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Warschau unter deutscher Herrschaft.
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau.

 
Verwaltungsaufbau im Distrikt Warschau (Teil 3)

6. Aus der Arbeit der Stadt- und Kreishauptleute

Als die Kreishauptleute ihre Tätigkeit übernahmen, bestand eine der vordringlichsten Aufgaben, in dem durch die Kriegsereignisse in Unordnung geratenen Gebiet Ordnung und die allgemeine Sicherheit wiederherzustellen. Die in den Kreishauptmannschaften eingesetzte reichsdeutsche Gendarmerie fand hierin ein weites Betätigungsfeld. Munitions- und Waffendiebstähle wurden aufgeklärt, Fälle unbefugten Waffenbesitzes ermittelt, Raubüberfälle, Diebstähle und dergleichen bearbeitet, einzelne politische Hetzer unschädlich gemacht. In verschiedenen Fällen wurden Verbrechernester in Wäldern und Häusern, zum Teil im Feuergefecht, ausgehoben. Namentlich in der Kreishauptmannschaft Garwolin sowie in der Umgebung von Warschau waren die Gendarmerie und zusätzlich eingesetzte Polizeikräfte wochenlang mit der Fahndung nach den aus den Gefängnissen entlassenen Schwerverbrechern und Banditen beschäftigt. In ihrer Aufgabe wurden sie durch die seit Oktober 1939 wieder in den Dienst gestellte und nach und nach bewaffnete polnische Polizei sowie vor allem durch die einige Zeit später eingesetzten Beamten der deutschen Kriminalpolizei unterstützt. Dadurch gelang es, seit Anfang 1940 die allgemeine Sicherheit und Ordnung in den Kreishauptmannschaften wiederherzustellen.

Verschiedentlich wurden auch im Distrikt Warschau Gräber ermordeter Volksdeutscher ermittelt und Fahndungen nach den Tätern aufgenommen. Namentlich in der Kreishauptmannschaft Lo- [96] witsch, wohin große Verschleppungszüge Volksdeutscher aus der Gegend von Bromberg gekommen und dort zum Teil von der vorstoßenden deutschen Wehrmacht befreit worden waren, wurden zahlreiche in der gemeinsten Weise ermordete Deutsche wieder ausgegraben und in die Heimat überführt.

Ruinenstrasse in Warschau 1939
[78] Ruinenstrasse in Warschau 1939.
In den ersten Wochen galt es weiter, die verschiedensten durch die Kriegsereignisse hervorgerufenen Beschädigungen und Zerstörungen so zu beseitigen, daß das normale Wirtschaftsleben wieder seinen Gang nehmen konnte. So wurden Elektrizitätswerke wiederhergestellt, durch Granateneinschlag zerstörte Wasserleitungen und Straßen ausgebessert, Brücken vorläufig instand gesetzt, grobe Schäden an Gebäuden und gewerblichen Anlagen beseitigt und
Aufräumungsarbeiten in Warschau Oktober 1939
[79] Aufräumungsarbeiten in Warschau Oktober 1939.
dergleichen. Geschäfte, handwerkliche und sonstige gewerbliche Betriebe wurden neu eröffnet und die zum Erliegen gekommenen Wochenmärkte wieder eingerichtet. In den zerschossenen Städten wurde mit den vordringlichsten Aufräumungsarbeiten begonnen, insbesondere wurden die Gebäudeteile, die eine Gefahr für den allgemeinen Verkehr darstellten, niedergelegt.

Strasse in Warschau nach den Aufräumungsarbeiten
[79] Strasse in Warschau nach den Aufräumungsarbeiten.
Die Tätigkeit der Kreishauptleute war in der ersten Zeit weiter darauf gerichtet, die öffentlichen Verwaltungen wieder in Gang zu setzen. Ein Teil der früheren polnischen Beamten und Angestellten konnte für die mannigfaltigste Verwendung wieder herbeigeholt werden; im übrigen wurden die Dienststellen durch Neueinstellungen ergänzt. In einer Reihe von Fällen mußten neue Bürgermeister und Gemeindevögte eingesetzt werden, wobei nach Möglichkeit geeignete Volksdeutsche ausgewählt wurden.

Strasse in Siedlce
[99] Strasse in Siedlce.
Soweit Akten und sonstige Unterlagen während der Kriegsereignisse verschleppt worden waren, mußte an einen völligen Neuaufbau der büromässigen Unterlagen herangegangen werden. So wurden verschiedentlich, insbesondere bei den Steuerämtern, Kreiskommunalkassen und Sparkassen auf Grund zusammengesuchter Belege oder sonstiger Ermittlungen versucht, verlorengegangene Bücher inhaltlich wieder herzustellen. Es gelang dann auch bald, die öffentlichen Finanzquellen wieder zum Fließen zu bringen und damit die Voraussetzungen für die Tätigkeit der Behörden, namentlich der Städte und Gemeinden, zu schaffen. In einigen Kreishauptmannschaften konnten bereits für das Restjahr 1939/40 vorläufige Haushaltspläne aufgestellt werden.

