze Reich. Was man bis dahin für unmöglich und aberwitzig gehalten habe, nämlich den Feind in seinem eigentlichen Lager aufzusuchen und zum Kampf herauszufordern, das wurde hier Wirklichkeit. Die Bewegung des ganzen Reiches stand dabei hinter uns. Von allen Ecken und Enden des Landes gingen Geldspenden für die verwundeten Berliner SA.-Männer bei uns ein. Wir wurden damit in die Lage versetzt, ihnen wenigstens den primitivsten Schutz und die notwendigste Pflege angedeihen zu lassen. Die hart kämpfende Front hatte das befriedigende Bewußtsein, daß hinter ihr eine große Bewegung stand, die ihre Sache mit heißem, klopfendem Herzen verfolgte.

Kottbus 1927
Kottbus 1927
Und nun ging es Schlag auf Schlag. In langen Lastwagenkolonnen zog die Berliner SA. in die Provinz hinaus. Ein Aufmarsch folgte dem anderen. In Kottbus wurde ein nationalsozialistischer Freiheitstag veranstaltet, der mit einem blutigen Massaker der Polizei endete. In Berlin jagte eine Versammlung die andere. Noch einmal forderten wir die KPD. zum Kampf heraus. Vier Tage nach der Versammlungsschlacht in den Pharussälen riefen wir zu einer neuen Massendemonstration in Spandau auf. Wieder einmal tobte die Rote Fahne vor bebender Entrüstung und erklärte aufs neue, nun würde endgültig Schluß gemacht.

Plakat
Plakat zur zweiten großen Spandauer Versammlung gegen die KPD.
Aber das war nun zu spät! Der Damm war gebrochen. Bis zum letzten Mann hielt die Berliner SA. den Saal besetzt. Es nutzte dem Roten Frontkämpferbund nichts, daß er seine Sprengtrupps kreuz und quer durch die Straßen verteilte. Zwar versuchten ein paar weichherzige Gemüter in der eigenen Partei, mich zu bestimmen, wenigstens vorerst davon abzulassen, die KPD., die ohnehin bis zur Siedehitze gereizt sei, weiterhin zu provozieren. Aber das war in den Wind geredet.

Mit sechs Autos fuhren wir von Berlin die Heerstraße herauf, da uns zu Ohren gekommen war, daß einzelne Trupps des RFB. schon die Anfahrt verhindern wollten. In einem verschwiegenen Restaurant, mitten im Wald hinter Spandau, hatten wir unser Hauptquartier aufgeschlagen, und von da aus pürschten wir uns an die Stadt heran. Die geplante Sprengung der Versammlung konnte nicht durchgeführt werden. Die KPD. brachte es nur noch nach der Versammlung zu einem blutigen Feuergefecht an der Putlitzstraße. Wir hatten zwar wieder eine Reihe von Schwerverletzten, aber der Sieg war unser!




Der Versuch, die jung aufstrebende nationalsozialistische Bewegung in der Zentrale des Marxismus im Blut zu ersticken, war auf der ganzen Linie mißlungen. Wir hatten bei diesem Kampf manches gelernt. Es hatte sich dabei wieder einmal die von uns längst erkannte Einheitsfront des gesamten internationalen Judentums gegen uns gezeigt. Wer in den damaligen Tagen das Berliner Tageblatt mit der Roten Fahne verglich, konnte kaum noch einen Unterschied feststellen. Beide sahen in uns die Friedensbrecher. Beide fühlten sich von uns in ihrer feigen Macht bedroht. Beide riefen gegen uns die Polizei an. Beide schrien nach der Methode "Haltet den Dieb!" in einheitlichem Chor nach der Staatsgewalt, die nun, da die Mittel des Terrors und der blutigen Verfolgung zu versagen schienen, helfend und rettend eingreifen sollte.

Aber die Bewegung hatte die Feuerprobe bestanden. Sie hatte den Feind in seiner eigenen Burg aufgesucht, hatte ihn zum Kampf gezwungen und war, als der Kampf unvermeidlich geworden war, ihm nicht feige ausgewichen, sondern hatte ihn in tapferer Verzweiflung durchgeführt.

SA.-Mann! Dieses Wort, bis dahin in Berlin noch ganz ungenannt und unbekannt, war nun mit einem Schlage von einem mystischen Zauber umgeben. Freunde nannten es mit Bewunderung und Feinde mit Haß und Furcht. Der verwegene Angriffsgeist dieser kleinen Truppe eroberte ihr in kürzester Frist Rang und Ansehen. Sie hatte durch die Tat bewiesen, daß man eine Sache auch unter den widrigsten Umständen durchfechten kann, wenn dahinter politische Leidenschaft, tolle Kühnheit und lächelnde Verachtung steht. Der Terror, soweit er sich in unsere Versammlungen gewagt hatte, war vorerst gebrochen, dem Bolschewismus der Ruf der Unbesiegbarkeit genommen, die Parole "Berlin bleibt rot!" ins Wanken gebracht und erschüttert.

Wir hatten einen Ausgangspunkt gewonnen. Im blutigsten Terror, den man gegen uns ansetzte, bekannten wir uns zum Widerstand. Es sollte nicht lange mehr dauern, daß diese Front des Widerstandes, die ihre ersten Positionen verteidigte, zum politischen Angriff auf der ganzen Linie vorging!


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