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Warschau unter deutscher Herrschaft.
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau.

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Geschichtlicher Rückblick
auf Warschaus deutsche Vergangenheit


Die Marienkirche
[38] Die Marienkirche.
Wer als Deutscher zum erstenmal nach Krakau kommt, hat bei einem Rundgang durch die Straßen der Hauptstadt des Generalgouvernements sofort den Eindruck, in einer rein deutschen Stadt zu weilen; denn nicht nur die großen städtebaulichen Sehenswürdigkeiten Krakaus, wie z. B. die Marienkirche, atmen deutschen Geist, sondern auch die ganze Anlage der Stadt verrät auf Schritt und Tritt die deutsche Vergangenheit und die durch Deutsche geschaffene städtebauliche Ausgestaltung.

Wer dagegen zum erstenmal Warschau besichtigt, wird diesen Eindruck sicherlich nicht haben. Warschau erscheint ihm weder als eine deutsche noch als eine typisch polnische Stadt, sondern vielmehr als eine internationale Großstadt, in der ein ausgesprochen volkstumsmässig bedingter städtebaulicher Stil nicht vorherrscht. Und doch wird der aufmerksame Besucher der Stadt bei einem Rundgang durch die Strassen und Gassen immer wieder Bauten begegnen, die ihm dem Stil nach bekannt vorkommen. Diese Empfindung ist nicht unbegründet; denn ein sehr grosser Teil der eindrucksvollsten Gebäude der Stadt geht auf deutschen Einfluss zurück, wie überhaupt Warschau eine auffallend starke deutsche Vergangenheit hat, auch wenn vieles davon später übertüncht worden ist.

Dieser Einfluss ist von der Stadtgründung an nachweisbar.

Die Gründung der Stadt, die ins 13. Jahrhundert fällt, ist nach Kulmer Recht erfolgt, einer Abart des Magdeburger Rechts, das bekanntlich im ganzen Osten jahrhundertelang für fast alle Städte massgebend gewesen ist.

Warschau war damals noch ziemlich unbedeutend; denn die Hauptstadt der Landschaft war zunächst Plock, das weiter nördlich lag, und dann später Czersk, das etwa 30 km südlich von Warschau gelegen ist. Im Lauf der Zeit verlagerte sich der Sitz des Herzogtums Masowien nach der Mitte zu, d. h. nach Warschau.

Der deutsche Einfluss an dieser Entwicklung ist unverkennbar, da die starke Einwanderung der Kolonisatoren aus dem Norden [35-40=Fotos] [41] kam. Die masowische Landschaft ist damals das politische Interessengebiet des Kreuzritterordens gewesen.1

Der Deutsche Ritterorden wurde dann auch von Herzog Konrad I. von Masowien gegen die heidnischen Preussen ins Kulmer Land gerufen, als die staatliche Schwäche Polens, das im 13. Jahrhundert in Teilfürstentümer zerfallen war, ihn hierzu zwang.

Unter den Deutschrittern, die damals in Konrads Diensten standen, befand sich auch der Ritter Gothard, der östlich von Warschau in Podlachien den Einfall der Jadwinger abwehrte. Als Belohnung für diese Tat, durch die Masowien seine erforderliche Sicherung erhielt, wurde er von Konrad mit dem Dorf Sluzewo belehnt, dessen Lage in der Urkunde mit den Worten "in districtu Varsaviense" näher angegeben ist. In dieser Urkunde des Jahres 1241 ist übrigens Warschau zum erstenmal erwähnt. Es ist bezeichnend, dass dies im Zusammenhang mit einer Tat geschehen ist, durch die ein deutscher Ritter Grosses für das Weichselland geleistet hat.

Noch sichtbarer ist der Einfluss des Deutschtums im 14., 15. und 16. Jahrhundert. Es ist die grosse Zeit des Bürgertums, in der auch Warschau seine weitere Entwicklung erlebt, die es am Ende dieser Epoche zur polnischen Hauptstadt werden liess.