Ein besonderes Problem stellte in den ersten Wochen der Tätigkeit der Kreishauptleute die Versorgung der Bevölkerung mit Le- [97] bensmitteln und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs dar. Einige Kreishauptleute führten bereits damals zur Vermeidung einer Hungersnot und der möglicherweise damit verbundenen Unruhen zwangsweise Ablieferungen von Getreide und anderen Lebensmitteln an provisorisch eingerichtete Erfassungsstellen durch. Nach einigen Wochen der Tätigkeit war die gefahrvolle Lage überwunden.

Nachdem auf diese Weise die vordringlichsten Arbeiten zur Normalisierung der Lebensverhältnisse und zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung geleistet worden waren, konnte nach und nach an einen ordnungsgemässen Verwaltungsaufbau und eine systematische Lösung der der öffentlichen Verwaltung gestellten Aufgaben herangetreten werden.

Die besondere Aufmerksamkeit der Kreishauptleute galt naturgemäss den in ihren Bezirken lebenden Volksdeutschen. Durch einen Sondereinsatz der NSV wurde die erste Not behoben. Die Deutschen wurden alsbald durch Ausgabe einer Kennkarte erfasst und in jeder nur möglichen Weise unterstützt. In den Städten konnten ihnen im Zuge der Ausschaltung des jüdischen Einflusses zahlreiche Ladengeschäfte zugewiesen werden. Auf dem flachen Lande wurden die durch den Krieg oder durch die Terrormaßnahmen der Polen entstandenen Schäden nach Möglichkeit ausgeglichen. So wurden notleidenden Bauern Pferde, Wagen und Geschirre kostenlos übereignet. In einigen Fällen wurde der Wiederaufbau zerstörter Gehöfte ermöglicht. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kohle, Bekleidungsgegenständen und Schuhwaren erfolgte für die Deutschen bevorzugt, ebenso die Vermittlung von Kunstdünger und hochwertigem Saatgut zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Die durch mehrfache Pferdeaushebungen entstandenen schwierigen Verhältnisse auf landwirtschaftlichen Betrieben wurden durch eine besondere Ausgleichsaktion behoben. Hilfsbedürftige deutsche Volkszugehörige sowie die Angehörigen der zum Wehrdienst Einberufenen wurden laufend unterstützt, erholungsbedürftige Mütter und Kinder in das Müttererholungsheim in Rabka verschickt. Die deutschen Standesämter bei den Kreishauptleuten nahmen im Frühjahr 1940 ihre Arbeit auf, sie haben seitdem die üblichen Beurkundungen des Personenstandes vorgenommen. Nach den bisherigen Beurkundungen kann ein günstiges Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen festgestellt werden.

Die im Osten des Distrikts lebenden Volksdeutschen wurden im Laufe des Jahres 1940 in das Reichsgebiet umgesiedelt. Die damit im [98] Zusammenhang stehenden wichtigen und umfangreichen Arbeiten der Umsiedlungskommissionen wurden von den Kreishauptleuten tatkräftig unterstützt.

Ein höchst bedeutungsvolles Problem, für das auch gegenwärtig noch gründliche Vorarbeiten geleistet werden, stellte die Behebung des Notstandes der volksdeutschen Bevölkerung dar. Die teilweise recht schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen sich viele Volksdeutsche noch befinden, sind eine unselige Folge der Zersplitterung des bäuerlichen Grundbesitzes, vor allem der Erbteilung. Gerade die Deutschen hatten unter diesen Verhältnissen besonders zu leiden, da sie sich nur ungern aus der heimischen Dorfgemeinschaft zu lösen bereit fanden. Es gibt in deutschen Dörfern Besitzungen mit nur wenigen Morgen Land, die kaum ausreichen, um den erforderlichen Lebensunterhalt zu gewinnen. Eine Heilung der alten Schäden durch fürsorgerische Maßnahmen der Kreishauptleute ist zwar in weitem Umfange erfolgt, sie reichte aber nicht zu einer gründlichen Beseitigung des Notstandes aus. Eine durchgreifende Besserung wird erst dann zu erzielen sein, wenn durch Landzuteilung die Ertragsfläche so vermehrt wird, daß sie ein genügendes Auskommen gewährleistet.

Besonders schwierige Aufgaben wurden den Dienststellen der Kreishauptleute durch das Judentum gestellt. Vor dem Kriege waren in allen größeren Landstädten des Distrikts und auch in kleineren Handelsorten unverhältnismässig viel Juden ansässig. Sie machten in einigen Orten bis zu 50% und noch mehr der Gesamtbevölkerung aus und beherrschten den Handel sowie weite Gebiete des gewerblichen Wirtschaftslebens. Nach Abschluss der Kampfhandlungen hatte sich die Zahl der Juden durch Abwanderungen und Aussiedlungen aus den zum Reich gekommenen Ostgebieten noch beträchtlich erhöht.

