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Dokumente: Typische Greuelfälle, Teil 3
 
Bromberg 25. Kolbenschlag auf Schwangere

Mord an Blümke

Unter Eid bekundete die Zeugin Martha Blümke, Bromberg-Jägerhof, Brahestr. 74, folgendes:

... Sie saßen alle im Keller, nur der 13jährige Günther Gehrke und der 12jährige Ernst Boldin waren auf dem Hofe. Die Soldaten fragten die Kinder, wo ihre Väter wären. Die Väter gingen dann auf den Hof hinaus. Sie mußten die Arme hoch heben und wurden gleich mit dem Kolben geschlagen. Kanderski und Sohn wurden ebenfalls geschlagen. Sie hatten sich in demselben Keller versteckt gehabt. Sie führten meinen Bruder ab. Die Schwägerin lief weinend hinterher, und der kleine Günther weinte ebenfalls. Meine Schwägerin stießen sie zurück. Den kleinen Jungen nahmen sie ebenfalls mit. Die Schwägerin stießen sie in den Graben und versetzten ihr einen Kolbenschlag, obwohl sie sahen, daß sie schwanger war.

Ich habe nachher die Leichen gesehen. Mein Bruder war erschlagen worden, nicht erschossen. Das ganze Gesicht war zerschlagen. Der kleine Junge war ebenfalls erschlagen worden. Er hatte den Arm vors Gesicht gehalten.

Quelle: WR I


 
Bromberg 26. Mit Brechstangen und Knüppeln

Mord an Springer in Schleusenau

Unter Eid bekundete der Zeuge Rudolf Jeske, Stellmacher, Bromberg, folgendes:

Am Sonntag, dem 3. 9. 39, nachmittags, kamen etwa zehn bis fünfzehn Strolche, die mit eisernen Brechstangen und Pfählen bewaffnet waren, nach Schleusenau, Grunwaldzka. Sie stürmten gleich zu Nachbar Springer. Ich sah, wie sie Springer mit den Brechstangen und Knüppeln runterschlugen. Sie haben ihn mit Füßen bearbeitet, als er am Boden lag. Sie haben ihn so lange gequält, bis er aufstehen mußte Er sollte abgeführt werden zur Polizei. Er war aber viel zu schwach, um noch gehen zu können Dabei bearbeiteten sie ihn mit den Gewehrkolben. In seiner Todesangst griff Springer nach dem Gewehrkolben. Dann fiel ein Schuß, und Springer knickte zur Seite um. Die eine Hälfte der Zivilpersonen lief weiter, die andere Hälfte lief auf mein Haus zu. Als sie den Springer nach zwei Stunden abholten und auf eine Bahre legten, sah ich, wie Springer den Kopf noch ein klein wenig hob. Springer war etwa 62 Jahre alt.

Quelle: WR I


[67]
Wonorze 27. Der halbe Schädel aufgeklappt

25 Deutsche aus Wonorze erschossen

Unter Eid bekundete der Zeuge Friedrich Weiß, Fleischermeister in Wonorze, folgendes:

Insgesamt sind 25 Männer aus Wonorze erschossen worden. Sie sind von polnischem Militär flüchtig eingescharrt worden, nachdem sie der meisten Kleidungsstücke beraubt worden waren. Ich habe nach acht bis zehn Tagen die Leichen ausgegraben und dabei festgestellt, daß sie alle Schußverletzungen hatten, zum Teil waren auch die Schädel verletzt, und zwar in der Art, daß der halbe Schädel aufgeklappt war. Ob das auf die Schüsse oder anderweitige Behandlung zurückzuführen war, kann ich nicht sagen.

Quelle: WR II


 
Tannhofen 28. Den Bauch aufgeschlitzt – die Därme hingen heraus – entmannt!

Mord an Ernst Krüger, den Brüdern Willi und Heinz Schäfer und Albert Zittlau

Unter Eid bekundete der Zeuge Heinrich Krüger, Bauer in Tannhofen, folgendes:

... Da häufiger nach meinem Sohne gefragt worden war und bereits einzelne Dorfinsassen von dem polnischen Militär erschossen wurden, ist mein Sohn Ernst mit Albert Zittlau und den Brüdern Willi und Heinz Schäfer, die sich zunächst in der Scheune versteckt gehalten hatten, am Dienstag, dem 5. September 1939, geflüchtet. Am 19. September 1939 erfuhr ich durch die Frau Zittlau, daß sie ihren Mann in der Nähe der Domäne Rucewko auf dem Acker dicht an der Chaussee verscharrt aufgefunden habe. Sie erzählte, daß nur der Kopf und der eine Arm aus dem Erdreich herausrage. In der Nähe der Verscharrstelle hatte man außerdem die Mütze des Willi Schäfer gefunden. Da wir alle die Vermutung hatten, daß nun alle vier Geflüchteten eventuell zusammenlägen, bin ich mit einzelnen Deutschen aus unserem Dorf an die Fundstelle gegangen. Mit Hilfe anderer herbeigezogener Personen haben wir die Verscharrstelle aufgegraben und meinen Sohn, den Zittlau und die Brüder Schäfer freigelegt. Die Leichen lagen durcheinander. Unter den Leichen war das Erdreich blutig. Ich nehme an, daß man diese vier direkt in dieser Grube umgebracht hat. So wie sie gefallen sind, wird man sie auch eingescharrt haben.

Bei meinem Sohn war die Bauchgegend von den Kleidern entblößt, Rock und Weste waren zu beiden Seiten weggeschoben und das Hemd auch. Der Bauch war aufgeschlitzt und die Därme hingen raus. Die Stiefel hatte man ihm ausgezogen und fehlten. Ferner hatte man ihm die Brieftasche mit etwa 40 Zloty, Uhr mit Kette und die sonstigen Papiere weggenommen. Bei seinem Weggange aus dem Elternhause hatte er jedenfalls diese Sachen.

Bei Heinz Schäfer war auch der Bauch aufgeschlitzt und die Därme hingen heraus. Der Anblick des Heinz Schäfer und meines Sohnes war derselbe, nur fehlten bei Heinz Schäfer die Geschlechtsteile. Diese hatte man ihm abgeschnitten, denn ich habe deutlich Fleischfasern und kleine Därme an Stelle der Geschlechtsteile gesehen. Dieselbe Feststellung hat der zugegen gewesene Bauer Heinrich Wising aus Tannhofen gemacht. Wir haben uns beide noch darüber unterhalten. Bei beiden, und zwar bei [68] meinem Sohn und dem Heinz Schäfer, haben wir nach Schußverletzungen gesucht, aber keine gefunden.

