SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor

Guderian - Revolutionär der Strategie.

Vorwort

Es mag altmodisch anmuten, in einem Zeitalter, in dem gerade für uns Deutsche jegliche sachliche Befassung mit dem Krieg als nationaler Selbstmord gesehen wird, sich mit dem Leben und Wirken eines Soldaten zu befassen, eines deutschen Soldaten, der nicht nur Verschwörerkreis gegen Hitler fernblieb, sondern durch seine glänzenden Siege die Hochachtung der Welt vor deutschen Waffentaten erzwang.

In dieser Schrift geht es mir weniger um die Aufzählung der Ruhmestaten Guderians, um seine einmalige Führungskunst als begnadeter und tapferer Truppenführer, auch nicht um eine Huldigung seiner revolutionären Schöpferkraft auf technischem und organisatorischem Gebiet, sondern vor allem um seine herausragenden charakterlichen Eigenschaften.

Gerade in unserer durch Feigheit, Verantwortungslosigkeit und bequeme "Anpassung" geprägten Zeit kann Guderian als beispielhaftes Vorbild für echt deutsche Tugenden gelten: Für Gradheit, männliche Standhaftigkeit, wo es um Selbstbehauptung und Notwehr geht, und für beharrliches Einstehen für das als richtig Erkannte, allen Anfeindungen und Widerständen zum Trotz!

Es sind diese seine Eigenschaften, vom militärischen auf den politischen Bereich übertragen, die wieder Vorrang gewinnen müssen, um ein Abgleiten Deutschlands in Chaos und nationale Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Nur sie ermöglichen die Selbstfindung unseres Volkes, besonders unserer Jugend, zur Wahrung seiner Existenz in Würde und Freiheit.

Aus Guderians Erinnerungen geht eindeutig hervor, daß er kein Vertreter eines "aggressiven Militarismus" war. Wie der gesamte deutsche Generalstab war Guderian sich darüber nur zu sehr im klaren, daß der Versuch einer militärischen Lösung nationaler Probleme nicht nur das Risiko der eigener Niederlage in sich trägt; er kann erwiesenermaßen selbst den Sieger in eine Lage versetzen, die im Vergleich zur Ausgangsposition eine deutliche Verschlechterung darstellt - wie am Beispiels Englands zu sehen ist.

Doch muß es nicht aus der Sicht von heute - nach dem Schock einer katastrophalen Niederlage(Entschuldigung: Befreiung!) und in Anbetracht der Tatsache, daß es uns (noch) materiell besser geht als je zuvor, daß wir ohne den verhaßten "preußischen Militarismus" 50 Jahre in Frieden leben durften, daß uns die Welt offen steht und wir (bislang) alles, was das Herz begehrt, importieren können und daß der deutsche Export (noch) nahezu Spitzenstellung in der Welt einnimmt - so aussehen, als wäre es Deutschland gewesen, das vor 1914 und 1939 die Kriegstrommel rührte, um seine friedlichen Nachbarn zu überfallen?

Der Schein trügt. Denn die "wohlwollende" Gönnerschaft unserer heutigen "Freunde" war vor den beiden Weltkriegen keineswegs, nicht einmal als fromme Tarnung, gegeben. Die Weltmeere wurden von der englischen Flotte beherrscht, der "Freihandel" eifersüchtig von England in seinem Sinne überwacht. Ein Drittel der Erde gehörte zum englischen Weltreich, weitere Riesengebiete wurden von Frankreich, Belgien und Holland kontrolliert, während das deutsche Volk, von mächtigen Nachbarn umgeben, auf engstem Raum zusammengedrängt war. England sowie seine Verbündeten scheuten nicht davor zurück, aus Wirtschaftsneid das unter Bismarck neuerstandene und aufstrebende Deutsche Reich von ihren Absatzmärkten fernzuhalten und wirtschaftlich zu drosseln. Eine starke deutsche Wehr war nicht "Lust zum Kriegspielen", sondern zum Schutz des Landes bittere Notwendigkeit, sie war Notwehr!1




.
Vom Ausland bewundert

Während man es im Nachkriegsdeutschland nicht wagte, eine Bundeswehrkaserne nach ihm zu benennen, steht Guderian in allen Ländern der Welt, wo Panzertruppen ausgebildet werden und Militärgeschichte gelehrt wird, in hohem Ansehen. Das gilt auch für die Israelis, die ihre Siege zweifellos der Taktik und Strategie Guderians verdanken.