Das jüdische Schieber- und Wuchererwesen wurde durch die Kreishauptleute und ihre Vollzugsorgane energisch bekämpft. Im Herbst 1939 wurden zunächst für große jüdische gewerbliche Betriebe und Fabriken Treuhänder eingesetzt. Dann wurde die Tätigkeit der Juden im Großhandel mit Getreide, Lebensmitteln aller Art und Vieh unterbunden; auch wurde begonnen, systematisch die Ladengeschäfte zu arisieren. Entsprechend den erlassenen Anordnungen wurden die Juden vor allen Dingen restlos aus dem Leder-, Textil- und Pelzhandel entfernt. Vorhandene Bestände wurden dabei von den neuen Geschäftsinhabern übernommen. In zahlreichen Fällen [99-102=Fotos] [103] konnte, namentlich durch die energische Tätigkeit der Gendarmerie, festgestellt werden, daß die Juden ganze Warenlager versteckt, eingemauert oder vergraben hatten; hier wurde mit scharfen Maßnahmen eingeschritten.

Durch die geradezu unvorstellbare Unsauberkeit der auf engstem Raum zusammenwohnenden Juden brach in zahlreichen Orten des Distrikts Fleckfieber aus. Bei der Bekämpfung dieser Seuche wurde das Judentum als ein durch seine Verschmutzung und Verlausung gemeingefährlicher Seuchenherd erkannt. Um für die Zukunft eine gesundheitliche Gefährdung durch das Judentum zu unterbinden, wurden nach und nach in einer größeren Anzahl von Gemeinden des Distrikts geschlossene jüdische Wohngebiete gebildet. Die Juden sind damit im wesentlichen aus dem Straßenbild der Landstädte im Distrikt verschwunden und unter eine ordnungsmässige straffe Aufsicht gestellt. Die im Westen des Distrikts ansässig gewesenen Juden konnten im Frühjahr 1941 in den in Warschau gebildeten jüdischen Wohnbezirk1 übernommen werden. Seit dieser Zeit ist deshalb der Westen des Distrikts judenfrei.

Um die arbeitsfähigen Juden einer nutzbringenden Betätigung zuzuführen, wurden sie allenthalben entsprechend einer Verordnung des Generalgouverneurs zu Zwangsarbeiten herangezogen. Es wurden mit ihnen namentlich wasserwirtschaftliche Meliorations- und Regulierungsarbeiten, Arbeiten des Straßenbaus, der Straßenreinigung und der Freihaltung der Straßen von Schnee und Eis sowie Abbrucharbeiten in zerstörten Städten bewältigt. Dabei hat sich allerdings gezeigt, dass die Juden allgemein nicht in der Lage sind, einfachste körperliche Leistungen in einer vernünftigen und wirtschaftlich brauchbaren Weise zu erbringen. Die produktive Leistung eines polnischen Arbeiters steht im Durchschnitt weit über der des Juden.

Zur Verhütung der überall im Distrikt durch die Juden entstandenen Seuchengefahr wurden vom Gesundheitswesen umfangreiche Maßnahmen ergriffen. Die Maßnahmen sollten zugleich dazu dienen, den außerordentlich schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung, der bei zahlreichen Personen eine Untauglichkeit zum Arbeitseinsatz gezeitigt hatte,
Kreiskrankenhaus in Otwock, Kreishauptmannschaft 
Warschau-Land
[91] Kreiskrankenhaus in Otwock
(Kreishauptmannschaft Warschau-Land).
zu heben. Die an zahlreichen Orten durch die Kriegsereignisse beschädigten Kreiskrankenhäuser wurden wieder hergestellt und mit neuem Inventar versehen. Darüber hinaus wurden in allen Kreishauptmannschaften in Zusammenarbeit mit dem [104] Distriktsarzt Seuchenkrankenhäuser eingerichtet und weiterer Krankenraum für Notfälle sowie Isolierhäuser zur Seuchenbekämpfung geschaffen. In vielen Orten des Distrikts wurden Badeanstalten mit Entlausungseinrichtungen geschaffen. Der gesamte Distrikt ist heute mit einem dichten Netz solcher Einrichtungen überzogen, damit zu jeder Zeit und in jedem Gebiet im Falle auftretender Seuchen sofort die notwendigsten Bekämpfungsmassnahmen durchgeführt werden können.

Die getroffenen Maßnahmen haben durch den Ostfeldzug gegen Sowjetrussland eine besondere Bedeutung erlangt. Es ist dadurch gewährleistet worden, daß das im Rücken der kämpfenden Truppe liegende Gebiet, das für den Nachschub und die Aufnahme verwundeter Soldaten von größter Bedeutung ist, seuchenfrei bleibt und dass keinerlei Gefährdung der Front in gesundheitlicher Hinsicht entstehen kann. Die getroffenen Maßnahmen haben sich ausgezeichnet bewährt.

Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Kreishauptleute den Aufgaben der Ernährung. Zur Steigerung der Erzeugung waren laufend Belehrungen über ordnungsgemässe Feldbestellung, über die Verwendung von Kunstdünger und verbessertem Saatgut, über den Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen, zweckmässige Hofwirtschaft und zahlreiche andere Maßnahmen notwendig. Für die großen Güter wurden eingehende Bestellungspläne aufgestellt, die die Großgrundbesitzer durchzuführen haben. Diese wurden häufig zu Versammlungen zusammengerufen, in denen sie Weisungen und Empfehlungen für die Bewirtschaftung ihrer Betriebe empfingen. Die Durchführung des Wirtschaftsplanes und anderer Anordnungen wurde laufend durch den Kreislandwirt und die ihm zugeteilten Bezirkslandwirte überwacht. Schlecht bewirtschaftete Betriebe wurden beschlagnahmt und der staatlichen Liegenschaftsverwaltung zugewiesen.

Seidenraupenzucht in Constancin
[92] Seidenraupenzucht in Constancin (Kreishauptmannschaft Warschau-Land).
Um die zahlreichen Bauernbetriebe zu einer modernen und zweckmäßigen Landbewirtschaftung anzuhalten, stehen dem Kreislandwirt neben den Bezirkslandwirten mehrere polnische Kreis- und Bezirksagronome sowie in jeder Gemeinde ein hauptamtlich tätiger Gemeindeagronom zur Verfügung. Die Agronome geben die Anordnungen und Ratschläge, die sie vom Kreislandwirt erhalten, laufend in Versammlungen an die Bauern bekannt, erläutern ihnen eingehend die Vorschriften und überwachen deren Durchführung. In einigen Kreishauptmannschaften wurde darüber hinaus in jeder [105] Gemeinde ein Gemeindevertrauensmann, in jedem Dorf ein Dorfvertrauensmann ausgewählt. Die Betriebe der Vertrauensmänner werden unter finanzieller Förderung durch die Verwaltung des Gemeindeverbandes als Beispielwirtschaften eingerichtet und in besonderern Maße durch Kunstdünger- und Saatgetreidebelieferungen bevorzugt. Die Bauern der Dörfer können auf den Beispielwirtschaften ihrer Vertrauensmänner praktisch die Erfolge sehen, die durch die empfohlenen Maßnahmen zu erreichen sind. Die Vertrauensmänner haben demgemäss die Bauern ihrer Dörfer zusammenzurufen und sie über die Art ihrer Bewirtschaftung und die dadurch erreichte Steigerung der Erzeugung zu belehren. Es kann festgestellt werden, daß polnischen Bauern, die sehr misstrauisch und Neuerungen gegenüber ablehnend sind, sich durch die ihnen praktisch an Hand von Beispielen gegebenen Unterweisungen überzeugen lassen und nun ihrerseits bestrebt sind, in gleicher Weise das vorgeschriebene Ziel zu erreichen. Als Erfolg der Belehrungen kann namentlich verzeichnet werden, daß die Nachfrage nach Kunstdünger, dessen Anwendung früher in Polen gering war, und nach verbessertem Saatgut so angestiegen ist, daß nur ein Teil der Interessenten laufend beliefert werden kann. Auch landwirtschaftliche Maschinen konnten in großem Umfange den Betrieben im Distrikt vermittelt werden. Auf zahlreichen größeren Gütern laufen heute modernste Lanztraktoren.

Auch zur Förderung der Tierzucht haben die Ämter für Ernährung und Landwirtschaft der Kreishauptmannschaften nennenswerte Maßnahmen ergriffen. So wurde hochwertiges Zuchtvieh aus dem Reich eingeführt und an die Gutsbesitzer und Bauern verkauft. Die der Steigerung der Erzeugung dienenden Maßnahmen auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft wurden in den Kreishauptmannschaften durch die Wasserwirtschaftsinspekteure durchgeführt. Ihre Arbeiten zur Verbesserung der Flußläufe und zur Entwässerung der zu sehr unter hohem Wasserstand leidenden Landflächen werden dauernd durch die Kreishauptleute gefördert und unterstützt. Die Leistungen der Wasserwirtschaftsinspekteure sind im Rahmen der Gesamttätigkeit der Kreishauptmannschaften sehr beachtlich. Die Inspekteure, die zumeist als einzige deutsche Beamte in ihrem fachlichen Arbeitsbereich tätig sind, haben durch Tatkraft und Unternehmungsgeist, durch Überwachung der Baustellen und der ihnen unterstellten polnischen Wasserwirtschaftsämter die schwierigsten Verhältnisse überwunden und nennenswerte Arbeitsergebnisse erzielt.

[106] Um sicherzustellen, daß die landwirtschaftlichen Produkte in geordneter Weise an die Verbraucher gelangen, wurden sie durch das Amt für Ernährung und Landwirtschaft erfasst, d. h. an verschiedenen Ablieferungsstellen zur Ablieferung gebracht. Es wurden von der Kreishauptmannschaft für die Erzeugnisse, die abgeliefert wer; den müssen, Ablieferungskontingente auf die Gemeinden oder Dörfer umgelegt, die sie nun ihrerseits den Bauern bekanntgeben. Die Bauern erhalten für bestimmte Menge abgelieferter Erzeugnisse neben der ordnungsmässigen Bezahlung sogenannte Prämienscheine,2 die sie zum Bezug von Textilien, Eisen, Lederwaren, Petroleum, Wodka und dergleichen berechtigen. Da die Bauern die vorgenannten Bedarfsgegenstände im freien Handel und ohne Bezugschein nicht erhalten können, besteht ein großer Anreiz für sie, ihre Erzeugnisse den ergangenen Anordnungen entsprechend abzuliefern. Mit dem Prämienscheinverfahren wendet die deutsche Verwaltung praktisch eine Art Tauschsystem an und beschreitet damit den Weg alter kolonisatorischer Erfahrungen.