Bei den anderen beiden waren die Kleider in Ordnung. Der Zittlau hatte einen Brustschuß. Bei Willi Schäfer haben wir überhaupt keine Verletzung feststellen können. Ausgezogen hatten wir die Leichen nicht. Bei Zittlau haben wir nur vorn die Kleidung geöffnet.

Quelle: Sd. Is. Bromberg 151/39


 
Neudorf
29. Der halbe Kopf weggerissen

Mord an Alf. – "Alle erschießen - bloß die kleinen Kinder nicht!"

Nach den Feststellungen im Urteil bekundete der Zeuge Blendowski unter Eid:

Am 5. September 1939 forderte der Besitzer Alf den in Klein-Neudorf wohnenden Blendowski auf, mit seiner Familie zu ihm nach Groß-Neudorf zu kommen, um sich vor den polnischen Horden in Sicherheit zu bringen. Blendowski sagte zu und kam am 6. September 1939 gegen Mittag in Groß-Neudorf an. Die Familie Alf saß gerade beim Mittagessen. Frau Alf lud Blendowski ein, am Essen teilzunehmen. Noch während des Essens schrie die Tochter des Alf auf: "Jetzt sind sie da". Es kamen polnische Soldaten auf einem Leiterwagen auf den Hof gefahren. Den Wagen fuhr der Arbeiter Bernhard Zielinski. Er hat nach seinen eigenen Angaben kurz vorher die polnischen Soldaten, die durch das Dorf Groß-Neudorf zogen, getroffen. Diese hatten ihn gefragt, wo Volksdeutsche wohnten und wo sie Hafer bekommen könnten. Hierbei äußerten sie, alle Deutschen sollten Tannhofen erschossen werden. Zielinski ist darauf auf den Wagen gestiegen und hat die Soldaten zu Alf gefahren. Als sie dort angekommen waren, forderten die Soldaten Blendowski, den etwa 57 Jahre alten Besitzer Hermann Alf, den 45 Jahre alten Erich Benzel aus Tannhofen, den etwa 40 Jahre alten Edwin Eberhard aus Groß-Neudorf und einen Blendowski unbekannten volksdeutschen Flüchtling aus Bromberg im Alter von etwa 72 Jahren auf, sich an die Wand mit dem Gesicht gegen die Soldaten zu stellen. Die genannten Volksdeutschen kamen dieser Aufforderung nach. Die Bromberg Soldaten verlangten nunmehr Hafer. Auf Anordnung des Besitzers wurde ihnen der Hafer von den Frauen gegeben. Sodann wurde den an der Wand stehenden Volksdeutschen der Befehl gegeben, sich umzudrehen. Die fünf Volksdeutschen drehten sich mit dem Gesicht zur Wand zu um. Zielinski sagte in diesem Augenblick zu den Soldaten: "Alle erschießen, bloß die kleinen Kinder nicht, dies sind armer Leute Kinder." Daraufhin wurde geschossen. Blendowski wurde nicht getroffen. Er fiel aber vor Schreck mit um und wurde ohnmächtig. Als er wieder zu sich kam, waren die Soldaten und Zielinski fort, die übrigen an die Wand gestellten Volksdeutschen waren tot. Zwei der Erschossenen war der halbe Kopf weggerissen.

Quelle: Sd. K. Ls. Bromberg 1/39


 
Bromberg 30. Ganze Familien ermordet

Unter Eid bekundete der Zeuge Anton Dombek, Garteninspektor in Bromberg, Goethestraße 2c:

Am Dienstag, dem 5. September 1939, zog die polnische Bürgerwehr, die mit Soldaten vermischt war, ab. Etwa eine halbe Stunde später zogen die deutschen Truppen [69] in die Stadt ein. Mit der Säuberung des Stadtbildes haben wir am Mittwoch früh begonnen. Der Anblick, der sich uns bot, war schrecklich. Die älteren Leute waren ohne nennenswerte Verstümmelung erschossen. Dagegen fanden wir in einem Massengrab am Bülowplatz 8 bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen. Die Leichen waren mit Stroh bedeckt, darüber war Sand geworfen. Bei den Toten war z. T. der Hinterkopf völlig abgeschlagen, die Augen ausgestochen, die Arme und Beine waren gebrochen, sogar die einzelnen Finger.

Ganze Familien sind hingemordet worden, z. B.: Kohn, Vater, Mutter und 3 Kinder; Boldin, 3 Personen; Böhlitz, Vater, 2 Söhne; Beyer, Vater und 2 Söhne (18 und 10 Jahre), den jüngsten riß man der weinenden Mutter aus der Hand.

Quelle: WR I


 
Bromberg 31. Mordsüchtige Polin schäumt vor Wut

Mord an Vater und Sohn Rapp

Vorgeladen erscheint Frau Helene Stein aus Bromberg, Frankenstr. 79, und erklärt:

Ich hatte am 3. September 1939 vor meinem Hause Luftschutzwache. Ich habe dabei gesehen, wie die Bande zu Bettins kam... Einige Stunden nach diesen Vorfällen kam eine weitere Bande, die die Frau Reinhold abführte. Von den Bandenmitgliedern habe ich nur die Goralska erkannt. Diese schlug wiederholt auf Frau Reinhold ein, bis sie zu Boden fiel. Die Goralska griff der Frau Reinhold von hinten in die Haare. Frau Reinhold schrie ganz furchtbar. Auch mit den Füßen hat die Goralska Frau Reinhold gestoßen. Sie hat die Frau Reinhold so mißhandelt, daß die Männer, die der Bande angehörten, sich zwischen die Goralska und Frau Reinhold gestellt haben; denn sonst hätte die Goralska die Frau Reinhold dort ermordet.

Die Zeugin erklärt weiter:

Vor dem oben geschilderten Vorfall mit Frau Reinhold hat die Goralska einigen ihr bekannten Frauen erzählt, der Volksdeutsche Rapp hätte den polnischen Bäcker Ulatowski erschossen (Ulatowski lebt aber noch), die Rapps seien dann abgeführt worden, und sie habe ihre Freude daran gehabt, wie die Rapps umgekippt seien; erschossen worden seien: der alte und der junge Rapp und deren Frauen; sie habe sich darüber amüsiert. Dabei hat die Goralska direkt Schaum vor dem Munde gehabt. Sie hat noch hinzugefügt, daß sie heute schon viele Deutsche verraten habe.

Quelle: Sd. K. Ls. Bromberg 88/39


 
32. "Ich sterbefür mein Vaterland!"