Heinz Guderian Die militärische Bedeutung Guderians ist insbesondere von englischer Seite gewürdigt worden. Neben dem bekannten Militärschriftsteller Captain Liddell Hart ragt vor allem Kenneth Macksey mit seiner Guderian-Biographie hervor - ein wahres Loblied auf diesen ungewöhnlichen Mann preußischer Schulung! In Macksey's Augen war Guderian die seltene Mischung eines Mannes, der neue Ideen entwickelte und zugleich den Schwung und die Fähigkeit besaß, diese Ideen in die Praxis umzusetzen.

Kein anderer deutscher General und keiner seiner Gegner schaffte es, in einem so kurz bemessenen Zeitraum einen so durchgreifenden Wandel der Kriegskunst zu bewirken.

Es ist fast ausschließlich Guderians Schöpfergeist zu verdanken, daß die deutschen Heere des II. Weltkrieges nicht in die langen Abnutzungsschlachten des I. Weltkrieges verwickelt wurden, sondern ihre Siege mit schnellen und ökonomischen Operationen begannen. Liddell Hart wirft zwar in seinem anerkennenden Vorwort zur englischen Ausgabe von Guderians Erinnerungen eines Soldaten die Frage auf, ob Guderian neben all seinen Vorzügen auch die "Kunst des Möglichen" beherrschte. Doch kommt er im selben Atemzug zu der Feststellung, daß Guderian in hohem Maße die Fähigkeit besaß, das "Unmögliche" möglich zu machen!

Guderian zeichnete sich, wie Macksey besonders hervorhebt, durch einen glühenden Patriotismus aus. Für ihn stand Deutschland stets höher als seine eigene Person oder seine Karriere. Nach dem verlorenen I. Weltkrieg schrieb er: "Jetzt kommt es darauf an, den Schwur zu halten. Wenn jeder sagt, ich nicht, andere können das machen, dann geht Deutschland unter. Jeder, der noch etwas Ehrgefühl hat, muß sagen: Ich selbst will helfen!"

Walter Nehring, einstiger Chef des Stabes bei Guderian, urteilt über seinen ehemaligen Vorgesetzten: "Guderian war ein Kommandeur, für den man sich bereitwillig einsetzte - bewundernswert durch seine Gabe zu ermutigen; witzig und mitreißend in seinen Bemühungen, das Beste aus einem herauszuholen... er besaß ein hohes Charisma."




.
In preußischer Zucht

Heinz Wilhelm Guderian wurde 1888 in Kulm, Westpreußen, geboren, in derselben Stadt, in der vor ihm ein anderer berühmter Deutscher, der Dichter der norddeutschen Heide, Hermann Löns, das Licht der Welt erblickte. Guderians Ahnen waren Offiziere, Akademiker und Besitzer von landwirtschaftlichen Mittelbetrieben. Die Guderians lebten die preußischen Tugenden von Sparsamkeit, Bedürfnislosigkeit und hohem Patriotismus.

Friedrich Guderian Der Vater Friedrich war ebenfalls Offizier. Schon bei ihm sehen wir erste Anzeichen der seine Söhne, vor allem Heinz kennzeichnenden radikalen Aufgeschlossenheit für militärische Neuerungen. So wie der Vater früh von der Möglichkeit beeindruckt war, die Beweglichkeit von Truppen durch die neuen Eisenbahnnetze zu erhöhen, so sollte später sein Sohn dieselben Gedanken mit Hilfe des Kraftfahrzeugmotors entwickeln.

In der Tradition seiner Familie entscheidet sich der junge Guderian für den Soldatenberuf. Die Jahre 1901 bis 1903 verbringt er in der Kadettenschule Karlsruhe, von wo er zur Hauptkadettenanstalt Großlichterfelde bei Berlin kommt. Ernst von Salomon hat in seinem Buch Die Kadetten dieser deutschen Erziehungsstätte ein Denkmal gesetzt. Die deutschen Kadettenanstalten waren alles andere als Zuchtanstalten für den "preußischen Kadavergehorsam" - wie oft aus gehässiger Feder von Neidern behauptet. Man legte im Gegenteil großen Wert auf selbständiges, flexibles Denken, wo jedem das Recht eingeräumt wurde, seine eigene, auch abweichende Meinung auszudrücken.

