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Schwarzwasser

Bericht Nr. 316
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Mißhandlung eines Jugendlichen
Berichter: Karl Volkmar Bericht vom 7. 9. 1946

Lage von Schwarzwasser und FreiwaldauIch arbeitete als Schmiedelehrling bei meinem Vater in Schwarzwasser. Am 4. 4. 1946 kamen zwei Gendarmen und beanstandeten das Format unserer tschechischen Firmentafel. Wir erklärten, daß wir eine größere machen lassen würden. Dann gingen sie und besichtigten den vor der Schmiede stehenden Kran. Als ich sie dort bemerkte, zeigte ich durch das Fenster und sagte zu dem zweiten Lehrling: "Da draußen stehen sie." Darauf kamen die beiden Gendarmen in die Werkstatt herein und wollten wissen, was ich gesagt habe. Als ich es ihnen mitteilte, wurde ich mit auf die Gendarmerie genommen und dort furchtbar mißhandelt. Ich wurde so mit Gummiknüppeln geschlagen, daß ich erbrechen mußte.



 

Bericht Nr. 317

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Schwere Mißhandlungen Jugendlicher
Berichter: Lothar Latzel Bericht vom 7. 9. 1946 (Schwarzwasser - Freiwaldau)

Lage von Schwarzwasser und FreiwaldauAnfang Februar d. J. über einen Sonntag war angeblich aus einem Steinbruch, der nicht mehr in Betrieb war, ein Riemen und Tischlerwerkzeug abhanden gekommen. Genaues weiß ich darüber bis heute nicht. Am Dienstag darauf wurden fünf Jungen auf die Gendarmerie geholt, darunter auch ich. Ich bin 13 Jahre alt und die anderen waren 14 Jahre. Mehrere Gendarmen fragten uns, ob wir von dem Diebstahl etwas wüßten. Keiner wußte etwas davon. Wir wurden nun furchtbar geohrfeigt, dann mußten wir mehrere Stunden mit dem Gesicht gegen eine Wand gekehrt stehen. Dann wurden wir getrennt eingesperrt. Ich wurde im Klosett eingesperrt. Gegen ½2 Uhr mittags wurden wir wieder herausgeholt und nun den ganzen Nachmittag abwechselnd geschlagen. Wir mußten uns auch gegenseitig schlagen und gegen 100 Kniebeugen machen, bis wir ganz erschöpft waren. Zum Schluß wurde ich von einem Gendarmen mit dem Kopf gegen die Wand geschleudert. Mit der Drohung, ins Lager gesperrt zu werden, wenn wir in zwei Tagen den Täter nicht ermitteln könnten, wurden wir um ½7 Uhr abends nachhause geschickt. Ich war von den Mißhandlungen ganz entstellt und mußte vier Tage im Bette liegen.



 

Bericht Nr. 318

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Mißhandlungen vor der Aussiedlung
Berichter: Max Ehrlich Bericht vom 23. 8. 1946 (Schwarzwasser - Freiwaldau)

Lage von Schwarzwasser und FreiwaldauAm 16. 8. 1946 am letzten Abend, bevor ich ins Aussiedlungslager ging, gegen 21.30 Uhr, hörte ich auf der Straße Signalpfiffe und bald darauf heftige Schläge und Hilferufe. Der 67-jährige Gärtner Franz, der am nächsten Tag ins Aussiedlungslager gehen sollte, war auf dem Wege zu einem Freunde, um sich von diesem zu verabschieden, von einem Tschechen überfallen und schwer mißhandelt worden. Das Gesicht des Gärtners war am nächsten Tag ganz mit Blut unterlaufen und mit Heftpflastern verklebt. Auch am Körper hatte er Blutergüsse von den Fußtritten des Tschechen. Gärtner wurde deshalb im Aussiedlungslager zurückgehalten, bis die Spuren der Mißhandlungen nicht mehr zu sehen sein würden.



 

Setzdorf


Bericht Nr. 319
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Mißhandlungen im landwirtschaftlichen Einsatz
Berichterin: Emma Latzel Bericht vom 23. 8. 1946

Lage von SetzdorfIch war seit ungefähr 15. 7. 1946 bis 15. 8. 1946 bei dem tschechischen Bauern Folter in Setzdorf zur Arbeit eingesetzt und wurde dort schwer mißhandelt. Als Folge eines komplizierten Unterarmbruches habe ich keine Kraft in der linken Hand. Ich konnte deshalb mit der linken Hand nicht melken. Deshalb wurde ich von dem Bauer fünfmal mit der Faust, mit Ochsenziemern und mit einem Rechen geprügelt. Als meine Schwester und mein Schwager kamen, um mit mir zum Arzt zu gehen, da ich magenleidend bin, wurden sie mit Steinen vom Hofe gejagt und ich wurde verprügelt. Der 16-jährige Geier Rudolf, der dort als Knecht arbeitete, wurde ebenfalls vor meinen Augen wiederholt verprügelt. Er wurde mit der Peitsche, mit einer Eisenkette und einmal mit einem eisernen Hammer auf die Brust geschlagen. Ich bekam dort keinen Lohn.