Mord an Belitzer

Nach den Feststellungen im Urteil bekundete der Zeuge Lassa unter Eid:

Am Montag, dem 4. September 1939, gegen 7½ Uhr morgens erschien der zur Zeit nicht auffindbare Vater des Hilfsarbeiters Max Ejankowski mit sieben polnischen Soldaten auf dem Gehöft seines Nachbarn Lassa. Der Vater des Ejankowski erklärte [70] den Soldaten, indem er auf Lassa wies: "Dies ist ein Hitler, den könnt ihr gleich erschießen." Hierbei schlug er dem Lassa mit der Faust ins Gesicht. Als die Frau des Lassa, die in Angst um ihren Mann war, den Soldaten vorhielt, daß ihr Mann unschuldig sei, rief der Vater des Ejankowski: "Halt du mal die Schnauze, ihr kommt jetzt alle ran." Daraufhin wurde Lassa von den polnischen Soldaten vom Hof auf die Straße geführt.

Auf der Straße befand sich eine Horde polnischer Banditen, darunter Max Ejankowski. Er machte die polnischen Soldaten, die Lassa abführten, auf den auf der anderen Straßenseite wohnenden 65 Jahre alten Fleischer, den Volksdeutschen Bruno Belitzer aufmerksam, indem er ihnen zurief: "Dort drüben ist auch noch ein Hitler, den könnt ihr auch gleich mitnehmen." Ferner erklärten Max Ejankowski und sein Vater den Soldaten, Belitzer und Lassa hätten auf polnische Soldaten geschossen. Beide gingen darauf mit zwei polnischen Soldaten in die Wohnung des Belitzer, holten ihn heraus und führten ihn zusammen mit Lassa ab. Auf der Wache mußten sich Belitzer und Lassa mit erhobenen Händen an die Wand stellen. Auf der Erde lagen schon viele erschossene Volksdeutsche. Als Belitzer und Lassa etwa 5 Minuten an der Wand standen, forderte ein polnischer Soldat den Belitzer auf, einen polnischen Satz nachzusprechen. Da Belitzer der polnischen Sprache nicht mächtig war, wußte er sofort, daß er nun ermordet werden würde. Er sagte deshalb zu Lassa: "Leb wohl, Josef. Ich muß jetzt sterben. Ich sterbe für mein Vaterland." Der polnische Soldat schrie darauf den Belitzer an: "Was sagst du noch, du Schwein." Belitzer rief nochmals zu Lassa: "Leb wohl, Heil Hitler." Daraufhin schoß der Soldat dem Belitzer zuerst in den Arm, dann in den Kopf, alsdann schlug er ihm mit dem Kolben den Schädel kaputt. Lassa wurde am gleichen Tage auf Grund der Fürsprache zweier ehemaliger Schulkameraden, die sich gerade beim polnischen Militär befanden, wieder entlassen.

Quelle: Sd. K. Ls. Bromberg 21/39


 
Bromberg 33. Deutsche Mutter mit sechs unmündigen Kindern fleht vergeblich um Einlaß

Für den durch die polnische Hetze verursachten tiefen Haß gegen die Deutschen ist ein Erlebnis bezeichnend, das Frau Pfarrer Amei Lassahn (Bromberg-Schwedenhöhe) anläßlich ihres Herumirrens nach einer schützenden Unterkunft für sich und ihre sechs unmündigen Kinder berichtet.1

... In mir war plötzlich der Gedanke: Schnell an das katholische Schwesternhaus! Die ganzen Jahre über haben die Schwestern manches von unserem Garten gehabt. Wir klingeln. Schon wird die Tür geöffnet. Die uns gut bekannte Kinderschwester steht vor uns, das offene Gebetbuch in der Hand.

"Schwester, haben Sie die Liebe und nehmen Sie uns auf."

Eine Flut von Schmähworten bricht auf uns.

"Gehen Sie dahin, wo Sie hergekommen sind. Für die verfluchten Deutschen haben wir keinen Platz. Machen Sie, daß Sie wegkommen."

[71] Da nehme ich allen meinen Stolz und trete ihn unter die Füße und bitte noch einmal: "Schwester, haben Sie doch Erbarmen mit mir. Ich bitte nicht für mich. Ich komme nicht herein. Retten Sie meine Kinder vor dem rasenden Volk!"

Damit ihr Herz weich werden soll, strecke ich ihr meinen kleinen Jungen entgegen.

"Machen Sie, daß Sie wegkommen, für euch verfluchte Deutsche ist hier kein Platz."

Die Tür ist zugeschlagen.

Vier Schritte vor dieser zugeschlagenen Tür reißt der Pöbel den alten Kirchendiener von meiner Seite weg. Als ich versuche, ihn zu halten, trifft mich ein Schlag in den Rücken, daß ich vorwärtstaumele....


 
Bromberg 34. Vater erschossen – Tochter vergewaltigt – beide beraubt

Mord an Gannott
Bromberg, den 14. September 1939.

Feldgericht des Stabes z. b. V
des Kommandeurs des Luftgaus 3.

Gegenwärtig:
Kriegsgerichtsrat der Luftwaffe Dr. Waltzog
als Richter,
JOJ. d. Lw. Hanschke
als Protokollführer.

In der Völkerrechtsuntersuchungssache Bromberg I erscheint als Zeuge

Frl. Vera Gannott, wohnhaft Bromberg, Thorner Straße 125, und erklärt, zur Wahrheit ermahnt, nach Eidesbelehrung folgendes:

Zur Person: Ich bin 19 Jahre alt, ev. Glaubens, ohne Beruf.

Zur Sache: Als es in der Stadt bekannt wurde, daß die deutschen Truppen einrückten, begannen auch bei uns die Zivilbevölkerung und polnische Soldaten, Gewalttätigkeiten auszuüben. Sonntag gegen 2 Uhr näherten sich unserem Hause, Thorner Straße 125, vier Kilometer von der Stadt entfernt, polnische Soldaten und polnische Zivilbevölkerung. Die polnischen Zivilisten sagten: "Hier wohnen Deutsche!" Daraufhin begannen die Soldaten sofort zu schießen. Wir flüchteten in einen Schuppen. Die polnischen Soldaten warfen auch m. M. nach mit Handgranaten. Zuerst wurde mein Vater aus dem Schuppen herausgeholt. Er wurde von den Polen gefragt, wo er das Maschinengewehr hätte. Mein Vater verstand jedoch die Frage nicht, da er nicht polnisch konnte. Ich ging daraufhin auch aus dem Schuppen heraus. Ich wollte meinem Vater beistehen, da ich polnisch kann. Ich habe die Polen gefragt, was wir ihnen angetan hätten, und für meinen Vater gebeten. Die Polen riefen jedoch: "Herunter mit den deutschen Schweinen!" Mein Vater erhielt mehrere Kolbenhiebe ins Gesicht und an den Körper, sodann wurde er mit dem Seitengewehr gestochen. Daraufhin fiel mein Vater zu Boden und erhielt im Liegen noch sechs Schüsse; er starb. Die Horde zog sodann ab, nachdem sie der Zivilbevölkerung gesagt hatte, sie könnte das Haus plündern, sonst würde sie es in Brand stecken.