Bereits im 14. Jahrhundert hat Warschau eine Verfassung, die einen Bürgermeister und Vogt, Ratsherren und Schöffen aufweist, also jene deutschrechtlichen Institutionen, die auch bei anderen deutschen Oststädten, wie Posen, Thorn, Gnesen und Krakau, die wichtigsten Träger der Gemeindeverwaltung gewesen sind. Nicht weniger als 78% der Bürgernamen aus den noch erhaltenen alten Schöffenbüchern jener Zeit sind rein deutschen Klanges, ein Beweis dafür, wie stark auch bevölkerungsmässig der deutsche Einfluss in Warschau damals gewesen ist.

Im Anfang des 15. Jahrhunderts ist die deutsche Einwanderung besonders stark: Bis 1420 sind nicht weniger als 84% aller Bürgernamen deutschen Klanges. Dann aber geht die Zuwanderung aus dem Reich stark zurück. Die Schöffenbücher Alt-Warschaus in der Zeit von 1427-1452 enthalten nur noch 28% deutsche Namen.

Alter Markt in Warschau
[35] Alter Markt in Warschau.
Bei ihnen aber handelt es sich um eine Ausleseeinwanderung von Deutschen, die weit über dem geistigen und kulturellen Niveau der polnischen Einwohner standen und die deshalb auch trotz ihrer zahlenmässigen Unterlegenheit in kürzester Zeit die Geschicke der Stadt in die Hand nahmen.

[42] Wie stark dieser deutsche Einfluss in jener wichtigsten Epoche der Geschichte Warschaus gewesen ist, zeigt noch heute eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt: Der Altmarkt.

Häuser am Alten Markt in Warschau
[35] Häuser am Alten Markt in Warschau.
Wer zum erstenmal nach einer Wanderung durch die engen und winkeligen Gassen der Warschauer Altstadt dorthin gelangt, glaubt unwillkürlich, das Bild einer mittelalterlichen deutschen Stadt vor sich zu sehen. Ein großer rechteckiger Platz tut sich vor ihm auf, zu dessen vier Seiten sich hohe Häuser erheben, die nur wenige Fenster breit mit bunt bemalten Fassaden verziert sind, während die Türen kunstvolle Ornamente aufweisen.

Alter Markt in Warschau
[36] Alter Markt in Warschau.
Dieser Altmarkt ist das Werk deutscher Hände gewesen. Die bedeutenden Bürgerfamilien, die damals aus dem Reich eingewandert sind, haben die Architektur ihrer Heimat in ihre neue Wirkungsstätte mitgenommen und sie nach hier übertragen. Diese Häuser waren ursprünglich rein gotische Bauten. Sie sind aber später im 16. und 17. Jahrhundert umgebaut worden, wobei die ursprüngliche Gotik teilweise vom Gewand des Barock oder der Neugotik verdeckt wurde.2

Die bekannteste der alt eingesessenen Bürgerfamilien ist die Familie Fugger aus dem alten Augsburger Kaufmannsgeschlecht, das damals auch in Krakau und Warschau Faktoreien unterhielt. Georg Fugger war als erster nach Polen umgesiedelt und wurde so zum Begründer des polnischen Zweiges der Familie Fugger, die über 400 Jahre in Warschau tätig war und deren letzter Spross auch jetzt noch in Warschau lebt. Einige Angehörige
Das Fuggerhaus am Alten Markt
[36] Das Fuggerhaus am Alten Markt.
der Familie Fugger waren damals sogar Berater der polnischen Könige und gelangten auf diese Weise in die höchsten polnischen Ämter. Das berühmte Fuggerhaus am Altmarkt (Fukierhaus) ist zwar nicht von der Familie erbaut worden, sondern von Georg Korb, einem Breslauer Großkaufmann, der es ebenfalls in Warschau zu Ruhm und Ansehen gebracht hat. Die Familie Fugger hat aber später dieses Haus erworben, so dass es seitdem als Fuggerhaus bekannt ist.

Durch diese deutschen Patrizier nahm Warschau schnell seinen Aufschwung aus dem mittelalterlichen Kleinstadtdasein zur grossen. Handelsstadt, die schliesslich 1569 sogar zum Tagungsort der polnischen Reichstage und damit zur eigentlichen Hauptstadt aufstieg, auch wenn die endgültige Erhöhung zur Residenz erst 1596 erfolgte als die Königliche Burg in Krakau abbrannte.

Das
[39] Das "Deutsche Haus" in Warschau
(früher Palais Radziwill).
Auch im 17. Jahrhundert hielt dieser deutsche Einfluss in der Architektur noch an.