Diese preußische Methode wurde zwar von den meisten fremden Armeen kopiert, aber nirgendwo auf der Welt zu solcher Vollendung entwickelt. Der Haß unserer Gegner gegen den "deutschen Militarismus" drückt in Wahrheit eine uneingestandene Bewunderung für dieses beispiellose System aus. Eigenwilligkeit des Denkens kommt bei Guderian früh in einer gewissen Abgeschlossenheit vor seinen oft mehr oberflächlichen Kameraden zum Ausdruck. Er war nie ein Mensch, der der Masse folgte. "Im großen Haufen kann ich nicht mitlaufen", schreibt er einmal in sein Tagebuch.

Fleiß, Aufgeschlossenheit, eine praktische Intelligenz und ein schon in frühen Jahren erkennbarer Ehrgeiz zeichnen ihn vor der Mehrzahl seiner Kameraden aus. Mit Eifer widmet er sich nicht nur den Sprachen und den Fächern Erdkunde und Geschichte, sondern auch der technischen Ausbildung, insbesondere im Fernmeldewesen. Bedeutsam für die schnelle und verlustarme Kriegführung in Frankreich 1940 wird, daß Guderian die Überlegenheit der drahtlosen Nachrichtenübermittlung erkennt. Denn während seine französischen Kollegen zur Übermittlung einer Meldung oder eines Befehls ihre schnellen Panzer anhalten, das Turmluk öffnen und Fähnchen schwenken oder einen ungepanzerten Melder schicken müssen, kann Guderian sich mit seinen Männern wie auch mit den rückwärtigen Stäben schnell und genau verständigen - die schnelle Nachrichtenübermittlung sollte eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Blitzkrieg werden.

1913 ist Guderian mit 25 Jahren der jüngste von 168 Offizieren, die für den Drei-Jahres-Kurs an der Berliner Kriegsakademie ausgewählt werden. Während seiner Generalstabsausbildung zeigen sich bei ihm zwei normalerweise in Widerspruch zueinander stehende Charakterzüge: Einerseits sein Hang zu schnellem Handeln, auf der andern Seite die Beachtung von Moltkes Forderung "Erst wägen, dann wagen". Für sein ungestümes Wesen findet er in seiner Frau das ideale Gegengewicht. Auch in der Auswahl seiner späteren Chefs des Stabes zeigt er eine glückliche Hand, wenn Männer mit einem kühlen Kopf das Feuer seines Geistes harmonisch ergänzen.

Gleich zu Anfang des 1. Weltkrieges, während des deutschen Vormarsches zur Marne, empfängt der junge Generalstäbler Eindrücke, die sich ihm für den Rest seiner Laufbahn unauslöschlich einprägen: Das von Schlieffen geforderte Tempo der deutschen Offensive war wegen Mangels an motorisierten Fahrzeugen nur unvollkommen verwirklicht. Besonders auf dem entscheidenden rechten Flügel ("Macht mir den rechten Flügel stark!") wird diese unzureichende Beweglichkeit zum verhängnisvollen Nachteil. Für Guderian ein Anschauungsunterricht in Nachschuborganisation!

Drei weitere Eindrücke sind es, die Guderians Denken beeinflussen und zur Formung seiner späteren Theorien beitragen:

1. Das Sterben der deutschen akademischen Jugend bei Langemarck, die, mit unglaublichem Heroismus ohne Artillerieunterstützung im feindlichen Maschinengewehrfeuer stürmend, verblutet!
2. In noch weit größerem Maßstab das sinnlose und strategisch verfehlte Massenschlachten um Verdun.
3. Diesmal von der Gegenseite das genaue Gegenteil nutzloser Blutverschwendung: Der englische Tankangriff bei Cambrai, der Guderian die Chancen eines massierten Tankeinsatzes zeigt, und dessen Erfolg den deutschen Generalstab völlig überrascht! Eigenartigerweise wird diese Lehre vom Gegner selbst bei seinen Nachkriegsplanungen ignoriert. Aber Guderian begreift es als absolute Notwendigkeit, daß man die Panzer bei einem Angriff zusammenfassen muß, gemäß seinem später berühmt gewordenen Schlagwort: Nicht kleckern, klotzen!