Die Bauern kommen ihren Ablieferungsverpflichtungen in der Regel pünktlich und vollständig nach. Die wenigen Widerwilligen werden durch Bestrafung und Einweisung in ein Arbeitslager zur Folgsamkeit gezwungen. In Dörfern, die mit der Ablieferung von Getreide wesentlich im Rückstand sind, weil die Bauern das Getreide noch nicht ausgedroschen haben, wird unter Einsatz des Sonderdienstes ein zwangsweiser Ausdrusch durchgeführt. Das Auftauchen des Sonderdienstes mit der Dreschmaschine hat in den meisten Fällen genügt, die Bauern zu einem sofortigen Ausdrusch, der oft auch über Nacht fortgesetzt worden ist, zu veranlassen.

Zur Einlagerung der abgelieferten Vorräte wurden von der "Landwirtschaftlichen Zweigstelle" unter nennenswerter Unterstützung der Kreishauptleute Lagerhäuser eingerichtet und verschiedentlich neu gebaut. Weiterhin wurden unter massgebender Mitwirkung der Kreishauptmannschaften Molkereien neu geschaffen oder wieder in Betrieb gesetzt und neuzeitlich gestaltet. Die Gesamtablieferungen an Milch und Erzeugung von Butter bewegen sich infolgedessen ganz allgemein in ansteigender Linie.

Die Verteilung der Lebensmittel an die Bevölkerung entsprechend der ihr auf Grund der Lebensmittelkarten zustehenden Menge konnte in allen Kreishauptmannschaften ordnungsgemäss [107-110=Fotos] [111] durchgeführt werden. Wenn auch die Versorgung namentlich im Umgebungsgebiet der Stadt Warschau manche Störung erlitt, so gelang es doch immer wieder, die entstandenen Schwierigkeiten zu beheben.

Auf dem Gebiet der Wirtschaft bestand die Aufgabe der Kreishauptleute zunächst darin, die vorhandenen Industrieanlagen und gewerblichen Betriebe in Tätigkeit zu bringen. Die Schwierigkeiten bei der Instandsetzung der Industrien waren wegen der Rohstoffbeschaffung außerordentlich groß. Es ist dennoch bei den meisten Fabriken gelungen, eine Aufnahme der Produktion herbeizuführen. Manche Fabriken mußten zwar später vorübergehend ihre Tore schließen, konnten dann aber zumeist nach Beseitigung der eingetretenen Erschwerung den Betrieb fortsetzen. Die in jüdischen Händen befindlichen industriellen Unternehmungen wurden beschlagnahmt. Auch die handwerklichen Betriebe konnten zumeist ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Namentlich in den Städten Sokolow und Wengrow, die vor dem Kriege ausgesprochene Handwerksstädte des Kürschner-, Schuhmacher- und Tischlereigewerbes waren, wurden durch die Initiative des dortigen Kreishauptmanns umfangreiche Werkstätten in Betrieb gesetzt, die zum Teil schon Ansprüche über das Gebiet der Kreishauptmannschaft hinaus befriedigen können.

Dem Amt für Wirtschaft der Kreishauptmannschaft oblag weiter die Verteilung der lebenswichtigen Güter, insbesondere der Textilien, des Leders, der Eisenwaren, der Kohlen und sonstiger Gegenstände. Besondere Sorge machte in den vergangenen Wintern auf dem flachen Lande die Kohlenversorgung, die wegen der ungünstigen Verkehrsverhältnisse nicht überall in der gewünschten Weise durchgeführt werden konnte. Soweit möglich, ist deshalb in den Kreishauptmannschaften zur Linderung des Brennstoffmangels in nennenswertem Umfang Torf gewonnen worden.

Auch die Aufgaben der Preisbildung und Preisüberwachung wurden entsprechend den erlassenen Richtlinien tatkräftig durchgeführt. Überschreitungen der Höchstpreise und sonstige Verstöße gegen die Preisbildungsvorschriften wurden im Ordnungsstrafverfahren geahndet. Zur Bekämpfung des Schleichhandels, unter dem die in dem Umgebungsgebiet der Stadt Warschau liegenden Kreishauptmannschaften stark zu leiden hatten und der die Maßnahmen der Ernteerfassung empfindlich störte, wurden Gendarmerie und Sonderdienst in starkem Masse herangezogen. Bei Tag und Nacht [112] durchgeführte Kontrollen an den Bahnhöfen und den Hauptverkehrsstraßen brachten laufend gute Erfolge.