[43] Die Stadt Warschau hat sich in diesem Jahrhundert sowohl nach Süden hin (heute längs der Krakauer Vorstadt) als auch nach Westen hin (zum heutigen Krasinskiplatz) weiter entwickelt.

Längs der heutigen Krakauer Vorstadt entstanden die grossen Schlösser des polnischen Adels, wie z. B. das Potocki- und das Radziwill-Palais, die in ihrer Anlage auf die Form eines Herrenlandsitzes zurückgehen.

Motiv aus der Altstadt
[37] Motiv aus der Altstadt.
Ebenso wurde in jener Zeit das prachtvolle Krasinskipalais geschaffen, das für uns Deutsche insofern von besonderer Bedeutung ist als Andreas Schlüter daran mitgewirkt hat. Auf ihn geht das kunsthistorisch wertvolle Giebelrelief zurück. Schlüter ist sehr wahrscheinlich auch an dem Bau des Schlosses Wilanow beteiligt gewesen; denn noch heute sind Rechnungen vorhanden, die von ihm über Bauarbeiten an diesem Schlosse ausgestellt sind.

Am Ende des 17. Jahrhunderts ist auch von einem Deutschen namens Christian Eltester das reizvolle Badeschlößchen im Belvederepark entstanden, das später allerdings stark umgewandelt worden ist.

Der Höhepunkt des kulturellen Schaffens in Warschau aber ist die Zeit der sächsischen Kurfürsten August II. und III., die vom Ausgang des 17. Jahrhunderts (1697) und im 18. Jahrhundert gleichzeitig Könige von Polen gewesen sind.

Vom Standpunkt der gesamtdeutschen Geschichte betrachtet ist dieses Zwischenspiel der Wettiner auf dem polnischen Königsthron keine politische Großtat gewesen, aber kulturhistorisch hat sich der Einfluss dieser Fürsten für die städtebauliche Ausgestaltung Warschaus und für die Schaffung grosser Prachtbauten ausserordentlich segensreich ausgewirkt.

In der Zeit der beiden Sachsenkönige wurde zunächst einmal städtebaulich eine neue Aufteilung der Stadt vorgenommen, da durch das wahllose Durcheinander der Häuserbauten im voraufgegangenen Jahrhundert ein städtebauliches Chaos zu entstehen drohte. In der großzügigsten Weise wurde damals im Anschluss an die Krakauer Vorstadt die "Neue Welt" geschaffen und als Fortsetzung davon ein breiter Passionsweg angelegt, die heutige Siegesstraße, Warschaus schönste Strasse.

Eingang zum Palais Brühl
[46] Eingang zum Palais Brühl.
Diese großzügige Strassenplanung, die nach dem Maßstab der damaligen Zeit gemessen von einem beachtenswerten Weitblick zeugte, hat viel dazu beigetragen, dass Warschau in der Folgezeit sich städtebaulich vernünftig entwickelte.

[44] Dazu kommen dann vor allem aber die grossen Bauten und Umbauten, die in jener Zeit entstanden sind und die den künstlerischen Einfluss Dresdens heute noch zeigen. Pöppelmann, Knoebel, v. Deybel, Knöffel, Kammsetzer, Schuch, Zug, Aigner, Plersch sind die bedeutendsten Architekten jener Epoche, deren rein deutsche Namen bereits zur Genüge zeigen, dass die Architektur jener Zeit ausgesprochen deutsch gewesen ist.

Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass fast das ganze Barock und Rokoko in Warschau sächsischen Ursprungs gewesen ist.

August II. kaufte das "Sächsische Palais" und liess es grundlegend
Blick vom Palais Brühl auf den 
Adolf-Hitler-Platz
[46] Blick vom Palais Brühl
auf den Adolf-Hitler-Platz.
umbauen. Die Umbaupläne des grossen Architekten M. D[aniel] Pöppelmann sind allerdings nicht zur Ausführung gekommen. Aus dem Vorhof dieses Sächsischen Palais ist später der Pilsudskiplatz, der heutige Adolf-Hitler-Platz, entstanden.