Nunmehr verließ auch meine Mutter ihr Versteck. Wir wollten beide den blutüberströmten Vater abwaschen. Als [72] wir mit dieser Tätigkeit begonnen hatten, erschien erneut eine polnische Horde, die sich mit Latten und Knüppeln bewaffnet hatte. Meine Mutter und meine Tante wurden mit diesen Knüppeln geschlagen. Ich selbst bekam links und rechts Ohrfeigen. Daraufhin zogen sie wieder ab. Nach einiger Zeit kam eine andere Horde polnischer Soldaten und Zivilisten. Als diese sich näherte, lief ich in die hinter unserem Haus fließende Brahe. An den Haaren wurde ich jedoch herausgezogen. Etwa 10 bis 15 Zivilisten schleppten mich in das Haus. Sie sagten, ich solle sehen, daß die Polen gar nicht so schlimm seien, sie würden erlauben, daß ich meine nassen Kleider wechsele. Da jedoch niemand das Zimmer verließ, weigerte ich mich, mich umzuziehen. Die Polen rissen mir daraufhin die Kleider vom Leibe, legten mich nackt auf die Erde. Etwa 10 Mann hielten mich fest, und zwar an Kopf, Händen und Füßen. Einer der Polen verging sich an mir. Er vollzog den Beischlaf. Ich habe hierbei Verletzungen erlitten. Die ersten Tage hatte ich erhebliche Schmerzen, jetzt nicht mehr. Weitere Polen haben sich an mir nicht vergriffen. Während dieses Vorfalls wurde meine Mutter in ein Zimmer geführt, das in dem oberen Stockwerk liegt, und mit vorgehaltenem Gewehr festgehalten.

Polnische Soldaten haben meinem Vater und mir Geld, Handtasche, Uhren und Ringe geraubt. Unsere Wohnung wurde völlig zerstört; die Möbel mit Beilen zerhackt. Sämtliches Geschirr und die Wäsche wurden gestohlen.

Waffen haben wir in unserem Hause nicht gehabt. Wir haben sie vorher auf Grund einer allgemeinen Anordnung der Polizei abgeliefert.

v. g. u.
gez. Vera Gannott
Die Zeugin wurde beeidigt.

Geschlossen:
gez. Dr. Waltzog       gez. Hanschke

Außer Willi Gannott sind in dem gleichen Hause noch 6 Personen ermordet worden, und zwar der Sohn der Frau Emma Gannott, ferner der Volksdeutsche Karl Kohn, seine Ehefrau und seine 3 Kinder im Alter von 16 bis 24 Jahren. Willi Gannott und Karl Kohn sind am Blutsonntag, die übrigen 5 Volksdeutschen am Montag, dem 4. September, ermordet worden.

Quelle: WR I2


 
Slonsk 35. Vergewaltigung deutscher Schülerinnen

Unter Eid bekundete die Zeugin Hedwig Daase, Lehrersehefrau in Slonsk, folgendes:

Am Freitag, dem 8. September 1939, kam eine Kavalleriepatrouille von etwa 20 Mann in unser Dorf, sie suchten nach Waffen und Schriften aus Deutschland. Auch bei uns fand wieder eine Revision durch Militär statt. Diese war so gründlich, daß man alles aus Schränken, Schubladen, Waschtischen usw. auch im Schulzimmer herauszog und auf den Fußboden verstreute. Der Führer des Revisionskommandos steckte sich den neuen Füllfederhalter meines Mannes ein. Ein Soldat stahl sich sechs neue Eßlöffel. Ein anderer Soldat stahl mir 180 Zloty, meine goldene Damenuhr, ein Taschenmesser, Spirituosen und Honig. Die Revisionskommission war sehr enttäuscht darüber, daß mein Mann schon interniert worden war. Ich hatte den Eindruck, daß die Soldaten insbesondere nach deutschen Männern suchten.

[73] Gegen Abend desselben Tages kamen zwei Hilfspolizisten auf einem Wagen vor unser Haus gefahren und holten Brot, Heu und Honig. Gegen 23.30 Uhr kamen beide nochmals und brachten noch einen dritten mit. Ich mußte unter Bewachung in der Küche bleiben, ein Hilfspolizist ging mit der jüngsten Tochter in das Schlafzimmer, ein dritter mit der ältesten Tochter in das Wohnzimmer. Ich hörte die älteste Tochter furchtbar schreien. Sie wurde, wie sie mir später erzählte, gewürgt, geschlagen und mit Erschießen bedroht, wenn sie sich ihm nicht hingebe. Es gelang dem Hilfspolizisten infolge der Gegenwehr meiner Tochter nicht, sein Vorhaben auszuführen. Er ließ daher von ihr ab, meine Tochter kam zu mir in die Küche, und er begab sich zu dem Hilfspolizisten, der bei meiner jüngsten Tochter war. Beiden gemeinsam gelang es dann, meine jüngste Tochter zu Ciechocinek vergewaltigen. Darauf nahmen sich die beiden meine älteste Tochter vor und vergewaltigten sie gleichfalls. Beiden hatten sie vorher die Hosen heruntergerissen. Beide Hilfspolizisten stammten aus Ciechocinek.

Quelle: WR II

Unter Eid bekundete die Zeugin Melitta Daase, Schülerin aus Slonsk, folgendes:

In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend erschienen in unserer Wohnung drei Zivilisten mit rotweißen Armbinden. Einer hatte einen Säbel, der zweite einen Karabiner und der dritte einen Browning. Meine Mutter mußte in der Küche bleiben, neben sie stellte sich ein bewaffneter Zivilist. Meine zwei Jahre jüngere Schwester und ich wurden von je einem anderen Zivilisten in ein besonderes Zimmer geführt. Ich mußte mich auf das Sofa setzen, neben mich setzte sich der Zivilist und begann zunächst eine Leibesvisitation vorzunehmen. Alsdann griff er mir unter den Rock und zerriß mir meine Hose und verlangte, daß ich mich ihm hingebe. Ich wehrte mich verzweifelt, auch dann, wenn er mir mit Todesdrohungen den Browning auf die Brust setzte. Erst als er den zweiten Zivilisten, der meine jüngere Schwester inzwischen vergewaltigt hatte, herbeiholte, gelang es ihm, auch mich zum Geschlechtsverkehr zu zwingen. Der Arzt, den ich am nächsten Tage aufsuchte, stellte fest, daß es zum Geschlechtsverkehr gekommen war; das gleiche Ergebnis ergab die Untersuchung meiner jüngeren Schwester. Ich bin gewürgt und geschlagen worden, blutende erhebliche Verletzungen habe ich aber nicht davongetragen.