Die gegen Ende des Krieges von den Deutschen entwickelten neuen Angriffsformen, von General Hutier vor Riga besonders eindrucksvoll durchgeführt, zwingen ihn zu einer weiteren, bedeutungsvollen Schlußfolgerung, nämlich, daß die beste und sinnvollste Befehlsübermittlung von den in vorderster Front führenden Kommandeuren als örtliche, flexible Befehlsgewalt ausgehen muß. Die daraus entstehende klassische Devise für seine Panzer lautet: Geführt wird vorn!

Im Mai 1918 wird Guderian zum Quartiermeister des XXXVIII. Reservekorps ernannt. Seine neue Rolle bietet ihm Gelegenheit, einzigartige Erfahrungen im Nachschubwesen zu sammeln.

Das Ende des Krieges erlebt er in Trient, wohin er als Ia der deutschen Militärmission kurz vorher versetzt worden war. Dort regiert der Pöbel, und seine Empörung liest man aus einem Brief an seine Frau: "Unser herrliches Deutsches Reich ist nicht mehr, das Werk Bismarcks liegt in Trümmern... Schurken haben alles zu Boden gerissen... "

Anfang 1919 erfolgt Guderians Ernennung zum Stab des neugebildeten Grenzschutz Ost, der gegen die Bedrohung durch raublustige Polen und russische Bolschewiken eingesetzt wird. Idealisten und die härtesten Kämpfer aus den Schlachten des Großen Krieges sammeln sich in den Freikorps zu diesem Heldenkampf, um das Allerschlimmste von ihrem Vaterland abzuwenden. Guderian ist erbittert darüber, daß der Kaiser sein Land im Stich gelassen hatte, und er sehnt sich nach einem starken Mann, einem neuen Bismarck, der Deutschland retten würde.

Als Angehöriger der Eisernen Division unter Führung des legendären Graf Rüdiger von der Goltz beweist Guderian im Baltikum erstmalig sein ihn später berühmt machendes taktisches Geschick in einem kritischen Moment. Als infolge Verwundung des Spitzenführers der deutsche Angriff ins Stocken gerät, wirft er aus eigenem Entschluß eine Reserveeinheit in den Kampf, um den Angriff wieder vorwärtszutreiben.

Am 28. Juni 1919 wird das Versailler Diktat mit seinen wahnsinnigen Bedingungen unterzeichnet. Für Guderian und seine Kameraden bricht eine Welt zusammen. Auf Druck der Alliierten befiehlt die neue Regierung den Abzug der deutschen Truppen aus dem Baltikum. Guderian schreibt an seine Frau: "...wenn wir die Armee noch hätten! Unser stolzes, schönes Heer! Dann wäre eine solche Schmach nie möglich gewesen." Und im nächsten Brief: "...wir wollen versuchen, die Gelübde, die wir früher immer gedankenlos abgelegt haben, nunmehr in die Tat umzusetzen... der Generalstab wird gemäß Friedensvertrag aufgelöst... außerdem kann man keinem alten preußischen Offizier zumuten, unter Verbrechern zu dienen".

Wegen seiner anerkannten Fähigkeiten wird Guderian trotz seiner schon damals bekannten "Aufsässigkeit" im laut Diktat erlaubten 100.000-Mann-Heer beibehalten. Aber man weist ihn dem Generalstabkorps zu, um sein impulsives Wesen durch harte Disziplin abzukühlen. Trotzdem gelingt es nie, diesen stürmischen, oft oppositionellen Geist zu zähmen, wenn es um Dinge von grundsätzlicher Bedeutung geht. So sehr er den inneren Gehalt soldatischer Zucht bejaht und selbst vorlebt, so fern ist ihm jede Art von blindem Gehorsam, und besonders jegliche Form von Liebedienerei! Es gab schon damals manch mißgünstigen Kameraden, der ihm diese selbstbewußte Einstellung verübeln sollte. Am 8. April 1920, unmittelbar nach dem Kapp-Putsch, macht er seinem Ärger Luft: "Nirgends wird energisch durchgegriffen gegen die elende Feigheit, Dummheit und Schwäche dieser Jammerregierung", und er fragt wieder: "Wann wird endlich der Retter kommen diesem Land... ?"