Der allmächtige Minister August III., Graf Heinrich Brühl, kaufte 1750 das neben dem Sächsischen Palais gelegene Palais und liess es ebenfalls im Stil des sächsischen Barock umbauen. Dies Gebäude, das in Erinnerung an seinen einstigen Umgestalter noch heute den Namen "Palais Brühl" trägt, ist auch jetzt noch eines der wichtigsten kulturhistorischen Denkmäler jener Zeit. Als Baumeister gelten die deutschen Architekten Knöffel und Knoebel.

Das Palais Brühl, früher polnisches Aussenministerium, 
jetzt Sitz des Gouverneurs und des Amtes des Distrikts Warschau
[14] Das Palais Brühl, früher polnisches Aussenministerium, jetzt Sitz des Gouverneurs und des Amtes des Distrikts Warschau.
Hinter dem Sächsischen Palais und neben dem Palais Brühl aber entstand der "Sächsische Garten", der das Werk sächsischer Gartenbaukünstler ist. In diesem Schmuckstück Warschaus wurde noch das "Blaue Palais" geschaffen, das zu den schönsten Bauten der Wettiner Zeit gehört. Es ist sehr zu bedauern, dass gerade dieses Palais, das allerdings in der klassizistischen Zeit einen wesentlichen Umbau erfahren hat, mit seinen grossen kulturhistorischen Schätzen dem Bombardement Ende September 1939 zum Opfer gefallen ist, das die Wahnsinnstat
Brunnen im Sächsischen Garten
Brunnen im Sächsischen Garten.
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Partie im Sächsischen Garten.
Partie im Sächsischen Garten
der damaligen Warschauer Machthaber heraufbeschworen hatte.

Auch auf die Kirchenbauten erstreckte sich der Einfluss der sächsischen Architekten und ebenfalls auf die Gestaltung der polnischen Adelspaläste, die damals in der Zeit August II. und August III. ihre prachtvolle Gestalt erhalten haben, so insbesondere das Palais Potocki und das Palais Radziwill. Auch das Schloss wurde umgestaltet, wobei wiederum ein Pöppelmann, der Sohn des Erbauers des Dresdner Zwingers, entscheidend mitgewirkt hat.

Ebenso war der Einfluss deutschen Geisteslebens damals ausserordentlich stark. Deutsche Zeitschriften, eine deutsche Bibliothek, [45-50=Fotos] [51] ein deutscher wissenschaftlicher Verein und eine deutsche literarische Gesellschaft entstanden in Warschau und drückten dem Geistesleben der damaligen Zeit einen deutschen Charakter auf. Im damaligen Theaterleben wurden Lessings grosse Meisterwerke "Emilia Galotti" und "Minna von Barnhelm" in Warschau aufgeführt.

Karmeliter-Kirche
[50] Karmeliter-Kirche.
Wie stark der Einfluss der Wettiner Zeit in kultureller Hinsicht gewesen ist, zeigte sich sogar noch, als das Zwischenspiel der sächsischen Könige beendet war und die Zeit des letzten Polenkönigs Stanislaus August Poniatowski begann. Politisch ist ein grosser Wandel eingetreten, aber der deutsche kulturelle Einfluss ist geblieben.

Damals ist das Lazienkischloss umgebaut worden, wobei ein Italiener namens Merlini und der in Dresden geborene Hofbaumeister Kamsetzer die entscheidenden Arbeiten geleistet haben, während der ebenfalls deutschstämmige Ignaz Plersch an der Innenausstattung massgebend beteiligt war.

Auch der dieses Sommerpalais umgebende Park wurde von einem Deutschen angelegt, dem Gartenarchitekten Johann Christian Schuch, der sich auch durch Schaffung von Landschaftsgärten in Warschau einen Namen gemacht hat.
Dreikreuzkirche in Warschau (erbaut von Peter Aigner)
[48] Dreikreuzkirche in Warschau
(erbaut von Peter Aigner).
Dieses Palais und die Anlage des Parkes sind architektonisch gesehen der Ausklang des Stils der sächsischen Zeit und gleichzeitig die Überleitung zum Klassizismus, der nunmehr in Warschau die Architektur beherrscht.