Quelle: WR II


 
Rojewo 36. Die Töchter als Zielscheibe

Unter Eid bekundete die Zeugin Else Siebert, geb Dey, aus Rojewo, Kr. Hohensalza, folgendes:

Am 7. September 1939 beobachteten wir auf der Chaussee polnisches Militär, das in Richtung Hohensalza marschierte. Von einer Truppe, die auf der Chaussee haltmachte, kamen Soldaten in unser Haus, fragten uns, ob wir etwa auf Hitler warten wollten, und verlangten Hohensalza von uns, daß wir sofort abfahren sollten. Wir haben in aller Eile die notwendigsten Sachen auf einen Wagen gepackt und haben dann mit der Familie Trittel zusammen einen Wagen benutzt, da wir jeder nur ein Pferd hatten. Mein Schwager, der gleichfalls mit uns fuhr, hatte seinen Wagen mit seinen beiden Pferden bespannt. Wir fuhren über Hohensalza–Rojewo nach einem Gut, das dort in [74] der Nähe liegt. Dort machten wir halt, wurden dann aber von einer Familie Hallas aus Liskowo verraten an die auf dem Gut anwesenden Polen, von denen einige Armbinden trugen. Diese Polen forderten meinen Mann auf mitzukommen, sie führten ihn an das Ende des Gutes und haben ihn dort erschossen. Ich habe die Erschießung selbst nicht gesehen, habe aber den Schuß gehört und später meinen Mann dort liegen sehen. Kurz danach holten die Armbindenleute meinen Schwager, den sie ebenfalls an das Ende des Gutes brachten und durch zwei Schüsse erschossen. Kurz nachdem mein Mann abgeholt worden war, war ich mit meinen drei Töchtern ebenfalls nach der fraglichen Stelle hingegangen und sah noch, wie mein Mann umfiel. Die Leute mit der Armbinde holten dann den Nachbar Trittel, den sie, trotzdem er immer wieder um Gnade bat, ebenfalls erschossen. Danach wurde die Tochter Tritteis erschossen, ebenfalls von vorn, einige Zeit darauf der Sohn Tritteis, der den Schuß von hinten bekam und auf die Leiche seiner Schwester fiel. Die sämtlichen Erschießungen hat ein und derselbe Mann durchgeführt, und zwar hat er mit einem Karabiner geschossen. Ich nehme an, daß er von dem betreffenden Gute stammt und daß er dort eine gleiche Rolle gespielt hat wie hier auf unseren Gütern die Leute mit den gleichen Armbinden.

Nach der Erschießung dieser fünf Personen sollte ich mit meinen drei Töchtern erschossen werden. Wir wurden gezwungen, uns auf die Erde zu legen, und zwar aufs Gesicht, und dann zielte der Mann mit dem Karabiner auf uns. Das letztere habe ich selbst nicht gesehen, das weiß ich von meiner Tochter, die sich wiederholt umgedreht hat. Die Bevölkerung des Gutes stand um uns herum und schrie immerfort, daß wir erschossen werden müßten. Der Mann mit der Armbinde hat uns dann aber doch nicht erschossen, sondern ließ uns, nachdem wir etwa zwei Stunden dort gelegen hatten, in einen Speicher gehen, in den er uns einschloß.

[...]

Bemerken möchte ich noch, daß Herr Trittel, als er nicht zu der Stelle hingehen wollte, wo er später erschossen wurde, in der schlimmsten Art und Weise mit Peitschen und Knüppeln von Zivilpersonen geschlagen worden ist.

Quelle: WR II


 
Bromberg 37. Die Massenmorde in Jägerhof

Der Mord an Pfarrer Kutzer. – Von 18 gefesselten Männern einer nach dem andern abgeschossen

Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission in Bromberg – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/16.39.

Die planmäßige Durchführung der Morde des Bromberger Blutsonntags ließ sich besonders eindringlich bei der Bearbeitung der Mordsache Kutzer, des evgl. Pfarrers in Bromberg-Jägerhof, sowie der weiteren in diesem Stadtteil durchgeführten Massenmorde nachweisen. In Jägerhof wurden allein im Laufe des 3. 9. 39 dreiundsechzig Volksdeutsche im Alter von 14 bis zu 76 Jahren an mehreren Tatorten, zum Teil inmitten des Stadtgebietes, nachdem sie von Suchkommandos polnischer Soldaten unter Anführung oder nach Angaben der z. T. bewaffneten polnischen Zivilisten aus ihren Wohnungen zusammengeholt worden waren, ermordet.

[75] Eingeleitet wurden die Massenmorde in Jägerhof durch den Mord an dem 45 Jahre alten verheirateten evgl. Pfarrer Kutzer, der Vater von 4 Kindern im Alter von 3 bis 14 Jahren ist. Dieser dem deutschen Volkstum zugehörige Pfarrer war den Polen insbesondere deshalb verhaßt, weil er seine fast ausschließlich aus Volksdeutschen bestehende Gemeinde in vorbildlicher Form leitete und ihnen ständig Mut zum Ausharren in den schweren Tagen vor Kriegsbeginn zusprach, so daß z. B. aus dem Stadtteil Bromberg-Jägerhof die wenigsten Volksdeutschen am Morgen des Blutsonntags geflüchtet waren. Pfarrer Kutzer ging in seiner Fürsorge in seiner Gemeinde so weit, daß er volksdeutsche Flüchtlinge auch anderer Gemeinden in sein Haus aufnahm, das bis dahin Offizieren eines in Jägerhof in Stellung gelegenen Truppenteils als Quartier gedient hatte.

Im Laufe des 3. 9. 39 erschienen unter dem Vorwand, daß im Pfarrhaus und in der Kirche Waffen versteckt seien, siebenmal verschiedene militärische Suchkommandos unter Anführung oder auf Aufwiegelung stets derselben Zivilisten, obwohl die Unsinnigkeit einer solchen Behauptung schon allein dadurch erwiesen ist, daß bis nach Kriegsbeginn polnische Offiziere im Pfarrhaus in Quartier gelegen haben. Nachdem Waffen oder sonstige nach Ansicht der Polen gefährliche Gegenstände im Pfarrhaus trotz der häufigen Nachsuche nicht gefunden worden waren, holte man an diesem Sonntag um 13.30 Uhr den Pfarrer aus seiner Familie und aus dem Kreis der zu ihm Geflüchteten heraus und führte ihn ab. – Gegen 15 Uhr erschien ein neues Suchkommando, wiederum von der polnischen Zivilbevölkerung Jägerhofs aufgehetzt, durchsuchte wieder unter demselben Vorwand das Pfarrhaus und führte nach erfolgloser Beendigung der Durchsuchung den 73jährigen Vater des Pfarrers, Otto Kutzer, den 14jährigen Flüchtling Herbert Schollenberg, den 17jährigen Flüchtling Hans Nilbitz und weitere drei im Pfarrhaus anwesende Flüchtlinge ab.