Bis Ende 1921 wird Guderian mit einer untergeordneten Aufgabe, der Ausbildung einer Infanteriekompanie betraut. Auch dieser, ihm an sich weniger liegenden Aufgabe, stellt er sich mit seiner üblichen Energie. Es wird seine erste Gelegenheit, in diesem Rahmen die im Krieg gewonnenen Erfahrungen zu verwerten. Guderian war ein strenger Vorgesetzter, aber schon an dieser Stelle beweist er sein ungewöhnliches Geschick, das Vertrauen und die Liebe seiner Männer zu gewinnen. Guderian konnte saugrob zu seinen Soldaten, besonders seinen Offizieren sein. Aber er war immer gerecht. Statt sturen Kadavergehorsam zu verlangen, erklärt er seinen Männern, um welche Ziele es sich bei ihrer Ausbildung handelt. So paart er, wo nötig, eisernen Zwang mit begeisternder Überzeugungskraft. Die Männer seiner Kompanie haben ihn nie vergessen, und sie beweisen bei seinem Abschied in einem Gedicht, was sie von ihm halten:

      Herr Hauptmann Guderian, Sie sind es,
      der nicht nur in dem Menschen das tote Werkzeug sah,
      der uns gelehrt, warum auch solches Müh'n
      ganz unumgänglich war!
      Ging's manchmal hart - denn eisern ist die Pflicht -
      was zagt der Krieger! - Dank zollt
      die Kompanie!"

1922 finden wir Guderian bei der 7. Bayrischen Kraftfahrzeugabteilung in München, deren Mangel an fähigen Offizieren er als geschulter Generalstäbler ausgleichen soll. Andere hätten auf seinen neuen Aufgabenbereich geringschätzig herabgesehen, war doch die Kluft zwischen Truppen- oder Generalstabsoffizieren einerseits und den technischen Spezialisten andererseits gerade in der deutschen Armee eine besonders große. Zum Glück für die spätere deutsche Wehrmacht teilt Guderian diesen Snobismus nicht. Schon sein Kriegsdienst bei der Nachrichtentruppe hatte sich für ihn als große Schule für technische Neuerungen erwiesen.

Das folgende Jahrzehnt verläuft nach außen ruhig. Mit wachen Sinnen verfolgt er zwar das politische Geschehen, schließt sich aber bewußt vom Druck aller Tagesereignisse und -probleme ab. Er widmet sich vielmehr der Vertiefung seines Wissens und gleichzeitig der Entwicklung neuer Formen der Kriegführung. Zunächst weist man ihn an, sich mit Problemen des Nachschubs zu befassen. Er erkennt, daß eine Offensive nicht ohne ausreichende Versorgung in Schwung gehalten werden kann. So entsteht später seine Forderung, daß eine Panzerarmee in der Lage sein muß, im Angriff fünf Tage lang unabhängig zu operieren, d.h. Munition, Treibstoff und Verpflegung in ihren schnellen Verbänden mitzuführen, statt sich von einem schwerfälligen Troß bremsen zu lassen oder gar von ihm abgeschnitten zu werden. Seine Meisterschaft im Nachschubwesen (Logistik) wird später zu seinen spektakulären Erfolgen beitragen.

Und dann kommt für ihn die Aufgabe, der er sich mit ganzer Hingabe und dynamischem Fleiß zuwendet, eine Aufgabe, die wie auf ihn zugeschnitten scheint, und die einmal die Welt den Atem anhalten lassen soll: Das Studium motorisierter Verbände!


=====================


Anmerkung

1Es ist nicht Aufgabe dieser Schrift, die in die Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit eingegangene Behauptung von der deutschen Kriegsschuld als fortgesetzte Feindpropaganda zu entlarven. Doch mögen nur einige im Anhang aufgeführte Zitate aus ausländischer Quelle dazu beitragen, den ebenso abwegigen wie weitverbreiteten Vorwurf zu entkräften, die deutschen Militärs hätten nichts Besseres im Sinne gehabt als sich mit Angriffskriegen zu befassen. ...zurück...


Seite zurueckInhaltsübersichtSeite vor

Guderian: Revolutionär der Strategie