Auch hier haben zwei deutsche Architekten, S. Gottlieb Zug aus Merseburg, der Erbauer der evangelischen Kirche, und Efraim von Schröger aus Thorn, der u. a. den Umbau der Karmeliterkirche durchführte, bedeutenden Einfluss gehabt. In jener Zeit lebte in Warschau auch Peter Aigner, der Erbauer der
Krasinski-Palais mit dem Giebelrelief 
von Andreas Schlüter
[49] Krasinski-Palais
mit dem Giebelrelief von Andreas Schlüter.
Alexanderkirche auf dem Dreikreuzplatz, der auch sonst noch an der Umgestaltung bedeutender Bauten starken Anteil gehabt hat, insbesondere an der Gestaltung des Palais Radziwill, des heutigen "Deutschen Hauses". Auch das Krasinskipalais wurde durch ihn erneuert und insbesondere in seiner Innenarchitektur ausgestattet.

Diese Namen zeigen, wie sehr noch in der Polenzeit der Einfluss der sächsischen Epoche angehalten hat.

Nur kurze Zeit hat nach dem Abtreten der sächsischen Könige politisch das Polentum geherrscht, dann kommt bereits 1795 nach der dritten Teilung Polens die preussische Zeit (1795-1806), in der Warschau Südpreussens Hauptstadt gewesen ist.

Die Hauptleistung dieser Zeit in städtebaulicher Hinsicht ist die "Normalisierung der städtebaulichen Verhältnisse". Adelspa- [52] läste standen bisher neben den ärmsten Holzhütten. Mit diesem Stilwirrwarr und Durcheinander wurde damals aufgeräumt. In einer ganzen Anzahl von Verordnungen und Edikten wurde eine echt preussische Planung durchgeführt, die wie eine Vorwegnahme der heutigen Baupolizeivorschriften anmutet. Auch die Weichselregulierung wurde damals zum erstenmal in Angriff genommen.

Von den vielen bedeutenden Menschen, die in jener Zeit in Warschau lebten, seien nur E. T. A. Hoffmann, Fichte und Seume genannt.

Als nach dem Wiener Frieden 1815 Warschau zu Russland kam, hörte der deutsche Einfluss auf die kulturhistorische Entwicklung der Stadt langsam auf,
Schloss Lazienki im Belvedere-Park
[47] Schloss Lazienki im Belvedere-Park.
was sich für die Stadt sehr ungünstig auswirkte. Warschau erlebte in dieser Zeit zwar den Aufstieg zur Großstadt, aber städtebaulich ist in diesem 19. Jahrhundert im Verhältnis zur früheren Zeit wenig geschaffen worden, das irgendwie von bleibendem Wert ist. Nur das Schloss Belvedere, das 1823 gebaut wurde, kann hier erwähnt werden. Es ist in jenem klassizistischen Stil gehalten, wie er von den deutschen Architekten Zug und Aigner in Warschau vermittelt worden war.

Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergibt sich für die architektonische Gestaltung von Warschau nichts Besonderes.

Ebenso hat die polnische Republik von 1919-1939 keine kulturhistorischen Leistungen auf dem Gebiet der Architektur aufzuweisen. Gewiss entwickelt sich die Stadt teilweise in einem amerikanischen Tempo, aber die neuangelegten Strassen bestehen im allgemeinen nur aus häßlichen Zweckbauten, die keine besondere kulturelle Eigenart oder Schönheit aufweisen.

Nunmehr hat das Deutschtum erneut von der Stadt Besitz ergriffen, und diesmal wird es keine vorübergehende Episode wie in der Zeit der sächsischen Könige sein, sondern diesmal wird eine dauernde deutsche Epoche eingeleitet.

Wir Deutsche werden uns dabei der Verpflichtung bewusst sein, die die grossen Leistungen deutscher Vergangenheit in diesem Raum uns auferlegen, und zwar gerade auch auf städtebaulichem und architektonischem Gebiet. Gewiss ist jetzt während des Krieges nicht die Zeit, gewaltige Monumente zu errichten. Die Nachkriegszeit aber wird diese Aufgabe im grossen Stil durchführen, sobald über die Stellung Warschaus im deutschen Machtbereich die endgültige Entscheidung des Führers gefallen ist.

Dann werden deutsche Baumeister auf den Spuren ihrer grossen Vorläufer der Stadt Warschau wieder ein deutsches Gepräge geben.


1Vgl. Dr. Grundmann: Führer durch Warschau, S. 8. ...zurück...

2Vgl. Grundmann a.a.O. S. 13. ...zurück...

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