Die um 15 Uhr aus dem Pfarrhaus grundlos herausgeholten Deutschen wurden, wie polnische und deutsche Zeugenaussagen ergeben, an einen unweit des Kirchengeländes vorüberführenden Bahndamm geführt und dort mit zwölf weiteren, aus anderen Wohnungen zusammengetriebenen volksdeutschen Männern und einer Frau, der Ehefrau Köbke, gefesselt in einer Reihe aufgestellt und von zwölf in 8 m Entfernung vor ihnen stehenden polnischen Soldaten einer nach dem anderen abgeschossen. Nachdem man die ersten Mordopfer niedergeschossen hatte, fiel die etwa in der Mitte der aufgestellten Opfer stehende Ehefrau Köbke, deren Ehemann am selben Tage schon vorher auf ihrem Grundstück ermordet worden war, ohnmächtig zu Boden. Ohne Rücksicht darauf wurden die weiteren der achtzehn gefesselten Männer niedergeschossen. Dann band man der Zeugin Köbke die Hände los und zwang sie, nachdem sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war und ehe man sie gehen ließ, sich die ermordeten Männer nochmals einzeln anzusehen. Dem "Schauspiel" wohnten etwa 200 polnische Soldaten und Frauen und Männer aus der Zivilbevölkerung bei. –

Der Pfarrer Richard Kutzer wurde am Mittwoch, dem 6. 9. 39, an der Kanalbrücke in Jägerhof unter drei anderen ermordeten Volksdeutschen als Leiche gefunden. Nach der gerichtsärztlichen Obduktion seines Leichnams hat der Pfarrer einen tödlichen Schulternackenschuß mit Aderzerreißungen und eine schwere, durch stumpfe Gewalt hervorgerufene Unterkieferzertrümmerung erhalten.


[76]
Bromberg 38. 20 Volksdeutsche in Jägerhof erschossen

Mord an Koebke, Schröder u. a.

Bromberg, den 20. September 1939.

Gegenwärtig:
Staatsanwalt Bengsch
als vernehmender Beamter,
Justizangestellter Kraus
als Protokollführer.

In dem Ermittlungsverfahren gegen

Gniewkowski wegen Mordes

erscheint auf Vorladung die Zeugin Witwe Anna Koebke, geb. Wietychowski, in Jägerhof, Okopowa 1, geboren am 2. Juli 1882 in Susannental, Kreis Rosenberg, und erklärt, mit dem Gegenstand ihrer Vernehmung bekannt gemacht:

Als wir, d. h. mein Mann, meine Tochter, mein Sohn und ich, am Sonntag, dem 3. September d. J., vormittags hörten, daß alle Deutschen erschlagen werden sollten, begaben wir uns zu unserer Sicherheit in den Keller des mit uns befreundeten Nachbarn Schröder und schlossen uns dort ein. Gegen 12 Uhr kam dann eine große Menschenmenge von Soldaten und Zivilisten und schlugen gegen die Kellertür, warfen auch Handgranaten und schossen in die Kellerfenster. Meine Tochter ist durch einen Schuß an der Hüfte verwundet worden. Ich floh als erste aus dem Keller und lief in unseren Garten. Als ich aus dem Keller kam, habe ich in meiner Angst unter der großen Menschenmenge keinen erkannt. Nur unseren Nachbarn, Maurer Klimczak, erkannte ich, da dieser mich festhalten wollte und ausrief, daß ich eine Deutsche sei und totgeschlagen werden solle. Es gelang mir, mich den Händen des Klimczak zu entwinden und in meinen Garten zu kommen.

Ich ging nach etwa einer Viertelstunde zu der polnischen Familie Gorny (Schuhmacher), die in unserer Nähe wohnte. Ich hoffte, daß ich dort vielleicht Schutz finden würde. Das Ehepaar Gorny und noch andere dort anwesende mir unbekannte Personen haben mich beschimpft und bespuckt. Dann erschienen Soldaten, die mich abführten und in einen Wald brachten, wo sich bereits etwa 20 Volksdeutsche befanden. Ich wurde dort gefesselt. Dann wurden wir hin und her getrieben, mit Gewehrkolben gestoßen, mit Schleusenau Füßen getreten und sollten in Schleusenau erschossen werden. Auf dem Wege nach Schleusenau verfolgte uns eine große Menschenmenge polnischer Zivilisten, und zwar Frauen, Kinder und Männer, die fortgesetzt auf uns fluchten, unseren Tod forderten und mit Äxten und Knüppeln auf uns einschlugen. Unter dieser Menge befand sich auch der mir bekannte Fleischer Gniewkowski und ein gewisser Paschke aus Schleusenau. Ich habe genau gehört, daß diese beiden wiederholt mit der Menge mitgeschrien haben, daß wir Deutschen erschlagen bzw. erschossen werden sollten. Ob Gniewkowski oder Paschke eine Axt oder einen Knüppel in der Hand trugen, weiß ich nicht. Wir Volksdeutschen – es waren etwa 20 Mann und ich als einzige Frau – wurden dann an einen Bahndamm in Schleusenau gestellt. Sämtliche volksdeutschen Männer wurden von den Soldaten und Eisenbahnern in Gegenwart der polnischen Menschenmenge, unter der sich auch noch Gniewkowski und Paschke befanden, erschossen. Ich wurde ohnmächtig und fiel zu Boden und wurde dann auf Befehl eines [77] Offiziers freigelassen. Als ich im Begriff war fortzugehen, zwang mich die polnische Menschenmenge zurückzugehen und mir die Leichen anzusehen und "Hochs" auf Polen auszubringen.

Unter den etwa 20 erschossenen Personen befanden sich:

    Artur Gehrke aus Jägerhof, Hans Bolowski aus Jägerhof, Horst Stuwe aus Jägerhof, ein gewisser Goertz aus Jägerhof, ein gewisser Arndt aus Jägerhof, ein gewisser Stöckmann aus Jägerhof, ein gewisser Redel aus Jägerhof, ein Gymnasiast Mielwitz aus Jägerhof, ein Hausbesitzer Trojahn aus Jägerhof.