 

Sörgsdorf


Bericht Nr. 320
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Lager Jauernig, Mißhandlungen bei einem Verhör
Berichter: Gustav Keller Bericht vom 15. 8. 1946

Lage von SörgsdorfAm 11. 8. 1945 wurde ich in der Nacht verhaftet und auf die Gemeindekanzlei Sörgsdorf gebracht. Dort wurde ich nach Panzerfäusten gefragt. Ich konnte keine Auskunft geben. Ich war auch nicht beim Volkssturm gewesen. Da mußte ich mich nackt auf den Fußboden legen und der Tscheche Mischka warf mit 10-15 Messern nach mir, die dann rechts und links von mir im Fußboden steckten. Als ich auch dann noch keine Auskunft über Panzerfäuste geben konnte, wurde mir ein Draht um den Kopf gelegt und so zusammengedreht, daß er tief in die Haut einschnitt und ich bewußtlos wurde. Darauf wurde ich entlassen. Nach 14 Tagen aber wurde ich wieder verhaftete und 9 Monate im Lager Jauernig festgehalten. Dort wurde ich wie alle anderen die ganze Zeit über schwer mißhandelt.



 

Spillendorf


Bericht Nr. 321
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Mißhandlung durch das Arbeitsamt
Berichterin: Maria Kühnel Bericht vom 2. 8. 1946

Lage von SpillendorfVom August [1945] bis April [1946] war ich bei einem tschechischen Verwalter zu bäuerlichen Arbeiten verpflichtet worden. Infolge einer Mandelentzündung habe ich seit fünf Jahren eine chronische Nierenentzündung mit Komplikationen und abnormal hohen Blutdruck. Auf die Dauer wurde mir die bäuerliche Arbeit zu schwer. Ich ging deshalb zum Arzt und der tschechische Kreisarzt stellte mir ein Attest aus, daß ich absolut arbeitsunfähig bin. Damit ging ich zum Arbeitsamt und bat um Zuweisung einer leichten Arbeit. Beim Arbeitsamt wurde das Attest nicht anerkannt und ich wurde dort von fünf Angestellten des Arbeitsamtes so geschlagen, daß ich ohnmächtig wurde. Erst hierauf wurde meine Arbeitsunfähigkeit anerkannt.



 

Stecken
(Lager bei Iglau)


Bericht Nr. 322
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Sklavenmarkt
Berichterin: Hermine Kunzer Bericht vom 14. 7. 1946

Lage von Stecken und IglauNachdem wir ein Jahr im Kreise Tschaslau bei Bauern bei schwerster Arbeit und geringster Verpflegung auf deutsche Lebensmittelkarten eingesetzt waren und dann völlig erschöpft am 7. 6. 1946 in das Lager Stecken bei Iglau zurückkamen, mußten wir dort am 18. 6. 1946 antreten. Tschechische Bauern aus der Umgebung kamen und musterten uns auf unsere Arbeitsfähigkeit. Je nach Wahl der Bauern mußten Hunderte wieder in den landwirtschaftlichen Einsatz. Hinweise auf Krankheiten oder Gebrechen wurden mit Stößen oder Beschimpfungen unflätigster Art beantwortet. Viele Frauen wurden dabei ohnmächtig, bekamen Herzkrämpfe und mußten weggetragen werden. Viele waren von tschechischen Ärzten im Tschaslauer Kreis zur Operation bestimmt worden. Trotzdem mußten sie neuerdings in den landwirtschaftlichen Einsatz. Schriftliche Arbeitsunfähigkeitserklärungen tschechischer Ärzte wurden einfach zerrissen. Ich selbst, 53 Jahre alt, hatte mir bei einem Sprung aus dem Fenster, um einer Vergewaltigung zu entgehen, beide Knöchel ausgekegelt und das Fersenbein geprellt. Ich mußte am Stock humpelnd schwere Feldarbeit verrichten. Wir hatten einen fensterlosen Holzschuppen als Wohnung. Das war in Markowitz bei Tschaslau. Auch mein 73-jähriger Mann mußte dort arbeiten, bis er sich eine Lungenentzündung zuzog.



 

Stefanau


Bericht Nr. 323
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Schwere Körperverletzung
Berichter: Karl Ottahal Bericht vom 28. 6. 1946

Lage von StefanauIch war seit 25. 5. 1945 im Lager Stefanau interniert. Dort wurden täglich abends die Häftlinge verprügelt. Am 17. 6. erhielten wir 20 Sternberger sogenannten Heimaturlaub für einen Tag, um uns Wäsche und Kleider zu holen. Als wir uns um 7 Uhr abends beim Národní Dum zum gemeinsamen Rückmarsch unter Führung einer Wache trafen, wurden wir von Angestellten des dort untergebrachten Arbeitsamtes in einen Keller geführt und schwer mißhandelt. Ich selbst wurde als achtzehnter mit einem Fußtritt über ungefähr 20 Stufen in den finsteren Keller gestoßen, wodurch ich mir einen Beckenbruch zuzog und beim Auffallen auf eine Kiste im Keller mir die rechte Hand prellte und den Unterarm brach. In diesem Zustand erhielt ich noch 10 Hiebe mit einem Gummiknüppel auf das Gesicht. Sie führten mich dann in meine Wohnung, die ganz in der Nähe war. Der herbeigerufene Arzt veranlaßte meine Überführung ins Krankenhaus, wo ich 4½ Monate behandelt werden mußte und die Kosten von Kc 4700.- aus eigenen Mitteln zahlen mußte.


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Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen
Überlebende kommen zu Wort