Besondere Aufgaben traten an die Kreishauptleute ferner auf dem Gebiet des Verkehrswesens heran. Durch die bei ihren Dienststellen eingerichteten Straßenverkehrsämter wurden nicht nur die Kraftfahrzeuge erfasst und einer den Verhältnissen des Krieges entsprechenden Benutzung zugeführt, sondern darüber hinaus auch Gespanne in sehr beachtlicher Zahl für die verschiedensten Zwecke zur Verfügung gestellt. Für das flache Land ist das Gespann nach wie vor ein Haupttransportmittel, das namentlich im Winter und auf den abseits der großen Verkehrsstraßen verlaufenden Wegen immer zuverlässig ist. Gespanne wurden beordert für den Bau von Straßen, der vor allen Dingen im Ostteil des Distrikts zur Herstellung der großen staatlichen Durchgangsstraßen von hervorragender Bedeutung war, zur Abfuhr des durch die Forstaufsichtsämter veranlassten Holzeinschlages sowie zu zahllosen Transporten für die Wehrmacht während ihres Aufmarsches an der deutsch-sowjetischen Grenze. Der Gespanndienstbedarf war im Osten des Distrikts gerade während dieser Zeit so außerordentlich groß, daß in einigen Kreishauptmannschaften seinerzeit täglich bis zu 8 000 Gespanne gestellt werden mußten. Alle Anforderungen konnten die zuständigen Kreishauptleute erfüllen. Daß es trotz dieser ungeheuren Belastung der bäuerlichen Fuhrwerksbesitzer gelang, zur gleichen Zeit die Frühjahrsbestellung ordnungsmässig und ohne nennenswerte Verspätung durchzuführen, ist eine höchst beachtliche Leistung.

Die Kreishauptleute hatten auf dem Gebiete des Verkehrswesens als Verkehrspolizeibehörden weiter darüber zu wachen, daß während der Wintermonate alle wichtigen Straßenzüge dauernd von Schnee und Eis freigehalten wurden und damit für den Durchgangsverkehr ununterbrochen befahrbar blieben. Es gab Tage, namentlich während des strengen Winters 1941/42, an denen an einem einzigen Straßenstück von wenigen Kilometern allein über 1 000 Menschen an der Beseitigung meterhoher Schneeverwehungen arbeiteten. Stockungen in dem für die Ostfront so entscheidend wichtigen Durchgangsverkehr durch das Generalgouvernement sind an keiner Stelle eingetreten.

Neubau einer Strasse bei Warschau
[66] Neubau einer Strasse bei Warschau.
Zum Bau der Kreisstraßen und zur Überwachung des Straßenbaues der Gemeinden stand und steht den Kreishauptleuten ein kreiskommunales Straßenbauamt zur Verfügung. Die Strassenbauämter haben unter Aufsicht der Kreishauptleute in den vergangenen [113] Jahren beachtliche Leistungen vollbracht. Zur Beseitigung der Kriegsschäden wurden wichtige Straßenzüge ausgebessert und zahlreiche Brücken mit Längen bis über 100 m neu aufgebaut. Darüber hinaus sind in allen Kreishauptmannschaften nennenswerte Unterhaltungs- und Verbesserungsarbeiten an den vorhandenen
Strassenbau im Distrikt Warschau
[66] Strassenbau im Distrikt Warschau.
Kreisstraßen durchgeführt worden sowie Straßenneubauten in beachtlichem Umfange erfolgt. Zur Durchführung der Straßenneubauten und Straßenausbesserungen leisteten die polnischen Bewohner Arbeiten als "Scharwerker", d. h. unentgeltlich auf Grund einer bestehenden öffentlichen Verpflichtung. Die Scharwerksleistungen brachten in einer einzigen Kreishauptmannschaft allein in 2 Jahren für den Straßenbau solchen Erfolg, daß ihr Wert mit einem Betrage von 1 400 000 Zloty angesetzt werden kann.

Deutsche Schule in Sokolow
[109] Deutsche Schule in Sokolow.
Nach Aufnahme der Verwaltung galten bald die besonderen Bemühungen der Kreishauptleute der Errichtung deutscher Schulen. Es konnten schon Anfang des Jahres 1940 in mehreren Kreishauptmannschaften deutsche Schulen in Betrieb genommen werden. Da die Volksdeutschen zum Teil sehr zerstreut auf dem Lande wohnen, war es zunächst nicht möglich, alle deutschen Kinder in den vorhandenen Schulen zu erfassen. In der Stadt Lowitsch wurde daher in Verbindung mit der dortigen Schule ein Schülerheim eingerichtet,
Deutsche Schule in Lowitsch
[118] Deutsche Schule in Lowitsch.
in dem zunächst durchschnittlich 100 Schüler Unterkunft und Verpflegung erhalten. Es konnten dadurch zahlreiche deutsche Kinder aus den Streusiedlungen einem geordneten Schulunterricht zugeführt werden. Die Maßnahme war deshalb von besonderer Bedeutung, weil gerade die deutschen Kinder in den Streusiedlungen, da sie tagtäglich Umgang mit polnischen Kindern haben, kaum die deutsche Sprache beherrschten. Ein erfreulicher Erfolg des Schülerheimes ist es, daß nun gerade diese Jungen und Mädel eine sie zum deutschen Volkstum wieder hinführende Erziehung erfahren können.