Von den im Keller des Schröder zurückgebliebenen Personen sind – wie ich nachher erfahren habe – folgende Personen bei der Flucht aus dem Keller erschossen worden:

    Mein Mann Emil Koebke, Fleischermeister; mein Sohn Arthur Koebke, Fleischergeselle; Gärtnereibesitzer Schröder; dessen Sohn Hans Schröder; Gerhard Vorkert, Gärtnereigehilfe; ein Dienstmädchen des jungen Schröder.

v. g. u.
gez. Anna Koebke

Als zweite Zeugin erscheint

Fräulein Elli Koebke aus Jägerhof, Okopowa 1, geb. am 3. Juni 1912 in Jägerhof (Bromberg), und erklärt, mit dem Gegenstand ihrer Vernehmung bekannt gemacht:

Als meine Mutter am 3. September 1939 aus dem Keller unseres Nachbarn Schröder geflüchtet war, stürzten auch wir aus dem Keller, in den man nicht nur geschossen, sondern auch Gas- und Handgranaten geworfen hatte, heraus. Ich fiel, von dem Gas und von der Verwundung an meiner Hüfte benommen, gleich auf dem Hof nieder. Die anderen aus dem Keller stürzenden Personen wurden – soweit es sich um Männer handelte – von den Soldaten sofort auf dem Hof erschossen. Außerdem wurde auch ein polnisches Dienstmädchen erschossen. Im Keller war Frau Schröder schwer verwundet worden. Unter der Menschenmenge, die vor dem Keller stand und dauernd schrie, daß wir Deutsche seien und sofort erschossen werden sollen, befanden sich:

    ein gewisser Grabowski, der uns gegenüber wohnte; ein gewisser Klimczak aus unserer Straße; ein gewisser Rynkowski aus unserer Straße; ein gewisser Szymanski aus unserer Straße; ein gewisser Lewandowski aus unserer Straße; ein gewisser Domzewski aus unserer Straße (etwa 16 Jahre alt); Frau Wolnik aus unserer Straße; Frau Borek aus unserer Straße.

Ich habe genau gesehen und gehört, daß diese genannten Personen mit der übrigen Menge mitgeschrien haben, daß wir Deutsche seien und getötet werden sollen. Als ich zusammengebrochen war und daher noch nicht getötet war, schrie die Menschenmenge, und mit ihr auch wieder die soeben genannten Personen, daß ich auch erschossen werden solle. Ein polnischer Soldat erklärte jedoch darauf, daß die Frauen geschont werden sollten. Ich blieb dann vor Erschöpfung mit Frau Schröder neben den Leichen einige Stunden liegen. Die Menschenmenge verzog sich inzwischen.

Angeben möchte ich noch, daß Frau Wolnik und Frau Borek, Szymanski und Rynkowski aus unserer Wohnung Sachen gestohlen haben, und zwar während der Vorgänge am 3. September 1939. Wir haben die Sachen selbst in den Wohnungen der Genannten, in die wir in Begleitung deutscher Soldaten gegangen waren, gefunden. In der gemeinsamen Wohnung von Boreks und Wolniks fanden wir unser Sofa, ein [78] Wäschespind, zwei Bettstellen, Stühle, eine Chaiselongue, eine Gießkanne, einen Waschkessel und andere Kleinigkeiten.

Bei Rynkowski fand ich unseren Kleiderschrank.

Bei Szymanski fand ich unseren Wäschekorb mit etwas Wäsche.

v g. u.
gez. Elli Koebke

Geschlossen:
gez. Bengsch       gez. Kraus
Beglaubigt: Kraus, Justizangestellter.

Quelle: Sd. Is. Bromberg 95/39


 
Bromberg 39. Die 39 Erschossenen vom Jesuitersee

Schwerverwundete in den See geworfen und weiter beschossen

Auszug aus den Akten des Reichskriminalpolizeiamtes – Sonderkommission in Bromberg – Aktenzeichen Tgb. V (RKPA) 1486/9.39.

I.
Am Tage nach dem Bromberger Blutsonntag, dem 4. 9. 39, wurden am Spätnachmittag 39 volksdeutsche Männer aus Bromberg und seiner näheren Umgebung am Jesuitersee, der 21 km südlich von Bromberg an der Chaussee nach Hohensalza liegt, von Angehörigen eines geschlossenen polnischen Truppenteils ermordet. Zu den für die Ermordung vorgesehenen Opfern gehörten die Volksdeutschen Gustav Gruhl aus Bromberg und Leo Reinhard aus Zielonke, die durch einen glücklichen Zufall dem Tode entgangen sind.

Nach den Bekundungen dieser Zeugen wurde ein größerer Trupp Männer, Frauen und Kinder, unter denen sich Gruhl befand, in den Vormittagsstunden des 4. 9. 39 im Straßengraben neben der Chaussee in Richtung nach Hohensalza getrieben, 9 km südlich Brombergs aber die Frauen und Kinder von der Gruppe abgesondert und die Männer zur Erschießung vor einem Maschinengewehr in der Waldschneise aufgestellt. Der Mord an dieser Stelle unterblieb aber auf Anordnung eines polnischen Offiziers. – Zur Zeit, als die Deutschen für den geplanten Mord aufgestellt waren, wurde ein zweiter Trupp volksdeutscher Männer, die aneinander derart gefesselt waren, daß das linke Handgelenk des einen mit dem rechten Handgelenk des anderen zusammengebunden war, die Chaussee entlang getrieben. Mit dieser Gruppe, unter der sich der Zeuge Reinhard befand, wurde die zur Erschießung bereits aufgestellt gewesene Gruppe vereint und die Männer unter Begleitung von Soldaten und polnischer Feldgendarmerie unter dauernden Mißhandlungen weiter bis zum Jesuitersee geführt, wo sie einer dort liegenden Militärformation übergeben worden sind.3

[79]

II.
Während die vorstehende Berichterstattung auf den kriminalistisch nicht restlos nachprüfbaren Angaben der Zeugen Gruhl und Reinhard beruht, stützen sich die nachstehenden Angaben fast ausschließlich auf einen am Tatort in geradezu seltener Weise gut erhaltenen objektiven Befund:

Die 41 deutschen Männer – es wurden 39 Leichen derselben Mordgruppe geborgen – wurden, zum Teil in ihrer Fesselung, etwa 12–14 m vom Seerand mit dem Gesicht zum See in einer Reihe aufgestellt. In wahl- und regelloser Art wurde dann aus Gewehren und, wie die Obduktionsergebnisse und die in den Leichen geborgenen Steckgeschosse beweisen, aus hochwertigen Faustfeuerwaffen auf die Volksdeutschen geschossen. Die Schützen haben dabei, wie die Funde der Geschoßhülsen und anderer Gegenstände beweisen, in einem Halbkreis hinter den Opfern und von diesen in Entfernungen von z. T. weniger als fünf und z. T. mehr als 20 m gestanden. Nach Beginn dieser planlosen Schießerei tauchte hoch über dem Seegelände ein deutsches Flugzeug auf, dessen Erscheinen sämtliche Mordschützen in Deckung zu gehen veranlaßt hat. Diese Gelegenheit konnten sechs noch nicht bzw. nicht schwer getroffene Deutsche benutzen, um in Richtung zum See oder an diesem entlang zu fliehen. Dem Zeugen Reinhard, der sich von der gelockerten Fesselung frei gemacht hatte, ist es gelungen, sich schwimmend und im Wasser watend in einen dichten Schilfstreifen am Seerand zu flüchten, während der Zeuge Gruhl sich unter einem auf 20 bis 50 cm hohen Pfählen gebauten Badehäuschen verstecken konnte. Zwei der deutschen Männer versuchten, mit Hilfe eines am Ufer liegenden Kahnes, und ein weiterer Zeuge schwimmend, das andere Seeufer zu erreichen. –