Außer der Überwachung des deutschen Schulwesens oblag und obliegt dem Kreisschulrat in der Behörde des Kreishauptmanns die Aufsicht über das polnische Schulwesen. Er wird dabei von einem oder mehreren polnischen Schulinspektoren unterstützt. Eine besondere Förderung haben durch die Kreishauptleute die polnischen Fachschulen, Handelsschulen und Handwerksschulen sowie die landwirtschaftlichen Berufsschulen erfahren, da diese Schulen dazu dienen, tüchtige Fachkräfte, an denen laufend Bedarf ist, und gute Landwirte heranzubilden.

[114] Die den Dienststellen der Kreishauptleute angegliederten Arbeitsämter haben allgemein in erfolgreicher Weise die Werbung von Landarbeitern und Facharbeitern für das Reich durchführen können. Darüber hinaus haben sie laufend Arbeitskräfte für größere Betriebe und umfangreiche sonstige Maßnahmen vermittelt. Sie haben dabei vor allem dazu beigetragen, dass die großen von der Wehrmacht, der Ostbahn und den Straßenbaudienststellen in Angriff genommenen Bauvorhaben ordnungsgemäss und in der vorgesehenen Zeit durchgeführt werden konnten.

Die Aufsicht über die staatlichen, nur mit Polen besetzten Steuerämter wurde durch den Dienststellen der Kreishauptleute angegliederte Finanzinspekteure ausgeübt. Den Finanzinspekteuren ist es gelungen, trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten einen regelmässigen Einzug der fälligen Steuern sowie eine verstärkte Beitreibung alter Steuerrückstände herbeizuführen und damit wesentlich zur Schaffung einer gesunden Finanzlage des Generalgouvernements beizutragen.

Kasinogebäude in Garwolin vor dem Umbau
Kasinogebäude in Garwolin (vor dem Umbau).
[94]
Kasinogebäude in Garwolin
(nach dem im Jahre 1941 erfolgten Umbau).

Kasinogebäude in Garwolin nach dem Umbau
Die Kreishauptleute waren ferner von Anfang an bestrebt, neben der hygienischen und sanitären Verbesserung der Verhältnisse auch das äussere Bild der Kreisstädte zu verbessern. Gebäude, deren Zustand eine Gefährdung in gesundheitlicher Hinsicht befürchten liess, namentlich solche in Hinterhöfen, wurden niedergerissen. An anderen Gebäuden wurde vielfach hässlicher Zierat entfernt und der Schrottsammlung zugeführt. Die Kreishauptleute in den am meisten zerstörten Städten Garwolin und Sochaczew führten großzügige Abbruch- und Aufräumungsarbeiten durch und schufen damit die Voraussetzung für einen geordneten Wiederaufbau der Städte. Zur Unterbringung der obdachlosen Bevölkerung, die zunächst für die Verwaltung eine große Belastung darstellte, wurde in Garwolin ein Aufbau einfacher Behausungen aus alten Ziegelsteinen und Brettern ermöglicht. Für wichtigere Orte wurden Aufbaupläne festgelegt oder Planungen für die Errichtung deutscher Stadtteile oder deutscher Siedlungen aufgestellt.3

Gefolgschaftsheim des Kreishauptmanns in Lowitsch
[117] Gefolgschaftsheim
des Kreishauptmanns in Lowitsch.
Für alle Kreishauptleute war es eine selbstverständliche Pflicht, ihrer Gefolgschaft und den übrigen in ihrem Gebiet tätigen Deutschen, die an einigen Orten zunächst die primitivsten Verhältnisse vorfanden, Wohnungen zu schaffen, die wenigstens bescheidenen Kulturansprüchen genügten. Die Kreishauptleute haben auch ihre [115-118=Fotos] [119] zunächst behelfsmässig eingerichteten Dienststellen umgebaut und in einen solchen Zustand gebracht, daß sie deutschen Menschen nunmehr einen zumutbaren Arbeitsplatz bieten.

Deutsches Haus in Minsk - Durchblick vom Speiseraum 
in den Festsaal
[115] "Deutsches Haus" in Minsk - Durchblick vom Speiseraum in den Festsaal.
Die Kreishauptleute haben weiter zur Einnahme der täglichen Mahlzeiten und zum geselligen Beisammensein Kameradschaftsheime, die zumeist den Namen "Deutsches Haus" führen, eingerichtet. Neben einem oder mehreren großen Speiseräumen, einer Bier- oder Bauernstube enthalten diese Häuser vielfach auch noch Spielzimmer, gemütliche Sitzecken, Musikräume und dergleichen. Auch wurden von einigen Kreishauptleuten deutsche Gaststätten eingerichtet oder deren Einrichtung wesentlich unterstützt. Heute sind in fast allen Kreishauptmannschaften
Gefolgschaftsheim des 
Kreishauptmanns in Grojec
[107] Gefolgschaftsheim
des Kreishauptmanns in Grojec.
Wohnungen den Bedürfnissen deutscher Wohnkultur entsprechend geschaffen und mit soliden Möbeln ausgestattet. Zur Sicherstellung einer gesundheitlich einwandfreien Wasserversorgung wurden in Grojec und Sokolow für die deutschen Wohnungen eigene kleine Wasserwerke gebaut und in Grojec noch durch eine zentrale Warmwasserzubereitungsanlage ergänzt. In Siedlce wurden für das städtische Wasserwerk neue Brunnen gebaut und das Elektrizitätswerk überholt und modernisiert. Die Wohnungen der Deutschen sind, soweit es möglich war, ihrer Lage nach so
Speisesaal im Kasino des Kreishauptmanns 
in Grojec
[102] Speisesaal im Kasino
des Kreishauptmanns in Grojec.
ausgewählt, dass sie in einem Stadtteil, der von einigen Kreishauptleuten bereits zum deutschen Wohnbezirk erklärt worden ist, zusammenliegen.

Bei der Schaffung der Gemeinschaftsräume und der Herrichtung und Ausstattung der Wohnungen haben die Kreishauptleute bedeutende Schwierigkeiten überwinden müssen. In den polnischen Landstädten sind keine Architekten vorhanden, die nach deutschem Geschmack Entwürfe schaffen können, und keine Handwerker, die in deutschem Stil Möbel und dergleichen anzufertigen vermögen. Manche Kreishauptleute haben daher immer wieder persönlich
Gefolgschaftsheim der Kreishauptmannschaft Sokolow
[110] Gefolgschaftsheim
der Kreishauptmannschaft Sokolow.
Entwürfe für bauliche Maßnahmen und Gegenstände der Inneneinrichtung machen müssen. Es war mitunter sogar notwendig, Möbelstücke bis in die Details selbst zu entwerfen und deren Ausführung durch einen polnischen Tischler persönlich zu überwachen. Dass es unter diesen Verhältnissen gelungen ist, Kameradschaftsheime und Wohnungen zu schaffen, die den Eindruck echter deutscher Kultur vermitteln, erfüllt alle Kreishauptleute mit Befriedigung. Es spricht für das Werk, wenn ein einfacher Soldat beim Betreten eines der Kasinogebäude sagen konnte: "Wenn ich durch das Tor dieses Hauses trete, dann bin ich in Deutschland".

Dienstgebäude des Kreishauptmanns in Garwolin
Dienstgebäude des Kreishauptmanns in Garwolin.
[93]
Speisesaal im Kasino
der Kreishauptmannschaft Garwolin.

Speisesaal im Kasino der Kreishauptmannschaft Garwolin
[120] Außer der Gestaltung einer deutschen Umgebung für die Angehörigen der Gefolgschaft waren die Kreishauptleute bestrebt, auch Einrichtungen für die geistige Betreuung der Deutschen zu schaffen. So wurden in allen Kreisstädten Lichtspielhäuser, in denen deutsche Filme gezeigt werden, eröffnet. An Orten, in denen es sich ermöglichen lässt, treten in regelmässiger Folge Künstlertruppen auf, die zur Betreuung der Deutschen Rundreisen durch das Generalgouvernement unternehmen. In Siedlce und Lowitsch konnten auf Grund der Maßnahmen der Hauptabteilung Wissenschaft und Unterricht in der Regierung des Generalgouvernements größere deutsche Volksbüchereien durch die Kreishauptleute eingerichtet und ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Aufstellung weiterer Büchereien in anderen Städten des Distrikts ist in Vorbereitung.

Auch für die körperliche Ertüchtigung und eine Erholung in frischer Luft und freier Natur haben die Kreishauptleute für ihre
Saunabad in Sokolow
[110] Saunabad in Sokolow.
Gefolgschaft Sorge getragen. So wurden z. B. in Sokolow ein Schwimmbecken und eine finnische Sauna gebaut. Der Sport wird in den von den Kreishauptleuten ins Leben gerufenen Sportgemeinschaften ausgeübt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Reiten.

Diese vielseitigen Verwaltungsaufgaben sind in den Kreishauptmannschaften des Distrikts überall unter nennenswerten Schwierigkeiten mit einer nur kleinen Zahl reichsdeutscher Mitarbeiter durchgeführt worden. Wenn trotzdem so große Leistungen erzielt worden sind, so war dies nur durch den rücksichtslosen Einsatz der ganzen Person und durch die erhöhte Anspannung aller Kräfte der Kreishauptleute und ihrer Mitarbeiter möglich.


1Vgl. den Sonderartikel "Die Juden im Distrikt Warschau". ...zurück...

2Vgl. hierzu auch den Artikel "Marktordnung und Lebensmittelbewirtschaftung". ...zurück...

3Vgl. den Sonderartikel "Wohnungs- und Siedlungsbau". ...zurück...

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