Inzwischen – das zuletzt geschilderte Geschehen kann nur wenige Augenblicke gedauert haben – hatte sich das deutsche Flugzeug wieder entfernt, so daß die polnischen Soldaten ihre Schießerei fortsetzen konnten und zunächst die noch nicht weit vom Ufer entfernten, zuletzt genannten 3 Flüchtlinge abgeschossen haben. Ein anderer Verwundeter hat sich offenbar in ein altes Boot, das in einem in der Nähe liegenden Schuppen lag, geschleppt und ist hier seinen Verletzungen erlegen. Dann wurden – und das ist das Ungeheuerlichste des Vorgehens des polnischen Militärs am Jesuitersee – die noch nicht Getöteten in mehr oder minder schwer verwundetem Zustand über einen 60 m in den See gebauten Seesteg geschleift und von hier aus in das Wasser geworfen und, das erweist wiederum das Obduktionsergebnis, vom Steg aus weiter beschossen. Diese Tatsache bekunden nicht nur die beiden mit dem Leben davongekommenen Zeugen, von denen insbesondere der Zeuge Gruhl die Vorgänge von seinem Versteck aus beobachten konnte, sondern auch die umfangreichen Blutschleifspuren auf den Planken des Seesteges und die übrigen hier und im Wasser gefundenen bzw. an den Seestrand gespülten Gegenstände in Verbindung mit den gerichtsärztlichen Untersuchungsbefunden. –

Es würde zu weit führen und eine Aufzählung bedeuten, wollte man die durch den gerichtsärztlichen Sachverständigen festgestellten Verletzungen der 39 Opfer4 hier erläutern und die sich daraus ergebenden Folgerungen ziehen. Für die vom polnischen Militär den Opfern zugedachten humanen Todesarten mag es daher genügen, mitzuteilen, daß ein Opfer [80] außer einem an sich ungefährlichen Streifschuß 33 Bajonettstiche in der Nackengegend, von denen nur einer tödlich war, erhalten hat; ein anderes Opfer ist gezieltermaßen in den After geschossen worden, wobei zu bemerken ist, wie der Ausschuß am Oberbauch beweist, daß der Deutsche, ohne sich in liegender Stellung befunden zu haben, mit dem Gesicht nahe der Erde gewesen sein muß; eine Reihe von Opfern hat bis zu 15 Aufschläger- und Streifschußverletzungen erhalten, von denen kein Schuß absolut tödlich war. Bei diesen letztgenannten Opfern – und das wird die Untersuchung der den Leichen entnommenen Lungenteile noch genauer ergeben – muß Tod durch Ertrinken angenommen werden. Unter solchen Verhältnissen erscheint die Tatsache, daß fast sämtliche Opfer zum Teil ganz erhebliche Schlag-, Stich- und Schnittverletzungen aufweisen – zwei der Deutschen hatten einwandfrei nachgewiesene Augenstichverletzungen – kaum mehr besonders erwähnenswert.

III.
Trotz der außerordentlich knappen Darstellung der durch kriminalistische und gerichtsärztliche Feststellungen gewonnenen umfangreichen Beweisergebnisse ergibt sich aus dem Vorstehenden die unwiderlegbare Tatsache, daß am Jesuitersee bei Bromberg ein geschlossener polnischer Militärverband 39 volksdeutsche Männer in einer kaum glaubhaften und schwer zu schildernden Art und Weise nicht nur durch Erschießungen, sondern unter Zuhilfenahme von Bajonetten und Gewehrkolben sowie dadurch, daß man schwer Verwundete in den See geworfen hat, zu Tode gebracht hat.


 
Bromberg 40. Kaum ein Haus ohne Mord!

Unter Eid bekundete die Zeugin Dora Kutzer in Bromberg, Kronerstr. 14, folgendes:

In unserer evangelischen Gemeinde ist meines Wissens kaum ein Haus, wo nicht ein, zwei oder gar drei Volksdeutsche gemordet worden sind. Auf unserem evangelischen Friedhof liegen bis jetzt 59. Man hat noch längst nicht alle Toten gefunden.

Quelle: WR I


 
Bromberg 41. "Gib ihm eine Kugel in den Kopf!"

Mord an Gustav Fritz

Unter Eid bekundete die Zeugin Walli Hammermeister, Dienstmädchen bei Erich Jahnke in Langenau bei Bromberg, folgendes:

... Als die Soldaten feststellten, daß Herr Fritz nicht polnisch sprechen konnte, hielt ein Soldat ihm vor, daß er selbst als junger Mensch deutsch und polnisch sprechen könne. Es wäre jetzt 20 Jahre [in] Polen und er könne noch nicht polnisch sprechen. Herr Fritz erklärte, daß er 75 Jahre alt sei und daß er in diesem Alter nicht mehr polnisch hätte lernen können. Daraufhin sagte ein anderer polnischer Soldat: "Gib ihm eine Kugel in den Kopf!" Der erste Soldat schoß jetzt dem Herrn Fritz eine Kugel rechts in den Kopf. Dies geschah vor meinen Augen. Ich flüchtete in den Strohstall.

Quelle: WR I





1Entnommen dem ausführlichen, im Manuskript vorliegenden Erlebnisbericht der Verfasserin über die Vorgänge in und um Pfarrhaus und Kirche von Bromberg-Schwedenhöhe. ...zurück...

2Das Protokoll wird im Original wiedergegeben (siehe Bilddokumente S. 272f.) ...zurück...

3Für die Tatsache, daß es sich um einen geschlossenen Militärverband gehandelt hat, sprechen neben Aussagen deutscher und polnischer Zeugen und den Bekundungen der Zeugen Gruhl und Reinhard die Befunde am Tatort, besonders die Funde in den auf dem Tatgelände stehenden Gebäuden, die als Unterkunfts- und Stallräume verwandt worden sind. ...zurück...

438 unbekannte Tote, von denen 28 der Persönlichkeit nach festgestellt werden konnten, sind exhumiert und obduziert worden. ...zurück...



Die polnischen Greueltaten
an den Volksdeutschen in Polen.

Im Auftrage des Auswärtigen Amtes
auf Grund urkundlichen Beweismaterials zusammengestellt.
Bearbeitet von Hans Schadewaldt.